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Die Bestimmung der natürlichen Antibiotika-Empfindlichkeit

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Stock · Wiedemann · <strong>Bestimmung</strong> <strong>der</strong> natürlichen <strong>Antibiotika</strong>-<strong>Empfindlichkeit</strong><br />

Tab. 2. Klinische Beurteilung <strong>der</strong> Erregereigenschaften nach DIN [DIN 58940, Teil 1 (September<br />

1995)]. <strong>Die</strong> Anfor<strong>der</strong>ungen an die Bewertungsstufen für die minimale Hemmkonzentration<br />

sind in DIN 58940, Teil 4 (September 1995) festgelegt.<br />

Bewertungsstufe<br />

Sensibel<br />

Intermediär<br />

Resistent<br />

stimmten Standard sensibel beziehungsweise<br />

intermediär, wird sie als<br />

„natürlich sensibel“ („naturally sensitive“)<br />

(Abb. 1) beziehungsweise<br />

„natürlich intermediär“ („naturally<br />

intermediate“) – nach dem entsprechenden<br />

Standard – bezeichnet. Ist<br />

die natürliche Population hingegen<br />

nach einem bestimmten Standard resistent,<br />

wird sie als „natürlich (syn.<br />

primär, syn. intrinsisch) resistent“<br />

(„naturally [syn. primary, syn. intrinsically]<br />

resistant“) – nach dem entsprechenden<br />

Standard – bezeichnet<br />

(Abb. 2). In Tab. 3 sind diese Definitionen<br />

zusammengefaßt.<br />

Natürliche <strong>Antibiotika</strong>-<br />

Resistenz <strong>der</strong><br />

Enterobacteriaceae<br />

Definition<br />

Ein Erreger wird als sensibel bezeichnet, wenn die für ein entsprechendes<br />

Chemotherapeutikum ermittelte minimale Hemmkonzentration<br />

so gering ist (kleiner o<strong>der</strong> gleich einer geeignet gewählten Grenzkonzentration),<br />

daß bei einer Therapie mit <strong>der</strong> üblichen Dosierung und bei<br />

geeigneter Indikation im allgemeinen ein Therapieerfolg zu erwarten<br />

ist.<br />

Ein Erreger wird als intermediär eingestuft, wenn die für ein entsprechendes<br />

Chemotherapeutikum ermittelte minimale Hemmkonzentration<br />

in einem Bereich liegt (zwischen zwei Grenzkonzentrationen), für<br />

den ohne zusätzliche Berücksichtigung weiterer Kriterien keine Beurteilung<br />

hinsichtlich des zu erwartenden Therapieerfolges möglich ist.<br />

Ein Erreger wird als resistent bezeichnet, wenn die für ein entsprechendes<br />

Chemotherapeutikum ermittelte minimale Hemmkonzentration<br />

so hoch ist (über einer Grenzkonzentration liegt), daß auch bei<br />

Verwendung <strong>der</strong> zugelassenen Höchstdosierung ein therapeutischer<br />

Erfolg nicht zu erwarten ist.<br />

Innerhalb unserer Studien zur natürlichen<br />

<strong>Antibiotika</strong>-<strong>Empfindlichkeit</strong><br />

<strong>der</strong> Enterobacteriaceae untersuchten<br />

Tab. 3. Definitionen zur natürlichen <strong>Empfindlichkeit</strong> einer Bakterienart gegenüber einem<br />

Antibiotikum<br />

Begriff Synonym Definition<br />

Natürlich sensibel<br />

Eine Bakterienart ist gegenüber einem bestimmten<br />

Antibiotikum natürlich sensibel, wenn die natürliche<br />

Population dieser Art gegenüber <strong>der</strong> Substanz klinisch<br />

sensibel ist.<br />

Natürlich<br />

Eine Bakterienart ist gegenüber einem bestimmten<br />

intermediär<br />

Antibiotikum natürlich intermediär, wenn die natürliche<br />

Population dieser Art gegenüber <strong>der</strong> Substanz<br />

klinisch intermediär ist.<br />

Natürlich Primär resistent, Eine Bakterienart ist gegenüber einem bestimmten<br />

resistent intrinsisch resistent Antibiotikum natürlich resistent, wenn die natürliche<br />

Population dieser Art gegenüber <strong>der</strong> Substanz klinisch<br />

resistent ist.<br />

wir die natürliche <strong>Empfindlichkeit</strong><br />

<strong>der</strong> am häufigsten als Erreger von<br />

o<strong>der</strong> in Assoziation mit Humaninfektionen<br />

isolierten Enterobacteriaceae-<br />

Spezies gegenüber 71 <strong>Antibiotika</strong>.<br />

Ein Teil <strong>der</strong> Ergebnisse aus diesen<br />

Studien ist in Tabelle 4 dargestellt.<br />

<strong>Die</strong>se Tabelle zeigt eine Übersicht<br />

über die natürliche <strong>Antibiotika</strong>-Resistenz<br />

von 15 Enterobacteriaceae-<br />

Taxa. <strong>Die</strong> Aminoglykosid-<strong>Antibiotika</strong><br />

Streptomycin, Apramycin, Ribostamycin<br />

und Lividomycin A, aber<br />

auch Cefdinir, Biapenem sowie die<br />

Streptogramine Dalfopristin und<br />

Quinupristin (einschließlich <strong>der</strong><br />

Kombination Dalfopristin/Quinupristin)<br />

sind in Tabelle 4 nicht aufgeführt,<br />

da für diese <strong>Antibiotika</strong> nach<br />

den von uns verwendeten Standards<br />

keine Grenzwerte existieren und somit<br />

eine natürliche Resistenz nicht<br />

definiert werden kann.<br />

<strong>Antibiotika</strong>, gegenüber denen keines<br />

<strong>der</strong> dargestellten Taxa natürlich<br />

resistent ist, sind ebenfalls nicht aufgeführt.<br />

Hierzu zählen die Aminoglykoside<br />

Amikacin, Kanamycin,<br />

Neomycin, einige Penicilline (Piperacillin<br />

(mit und ohne Tazobactam),<br />

Mezlocillin, Azlocillin), zahlreiche<br />

Cephalosporine (Cefoperazon, Cefotaxim,<br />

Ceftibuten, Ceftriaxon, Ceftazidim,<br />

Cefepim), Carbapeneme,<br />

Aztreonam, Chinolone, Trimethoprim,<br />

Co-trimoxazol, Chloramphenicol<br />

und Nitrofurantoin.<br />

Probleme bei <strong>der</strong> klinischen<br />

Beurteilung nach unterschiedlichen<br />

Standards<br />

Nicht selten ergibt sich bei Anwendung<br />

verschiedener Standards eine<br />

unterschiedliche klinische Beurteilung<br />

<strong>der</strong> natürlichen <strong>Empfindlichkeit</strong>.<br />

In solchen Fällen muß stets angegeben<br />

werden, nach welchem<br />

Standard die betreffende Spezies<br />

natürlich sensibel, intermediär o<strong>der</strong><br />

resistent ist. So ist Proteus vulgaris<br />

Genospezies 2 gegenüber Nitrofurantoin<br />

nach DIN natürlich sensibel,<br />

nach SIR aber natürlich resistent<br />

[13].<br />

<strong>Die</strong> klinische Interpretation von<br />

<strong>Empfindlichkeit</strong>sdaten kann problematisch<br />

sein, wenn die Ergebnisse<br />

nach Standards ausgewertet werden,<br />

<strong>der</strong>en Methoden zur <strong>Empfindlichkeit</strong>stestung<br />

von <strong>der</strong> für die <strong>Empfindlichkeit</strong>stestung<br />

selbst verwendeten<br />

Methode abweichen. Zwar<br />

ergeben sich nach unseren Erfahrungen<br />

bei <strong>Empfindlichkeit</strong>stestungen<br />

per Mikrodilution für die meisten<br />

<strong>Antibiotika</strong> bei Verwendung unterschiedlicher<br />

Methoden (z. B. Isosensitest-<br />

anstelle von Müller-Hinton-<br />

Bouillon) identische o<strong>der</strong> nicht signifikant<br />

voneinan<strong>der</strong> abweichende<br />

MHK-Häufigkeitsverteilungen, dennoch<br />

können sich bei bestimmten<br />

Spezies gegenüber einigen <strong>Antibiotika</strong><br />

bei vergleichen<strong>der</strong> Testung <strong>der</strong><br />

genannten Medien Häufigkeitsverteilungen<br />

ergeben, die zueinan<strong>der</strong><br />

nach rechts o<strong>der</strong> links um mehrere<br />

MHK-Stufen verschoben sind.<br />

Große Diskrepanzen in den Ergebnissen<br />

<strong>der</strong> <strong>Empfindlichkeit</strong>stestung<br />

werden sichtbar, wenn beim Agardiffusionstest<br />

unterschiedliche Standards<br />

für die Messung und die<br />

Auswertung von <strong>Empfindlichkeit</strong>stestungen<br />

verwendet werden.<br />

130<br />

Chemotherapie Journal · 7. Jahrgang · Heft 4 / 1998

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