01-2009 - Polizei Mecklenburg-Vorpommern
01-2009 - Polizei Mecklenburg-Vorpommern
01-2009 - Polizei Mecklenburg-Vorpommern
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Sitzblockade von ca. 100 Personen auf den Schienen<br />
Einsatz und Übung<br />
Wieder mal<br />
Gorleben – ein<br />
persönlicher<br />
Rückblick<br />
Stefanie Bohn und<br />
Martin Kath, BP MV,<br />
2. Hundertschaft<br />
Anfang November werden die Tage kürzer,<br />
die Nächte länger, es ist nass, kalt und die<br />
Blätter fallen von den Bäumen. Viele Menschen<br />
überbrücken diese Zeit durch gemütliche<br />
Abende auf der Couch. Für die Beamten<br />
der Bereitschaftspolizeien heißt es allerdings:<br />
Tasche packen und auf nach Gorleben!<br />
Am Donnerstag, den 06. November 2008,<br />
verlegte die 2. Hundertschaft der Bereitschaftspolizei<br />
MV mit 85 Beamten nach Dedelstorf<br />
in Niedersachsen. Die Unterkunft<br />
war einfach, aber sauber und die Zimmerbelegungen<br />
gestalteten sich unkompliziert, da<br />
wir im Vorfeld selber entscheiden konnten,<br />
wem wir die nächsten Nächte beim Schnarchen<br />
zuhören möchten. Wie jeder Einsatzbeamte<br />
weiß, ist eine gute Verpflegung bei<br />
langen Einsätzen, weit weg von zu Hause, extrem<br />
wichtig. Auch in diesem Jahr hat die<br />
Einsatzküche vom ersten Tag an tolle Arbeit<br />
geleistet.<br />
Einen Tag später startete der Transportzug<br />
mit hochradioaktiven Abfällen, verpackt in<br />
11 Behältern, von Valognes bei La Hague<br />
(Frankreich) in Richtung Gorleben. Nun war<br />
klar, dass mehr als 8000 Einsatzkräfte der<br />
Bundespolizei und der <strong>Polizei</strong>en der Länder<br />
dafür sorgen müssen, dass der Castor auf ca.<br />
1000 km Schienenstrecke sicher das Zwi -<br />
schen lager Gorleben erreicht. Doch dieser<br />
Transport sollte sich schon an der französisch-deutschen<br />
Grenze schwierig gestalten.<br />
Eine Ankettaktion mit drei Aktivisten hatte<br />
die Bahnstrecke im südpfälzischen Berg entsprechend<br />
lange blockiert, so dass der Zug<br />
erst mit ca. 12 Stunden Verspätung übernommen<br />
werden konnte.<br />
Die Bereitschaftspolizei MV verblieb an diesem<br />
Tag zunächst mit dem Auftrag „Eingreifkräfte/Reserve”<br />
in der Unterkunft. Nach einem<br />
hervorragenden Frühstück am Samstagmorgen<br />
waren alle Bäuche gefüllt und<br />
die Kollegen bereit für neue Aufgaben. Im<br />
Laufe des Tages fanden mehrere Versammlungen<br />
von Atomkraftgegnern statt.<br />
Im Verlauf des Sonntags kam es zu mehreren<br />
Sitzblockaden auf den Gleisen, wobei die<br />
Schienenstrecke teilweise unterhöhlt wurde.<br />
Brennende Barrikaden machten den Einsatz<br />
des Wasserwerfers erforderlich. An einigen<br />
Stellen der Gleise kam es durch Castorgegner<br />
zu massiven Übergriffen auf <strong>Polizei</strong>kräfte.<br />
Am späten Nachmittag wurden wir in der<br />
Ortslage Harlingen eingesetzt. Unsere Aufgabe<br />
war es, einen bestimmten Abschnitt<br />
der Schienen freizuhalten. Auf dem Weg zu<br />
unserem zugewiesenen Streckenabschnitt<br />
trafen wir auf eine Sitzblockade mit ca. 100<br />
Personen. Diese Gruppe wurde daraufhin<br />
von uns und der Bundespolizei umschlossen<br />
und aufgelöst.<br />
Immer wieder hörten wir Meldungen über<br />
mögliche Störer im Dunkel des Waldes. Es<br />
war ein eigenartiges Gefühl mitten in der<br />
Nacht, im Wald an den Gleisen zu stehen und<br />
nicht zu wissen, wie viele Personen sich gerade<br />
in dem Wald vor uns aufhielten. Da waren<br />
Taschenlampen, wenn auch nur in geringer<br />
Anzahl vorhanden, für einen Blick auf<br />
mögliche Störer unerlässlich. Nach einigen<br />
Stunden konnten wir in der Ferne endlich einen<br />
Helikopter sehen. Dies bedeutete, dass<br />
der Zug langsam näher kam.<br />
Abseilaktion der Aktivisten<br />
„Robin Wood”<br />
Nun hieß es, die Gleise zu verlassen, um den<br />
Sicherheitsabstand einzunehmen. Trotz allem<br />
ist es immer wieder ein bedrohliches<br />
Gefühl, wenn der Zug an den <strong>Polizei</strong>kräften<br />
vorbeirollt, die Angst vor eventueller Strahlung<br />
und die Helikopter, welche mit ihrem<br />
Suchscheinwerfer über dem Castor-Zug krei -<br />
sen. Nach dem Passieren des Zuges kam ein<br />
Gefühl der Erleichterung auf. Der erste und<br />
längste Teil des Transports war geschafft.<br />
Der Castor erreichte am Montagmorgen die<br />
Umladestation. Zu diesem Zeitpunkt hatte er<br />
eine Verspätung von rund 14 Stunden. Am<br />
Nachmittag wurde unsere Abteilung an der<br />
Transportstrecke „Straße”, direkt vor dem<br />
Zwischenlager eingesetzt. Doch auch an diesem<br />
Tag konnte der Transport den Zeitplan<br />
nicht einhalten. Aktivisten der Umweltgruppe<br />
„Robin Wood” befanden sich an Seilen in<br />
den Bäumen. Des Weiteren ketteten sich 8<br />
Personen an zwei pyramidenförmige Betonklötze<br />
auf der Straße in der Ortschaft Grippel.<br />
Nach etlichen Stunden an der Transportstrecke<br />
erfolgte gegen 23:00 Uhr der<br />
Funkspruch, auf den so viele Kräfte gewartet<br />
hatten: „Der Straßentransport beginnt.”<br />
Etwa zwei Stunden später erreichten die 11<br />
Tieflader mit den Atombehältern das<br />
Zwischenlager. Die verhältnismäßig überschaubare<br />
Be lastung unserer Einsatzkräfte,<br />
das milde Wetter und die „5-Sterne-Verpflegung”<br />
durch die Versorgungs kräfte sorgten<br />
für eine gute Stimmung in den Gruppen. Jeder<br />
war dennoch froh, Gorleben 2008 überstanden<br />
zu haben. Alle sind wieder gesund,<br />
munter und mit etwas mehr Gewicht zurück<br />
in der Heimat. Da wir einige Überstunden<br />
durch diesen Einsatz angesammelt haben,<br />
dürfen wir nun auch die gemütliche Zeit auf<br />
der Couch genießen.<br />
Demonstrationsvorbereitungen durch Umweltaktivisten<br />
vor dem Zwischenlager Gorleben<br />
Fotos: BP MV<br />
Die „Bewältigung<br />
einer<br />
Entführungslage<br />
” im Bereich<br />
Rostock<br />
Volker Werner,<br />
PD Rostock<br />
Bereits 2004 wurde der <strong>Polizei</strong>direktion Ros -<br />
tock die landesweite Zuständigkeit für die<br />
Bewältigung von Einsatzlagen anlässlich von<br />
Geiselnahmen, Entführungen und herausragenden<br />
Erpressungen übertragen. Im gleichen<br />
Jahr richtete die PD Rostock zur Bewäl -<br />
tigung dieser Lagen den Sachbereich BAO<br />
ein.<br />
Weil sich der Erfolg besonderer Lagebewältigung<br />
jedoch nur an der Realität richtig<br />
mes sen lässt, führte die <strong>Polizei</strong>direktion Ros -<br />
tock Anfang November 2008 eine sogenann<br />
te Vollübung durch. Alle verfügbaren<br />
Kräfte waren eingebunden. Wichtig war es<br />
dabei, die gesamten Maßnahmen anlässlich<br />
einer Entführungslage möglichst praxisnah<br />
zu üben.<br />
Die Ziele bei der Bewältigung der aufwendig<br />
inszenierten Übung lagen erstens in der Förderung<br />
der Handlungssicherheit aller BAO-<br />
Einsatzkräfte und zweitens darin, das Zusammenwirken<br />
mit den Spezialkräften der<br />
Landespolizei zu überprüfen.<br />
Für die Mitarbeiter des Sachbereiches BAO<br />
begann die eigentliche Herausforderung bereits<br />
Monate vor der Übung. Es musste im<br />
wahrsten Sinne des Wortes ein filmreifes, jedoch<br />
praktikables, Drehbuch geschrieben<br />
werden, dass alle nur denkbaren, aber auch<br />
die nicht vorhersehbaren Varianten berück -<br />
sichtigte.<br />
Während beim Film kleine Kunstgriffe erlaubt<br />
sind und unlogische Abläufe galant<br />
überspielt werden können, musste die Ü -<br />
bung so aufgebaut sein, dass alle beteiligten<br />
<strong>Polizei</strong>kräfte eine richtig harte Nuss zu kna -<br />
cken hatten. Fehlt es nämlich einer Übung<br />
an Realitätsnähe, geht der nötige Ernst für<br />
die Bewältigung der Lage schnell verloren.<br />
Die Übungsziele würden verpuffen.<br />
Tauschgesuch Hamburg - MV<br />
<strong>Polizei</strong>kommissar, 29 Jahre, aus Hamburg,<br />
sucht dringend Tauschpartner/in aus MV, bevorzugt<br />
Dienstzweig Wasserschutzpolizei,<br />
möglichst Region Rostock/Stralsund/Wolgast.<br />
Bei Interesse bitte melden unter:<br />
<strong>01</strong>5774718707.<br />
Der Führungsstab arbeitet auf Hochtouren...<br />
Jeder, der schon einmal bei dem beliebten<br />
Gesellschaftsspiel „Mister X” der gesuchte Täter<br />
sein durfte, weiß, dass die Chance nicht<br />
entdeckt zu werden, ganz entscheidend von<br />
der Anzahl und der Cleverness der Fahnder<br />
abhängt. Bekanntlich sind ja viele Jäger des<br />
Hasen Tod.<br />
Und „Jäger” gab es bei der Rostocker Übung<br />
viele. Neben Mitarbeitern des Führungsstabes<br />
der PD Rostock, Mitarbeitern der Kriminalpolizeiinspektion<br />
Rostock, der <strong>Polizei</strong>inspektionen<br />
Güstrow, Bad Doberan und Ros -<br />
tock sorgten auch Mitarbeiter des Landeskri -<br />
mi nalamtes, der Wasserschutzpolizei und der<br />
Bereitschaftspolizei <strong>Mecklenburg</strong>-Vorpom -<br />
mern sowie der LKÄ Hamburg, Schleswig-<br />
Holstein, Brandenburg und Sachsen-Anhalt<br />
dafür, dass die Übungsziele erreicht wurden.<br />
Der eigentliche Fall ist schnell erzählt:<br />
Eine Güstrower Familie fand am Morgen des<br />
05.11.2008 einen Brief im Hausbriefkasten.<br />
Unbekannte Täter teilen darin mit, dass sie<br />
die 17-jährige Tochter des Ehepaares entführt<br />
haben und dass sie eine Millionen Euro<br />
Lösegeld fordern.<br />
Die Eltern informieren trotz Warnung umgehend<br />
die <strong>Polizei</strong>. Das die Entführte zuckerkrank<br />
ist und regelmäßig Insulin benötigt, verschärft<br />
die ohnehin angespannte Lage. Um -<br />
gehend rief der Leiter der <strong>Polizei</strong>direktion Rostock<br />
die BAO auf, die Einsatzabschnit te begannen<br />
mit ihrer Arbeit und eine Betreuung für die<br />
Eltern erfolgte von nun ab rund um die Uhr.<br />
Relativ schnell gab es den ersten Täterkontakt<br />
– ein männlicher Entführer teilte Ort und<br />
Zeit der Geldübergabe mit. Diesen ersten<br />
Termin der Geldübergabe, der um 15.00 Uhr<br />
in Güstrow geplant war, verlegten die Unbekannten<br />
kurzfristig nach Rostock. Die Spannung<br />
stieg.<br />
Tauschgesuch Bund - MV<br />
<strong>Polizei</strong>beamter der Bundespolizeiabteilung<br />
Uelzen sucht einen Tauschpartner innerhalb<br />
der Landespolizei MV, <strong>Polizei</strong>direktionen Rostock/Stralsund<br />
bzw. Einsatzhundertschaft<br />
wird bevorzugt. Bei Interesse bitte melden<br />
unter: Steffen.Lott@web.de .<br />
Einsatz und Übung<br />
Foto: Volker Werner<br />
Aber auch beim zweiten Termin am Abend<br />
des 05.11.2008 „platzte” die Geldübergabe.<br />
Am geplanten Übergabeort, einer Straßenbrücke<br />
in der Rostocker Innenstadt, bemerk -<br />
ten die Entführer die <strong>Polizei</strong> und verschoben<br />
kurzerhand die Übergabe auf den nächsten<br />
Tag.<br />
Zwischenzeitlich geführte Ermittlungen und<br />
insbesondere Detailkenntnisse der Täter ließen<br />
vermuten, dass die Täter im Arbeitsumfeld<br />
des Vaters zu suchen waren. Letztendlich<br />
führten Gesprächsanalysen und ein gezielter<br />
Technikeinsatz zur Festnahme der beiden<br />
Tatverdächtigen in der Nähe der Ortschaft<br />
Weitendorf. Bei dem Zugriff der SE-<br />
Kräfte konnte auch die Entführte unverletzt<br />
befeit werden. Nach knapp 32 Stunden war<br />
der Fall gelöst – die Übung erfolgreich beendet.<br />
Der Verlauf der Übung offenbarte schnell<br />
und deutlich, welche Bereiche dieser besonderen<br />
Aufbauorganisation bereits funktionieren<br />
und an welchen Stellen nachgebessert<br />
werden muss. Denn auch bei dieser<br />
Übung lag der Teufel, wie immer, im Detail.<br />
Beispielsweise gehörten die Übermittlung,<br />
die Weitergabe von Informationen und deren<br />
Verarbeitung sowie die Dokumentation<br />
von Entscheidung zu den Bereichen, die<br />
durchaus noch optimiert werden können.<br />
Fazit: Die Übung zeigte eine deutliche Steigerung<br />
der Sicherheit in den Handlungsabläufen<br />
und im Zusammenwirken der beteiligten<br />
Organisationseinheiten.<br />
Dennoch gilt: „Nach dem Spiel ist vor dem<br />
Spiel” (Sepp Herberger) und so wird zur weiteren<br />
Qualifizierung sowie Professionalisierung<br />
die nächste Übung sicher noch in diesem<br />
Jahr stattfinden.<br />
Tauschgesuche 1<br />
Tauschgesuch Hamburg - MV<br />
Kriminalkommissar aus Hamburg (PK 32)<br />
sucht dringend einen/eine Tauschpartner/in<br />
aus <strong>Mecklenburg</strong>-<strong>Vorpommern</strong>. Bitte kontaktieren<br />
Sie mich unter: <strong>01</strong>63/2477554 oder<br />
stefan.boehmler@polizei.hamburg.de .<br />
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PJ 4/08 · 1/09<br />
PJ 4/08 · 1/09<br />
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