nachlesen. - Kultur macht Europa
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44 Lorenz Richter<br />
»Der Tag« (1900) von<br />
Ferdinand Hodler,<br />
zu sehen in der Ausstellung<br />
»Die Quellen<br />
des 20. Jahrhunderts«<br />
1960 in Paris.<br />
which has encountered, does encounter and will continue to encounter a<br />
thousand obstacles.« 97<br />
Beobachtungen zur Konstruktion des europäischen Gedankens<br />
in den Kunstausstellungen von 1954 bis 1960<br />
Das erklärte Ziel der Kunstausstellungen war es, das »europäische Bewusstsein«<br />
der Besucher, oder, um es in der heute gebräuchlichen Terminologie<br />
auszudrücken, deren »europäische Identität« zu stärken. Die Kunst wurde<br />
also nicht nur ihrer selbst willen präsentiert, sondern auch, um einen politischen<br />
Zweck zu erfüllen. So investierte der <strong>Europa</strong>rat einige Mühe darin,<br />
den Titel »Council of Europe Art Exhibition« als Marke zu etablieren. Als<br />
Organisation, die sich um die »greater unity« ihrer Mitglieder bemühte,<br />
stand ihr Name in der europäischen Öffentlichkeit der 1950er Jahre noch als<br />
Symbol für das Streben um die europäische Einheit. Die ständige Wiederholung<br />
eines Markennamens – in diesem Fall der Marke »<strong>Europa</strong>rat« – schafft<br />
Vertrauen in das Produkt und dessen ideologischen Inhalt, etwa die vertretene<br />
These einer existierenden kulturellen Einheit. Indem der <strong>Europa</strong>rat<br />
seinen assoziativ behafteten Namen mit den Titeln der jeweiligen Ausstellungen<br />
verband, trieb er also nicht nur die Konstruktion einer europäischen<br />
Wirklichkeit voran, 98 sondern ermöglichte es auch, ohne vertiefende Erklä-<br />
97 Jean Cassou, »The Sources of Twentieth Century Art«, in: Ausstellungskatalog zur<br />
6. <strong>Europa</strong>ratsausstellung: The Sources of the XXth Century. The Arts in Europe<br />
from 1884 to 1914, Paris 1960–1961, S. 15–29, hier S. 28.<br />
98 Dazu: Heidemarie Uhl: <strong>Europa</strong> kommunizieren – <strong>Europa</strong> visualisieren, in: Vrääth<br />
Öhner et al. (Hg.), S. 141–166, hier S. 154.