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nachlesen. - Kultur macht Europa

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36 Lorenz Richter<br />

Demokratie etc. Nach dieser Definition umfasst<br />

das System »<strong>Kultur</strong>« auch die negativen Seiten,<br />

etwa die kriegerischen Elemente oder die<br />

gerade in Kriegszeiten missbrauchten Werte wie<br />

»Ehre«, »Mut«, »Pflichtgefühl« und so weiter.<br />

Diese im Entstehungskontext des <strong>Europa</strong>rats<br />

negativ geprägten Aspekte einer umfassenden<br />

<strong>Kultur</strong>definition finden sich nicht in seinen<br />

Dokumenten. Amsterdam aber wollte sich nicht<br />

auf die Darstellung der positiven Elemente, der<br />

»Größe« <strong>Europa</strong>s beschränken lassen. Der in der<br />

ersten Ausstellung mit geradezu euphemistischen<br />

Werten belegte Begriff der »europäischen<br />

<strong>Kultur</strong>« wurde in den Niederlanden um die Darstellung<br />

gesellschaftlicher Realität in der Zeit<br />

der Konfessionskriege des 16. und 17. Jahrhunderts<br />

erweitert.<br />

»Die Öffnung des<br />

fünften Siegels« (1608)<br />

von El Greco, zu sehen<br />

in der Ausstellung<br />

»Der Triumph des<br />

Manierismus. Von<br />

Michelangelo bis<br />

El Greco« 1955<br />

in Amsterdam.<br />

Das reiselustige Jahrhundert: »Das 17. Jahrhun dert in <strong>Europa</strong>:<br />

Realismus, Klassizismus und Barock« 1956 in Rom<br />

Die Veranstalter der dritten Europäischen Kunstausstellung »Das 17. Jahrhun<br />

dert in <strong>Europa</strong>: Realismus, Klassizismus und Barock« sahen sich mit<br />

vielschichtigen Problemen − politischer, finanzieller und inhaltlicher Natur<br />

− konfrontiert. Die Eröffnung fiel in einen politisch unruhigen Herbst:<br />

Suezkrise und Ungarnaufstand als Ursachen für eine »zeitweilig wahrgenommene<br />

allgemeine Kriegsgefahr« beschäftigten nicht nur die europäische<br />

Öffentlichkeit und Politik. 61 Auch die Organisatoren der römischen Ausstellung<br />

bekamen die Auswirkungen der allgemeinen Unsicherheit zu spüren,<br />

als sich zahlreiche Leihgeber erst nach einigem Zögern überzeugen ließen,<br />

ihre versprochenen Exponate nach Rom zu schicken. 62<br />

Die offenen Fragen bezüglich der horrenden Versicherungs- und Transportkosten<br />

führten dazu, dass nur wenige Werke nichtitalienischer Künstler<br />

gezeigt wurden, wohingegen eine »erdrückende Fülle« italienischer Werke<br />

vorherrschte. 63 Die vom <strong>Europa</strong>rat intendierte übernationale Einheit der<br />

gezeigten Exponate, der »europäische Charakter« der Ausstellung wurde<br />

61 Jost Dülffer: <strong>Europa</strong> im Ost-West-Konflikt 1945–1990, München 2004, S. 29.<br />

62 Dos. 20017–1, 8. 5. 1957, EXP/Cult(57)56, »Report on the third Council of Europe<br />

Art Exhibition«, S. 2.<br />

63 Hans Bauer: <strong>Europa</strong>s Antlitz in der Kunst. Die große Ausstellung der Malerei des<br />

17. Jahrhunderts in Rom, in: Die Presse v. 28. 2. 1957. S. auch: Märta Larsson: Les<br />

œuvres d’art, doivent-ils voyager? in: Svenska Dagbladet v. 10. 12. 1956; Walter<br />

Lucas: Art of 17th Century in Rome. Caravaggio Restoration on Display, in: The

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