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Im Rythmus | Anfang<br />
Im Rhythmus<br />
Das Kirchenjahr – ein verborgener Schatz<br />
Text: Sandra Bils<br />
Für freikirchliche Christen ist das Kirchenjahr meistens<br />
entweder unbekannt oder unwichtig. Dabei steckt dieser<br />
gottesdienstliche Jahresrhythmus voller Kostbarkeiten.<br />
// Ein beruflich viel beschäftigter Mann erzählte mir diese Woche<br />
von einer Rehamaßnahme, der er sich nach einer Operation<br />
unterziehen musste. Als ich ihn nach der Gestaltung dieser<br />
Auszeit fragte, antwortete er, dass das Schönste nicht die arbeitsfreie<br />
Zeit an sich war, die ihm auf einmal im Überfluss zur<br />
Verfügung stand, sondern die Strukturierung dieser Zeit. Die<br />
festgelegten Tagesabläufe, die für ihn durch die geregelte Abfolge<br />
der Behandlungen und Massagen entstand. »Zu wissen,<br />
wann man was am sinnvollsten machen kann, war enorm entlastend.<br />
Darin lag die größte Stärkung«, sagte er noch immer<br />
sichtlich begeistert.<br />
Rhythmen des Lebens<br />
Vorgeschrieben zu bekommen, was wann zu tun ist, gehört in<br />
unserer individualisierten Zeit nicht zu unseren vordergründigen<br />
Wunschvorstellungen. Andererseits sind wir von Rhythmen<br />
des Lebens umgeben und mitunter auch sehr dankbar dafür.<br />
Rhythmen geben unserem Alltag Struktur und verhindern, dass<br />
wir in ewiger Gleichförmigkeit verloren gehen. Unserem Zeitempfinden<br />
ab und an ein paar Ankerpunkte zu liefern, hilft, das<br />
Gleichgewicht zwischen creatio und recreatio herzustellen. Und<br />
vor allem: im Hamsterrad des Alltags die wirklich wichtigen<br />
Dinge nicht aus dem Blick zu verlieren.<br />
Räume sind wahrzunehmen zwischen den Schlägen unseres<br />
Herzens, zwischen zwei Atemzügen, Rhythmen von Wachen<br />
und Schlafen, von Hungergefühl und Sättigung. Neben diesen<br />
biologischen Rhythmen sind wir auch von kosmischen Rhythmen<br />
umgeben: Helligkeit und Dunkelheit, Tag und Nacht, Ebbe<br />
und Flut und natürlich dem Wechsel der Jahreszeiten.<br />
Die Zeiterfahrung in der Wahrnehmung kosmischer sowie biologischen<br />
Rhythmen führte schon früh zur Entwicklung von<br />
Traditionen und Brauchtum. Eng an das Naturjahr gekoppelt<br />
entstanden Feste, um die hervorgehobenen Ankerpunkte im<br />
Alltag zu begehen und zu feiern.<br />
Jüdische Wurzeln<br />
Im frühen Israel wurden diese Feste im Naturjahr mit der Heilsgeschichte<br />
Israels verbunden. So wurde sichergestellt, dass eben<br />
diese Heilsgeschichte dem Volk Israel alljährlich vor Augen<br />
stand. Diese »Vergeschichtlichung« bildete die Basis für das, was<br />
wir heute Kirchenjahr nennen.<br />
An zwei Stellen berührt das christliche Festjahr eng den jüdischen<br />
Festkalender, auf dem es gründet: Das jüdische Passafest,<br />
durch neutestamentliche Deutungen ohnehin eng mit Tod und<br />
Auferstehung Jesu verbunden, wurde zum Ansatzpunkt des<br />
christlichen Osterfestes. Das sieben Wochen später stattfindende<br />
jüdische Wochenfest wurde, verknüpft mit der Sendung des<br />
Heiligen Geistes und der Gründung der ersten Gemeinde, zum<br />
Hintergrund für das christliche Pfingstfest.<br />
Unserem Zeitempfinden ab und an<br />
ein paar Ankerpunkte zu liefern,<br />
hilft, das Gleichgewicht zwischen<br />
creatio und recreatio herzustellen.<br />
In Anlehnung an den jüdischen Sabbat hat sich im Christentum<br />
der Sonntag als Versammlungstag herausgebildet, der den Akzent<br />
auf die Gemeinschaft legt. Über die Jahrhunderte wurden<br />
die einzelnen Sonntage und herausragenden Feiertage im Jahr<br />
dann in eine feste Abfolge gebracht – das Kirchenjahr, wie wir<br />
es heute kennen. Ähnlich den Jahreszeiten Frühling, Sommer,<br />
Herbst und Winter bietet das Kirchenjahr einen Rahmen, der<br />
sicherstellt, dass alle wichtigen heilsgeschichtlichen Elemente<br />
jedes Jahr ihren Platz finden.<br />
Kirchenjahreskreis<br />
Da wohlmöglich nicht jeder in gleicher Weise mit dem Kirchenjahr<br />
vertraut ist, stelle ich nun einmal die wichtigsten Elemente<br />
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