141 Hans Lienert (1885-!954) Pfarrer und Schriftsteller Als Sohn des ...
141 Hans Lienert (1885-!954) Pfarrer und Schriftsteller Als Sohn des ...
141 Hans Lienert (1885-!954) Pfarrer und Schriftsteller Als Sohn des ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
alle: lügen darf man nicht, <strong>und</strong> auch nicht schmutzig herumgehen.<br />
Redlichkeit <strong>und</strong> Sauberkeit hat er immer hoch gehalten, <strong>und</strong> im<br />
Beruf hielt er als echter Katzendorfer sehr viel auf schöne<br />
Pferde.<br />
Viel zu früh ist er dann mit 69 Jahren am 21. Februar 1943<br />
aus dem Leben geschieden.<br />
Wenn junge Pferde scheuen...<br />
(Unfall der Frau Katharina Jurati)<br />
Ich weiß leider Jahr <strong>und</strong> Tag nicht mehr.<br />
In Katzendorf war Warenmarkt. In der Mitte <strong>des</strong> Dorfes<br />
hatten die Kaufleute ihre Zelte aufgeschlagehn <strong>und</strong> hielten ihre<br />
Waren feil. Gegen Abend kam ein junger Bauer vom Felde aus<br />
Richtung Obergasse. Er hatte zwei junge Pferde eingespannt, <strong>und</strong><br />
um niemanden zu gefährden, umkreiste er den Jahrmarkt. <strong>Als</strong> er<br />
den Wagen am Ende der Zelte wieder auf die Hauptstraße lenkte,<br />
kam ein Zigeunermädchen auf einem Fahrrad dahergesaust. Im<br />
Fahrwind flatterte ihr rotes Röckchen wie eine Fahne. So tauchte<br />
sie plötzlich direkt vor den jungen Pferden auf. Diese scheuten,<br />
brachen aus <strong>und</strong> galoppierten von der Straße geradewegs auf die<br />
Häuserzeile zu.<br />
Hier wollte es das Unglück, dass die alte Frau Jurati<br />
gerade auf dem Weg zu ihrem <strong>Sohn</strong> war. Sie konnte nicht<br />
ausweichen, denn die Pferde schossen wie der Blitz auf sie zu,<br />
<strong>und</strong> eines der Pferde trat ihr mit dem eisenbeschlagenen Huf<br />
unterhalb der Augen voll ins Gesicht. Der Besitzer <strong>und</strong> Lenker<br />
der Pferde, Johann Barnert, war vom Wagen geschleudert, aber<br />
nicht verletzt worden..Dieses spielte sich in nächster Nähe<br />
unseres Hauses ab. Ich war im Hof <strong>und</strong> hörte von da das<br />
furchtbare Gerenne <strong>und</strong> den Krach auf der Straße. <strong>Als</strong> ich das<br />
Gassentürl aufmachte, sausten die Pferde gerade an mir vorbei.<br />
Hinter dem Wagen kam der junge Mann gelaufen, ohne Hut. Ich<br />
fragte ihn: „Wot äs der passiert, Honnes ?“ Er entgegenete: „Mir<br />
äs näst, Trenyemeån, åwer giut zer Jurati Trenyemeån end sät,<br />
wot der äs !“<br />
Ich lief gleich hin. Die Pferde hatten sie vor dem Haus Nr.<br />
81 umgerannt, - sie wohnte auf Nr. 79 <strong>und</strong> unsere Nummer war 74..<br />
Bis ich hin kam, hatte man sie ins Haus hinein getragen <strong>und</strong> aufs<br />
Bett gelegt. Im Hof saß ihre Tochter auf der Treppe vor der Tür,<br />
weinte <strong>und</strong> jammerte: „ Meine Mutter stirbt !“ Ich fragte: „Wo<br />
habt ihr sie ?“ Sie zeigte stumm mit der Hand auf die Tür,<br />
177