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Leseprobe - Pearson Schweiz AG

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2 Abiotische Umweltfaktoren – ihr Einfluss auf das Leben<br />

S c h o n g e w u s s t ?<br />

Untersucht man einen „durchschnittlichen“<br />

Boden bis in eine Tiefe von 30 cm, dann findet<br />

man pro Quadratmeter unter anderem Milliarden<br />

von Bakterien, 1.000.000 Nematoden<br />

(= Fadenwürmer), 100.000 Milben, 10.000<br />

Enchytraeiden (= „Borstenwürmer“) und 80<br />

Regenwürmer.<br />

2.6 Abiotischer Faktor Boden<br />

Die Wurzeln der meisten Pflanzen sind im Boden verankert und beziehen<br />

von dort die Nährstoffe und das Wasser für das Pflanzenwachstum.<br />

Der Boden mit seinem jeweiligen charakteristischen Mineraliengehalt,<br />

seiner Korngröße und seinem pH-Wert ist jedoch nicht nur ein abiotischer<br />

Umweltfaktor für Pflanzen, sondern genau genommen eher ein<br />

vielschichtiges, komplexes und dynamisches Ökosystem. Es wimmelt in<br />

ihm von Leben – er enthält Milliarden von Tieren, Bakterien und Pilzen<br />

in einer besonders hohen Artenvielfalt.<br />

Die Bodenbildung ist das Ergebnis von fünf Faktoren: Ausgangsgestein,<br />

Klima, biotische Faktoren, Relief und Zeit. Das Ausgangsgestein<br />

bildet das Substrat und den Untergrund, aus dem der Boden besteht.<br />

Das Klima beeinflusst die Bodenbildung durch Temperatur, Niederschläge<br />

und seine Einflüsse auf das pflanzliche und tierische Leben.<br />

Durch biotische Faktoren – Vegetation, Tiere, Bakterien und Pilze –<br />

gelangt organisches Material hinzu und wird mit den mineralischen<br />

Bestandteilen, die aus der Verwitterung stammen, vermischt und umgebaut.<br />

Es entsteht Humus. Das Landschaftsrelief beeinflusst den Bodenwassergehalt<br />

und das Ausmaß der Erosion. Die Bildung „reifer“ Bodentypen<br />

erfordert lange Zeiträume.<br />

2.6.1 Böden bestehen aus verschiedenen<br />

horizontalen Schichten<br />

Böden entwickeln sich aus dem Ausgangsgestein. Unter dem Einfluss<br />

von Klima, Relief und Vegetation sammelt sich im Laufe der Zeit totes<br />

organisches Material an der Oberfläche an und wird durch Bodenorganismen<br />

umgebaut. Mit zunehmender Dicke dieser organischen Auflage<br />

kommt es unter anderem durch den Sickerwassereinfluss sowie<br />

bodenchemische Reaktionen zur Verlagerung von Bodensubstanzen in<br />

tiefere Schichten. So bilden sich mit der Zeit Unterschiede zwischen dem<br />

so genannten Oberboden und dem Unterboden aus. Diese führen zu<br />

einer horizontalen Schichtung mit verschiedenen physikalischen, chemischen<br />

und biologischen Eigenschaften. Gemeinsam bildet eine solche<br />

Abfolge von horizontalen Schichten ein Bodenprofil. Diese Schichten<br />

Das Gesetz des Minimums –<br />

Die Liebig-Tonne<br />

„Eine Kette ist immer nur so stark wie ihr schwächstes Glied!“ Der<br />

Chemiker Justus von Liebig (1803–1873) machte die Anwendung dieser<br />

Redensart auf Zusammenhänge der Ökologie populär und gilt<br />

seitdem als Begründer der modernen Agrarchemie. Ähnlich wie die<br />

Stabilität des schwächsten Gliedes die Stabilität einer Kette begrenzt,<br />

oder besser minimiert, so begrenzt derjenige Faktor, der sich im Minimum<br />

befindet, das Wachstum von Pflanzen. Liebig machte in diesem<br />

Zusammenhang den Vergleich mit einer hölzernen Tonne populär:<br />

Die Höhe der kürzesten Daube (die Bretter, aus denen eine solche<br />

Tonne besteht) begrenzt die Menge an Wasser, die man in die Tonne<br />

einfüllen kann. Anders herum gesprochen: Wenn eine Fassdaube zu<br />

kurz ist, hilft eine Verlängerung der anderen Dauben nicht weiter.<br />

Auf Ökologie oder Landwirtschaft übertragen, bedeutet dies: Wenn<br />

Getreide nicht gut wächst, weil beispielsweise im Boden ein Mangel<br />

an Stickstoffverbindungen herrscht, helfen andere Maßnahmen wie<br />

zusätzliche Bewässerung, das Ausbringen von Phosphatdünger etc.<br />

jeweils nicht, um das Pflanzenwachstum zu steigern. Nur die Zuführung<br />

von Stickstoffverbindungen löst das Problem und steigert das<br />

Pflanzenwachstum bis zu dem Punkt, an dem der nächste Umweltfaktor<br />

(die ursprünglich zweitniedrigste Daube) limitierend wird. Auf<br />

landwirtschaftlichen Nutzflächen sind zumeist die Nährstoffe in der<br />

Bodenlösung der das Wachstum der Pflanzen begrenzende Faktor.<br />

Die Anwendung des Gesetzes des Minimums auf die landwirtschaftliche<br />

Produktion führte in der Mitte des 19. Jahrhunderts zum Einsatz<br />

von Kunstdüngern und zu gewaltigen Produktivitäts- und Ertragssteigerungen.<br />

Erst seit dieser Zeit kann die Ernährung der Bevölkerung als<br />

gesichert angesehen werden und Hungersnöte, die zuvor in Folge von<br />

Missernten immer wieder auftraten, gehören seitdem in Deutschland<br />

der Vergangenheit an.<br />

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