141 Hans Lienert (1885-!954) Pfarrer und Schriftsteller Als Sohn des ...
141 Hans Lienert (1885-!954) Pfarrer und Schriftsteller Als Sohn des ...
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<strong>Hans</strong> <strong>Lienert</strong><br />
<strong>1885</strong>-1<strong>954</strong><br />
Michael <strong>Lienert</strong><br />
Gemeindehann <strong>und</strong> Kirchenkurator<br />
(1809-1901)<br />
Mein Urgroßvater Michael <strong>Lienert</strong> war<br />
zu seiner Zeit eine außergewöhnliche<br />
Persönlichkeit. Ich habe ihn in seinen<br />
letzten Lebensjahren noch gut gekannt.<br />
Sowohl von ihm selber als auch von meinem<br />
Vater, aber auch meinem Großonkel Johann,<br />
einem seiner drei Söhne, habe ich vieles<br />
über sein Leben <strong>und</strong> Wirken erfahren.<br />
Einiges davon möchte ich im Folgenden<br />
festhalten.<br />
Er war hochgewachsen, dunkelblond<br />
<strong>und</strong> galt als der stärkste Mann im Dorf.<br />
Dazu war er mutig <strong>und</strong> unerschrocken bis<br />
zum äußersten. Diese Eigenschaft hat die Gemeinde schon dadurch<br />
anerkannt, dass sie ihn als 32-jährigen zum "Hannen" machte <strong>und</strong><br />
dass er dieses Amt etwa ein halbes Menschenalter bekleiden<br />
konnte. Katzendorf scheint damals eine eiserne Faust allerdings<br />
nötig gehabt zu haben, denn manches war faul im Ort. Die alten<br />
Katzendorfer waren nicht nur leidenschaftliche Pferdeliebhaber<br />
<strong>und</strong> Fuhrleute, sondern vor allem auch Rossdiebe. Oft haben sie<br />
weite Beutestreifen unternommen <strong>und</strong> sind mit kleinen Herden von<br />
Pferden heimgekehrt. Niemand wagte sie ernstlich zur Rede zu<br />
stellen oder sie gerichtlicher Strafe zuzuführen, denn sie waren<br />
verwegene Kerle <strong>und</strong> die min<strong>des</strong>te Rache wäre gewesen, dass sie<br />
dem Ankläger den roten Hahn aufs Dach gesetzt hätten.<br />
Unter solchen Zuständen litt das Dorf <strong>und</strong> seine Besten<br />
bemühten sich um Abhilfe. Man suchte eine starke Hand, hier<br />
Ordnung <strong>und</strong> Zucht wieder herzustellen, <strong>und</strong> fand sie zum Glück<br />
für die Gemeinde in der Person meines Urgroßvaters. Zu Beginn<br />
seiner Amtswirksamkeit war er zunächst darauf bedacht, dem<br />
Richteramt wieder die alte Kraft <strong>und</strong> Achtung zu verschaffen,<br />
besonders unter dem Gesindel von Gaunern <strong>und</strong> Rossdieben. Aber er<br />
hat sich durchaus nicht gescheut, unter anderem auch Ehebrecher<br />
zu strafen: er ließ sie, wenn auf frischer Tat ertappt, auf dem<br />
Marktplatz an das Brückengeländer anbinden, wenn die Leute<br />
sonntags zur Kirche gingen <strong>und</strong> jedermann durfte den Sünder<br />
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