Politik und Kultur - Deutscher Kulturrat
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KULTURPOLITIK IN THÜRINGEN<br />
politik <strong>und</strong> kultur • März – April 2007 • Seite 7<br />
Über vier Jahrzehnte der Trennung<br />
<strong>und</strong> Teilung hinweg blieb die deutsche<br />
Wiedervereinigung bei der<br />
Mehrheit der Deutschen deswegen<br />
das Ziel, weil bei allen kulturellen<br />
Unterschieden zwischen Landsmannschaften<br />
<strong>und</strong> Regionen gerade<br />
die gemeinsame Geschichte <strong>und</strong><br />
<strong>Kultur</strong> den Gedanken der Einheit der<br />
Nation lebendig gehalten haben.<br />
<strong>Kultur</strong> ist das Bindeglied im vereinten<br />
Deutschland <strong>und</strong> zugleich ist sie<br />
spezifisches Merkmal einzelner<br />
Kommunen, Regionen <strong>und</strong> Länder.<br />
Die föderale Vielfalt unserer <strong>Kultur</strong><br />
spiegelt sich in Thüringen<br />
im Kleinen wider: Die Vielgestaltigkeit<br />
ist das Ergebnis der politischen,<br />
der sozialen <strong>und</strong> der <strong>Kultur</strong>geschichte<br />
über viele Generationen. Thüringen<br />
birgt heute neben dem Erbe der<br />
Moderne, beispielsweise des Bauhauses,<br />
insbesondere den kulturellen<br />
Nachlass seiner ehemals sieben<br />
souveränen, fürstlich regierten<br />
Kleinstaaten mit seiner unvergleichlichen<br />
Dichte an Denkmalen, an<br />
Theatern, Orchestern <strong>und</strong> Museen,<br />
<strong>und</strong> dem ebenfalls kulturell reichen<br />
früheren preußischen Landesteil um<br />
Erfurt <strong>und</strong> Nordhausen. Unser Grünes<br />
Gewölbe ist sowohl der Kosmos<br />
Weimar als auch die Dichte an kulturellem<br />
Erbe einer einzigartigen<br />
Landesgeschichte.<br />
Dieser Blick auf die Herkunft unserer<br />
kulturellen Einrichtungen ist<br />
zugleich Kompass <strong>und</strong> Richtschnur<br />
für die Zukunft der <strong>Kultur</strong>politik für<br />
Thüringen. <strong>Kultur</strong> war in Thüringen<br />
immer auch eine Volksbewegung.<br />
Den besten Beweis liefert in der Musikgeschichte<br />
des 17. <strong>und</strong> 18. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />
das Phänomen der so genannten<br />
Adjuvantenmusik, die eben<br />
nicht an den Thüringer Höfen, sondern<br />
in den Dörfern des Landes von<br />
den einfachen Menschen, den Bauern<br />
<strong>und</strong> Tagelöhnern gepflegt wurde<br />
<strong>und</strong> eine einzigartige Qualität<br />
hervorgebracht hat. Vielerorts waren<br />
es achtzig <strong>und</strong> neunzig Prozent der<br />
dörflichen Bevölkerung, die in den<br />
Chören <strong>und</strong> Orchestern die Pflege<br />
<strong>und</strong> Fortentwicklung einer eigenen,<br />
vom musikalischen „Hilfspersonal“<br />
geschriebenen Musik ermöglichte.<br />
Die höfischen <strong>und</strong> geistlichen musikalischen<br />
Werke eines Schütz, Telemann,<br />
Bach oder Spohr hatten ihre<br />
Entsprechung in der Tiefe des Landes<br />
<strong>und</strong> seiner Menschen. Dies ist<br />
Beispiel <strong>und</strong> Ansporn.<br />
Förderung <strong>und</strong> Pflege der Hochkultur<br />
<strong>und</strong> kultureller Arbeit in der<br />
Breite bedingen einander. Das eine<br />
sichert die Zukunft des jeweils anderen.<br />
Für Museen, Musikschulen, Bibliotheken,<br />
Denkmalpflege <strong>und</strong> die<br />
Projektförderung ist ebenso wie für<br />
Theater <strong>und</strong> Orchester eine ausreichende<br />
<strong>und</strong> ausgewogene Mittelverteilung<br />
zu gewährleisten.<br />
Ausreichende Mittelzuteilung im<br />
Bereich der <strong>Kultur</strong>politik heißt bei<br />
der Dichte kultureller Einrichtungen<br />
von Rang in Thüringen, dass sich<br />
dies in einem angemessenen Anteil<br />
der <strong>Kultur</strong>ausgaben an den Ausgaben<br />
des Landes (<strong>Kultur</strong>quote) niederschlagen<br />
muss. Thüringen verzeichnet<br />
mit seiner <strong>Kultur</strong>quote von<br />
1,3% einen Spitzenwert. Die Landesregierung<br />
hat sich sowohl in ihrem<br />
Landeskulturkonzept als auch in ihrer<br />
Mittelfristigen Finanzplanung zu<br />
dem im Ländervergleich ehrgeizigen<br />
Ziel bekannt, diese <strong>Kultur</strong>quote beizubehalten.<br />
Dies unterstützt meine<br />
Fraktion ausdrücklich.<br />
Thüringen hat am Ende dieses<br />
Jahres einen Schuldenstand von fast<br />
17 Milliarden Euro. Daraus erwächst<br />
eine Zinslast von jährlich 740 Millionen<br />
Euro. Bei einem Haushaltsvolumen<br />
von r<strong>und</strong> neun Milliarden<br />
Euro heißt das: Der Anteil alleine der<br />
Zinsen am Landeshaushalt liegt bei<br />
<strong>Kultur</strong>elle Kornkammer Thüringen<br />
Mit einer <strong>Kultur</strong>quote von 1,3 Prozent erzielt Thüringen einen Spitzenwert • Von Jörg Schwäblein<br />
8%. Als Mitglied des Landtags war<br />
ich daran nicht völlig unbeteiligt.<br />
Aber wer mit offenen Augen durch<br />
Thüringen fährt, der sieht am Zustand<br />
unserer Städte <strong>und</strong> Gemeinden,<br />
wofür das Geld ausgegeben<br />
worden ist.<br />
Hätten wir in den Jahren von<br />
1999 bis 2005 die Steuereinnahmen<br />
erwirtschaftet, die uns nach der ersten<br />
rot-grünen Steuerschätzung vorhergesagt<br />
wurden, dann hätten wir<br />
in diesem Zeitraum zweieinhalb Milliarden<br />
Euro Mehreinnahmen gehabt<br />
– <strong>und</strong> heute einen entsprechend<br />
geringeren Schuldenstand.<br />
Vor allem könnten wir heute bereits<br />
einen Landeshaushalt ohne neue<br />
Schuldenaufnahme vorweisen. Ehrgeizige<br />
Zielsetzungen streben dies<br />
für 2010 an. Frühestens dann wird es<br />
möglich sein, die Rückführung der<br />
Zinslast zu beginnen, die uns auch<br />
ohne Neuverschuldung noch lange<br />
begleiten wird.<br />
Eine Zunahme der <strong>Kultur</strong>ausgaben<br />
ist nicht möglich. Innerhalb der<br />
<strong>Kultur</strong>ausgaben verzeichnen wir in<br />
Thüringen seit Jahren eine zunehmende<br />
Schieflage. Neben den Theatern<br />
<strong>und</strong> Orchestern bleibt für den<br />
gesamten „Rest“ der <strong>Kultur</strong>pflege nur<br />
noch weit weniger als die Hälfte des<br />
Kuchens übrig. Das ist auch im Lande<br />
Schillers <strong>und</strong> Goethes, Ekhofs oder<br />
des Meininger Theaterherzogs Georg<br />
II. im 21. Jahrh<strong>und</strong>ert nicht vertretbar.<br />
Das Land muss seine Förderung<br />
für Theater <strong>und</strong> Orchester von gut<br />
sechzig Millionen Euro reduzieren.<br />
Thüringen leistet sich eine Dichte<br />
an öffentlich finanzierten Theatern<br />
<strong>und</strong> Orchestern, die ihresgleichen<br />
sucht. An acht Theaterstandorten<br />
haben wir nicht nur schöne Häuser<br />
<strong>und</strong> gute Aufführungsbedingungen,<br />
sondern auch eigene Schauspielensembles<br />
in Nordhausen, Eisenach,<br />
Meiningen, Erfurt, Weimar,<br />
Jena, Rudolstadt <strong>und</strong> in Gera/Altenburg.<br />
Hinzu kommen die Orchester<br />
in Sondershausen, Eisenach, Meiningen,<br />
Erfurt, Weimar, Jena, Rudolstadt,<br />
in Gotha/Suhl <strong>und</strong> in Gera/Altenburg.<br />
Ein Blick auf die Landkarte zeigt das<br />
Dilemma: Alleine die <strong>Kultur</strong>hauptstadt<br />
Europa 2010 Essen hat gemeinsam<br />
mit Bochum <strong>und</strong> Dortm<strong>und</strong> gut<br />
eineinhalb Millionen Einwohner.<br />
Die Städte liegen knapp 40 Kilometer<br />
auseinander. Das entspricht der<br />
Entfernung zwischen Erfurt, Weimar<br />
<strong>und</strong> Jena mit drei Theatern <strong>und</strong> drei<br />
Orchestern – mit weiteren Orchestern<br />
im unmittelbaren Umland in<br />
Gotha/Suhl, in Rudolstadt, in Gera/<br />
Altenburg. Warum soll es unter <strong>Kultur</strong>schaffenden<br />
nicht möglich sein,<br />
zwischen den Einrichtungen ein<br />
Mehr an Zusammenarbeit, auch bis<br />
hin zur Fusion von Häusern zu akzeptieren?<br />
Für eine Einstudierung seiner<br />
Zauberflöte hat Mozart vor bald 250<br />
Jahren mit seinen gleich vielen Musikern<br />
wie heute, bis zur Premiere<br />
etwa die gleiche Zahl von St<strong>und</strong>en<br />
probieren müssen. Der sonst allgemeine<br />
Produktivitätsfortschritt ist<br />
bekannt. Dass Künstler an der mit<br />
diesem Produktivitätsfortschritt verb<strong>und</strong>enen<br />
Einkommensentwicklung<br />
teilhaben, ist keinem Schauspieler,<br />
Musiker oder Intendanten vorzuwerfen.<br />
Aber diese Diskrepanz hat zu<br />
dem allseits bekannten Anstieg des<br />
öffentlichen Subventionsbedarfs geführt.<br />
Deswegen ist es heute auch so viel<br />
schwerer, all die Einrichtungen, die<br />
uns unsere Vorfahren hinterlassen<br />
haben, mit eigenem Ensemble zu erhalten.<br />
Ein Festhalten an Strukturen,<br />
die mit den gegebenen Qualitätsstandards<br />
nicht zu halten sind, führt entweder<br />
zur Handlungsunfähigkeit der<br />
Träger oder aber zur Bedeutungslosigkeit<br />
der Einrichtungen.<br />
Kann nicht ein Orchester, das ein<br />
bestimmtes Konzertprogramm für<br />
zwei Abende in Nordhausen <strong>und</strong><br />
Sondershausen einstudiert hat, dieses<br />
auch an einem dritten Abend in<br />
Gotha oder Rudolstadt aufführen?<br />
Als Erfurter ginge ich auch ins Theater,<br />
wenn dort eine Weimarer Schiller-Inszenierung<br />
aufgeführt wird.<br />
Und ein Weimarer nimmt nicht mehr<br />
„Schaden“ als ein Opernbesucher in<br />
Amsterdam oder Texas, wenn ihm<br />
eine dort sehr erfolgreiche Erfurter<br />
Opernproduktion „zugemutet“ wird.<br />
Für den Zeitraum 2009 bis<br />
zumindest 2012 müssen jetzt die finanziellen<br />
Festlegungen getroffen<br />
werden. Wenn durch die notwendigen<br />
strukturellen Veränderungen die<br />
drohende Scylla Handlungsunfähigkeit<br />
<strong>und</strong> die Charybdis Bedeutungslosigkeit<br />
umschifft werden können,<br />
ist es mir um die Zukunft der Thüringer<br />
<strong>Kultur</strong> nicht bange.<br />
Der Verfasser ist Sprecher der CDU-<br />
Fraktion für Wissenschaft, Kunst<br />
<strong>und</strong> Medien im Thüringer Landtag<br />
Thüringer <strong>Kultur</strong>politik in der Diskussion<br />
<strong>Kultur</strong> ist kein Selbstzweck, sondern ein Anker der Gesellschaft • Von Hans-Jürgen Döring<br />
Thüringen ist ein <strong>Kultur</strong>land, bekannt<br />
durch seine reichen <strong>und</strong> vielfältigen<br />
kulturellen Traditionen. Es<br />
ist ein Land, das mit dem Wirken<br />
Goethes, Schillers, Luthers <strong>und</strong><br />
Bachs verknüpft ist. Ein solches historisches<br />
Erbe verpflichtet. Der Freistaat<br />
verfügt über nicht weniger als<br />
12 Theater- <strong>und</strong> Orchesterstandorte;<br />
eine derartige Dichte an Spielorten<br />
sucht b<strong>und</strong>esweit ihresgleichen.<br />
Das ist ein Kapital, mit dem<br />
man wuchern kann – kulturell, touristisch<br />
<strong>und</strong> wirtschaftlich, Goethes<br />
Gedanken folgend: „Was du ererbt<br />
von deinen Vätern, erwirb es, um<br />
es zu besitzen.“<br />
K<br />
ultur ist kein Selbstzweck. Gerade<br />
in Zeiten der Globalisierung,<br />
in denen das Bedürfnis nach<br />
Vergewisserung, nach Identitätsbildung<br />
gestiegen ist, wird sie zu einem<br />
Anker für den einzelnen Menschen<br />
<strong>und</strong> für die Gesellschaft. In dem<br />
Maße, wie kulturelles Leben erhalten<br />
<strong>und</strong> gefördert wird, wächst auch der<br />
geistige Reichtum eines Gemeinwesens.<br />
Deshalb dürfen <strong>Politik</strong> <strong>und</strong> Gesellschaft<br />
nicht nachlassen in dem<br />
Bemühen, Kunst <strong>und</strong> <strong>Kultur</strong> in jeder<br />
Form zu unterstützen, ihnen die Mittel<br />
zur Verfügung zu stellen, die ihrer<br />
hohen Wertigkeit entsprechen.<br />
Thüringen läuft jedoch mit Blick<br />
auf das derzeitige Regierungshandeln<br />
Gefahr, seine <strong>Kultur</strong>landschaft<br />
Außenansicht des Deutschen Nationaltheaters Weimar Foto: Wonge Bergmann<br />
zu zerstören. Massive Einschnitte in<br />
der Theater- <strong>und</strong> Orchesterfinanzierung<br />
drohen kulturvernichtend zu<br />
wirken. Das theaterpolitische Zukunftskonzept<br />
der Thüringer Landesregierung<br />
besteht aus „bedeutenden“<br />
Worten <strong>und</strong> einer „Modellrechnung“,<br />
nach der die Landeszuschüsse<br />
ab dem Jahre 2009 drastisch reduziert<br />
werden <strong>und</strong> die für die Thüringen<br />
Philharmonie Gotha/Suhl gar<br />
die völlige Streichung der Landesmittel<br />
vorsieht. Darüber hinaus erscheint<br />
in der Rubrik „Deutsches<br />
Nationaltheater Weimar“ <strong>und</strong> „Theater<br />
Erfurt“ eine zusammenfassende<br />
Klammer, hinter der für beide<br />
Standorte eine gemeinsame Fördersumme<br />
zu lesen ist. Diese „Modellrechnung“<br />
begründet nicht, warum<br />
einige Theater- <strong>und</strong> Orchesterstandorte<br />
trotz verschiedener Strukturen,<br />
Ensemblegrößen, Einspielergebnisse<br />
<strong>und</strong> aus finanzieller Sicht unterschiedlicher<br />
Träger ab 2009 in<br />
nahezu gleicher reduzierter Höhe<br />
gefördert werden sollen <strong>und</strong> ein Orchester<br />
völlig aus der Finanzierung<br />
heraus fällt. Sie sagt auch nichts<br />
darüber aus, welche konkrete Strukturentscheidung<br />
sich hinter der<br />
Klammer für die beiden Theater Weimar<br />
<strong>und</strong> Erfurt verbirgt. Diese Tatsache<br />
offenbart, dass die Landesregierung<br />
über kein kulturpolitisch<br />
begründetes Konzept zum künftigen<br />
Umgang mit der Theater- <strong>und</strong> Orchesterfrage<br />
verfügt. Die geplante<br />
substanzzerstörende Streichorgie ist<br />
weder kulturpolitisch noch finanzpolitisch<br />
zu begründen. Es geht hier<br />
um ein Einsparpotential von 10 Millionen<br />
Euro, was 0,11 Prozent des<br />
Landeshaushaltes entspricht. Das<br />
reale Einsparvolumen bewegt sich<br />
im Promillebereich, der Schaden<br />
aber, der durch den drohenden Kahlschlag<br />
dem <strong>Kultur</strong>land Thüringen<br />
zugefügt wird, ist sehr hoch. Nicht<br />
weniger als drei Theater- <strong>und</strong> Orchesterstandorte<br />
stehen zur Disposition.<br />
Gleichzeitig nimmt die Thüringer<br />
Theaterdebatte immer groteskere<br />
Gestalt an. Da wird dem einen<br />
Theater- <strong>und</strong> Orchesterstandort vom<br />
Kultusminister öffentlich die Zukunftsfähigkeit<br />
abgesprochen, dem<br />
anderen gar beschieden, er werde in<br />
Thüringen nicht benötigt. Da sagt<br />
der Ministerpräsident eine Erhöhung<br />
der Landesförderung unter der<br />
Voraussetzung zu, dass die jeweiligen<br />
Träger ein gleiches tun. Folgen<br />
jedoch die Träger des Theaters Rudolstadt/Saalfeld<br />
dem Wort des Ministerpräsidenten<br />
<strong>und</strong> kündigen<br />
eine Aufstockung ihres Finanzierungsanteils<br />
um 900.000 Euro an, um<br />
den strukturellen Erhalt ihres Theaters<br />
zu ermöglichen, gelangt der Kultusminister<br />
prompt zu der Einschätzung,<br />
diese Theaterstrukturen seien<br />
überhaupt nicht zukunftsfähig.<br />
Widersprüchlichkeiten finden sich<br />
ebenso in den Überlegungen zu den<br />
Theaterstandorten Erfurt <strong>und</strong> Weimar,<br />
wo man sich einerseits für eine<br />
Holding zwischen den Städten ausspricht,<br />
dann aber wieder über die<br />
Erhaltung des Deutschen Nationaltheaters<br />
<strong>und</strong> der Weimarer Staatskapelle<br />
in ihrer jetzigen Struktur fabuliert.<br />
Solche Richtungswechsel, solche<br />
sich widersprechenden Aussagen<br />
beweisen hinreichend den mangelnden<br />
kulturpolitischen Gestaltungswillen<br />
der Thüringer Landesregierung.<br />
Sie tragen zu einer absoluten<br />
Verunsicherung <strong>und</strong> Verärgerung<br />
der Thüringer Theater <strong>und</strong> Orchester<br />
<strong>und</strong> ihrer Träger bei. Sie rufen<br />
den Protest nicht nur der <strong>Kultur</strong>schaffenden,<br />
sondern auch den der<br />
Thüringer Bürgerinnen <strong>und</strong> Bürger<br />
hervor. Bei Demonstrationen, Unterschriftensammlungen<br />
<strong>und</strong> anderen<br />
Formen öffentlichen Protests solidarisieren<br />
sich die Menschen mit ihren<br />
Theatern <strong>und</strong> Orchestern <strong>und</strong> machen<br />
so deutlich, welchen hohen<br />
Stellenwert Kunst <strong>und</strong> <strong>Kultur</strong> in ihrem<br />
Leben haben.<br />
Die derzeitige Debatte über die<br />
Theater- <strong>und</strong> Orchesterfinanzierung<br />
greift aber zu kurz, wenn dabei nicht<br />
auch die seit Jahren rückläufige Förderung<br />
von Literatur <strong>und</strong> bildender<br />
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