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141 Hans Lienert (1885-!954) Pfarrer und Schriftsteller Als Sohn des ...

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für uns arme müde Menschen eine neue Zeit begann.<br />

49. In der Baumwollfabrik war es, dort an einem Abend spät,<br />

wo mit unserem lieben <strong>Pfarrer</strong> Gott wir ehrten im Gebet.<br />

50. R<strong>und</strong> achth<strong>und</strong>ert Jahre waren wir ein Volk <strong>und</strong> blieben treu<br />

unserer deutschen Muttersprache, trotz der Not <strong>und</strong> Tyrannei.<br />

51. Wohlgemut zogen unsere Väter einst in Siebenbürgen ein,<br />

pflügten, säten, schafften, rod'ten, kämpften wenn es musste<br />

sein.<br />

52. Oft bedroht von wilden Horden stellte sich das Volk zur<br />

Wehr,<br />

hat so manchen Kampf bestanden dort mit seinem großen Heer.<br />

53. Auch in diesem schweren Kampfe gab es seine Söhne her,<br />

ja, freiwillig gingen alle zu dem großen deutschen Heer.<br />

54. <strong>Als</strong> die Väter ausgezogen einst vom deutschen Heimatherd<br />

mussten Treue sie geloben dieser neuen Heimat wert.<br />

55. Und als Zeichen ihrer Treue steckten sie zwei Schwerter groß<br />

in die neue Muttererde, eins nach Draas <strong>und</strong> eins nach Broos.<br />

56. Das von Broos ist längst verschw<strong>und</strong>en, wilde Horden raubten<br />

es,<br />

doch in Draas ist es geblieben, bis zu unserer Flucht war es<br />

57. in der Kirche aufbewahret <strong>und</strong> ein Panzerhemd dabei.<br />

Unser Führer, der Heldsdörfer, bracht' es mit, dies Schwert<br />

der Treu'.<br />

58. Meine Enkel wurden Waisen, ihr Vater ging im Tod voran,<br />

fiel als erster der Gemeinde, hatte seine Pflicht getan.<br />

59. In der Schlacht von Sewastopol sprang er schnell zu Hilfe<br />

hin,<br />

seinen Kommandant zu retten. Ach, da traf die Kugel ihn.<br />

60. Für Rumänien ließ er's Leben, für rumän'schen Kommandant.<br />

Heute werden Frau <strong>und</strong> Kinder in der Heimat nicht erkannt.<br />

61. Klein Adolf *) kam zur Welt als Waise, hat den Vater nicht<br />

gekannt,<br />

denn der fiel bei Sewastopol für das teure Vaterland.<br />

62. Doch für uns war wohl das Schlimmste uns're unverhoffte<br />

Flucht.<br />

Heimatlos sind wir geworden. Ist das uns'res Lebens Frucht?<br />

63. Wir sind mehr als Ausgebombte, "Nichts" ist unser Eigentum,<br />

nirgends stehen wir mehr feste, niemand kümmert sich darum.<br />

64. Zum Gespött sind wir geworden, man uns gar Zigeuner hieß,<br />

"Habt ein Häusel ihr besessen?" frug man uns noch unterdies.<br />

65. Endlich waren angelanget in Amstetten alle hier,<br />

auf die Einzelhöfe wurden alle dann verteilet wir.<br />

66. Diese Trennung war das Schwerste, denn zerrissen ward das<br />

Band,<br />

das da alle treu zusammen wie als Brüder uns verband.<br />

67. Aufgeteilet wir nun wurden in verschied'ner Richtung hin,<br />

vierzig Wagen, wir darunter sollten wohl nach Haag abzieh'n.<br />

68. <strong>Als</strong> der Abschied endlich nahte, gab es keinen Einz'gen mehr,<br />

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