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Impulse zur Gestaltung der Armutssituation Jugendlicher in Burundi

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Bevor jedoch die Darstellung <strong>der</strong> praktischen Ergebnisse und die Verknüpfung mit den<br />

theoretischen Grundlagen erfolgt, soll zunächst das Projekt BAHO als dessen Bezugspunkt<br />

vorgestellt und <strong>der</strong> historisch-kulturelle Kontext <strong>Burundi</strong>s beschrieben werden.<br />

TEIL 2 ANWENDUNG<br />

1. Das Projekt BAHO<br />

1.1. Sozialpolitische Vorraussetzungen <strong>in</strong> <strong>Burundi</strong><br />

<strong>Burundi</strong> ist <strong>in</strong> <strong>der</strong> westlichen Welt, wenn überhaupt, durch se<strong>in</strong>e ethnischen<br />

Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzungen bekannt. Seit 1993 kamen bei blutigen Kämpfen im Land rund<br />

300.000 Menschen ums Leben, mehr als 50% <strong>der</strong> Bevölkerung mussten seitdem ihre<br />

Wohnungen m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>mal verlassen und Schutz <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em an<strong>der</strong>en Landesteil o<strong>der</strong><br />

außerhalb des Landes suchen (Vervisch 2009: 91). Wie im Nachbarland Ruanda besteht<br />

<strong>der</strong> ethnische Konflikt hauptsächlich <strong>in</strong> Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzungen um Macht und<br />

Führungspositionen im Land zwischen den Hutu und Tutsi. Es gibt ke<strong>in</strong>e Untersuchungen<br />

neueren Datums, wie die Ethnien im Land verteilt s<strong>in</strong>d. Schätzungen gehen davon aus,<br />

dass 85% Hutu s<strong>in</strong>d, 14% Tutsi und 1% Twa (vgl. Watt 2008: 24). Vere<strong>in</strong>facht gesagt<br />

beruht <strong>der</strong> Konflikt darauf, dass die Tutsi als Viehhirten schon immer reicher waren als die<br />

Landwirtschaft betreibenden Hutu weshalb sie eher Zugang zu politischen Ämtern<br />

hatten. 21 Dies verursachte Spannungen und löste entsprechende Konflikte aus, die sich<br />

wechselseitig <strong>in</strong>itiiert über Jahrzehnte h<strong>in</strong>weg immer wie<strong>der</strong> entluden und von<br />

unterschiedlichsten Stellen mit unterschiedlichen Interessen geschürt wurden. Die Anfänge<br />

dieser Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzungen gehen aber schon <strong>in</strong> die Zeit <strong>der</strong> Unabhängigkeit von <strong>der</strong><br />

belgischen Kolonialmacht im Jahr 1961 <strong>zur</strong>ück, als <strong>der</strong> erste Hutu-Präsident drei Wochen<br />

nach se<strong>in</strong>er Wahl umgebracht wurde. 1972 folgte e<strong>in</strong> großes Massaker, das von Tutsi-<br />

Militärs an Hutus durchgeführt wurde und rund 200.000 Hutu das Leben kostete. Der<br />

Konflikt sitzt also tief, es gibt fast ke<strong>in</strong>en <strong>Burundi</strong>er, <strong>der</strong> nicht <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Familie Tote auf<br />

Grund von politisch-ethnischen Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzungen zu beklagen hätte. Das Land mit<br />

se<strong>in</strong>en Menschen ist traumatisiert und kriegsmüde. Die <strong>Burundi</strong>er sprechen von „la crise“<br />

– die Krise – wenn sie von diesen Ereignissen erzählen. Vorläufiges Ende dieser<br />

gewaltsamen Konflikte war als die letzte Hutu-Rebellenbewegung (FNL) im Jahr 2008<br />

ihre Waffen ablegte und als politische Partei anerkannt wurde. Im Jahr 2005 gab es zuvor<br />

21 Für e<strong>in</strong>e ausführliche Beschreibung des Konflikts vgl. Watt 2008: 23-107 sowie Ndabisseruye 2009: 29-<br />

110. Die wohl <strong>der</strong>zeit umfangreichste Arbeit über die beiden Ethnien wurde vom Franzosen Jean Pierre<br />

Chrétien geschrieben: „The Great Lakes of Africa: Two Thousand Years of History”.<br />

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