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Die Bestimmung der natürlichen Antibiotika-Empfindlichkeit

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Stock · Wiedemann · <strong>Bestimmung</strong> <strong>der</strong> natürlichen <strong>Antibiotika</strong>-<strong>Empfindlichkeit</strong><br />

gegenüber Loracarbef. Ähnliche Ergebnisse<br />

ließen sich auch mit einigen<br />

Stämmen an<strong>der</strong>er Providencia-Spezies<br />

gegenüber Loracarbef, Cefaclor,<br />

Cefazolin und den Aminopenicillinen<br />

(mit und ohne Clavulansäure<br />

o<strong>der</strong> Sulbactam) sowie mit einigen<br />

P.-alcalifaciens-Stämmen gegenüber<br />

Ticarcillin erzielen. <strong>Die</strong> unterschiedlichen<br />

Ergebnisse sind möglicherweise<br />

auf eine unterschiedliche<br />

Ausprägung <strong>der</strong> Beta-Lactamase-<br />

Expression innerhalb eines Providencia-Stammes<br />

zurückzuführen.<br />

Aufgrund <strong>der</strong> beschriebenen Daten<br />

schlagen wir vor, Providencia-<br />

Arten als natürlich resistent gegenüber<br />

Aminopenicillinen (in Anwesenheit<br />

und Abwesenheit von<br />

Clavulansäure o<strong>der</strong> Sulbactam), Cefaclor,<br />

Cefazolin und Loracarbef<br />

einzustufen. Darüber hinaus sollte<br />

P. alcalifaciens als natürlich resistent<br />

gegenüber Ticarcillin angesehen<br />

werden.<br />

Es bleibt zu diskutieren, ob Providencien<br />

aufgrund ihres „Resistenzpotentials“<br />

als natürlich resistent gegenüber<br />

Dritt- und Viertgenerations-<br />

Cephalosporinen eingestuft werden<br />

sollten. Wir verzichten zunächst auf<br />

einen solchen Vorschlag, da bei einem<br />

Inokulum von 1x10 5 gegenüber<br />

diesen Cephalosporinen in unseren<br />

Studien eine natürliche Population<br />

zu detektieren war, die als klinisch<br />

sensibel einzustufen ist. Darüber<br />

hinaus waren bei wie<strong>der</strong>holten Messungen<br />

– bei einem Inokulum von<br />

1x10 5 KBE/ml – die MHK-Werte<br />

dieser Cephalosporine reproduzierbar<br />

(± eine Stufe).<br />

Bei Vorliegen breiter und flacher<br />

Häufigkeitsverteilungen empfiehlt<br />

sich eine Wie<strong>der</strong>holung <strong>der</strong> <strong>Empfindlichkeit</strong>stests<br />

unter genauer Beachtung<br />

des Inokulums mit einem<br />

Stammkollektiv aus einem möglichst<br />

weiten Konzentrationsbereich <strong>der</strong><br />

zuvor erhaltenen Häufigkeitsverteilung.<br />

Natürliche <strong>Empfindlichkeit</strong> von<br />

Rahnella aquatilis gegenüber<br />

Makroliden [5, 19]<br />

In unseren Studien erwiesen sich<br />

vier von 45 getesteten Rahnella-<br />

Stämmen als klinisch intermediär<br />

gegenüber Erythromycin, Roxithromycin<br />

und Clarithromycin (MHK-<br />

Werte 1–4 mg/l), <strong>der</strong> Rest <strong>der</strong><br />

Stämme war klinisch resistent<br />

(MHK-Werte >16 mg/l). Es ist anzunehmen,<br />

daß die niedrigen MHK-<br />

Werte auf Verän<strong>der</strong>ungen in <strong>der</strong><br />

äußeren Membran dieser Stämme<br />

zurückzuführen sind, die eine Penetration<br />

<strong>der</strong> Makrolide in das Zellinnere<br />

ermöglichen. Hierfür spricht<br />

auch die hohe <strong>Empfindlichkeit</strong><br />

dieser Stämme gegenüber Clindamycin<br />

(0,5–2 mg/l), Dalfopristin (0,5–<br />

4 mg/l) und Fusidinsäure (2–8 mg/l),<br />

Substanzen, gegenüber denen an<strong>der</strong>e<br />

getestete Rahnella-Stämme und alle<br />

bisher von uns untersuchten Enterobacteriaceae-Spezies<br />

nur eine geringe<br />

<strong>Empfindlichkeit</strong> aufweisen. Da<br />

davon auszugehen ist, daß die gramnegative<br />

Zellwand <strong>der</strong> Enterobacteriaceae<br />

für Lincosamine, Streptogramine<br />

und Fusidinsäure eine Penetrationsbarriere<br />

darstellt, bezeichnen<br />

wir die zum rechten Peak gehörende<br />

Population <strong>der</strong> MHK-Häufigkeitsverteilung<br />

von R. aquatilis gegenüber<br />

den Makroliden als die natürliche<br />

Population und die zum linken –<br />

weitaus kleineren – Peak gehörende<br />

Population als Population mit einer<br />

vergrößerten <strong>Empfindlichkeit</strong>; die zu<br />

ihr gehörenen Stämme sind sekundär<br />

sensibel. Es ist allerdings nicht völlig<br />

auszuschließen, daß die gegenüber<br />

den genannten Substanzen sekundär<br />

sensiblen Stämme zu einer an<strong>der</strong>en<br />

Rahnella-Spezies gehören. Seit<br />

kurzem ist bekannt, daß R. aquatilis<br />

aus mindestens drei phänotypisch<br />

nicht eindeutig voneinan<strong>der</strong> unterscheidbaren<br />

Genospezies besteht [3].<br />

Weitere <strong>Empfindlichkeit</strong>stests mit<br />

einem genotypisch voruntersuchten<br />

Stammkollektiv <strong>der</strong> drei Genomovare<br />

(ggf. in Verbindung mit DNS-<br />

DNS-Hybridisierungsstudien <strong>der</strong><br />

von uns detektierten auffälligen<br />

Stämme) können endgültig klären,<br />

ob diese Rahnella-Stämme „Membranmutanten“<br />

innerhalb <strong>der</strong> Genospezies<br />

des „Rahnella-aquatilis-<br />

Komplexes“ darstellen o<strong>der</strong> die<br />

natürliche <strong>Antibiotika</strong>-<strong>Empfindlichkeit</strong><br />

einer Rahnella-Genospezies<br />

repräsentieren.<br />

Natürliche <strong>Empfindlichkeit</strong> von<br />

Yersinia enterocolitica gegenüber<br />

Ticarcillin und Amoxicillin/<br />

Clavulansäure [16, 18, 19]<br />

In unseren Untersuchungen zur<br />

natürlichen <strong>Antibiotika</strong>-<strong>Empfindlichkeit</strong><br />

von Yersinia enterocolitica<br />

zeigten sich Biovar-abhängige Unterschiede<br />

in <strong>der</strong> <strong>Empfindlichkeit</strong><br />

gegenüber bestimmten Beta-Lactam-<br />

<strong>Antibiotika</strong>, insbeson<strong>der</strong>e gegenüber<br />

Ticarcillin und Amoxicillin in Kombination<br />

mit Clavulansäure. Aufgrund<br />

<strong>der</strong> vorhandenen <strong>Empfindlichkeit</strong>sdaten<br />

mußten für jedes<br />

Biovar „natürliche Populationen“<br />

postuliert werden. So war Y. enterocolitica<br />

Biovar 3 „natürlich sensibel“<br />

gegenüber Ticarcillin, während alle<br />

Stämme von Y. enterocolitica Biovar<br />

4 als „natürlich resistent“ gegenüber<br />

dieser Substanz einzustufen waren.<br />

<strong>Die</strong>se Ergebnisse stehen in einem<br />

offensichtlichen Wi<strong>der</strong>spruch zu <strong>der</strong><br />

Tatsache, daß Y. enterocolitica nur<br />

eine – wenn auch heterogene – Genospezies<br />

darstellt. Nach weiteren<br />

Untersuchungen erwies es sich allerdings<br />

als wahrscheinlich, daß die gefundenen<br />

Unterschiede in <strong>der</strong> <strong>Empfindlichkeit</strong><br />

gegenüber bestimmten<br />

Beta-Lactamen auf eine von Biovar<br />

zu Biovar (und auch innerhalb bestimmter<br />

Biovare) unterschiedliche<br />

Expression <strong>der</strong> chromosomal codierten<br />

Beta-Lactamase A und Beta-Lactamase<br />

B zurückzuführen ist. Nach<br />

phänotypischen Untersuchungen<br />

exprimieren alle Y.-enterocolitica-<br />

Stämme im nicht-induzierten Zustand<br />

Enzym B, Enzym A und Enzym<br />

B o<strong>der</strong> vornehmlich Enzym A,<br />

ein Hinweis auf an<strong>der</strong>e Beta-Lactamasen<br />

war nicht zu erhalten. Allerdings<br />

konnten im Biovar 1A, bei<br />

einigen Stämmen von Biovar 1B und<br />

bei den meisten Ticarcillin-empfindlichen<br />

Stämmen von Biovar 3 die<br />

Gene für die Beta-Lactamase A und<br />

Beta-Lactamase B nicht mit einer<br />

Polymerase-Kettenreaktion detektiert<br />

werden. Es ist anzunehmen, daß<br />

innerhalb dieser Biovare Mutationen<br />

in den Beta-Lactamase-Genen eine<br />

Verän<strong>der</strong>ung im genetischen Code<br />

bedingen, die eine Detektion <strong>der</strong><br />

Beta-Lactamasen mit den von uns<br />

verwendeten Primern nicht zulassen.<br />

Auch eine unterschiedliche Ausstattung<br />

<strong>der</strong> Biovare mit Metaboliten<br />

könnte die Detektion <strong>der</strong> Gene verhin<strong>der</strong>n.<br />

Aufgrund <strong>der</strong> bei den Biovaren 2,<br />

4 und 5 bereits nachgewiesenen<br />

Gene für die Beta-Lactamasen A und<br />

B sowie aufgrund <strong>der</strong> phänotypischen<br />

Hinweise auf die Expression<br />

eines o<strong>der</strong> bei<strong>der</strong> Enzyme (bzw. des<br />

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Chemotherapie Journal · 7. Jahrgang · Heft 4 / 1998

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