A1 Urzeit bis 1170 - Mardorf
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Eine andere Legende von Anwohnern um das Meer vermutet die Entstehung des Steinhuder<br />
Meeres durch einen Erdfall, bei dem eine ganze Ortschaft mit Kirche und Glocken versank.<br />
Tatsächlich lebten vor über 140 Mio. Jahren Riesenechsen („Dinosaurier“) im<br />
Gebiet der heutigen Rehburger Berge. Viele Fußspuren sind bei Münchehagen<br />
(Foto „Dinopark“) im Sandstein erhalten geblieben.<br />
Die Forschung über die Entstehung des Meeres lässt mehrere Möglichkeiten zu:<br />
Das Becken des „(Ur-) Steinhuder Meeres“ wird in der späten Weichsel-Kaltzeit (Dryas-Tundrenzeit - <strong>bis</strong> vor<br />
13.800 Jahren) mit Flusskies und -sanden vollkommen verfüllt (u. a. durch die eiszeitliche „Leine“ aus Thüringen<br />
kommend). Darunter im Dauerfrostboden verbleiben (z. T. durch kapillaren Aufstieg) Reste von Eismassen und<br />
bilden Eislinsen (sogen. „Toteisblöcke“), die dann langsam im Laufe der Klimaerwärmung abschmelzen. Die<br />
Oberflächensande sacken in die bestehende Mulde (oder Mulden) nach. Ein oder mehrere kleine Flachseen (z.<br />
T. mit "Vermoorung" z. B. Hagenburger Moor) sind entstanden.<br />
Diese Mulde ist schon früher im Erdzeitalter des Perm (vor 280 Mio. Jahren) entstanden, als sich Kali-<br />
Salzstöcke im Untergrund (bei 150 - 1500 m Tiefe) bildeten, die später (wahrscheinlich erst vor einigen Tausend<br />
Jahren) tektonisch (oberflächennahe Bewegungsvorgänge) umgelagert und verformt werden. Bei Kontakt des<br />
Steinsalzes mit Grundwasser kommt es zu "Ablaugungserscheinungen"; dabei wird Salz im Wasser gelöst und<br />
abtransportiert. Dies hat zur Folge, dass sich große Hohlräume bilden, die schließlich das darüber anstehende<br />
Deckgebirge unterirdisch zum Einsturz ("Erdfall") bringen. Der Einbruch im Salz reicht von nahe der Oberfläche<br />
(<strong>bis</strong> 1.000 m Tiefe) in Erdschichten und Gesteinsverwerfungen darunter z. T. in komprimierter Form noch <strong>bis</strong> ca.<br />
3.000 m tiefer. Kalisalz ist deshalb nur südlich und nördlich des Meeres abbaubar.<br />
Das Steinhuder Meer (hell- <strong>bis</strong> dunkelblau zeigt die Ostverschiebung, überwiegend an der 40 m Höhenlinie/Geestkante).<br />
Seit fast 14.000 Jahren geht die allmähliche Verlandung und Verlagerung des Meeres von Westen (Rehburg)<br />
nach Osten: Mit Verlandung im Westenmeer und Verschlammung besonders vor dem Meerbachtrichter, aber nur<br />
geringfügige Ausdehnung im Ostenmeer, die zudem durch die Sandbarrieren vor dem Toten Moor begrenzt wird.<br />
Das Steinhuder Meer ist ein Binnensee. In den ältesten Urkunden lateinisch „mare“ (Meer) genannt, wird im<br />
17.Jhd. in Norddeutschland das mittelalterliche niederdeutsche Wort „meri“ (für Teich oder See) durch das<br />
Hochdeutsche „mari“ (für Meer oder See) abgelöst. Beides steht im Sprachraum von Flandern <strong>bis</strong> Niedersachsen<br />
<strong>bis</strong> heute für ein Binnengewässer. In den Niederlanden wurde z. B. die „Zuiderzee“ als Teil der offenen Nordsee<br />
(das Hochdeutsch eigentlich „Nordmeer“ heißen müsste) durch den Abschlussdeich zum „Ysselmeer“.<br />
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