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141 Hans Lienert (1885-!954) Pfarrer und Schriftsteller Als Sohn des ...

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02.09.1816. In der Taufmatrikel ist er als Michael Leonhardi<br />

eingetragen, in der Totenmatrikel aber als Michael <strong>Lienert</strong>.<br />

Seine Frau war eine geborene Catharina Benedicti [33](1757-<br />

1793).<br />

Er hieß im Dorf der „rote <strong>Lienert</strong>“, offenbar weil er<br />

rotblond war. Im Gedächtnis der Familie <strong>Lienert</strong> lebt als<br />

Tatsache fort, dass dieser Ahne sehr reich war.<br />

Er hatte die Silberzwanziger im großen Scheunenleintuch<br />

eingeb<strong>und</strong>en, wie man sonst nur das Heu einzubinden pflegt. Und<br />

seiner eigenen Aussage nach sollen es so viele gewesen sein,<br />

dass er sie nicht einmal mit dem Löffel hätte aufessen können.<br />

Woher dieser Reichtum stammte, weiß man heute nicht mehr. Er<br />

hielt ihn auf dem Dachboden versteckt, - nicht zuletzt seines<br />

<strong>Sohn</strong>es wegen...<br />

Dieser <strong>Sohn</strong>, der Vater meines Urgroßvaters, hieß<br />

traditionsgemäß wie sein Vater: Michael <strong>Lienert</strong> [16]. Geboren<br />

war er am 6. August 1786. <strong>Als</strong> Säugling lag er einst in der<br />

Wiege, die seine Mutter neben den offenen Herd gestellt <strong>und</strong> sich<br />

entfernt hatte. Ein Funke sprang über in die Wiege <strong>und</strong> es<br />

entstand ein Brand, der dem Kinde die Zehen <strong>und</strong> die halbe<br />

Fußplatte kostete. Daher hat er all sein Lebtag gehinkt <strong>und</strong> war<br />

als „der lahme <strong>Lienert</strong>“ bekannt. Abgesehen davon aber war er ein<br />

kleiner Teufel <strong>und</strong> hat seiner Familie nicht viel Freude, aber<br />

umso mehr Kummer gemacht.<br />

Sein Vater war nicht bloß reich, sondern auch sparsam <strong>und</strong><br />

hat versucht, seinen einzigen <strong>Sohn</strong> ebenfalls zur Sparsamkeit zu<br />

erziehen. Ein Beweis <strong>des</strong>sen ist, dass der <strong>Sohn</strong> vom Reichtum<br />

seines Vaters gar nichts wusste <strong>und</strong> erst später durch die Mutter<br />

davon erfuhr. Diese schlug vielleicht das Gewissen, weil er<br />

Junge durch ihre Schuld zum „Krüppel“ geworden war. Im Alter hat<br />

er selbst seinen Enkeln warnend erzählt, die Mutter habe ihm<br />

je<strong>des</strong>mal, wenn er als Bursche zu seinen Kameraden ging, ein paar<br />

Silberstücke zugesteckt, um ihn vor ihrem Spott zu sichern, <strong>und</strong><br />

ihm zugeflüstert: „Da nimm, Junge, damit die Leute sehen, wessen<br />

<strong>Sohn</strong> du bist.“ So wurde er zum Verschwender <strong>und</strong> letztlich gar<br />

zum Lumpen. Tabak <strong>und</strong> Alkohol wurden seine Lebensgefährten.<br />

War das sagenhafte Barvermögen seines Vaters schon durch<br />

den Staatskrach 1811/12 teilweise verloren gegangen, weil dieser<br />

sich seine Silberstücke kurz vor dem Krach von griechischen<br />

Händlern für die doppelte Summe Papiergel<strong>des</strong> hatte abschwindeln<br />

lassen, so wanderte das übrige durch die Hände seines <strong>Sohn</strong>es<br />

bald ins Wirtshaus. Dahin wanderte danach noch manches aus dem<br />

Hause hinterher. So verkaufte der „Lahme“ die schöne geblümte<br />

Haustür <strong>und</strong> versetzte eine alte Hausbibel im Wirtshaus. (Sein<br />

<strong>Sohn</strong> hat sie später ziemlich teuer zurückgekauft <strong>und</strong> in seinem<br />

Alter viel darin gelesen).<br />

Das muss doch ein Kerl von besonderem Leichtsinn gewesen<br />

sein! Man kann nur vermuten, dass sein Leben auch sonst recht<br />

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