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Impulse zur Gestaltung der Armutssituation Jugendlicher in Burundi

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3. Bewältigungsstrategien<br />

3.1. Individuelle Bewältigungsstrategien<br />

Genauso unterschiedlich wie die Gründe für Armut s<strong>in</strong>d die <strong>in</strong>dividuellen<br />

Bewältigungsstrategien, die Menschen f<strong>in</strong>den und anwenden, um mit ihrer Lebenslage<br />

<strong>zur</strong>echtzukommen. Hanesch nennt für den westlichen Kontext hierzu nicht nur fünf<br />

zeitliche Typen, <strong>in</strong> die kategorisiert werden kann, son<strong>der</strong>n er nennt auch Kategorien, die<br />

das <strong>in</strong>dividuelle Verhalten und Erleben wi<strong>der</strong>spiegeln. (vgl. Hanesch 2001: 31). Hierzu<br />

führt er verschiedene <strong>in</strong>dividuelle Bewältigungsstrategien an: „Sie reichen vom Typus des<br />

„ewigen Verlierers“ (passives Erleiden) über den „notgedrungenen Verwalter“ (mit<br />

neutraler Überbrückerhaltung), den „pragmatischen Gestalter“ (<strong>der</strong> aus <strong>der</strong> Misere das<br />

Beste zu machen versucht), den „strategischen Nutzer“ (mit übergreifen<strong>der</strong> subjektiver<br />

Perspektive) bis zum „aktiven Gestalter <strong>der</strong> aktuellen Lebenssituation“.“ (ebd.) Hanesch<br />

unterstreicht weiter, dass die Kenntnis dieser Bewältigungsstrategien wichtig sei, denn sie<br />

relativiere „das gängige Bild e<strong>in</strong>er quasi-automatisch verfestigten Armutskarriere mit<br />

begleitenden psycho-sozialen Deformationen“ (ebd.). Auch dürfe nicht gefolgert werden,<br />

dass Zufriedenheit mit Sozialhilfebezug e<strong>in</strong>e Lösung des Armutsproblems sei (ebd.).<br />

Die Untersuchungen von Meier et al., die allerd<strong>in</strong>gs e<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e Typologisierung zugrunde<br />

legen 12 , zeigen unter an<strong>der</strong>em, wie kreativ Lösungen se<strong>in</strong> können und wie sich die<br />

Menschen ke<strong>in</strong>eswegs mit ihrer Lage und den von den Ämtern vorgegebenen Lösungen<br />

abgeben, son<strong>der</strong>n mit starkem Willen und Kreativität ihr Leben selbst <strong>in</strong> die Hand nehmen<br />

und somit ihre Lage än<strong>der</strong>n können (vgl. dazu vor allem den Typ des vernetzten Aktiven <strong>in</strong><br />

Meier et al. 2003: 296ff.).<br />

Leibfried und Leiser<strong>in</strong>g, die wie<strong>der</strong>um e<strong>in</strong>e eigene Typologie entwickeln, 13 kommen zum<br />

Schluss, dass Sozialhilfe (o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Lebenssituation <strong>in</strong> Armut) von den Beziehern<br />

unterschiedlich genutzt würde und die Bezieher unterschiedlich handelten. „„Handeln“<br />

o<strong>der</strong> „Gestalten“ heißt nicht, daß sich die Betroffenen über e<strong>in</strong>engende äußere<br />

Bed<strong>in</strong>gungen o<strong>der</strong> über Grenzen ihrer Handlungsfähigkeit schlicht h<strong>in</strong>wegsetzen könnten.<br />

Es bedeutet aber, daß Personen unter vergleichbaren Bed<strong>in</strong>gungen ganz unterschiedliche<br />

Wege e<strong>in</strong>schlagen können.“ (Leibfried/Leiser<strong>in</strong>g 1995: 185f., Hervorhebung im Orig<strong>in</strong>al)<br />

Für den afrikanischen Kontext s<strong>in</strong>d diese Aussagen sicher nicht <strong>in</strong> gänzlicher Analogie<br />

übertragbar. Dennoch wird deutlich, dass es auch <strong>in</strong> diesem Umfeld e<strong>in</strong> unterschiedliches<br />

Erleben von und e<strong>in</strong>en unterschiedlichen Umgang mit Armut gibt. Dieses Phänomen wäre<br />

12 Typ 1: Die verwalteten Armen, Typ 2: Die erschöpften E<strong>in</strong>zelkämpferInnen, Typ 3: Die ambivalenten<br />

JongleurInnen, Typ 4: Die vernetzten Aktiven (vgl. Meier et al. 2003: 296).<br />

13 Sie unterscheiden: „Opfer“, „Problemverwalter“, „pragmatische Gestalter“ und „aktive Gestalter“ sowie<br />

„strategische Nutzer“. (Leibfried/Leiser<strong>in</strong>g 1995: 178).<br />

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