Politik und Kultur - Deutscher Kulturrat
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KULTURPOLITIK IN THÜRINGEN<br />
politik <strong>und</strong> kultur • März – April 2007 • Seite 6<br />
Fortsetzung von Seite 5<br />
Kleinstaatlich – kleinkariert<br />
– kleinzukriegen?<br />
auch nach der Zeit von Goethe <strong>und</strong><br />
Schiller zeigte sich immer wieder<br />
die Wertschätzung, die die Landesherren<br />
dem kulturellen Vermächtnis<br />
ihrer Region entgegenbrachten. So<br />
erneuerte Großherzog Carl Alexander<br />
im Jahre 1838 unter großem materiellen<br />
Aufwand die sanierungsbedürftige<br />
Wartburg. Dadurch stellte<br />
der Regent heraus, dass Thüringen<br />
als Land zu begreifen sei, dass<br />
vor allem aus kultureller Hinsicht<br />
seinen Platz in Deutschland gef<strong>und</strong>en<br />
hat.<br />
Die momentane<br />
kulturelle Situation<br />
Der bekannte deutsche Historiker,<br />
Soziologe <strong>und</strong> Ökonom Werner Sombart<br />
(1863-1941) schrieb in seinem<br />
Werk „Liebe, Luxus <strong>und</strong> Kapitalismus“,<br />
dass als Luxus jener Aufwand<br />
bezeichnet werden müsse, der über<br />
das Notwendige hinausgeht. Eine<br />
sehr einleuchtende, wenn nicht gar<br />
simpel anmutende Erkenntnis. Versucht<br />
man diese jedoch mit Leben zu<br />
füllen, erweist sich dies als nicht<br />
ganz so einfach. Denn was genau<br />
fällt unter Luxus <strong>und</strong> kann somit<br />
überflüssig gelten <strong>und</strong> was stellt<br />
wiederum eine Notwendigkeit dar?<br />
In manchen Fällen verhält es sich<br />
vergleichsweise einfach, beim (maßvollen)<br />
Essen zum Beispiel. Aber <strong>Kultur</strong>?<br />
Ist <strong>Kultur</strong> Teil des Luxus` oder<br />
trotz ihre „Kostspieligkeit“ nicht vielmehr<br />
ein wichtiger Bestandteil einer<br />
intakten Gesellschaft? Diese Frage<br />
stellen sich in Thüringen zur Zeit viele<br />
Menschen. Für die Landesregierung<br />
indes scheint sie längst beantwortet<br />
zu sein: <strong>Kultur</strong> ist Luxus –<br />
zumindest was die Vielzahl der Theater<br />
<strong>und</strong> Orchester anbelangt. Frühere<br />
Regenten sahen dies, wie der<br />
Beitrag gezeigt hat, anders. Martin<br />
Luther selbst intervenierte, als es um<br />
die Streichungen der Gelder für den<br />
„musikalischen Aufwand“ ging. Seiner<br />
Meinung nach habe ein guter<br />
Regent <strong>und</strong> Potentat geradezu die<br />
Pflicht, für Musik die benötigten<br />
Summen zur Verfügung zu stellen.<br />
Dass durch die aktuellen Streichungen<br />
<strong>und</strong> Zusammenlegungen kulturell<br />
gewachsene Strukturen zerstört<br />
werden, ist aus finanztechnischer<br />
Sicht nicht von Belang. Dieser historisch<br />
begründete Reichtum an <strong>Kultur</strong>einrichtungen,<br />
legt man ihn in<br />
Euro um, kommt dem Land mehr<br />
oder minder teuer zu stehen. Schnell<br />
wird also der Rotstift angesetzt: Zu<br />
viele Theater <strong>und</strong> Orchester. Natürlich<br />
gibt es <strong>Kultur</strong> selten gratis. Um<br />
den Haushalt des Landes zu sanieren,<br />
stellt eine solche Maßnahme wohl<br />
nicht mehr dar, als den berühmten<br />
Tropfen auf den heißen Stein. Für die<br />
betroffenen <strong>Kultur</strong>institutionen allerdings<br />
entstehen fast unüberwindbare<br />
Probleme. Haben Menschen nun<br />
ein Recht auf <strong>Kultur</strong> oder besser auf<br />
Vielfalt an <strong>Kultur</strong>? Folgt man dem sich<br />
abzeichnenden b<strong>und</strong>espolitischen<br />
Trend, dann lautet die Antwort: Ja!<br />
Denn die Ereignisse in Thüringen fallen<br />
interessanter Weise in eine Zeit,<br />
in der zum einen über die Festschreibung<br />
des Staatsziels <strong>Kultur</strong> in unser<br />
Gr<strong>und</strong>gesetz diskutiert wird. Zum<br />
anderen wurde vor kurzem die<br />
UNESCO Konvention zum Schutz<br />
<strong>und</strong> zur Förderung der kulturellen<br />
Vielfalt im Deutschen B<strong>und</strong>estag verabschiedet.<br />
Doch wie gehen Förderung-<br />
<strong>und</strong> Bestandssicherungsbestrebungen<br />
auf staatlicher Ebene einher<br />
mit Kürzungen auf Seiten der<br />
B<strong>und</strong>esländer?<br />
Thüringen, dies haben die Ausführungen<br />
gezeigt, war <strong>und</strong> ist weder<br />
im negativen Wortsinn kleinstaatlich,<br />
noch kleinkariert <strong>und</strong> es scheint<br />
glücklicherweise auch nicht kleinzukriegen<br />
zu sein. Denn trotz der Hürden,<br />
die die Haushaltspolitik für die<br />
<strong>Kultur</strong> bereithält, formiert sich ein<br />
immer lauter werdender Protest gegen<br />
die aktuellen Kürzungen bei Theatern<br />
<strong>und</strong> Orchestern. Aktionen, wie<br />
die der Initiative Thüringen belegen<br />
eindrucksvoll, dass die Bedeutung<br />
des Namens „Thüringen“, der etymologisch<br />
mit den Adjektiven „groß“<br />
<strong>und</strong> „wertvoll“ in Verbindung gebracht<br />
wird, absolut zutreffend ist.<br />
Dass die bisherige Förderung vor allem<br />
den nun von den Kürzungen Betroffenen<br />
zugute kam, soll an dieser<br />
Stelle nicht verschwiegen werden.<br />
Ganz im Gegensatz zu anderen <strong>Kultur</strong>einrichtungen,<br />
wie Bibliotheken, Museen<br />
oder Musikschulen, die immer<br />
schon (zu) wenig Zuschüsse erhielten.<br />
Zukünftig wird es aber darauf ankommen,<br />
dass die <strong>Kultur</strong>institutionen in<br />
Thüringen gemeinsam <strong>und</strong> nicht im<br />
Alleingang oder gar in Abgrenzung<br />
zueinander gegen solche Kürzungen<br />
vorgehen, um Schlimmeres abzuwenden.<br />
Der Dichterfürst Johann Wolfgang<br />
von Goethe kleidete dieses Ansinnen<br />
bereits Anno 1791 in Worte. In<br />
seiner Rede zur Eröffnung des neuen<br />
Theaters in Weimar sprach er wie folgt:<br />
Denn hier gilt nicht, daß einer<br />
athemlos<br />
Dem andern heftig vorzueilen strebt<br />
Um einen Kranz für sich hinweg zu<br />
haschen.<br />
Wir treten vor Euch auf <strong>und</strong> jeder<br />
bringt<br />
Bescheiden seine Blume, daß nur<br />
bald<br />
Ein schöner Kranz der Kunst<br />
vollendet werde,<br />
Den wir zu Euer Freude knüpfen<br />
möchten.<br />
Die Verfasserin ist Mitarbeiterin des<br />
Deutschen <strong>Kultur</strong>rates<br />
„Wo finden Sie auf einem so engen<br />
Fleck noch so viel Gutes?“ – so lobte<br />
einst Goethe in einem Brief an<br />
Eckermann seine Wahlheimat Thüringen.<br />
Thüringen ist Kernland der<br />
<strong>Kultur</strong>, eine einzigartige <strong>Kultur</strong>landschaft.<br />
Große Namen aus Musik, Literatur,<br />
Kunst- <strong>und</strong> Geistesgeschichte<br />
stehen für das in Jahrh<strong>und</strong>erten<br />
gewachsene reiche kulturelle Erbe.<br />
K<br />
ulturstaat Thüringen, das heißt<br />
konkret: fast 30.000 schutzwürdige<br />
Denkmäler, r<strong>und</strong> 180 überwiegend<br />
kommunale Museen, die <strong>Kultur</strong>schätze<br />
von herausragender nationaler<br />
<strong>und</strong> internationaler Bedeutung<br />
präsentieren, zehn wissenschaftliche<br />
Bibliotheken mit national <strong>und</strong><br />
international bemerkenswerten<br />
Sammlungen sowie weit mehr als 600<br />
Maler, Grafiker, Bildhauer, Kunsthandwerker<br />
<strong>und</strong> Designer, die eine lebendige<br />
Szene der bildenden Kunst bilden.<br />
Große Persönlichkeiten der Musikgeschichte<br />
wie die Familie Bach,<br />
Heinrich Schütz, Johann Nepomuk<br />
Hummel, Franz Liszt, Brahms, Wagner,<br />
Telemann, Max Reger <strong>und</strong> Hans<br />
von Bülow haben in Thüringen gewirkt.<br />
Das Land fördert Chöre <strong>und</strong><br />
Musikvereine als Träger des kulturellen<br />
Lebens. Das Land wird künftig<br />
Thüringen ist <strong>und</strong> bleibt ein <strong>Kultur</strong>land<br />
auch neue Kompositionen unterstützen,<br />
ebenso fördert es Projekte wie die<br />
Jazzmeile Thüringen, „Thüringen<br />
Grammy“, die Klezmer-Wochen, die<br />
Tage der Jüdisch-israelischen <strong>Kultur</strong><br />
<strong>und</strong> die Kirchenmusik.<br />
Die Literatur hat ihren bleibenden<br />
Stellenwert in Thüringen. Hier hat sich<br />
eine lebendige aktuelle Literaturlandschaft<br />
entwickelt, die ihr besonderes<br />
Augenmerk auf die Nachwuchsförderung<br />
legt.<br />
Der historisch-aufklärerische Beitrag,<br />
den das <strong>Kultur</strong>hauptstadtjahr<br />
Weimar 1999 geleistet hat, wirkt – neben<br />
den Vorteilen für die Bausubstanz<br />
– über den Tag hinaus <strong>und</strong> hat Impulse<br />
gegeben. Weimar hat an Weitläufigkeit,<br />
an Diskursfähigkeit gewonnen.<br />
Und es zeigt sich immer wieder,<br />
dass Weimar Anlass „zur Reibung“<br />
bietet. Das Land fördert nach Kräften<br />
den künstlerischen Nachwuchs.<br />
Sieben Theater mit je einem Orchester<br />
<strong>und</strong> drei weitere selbständige<br />
Sinfonieorchester werden institutionell<br />
gefördert. Nach den bis 2008<br />
mit den Trägern geschlossenen Verträgen<br />
erhalten diese vom Land Finanzmittel<br />
in Höhe von jährlich<br />
insgesamt etwa 60 Millionen Euro.<br />
Der Eigenanteil der Träger liegt bei<br />
ca. 44 Millionen Euro. Die Höhe der<br />
Landesförderung ist einmalig in<br />
Portrait eines <strong>Kultur</strong>staates • Von Jens Goebel<br />
Deutschland. Ergänzt wird das kulturelle<br />
Angebot durch Festivals, wie<br />
beispielsweise das Tanz- <strong>und</strong> Folkfest<br />
in Rudolstadt als größtes Weltmusik-Festival<br />
in Deutschland, die<br />
<strong>Kultur</strong>arena Jena, das Kunstfest „Pèlerinages“<br />
in Weimar oder die Domstufenfestspiele<br />
in Erfurt.<br />
Im Juli 2005 hat die Landesregierung<br />
das „<strong>Kultur</strong>konzept des Freistaats<br />
Thüringen“ vorgelegt. Mit diesem<br />
<strong>Kultur</strong>konzept stellt sich die<br />
Landesregierung der Aufgabe, auch<br />
in Zukunft angemessene Voraussetzungen<br />
für eine freie, pluralistische<br />
<strong>und</strong> lebendige <strong>Kultur</strong>landschaft zu<br />
entwickeln. Das Konzept soll mittelfristig<br />
den inhaltlichen Rahmen für<br />
die <strong>Kultur</strong>entwicklung in Thüringen<br />
abstecken. Gr<strong>und</strong>aufgabe Thüringer<br />
<strong>Kultur</strong>politik ist nach diesem Konzept<br />
die Förderung einer lebendigen<br />
<strong>und</strong> fruchtbaren Wechselbeziehung<br />
von Traditionspflege <strong>und</strong> kultureller<br />
Innovation. Flankierend zur öffentlichen<br />
Förderung setzt Thüringen<br />
auch auf bürgerschaftliches Engagement,<br />
auf <strong>Kultur</strong>sponsoring <strong>und</strong><br />
Mäzenatentum. Das Thüringer <strong>Kultur</strong>konzept<br />
könnte beispielgebend<br />
für andere Länder sein. Wir haben<br />
dort nämlich eine <strong>Kultur</strong>quote vorgeschrieben:<br />
Auch in Zukunft sollen<br />
1,3 Prozent des Landeshaushalts für<br />
Inszenierung „Das Rheingold“, Deutsches Nationaltheater Weimar Foto: Forster<br />
kulturelle Förderung eingesetzt werden.<br />
Das ist b<strong>und</strong>esweit ein Spitzenwert,<br />
den es zu halten gilt! Die Thüringer<br />
<strong>Kultur</strong>landschaft soll in ihrer<br />
Breite <strong>und</strong> Vielfalt erhalten bleiben.<br />
Gemeinsam mit den kommunalen<br />
Trägern gilt es, die kulturelle Infrastruktur<br />
zukunftsfähig zu machen,<br />
denn sie ist unser Kapital. Das erfordert<br />
auch ein Nachdenken über<br />
strukturelle Veränderungen.<br />
Die aktuelle Diskussion um unumgängliche<br />
Kürzungen <strong>und</strong> um<br />
neue Strukturen in der Thüringer<br />
Theaterlandschaft ist auch b<strong>und</strong>esweit<br />
wahrgenommen worden. Worum<br />
geht es in dieser Debatte? Wir<br />
wollen auch künftig alles daran setzen,<br />
dass an allen bisherigen Theaterstandorten<br />
ein möglichst breites Angebot<br />
in den verschiedenen Sparten<br />
dauerhaft <strong>und</strong> von hoher künstlerischer<br />
Qualität gewährleistet wird.<br />
Dieser Anspruch ist bei sinkender<br />
Förderung der Kommunen <strong>und</strong> des<br />
Landes allerdings nur zu erfüllen,<br />
wenn Produktionen auch zum Zuschauer<br />
reisen. 53 Prozent der <strong>Kultur</strong>ausgaben<br />
des Freistaats Thüringen<br />
entfielen 2005 auf die Theater. Thüringen<br />
hat das dichteste Theater<strong>und</strong><br />
Orchesternetz aller deutschen<br />
Flächenstaaten. Beim Landeszuschuss<br />
pro Einwohner für Theater<br />
liegt Thüringen unter den Flächenländern<br />
mit über 28 Euro b<strong>und</strong>esweit<br />
mit Abstand an der Spitze. Jede verkaufte<br />
Eintrittskarte wird mit durchschnittlich<br />
125 Euro aus öffentlichen<br />
Kassen gestützt. Die aktuelle Debatte<br />
zeigt: Das Wünschbare ist in der<br />
<strong>Kultur</strong>politik nicht immer das Machbare.<br />
Wichtig ist eine ausgewogene<br />
Balance aller <strong>Kultur</strong>sparten, was auch<br />
eine ausgewogene Finanzierung einschließt.<br />
Wenn wir eine größere Breite<br />
im Land erreichen wollen, müssen<br />
zwangsläufig in einzelnen Bereichen<br />
Beschränkungen erfolgen. Und es<br />
müssen nachhaltig stabile <strong>und</strong> zukunftsfähige<br />
Strukturen geschaffen<br />
werden. Die Theater- <strong>und</strong> Orchesterlandschaft<br />
muss zukunftsfähig <strong>und</strong><br />
bezahlbar sein, <strong>und</strong> sie muss anspruchsvolle<br />
Theater- <strong>und</strong> Konzertproduktionen<br />
ermöglichen.<br />
Das Ziel der Thüringer Theaterreform<br />
ist klar: Die historisch gewachsene<br />
Vielfalt von Theater- <strong>und</strong> Orchesterangeboten<br />
in Thüringen soll durch<br />
Schwerpunktbildung <strong>und</strong> Vernetzung<br />
weiterentwickelt werden. Auch der<br />
Weg dorthin ist abgesteckt: nämlich<br />
zukünftig mehr Kooperationen zwischen<br />
den Theatern <strong>und</strong> Orchestern<br />
zu organisieren <strong>und</strong> damit zu mehr<br />
Aufführungen für die einzelnen Produktionen<br />
zu gelangen. Dabei sollen<br />
weder die Leuchttürme noch die Angebote<br />
in der Fläche verschwinden.<br />
Auch wenn der Freistaat Thüringen<br />
sparen muss, gilt es Qualität zu erhalten<br />
<strong>und</strong> neue Qualität zu gewinnen.<br />
Die kulturelle Tradition hat seit<br />
jeher das Selbstverständnis der Thüringer<br />
geprägt. Den kulturellen Reichtum<br />
des Landes zu bewahren,<br />
zugleich aber in die aktuellen <strong>Kultur</strong>bedürfnisse<br />
<strong>und</strong> finanziellen Möglichkeiten<br />
unserer Zeit einzubinden, das<br />
ist einer der wesentlichen Ausgangspunkte<br />
der Thüringer <strong>Kultur</strong>politik.<br />
Die Landesregierung unterstützt<br />
Kunst <strong>und</strong> <strong>Kultur</strong> nach Kräften. Nicht<br />
nur, weil <strong>Kultur</strong> heute ein viel gefragter<br />
so genannter „weicher“ Standortfaktor<br />
<strong>und</strong> damit ein Stück Zukunftskapital<br />
ist, sondern vor allem, weil<br />
<strong>Kultur</strong> der Persönlichkeitsbildung<br />
dient <strong>und</strong> Identität schafft. In kaum<br />
einer anderen Region der B<strong>und</strong>esrepublik<br />
Deutschland wird der Status<br />
„<strong>Kultur</strong>land“ von den hier lebenden<br />
Menschen so selbstverständlich <strong>und</strong><br />
selbstbewusst beansprucht wie in<br />
Thüringen. Dieses Kapital, die <strong>Kultur</strong>,<br />
gilt es zu bewahren, lebendig zu erhalten<br />
<strong>und</strong> zu einem Markenzeichen<br />
Thüringens fortzuentwickeln.<br />
Der Freistaat Thüringen bekennt<br />
sich zum „Bürgerrecht auf <strong>Kultur</strong>“,<br />
zum Prinzip „<strong>Kultur</strong> für alle“. Allerdings<br />
kann der Freistaat nicht alles für<br />
alle finanzieren. Vergessen wir eines<br />
nicht: In Deutschland fließen etwa 90<br />
Prozent aller Fördermittel für Kunst<br />
<strong>und</strong> <strong>Kultur</strong> von der öffentlichen Hand,<br />
das ist weltweit einmalig, <strong>und</strong> während<br />
in den alten B<strong>und</strong>esländern die<br />
Kommunen 60 Prozent der so genannten<br />
„Hochkultur“ finanzieren, die Länder<br />
40 Prozent, ist es in Thüringen<br />
derzeit genau umgekehrt.<br />
Die Pflege von Kunst <strong>und</strong> <strong>Kultur</strong> ist<br />
nach dem Gr<strong>und</strong>gesetz vorrangig<br />
Aufgabe der Länder <strong>und</strong> Kommunen.<br />
Die öffentliche Hand hat kulturelle<br />
Prozesse nicht zu leiten, nicht inhaltlich<br />
zu prägen. Sie hat aber wohl Rahmenbedingungen,<br />
den Humus zu<br />
schaffen, auf dem <strong>Kultur</strong> gedeihen<br />
kann. Unsere Landeskulturpolitik soll<br />
ausgleichend wirken zwischen Bewahren<br />
<strong>und</strong> Erneuern, zwischen institutionalisierter<br />
<strong>Kultur</strong> <strong>und</strong> freier<br />
Szene, zwischen Spitze <strong>und</strong> Breite,<br />
zwischen Sparten <strong>und</strong> Regionen, zwischen<br />
Profi- <strong>und</strong> Laienkultur, zwischen<br />
aktiver <strong>und</strong> rezeptiver <strong>Kultur</strong>teilhabe.<br />
So bleibt Thüringen ein lebendiges<br />
<strong>Kultur</strong>land.<br />
Der Verfasser ist Thüringer<br />
Kultusminister