Pilot und Flugzeug Ausgabe 2011/09

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Kurztrip nach Oshkosh Reportage sein, die erste Sitzreihe verkauft zu haben. Da muss man kein Wirtschaftsweiser sein, um sich den Deckungsbeitrag auszumalen. Offensichtlich möchte man das nach Unabhängigkeit strebende Grönland von Kopenhagen aus mit dem Subventionstopf bei Laune halten. Ein total ereignisloser Flug über die Davis- Straight nach Goose Bay endet bei strahlendem Sonnenschein und 27 Grad (!) nach 3:25 Stunden Flugzeit auf dem ehemaligen Militär flughafen in Labrador. Nach zweieinhalb Tagen sind wir in Kanada. Ziemlich lässig. Der Autor, obwohl schon mehrmals in Goose Bay gelandet, erlebt beim Rollen am Boden den kompletten Orientierungsverlust – ohne 2 Meter hohe Schneewände auf dem Vorfeld kenne ich mich einfach nicht aus! Für die Abfertigung wählen wir Woodward, das ist die FBO, die auch Avgas vorhält, wir brauchen zwar kein Avgas mehr, aber eine gewisse Loyalität hat sich über die Jahre entwickelt, und Woodward bietet auch dieses Mal einen erstklassigen Service. Reiner organisiert ein Hotel, wir versorgen den Flieger und stellen die kanadischen Grenzbeamten zufrieden, dann sind wir noch am Nachmittag im Hotel North und stellen schockiert fest, dass die Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung in Goose Bay schnell ausgeschöpft sind. Ich bereite für den nächsten Tag unsere Einreise in die USA vor, fülle eAPIS-Formulare aus und faxe Pässe und Visa bereits vorab an die Grenzstation in Green Bay, wo wir einreisen werden. Darum hatte der Stationschef gebeten, damit es angesichts der vielen Oshkosh-Besucher etwas zügiger geht. Wolfgang fliegt am nächsten Tag das 900 NM lange Leg von Goose Bay (CYYR) nach North Bay (CYYB), wo wir nochmal tanken wollen, um dann in die USA einzureisen. Auf dem Flug über die kanadische Einöde erledigen wir Theorieunterricht in Vorbereitung auf die US-CPL-Prüfung, was die Frage aufwirft, ob Ground-School, die in der Luft gegeben wird, eigentlich noch als Ground-School in den Ausbildungsnachweis eingetragen werden darf. In North Bay ist wenig los und der Sprit mit knapp zwei Dollar pro Liter teuer, eine AFIS-Stelle, die ständig Pseudo-Freigaben austeilt, lässt heimische Gefühle aufkommen, und nach weniger als einer Stunde sind wir auf dem Weg nach Green Bay. Eis, 500 ft Overcast und Regen erinnern die fünf Kapitäne daran, dass ein Flug nach Nordamerika nicht nur aus Gruppenfotos und gemütlichen Abendessen besteht. In Green Bay müssen wir aufgrund der marginalen Wetterbedingungen einen LOC-Backcourse fliegen, was bei uns ja bekanntlich „verboten“ ist. Reiner wird das vom linken Sitz aus erledigen, der Autor funkt und in der Kabine liest man eifrig das Handbuch für den KFC-250 Autopiloten, denn keiner der five Captains weiß aus dem Kopf, wie man diesen zu einem Coupled-Backcourse-Approach überredet – Vermutungen haben wir aber alle reichlich! Zum Glück ist der aus der Lektüre des Handbuchs resultierende Erkenntnisgewinn beträchtlich und ersetzt unsere Vermutungen bald durch Gewissheit. Tatsächlich setzt Reiner die Cheyenne nach einem echten „Approach to Minimums“ gegen 13:00 Uhr Ortszeit in Green Bay auf, wir sind auf die Minute pünktlich für die Abwicklung der Einreise, was uns aber nichts Pilot und Flugzeug 2011/09 17
Kurztrip nach Oshkosh Reportage nützt, da die etwas überforderten Grenzer noch am Hafen mit einem Schiff beschäftigt sind. Wir tanken in der Zeit schonmal, erhalten telefonisch die Erlaubnis, auszusteigen und uns die Beine zu vertreten. Der Stationschef kommt eine halbe Stunde später und entschuldigt sich sehr höflich, die Einreise klappt dann zügig und ohne Probleme. Slots und kurzer Dienstweg Wir haben allerdings ein Problem. Das Wetter! Bei 400 bis 600 ft Untergrenzen und Sichten unter zwei Meilen ist an eine Weiterreise VFR nicht zu denken. Green Bay (KGRB) liegt ca. 40 NM nördlich von Oshkosh. Unsere gesamte Logistik ist aber ab Appleton (KATW) 18 NM nördlich von Oshkosh organisiert. Margot und Wolfgang sind dort mit der German Historic Flight Foundation verabredet, unser Hotel und unsere Mietwagen warten dort. Appleton gehört aber zusammen mit Fond du Lac und natürlich Oshkosh zu den drei Event-Fields, die für die Dauer des AirVentures IFR-slotkoodiniert sind. VFR kann man fliegen, wann man möchte, aber für IFR braucht man eine Reservierung. Die ist jetzt natürlich nicht mehr zu bekommen. Ich rufe beim Wachleiter des Towers in Appleton an, schließlich sitzen wir nur 20 NM entfernt. „Tons of traffic – jets and showplanes. It’s crazy out here“, ruft dieser etwas gestresst ins Telefon. Dann: Ob wir uns „benehmen“ könnten. „Soll heißen?“ „160 knots, short approach, no low-fuel-crap and are you familiar with the field?“ Konnte ich zum Glück alles bejahen! „CAN DO, we’ll get you in. File your flightplan, and when the briefer asks you for your slotnumber, just tell’em I said ok!“ Meine Antwort: „Ok, will do! Your name, Sir?“ „I’m the boss. The traffic manager. That‘ll do!“ Tatsächlich gelang es mir, mit diesen „Non- Standard-Instructions“ einen IFR-Plan aufzugeben. Meine Antwort auf die Frage des Briefers nach dem Slot („the boss said ok“) führte zwar zu einigen Rückfragen am Telefon, schlussendlich ist der Boss aber offensichtlich wirklich der Boss und wir hatten einen Flugplan! Dreizehn Minuten Flugzeit später landen wir in Appleton, einem netten Ausweichflugplatz für Oshkosh, wo wirklich jeder Quadratmeter für parkende Flugzeuge genutzt wird. Zum AirVenture! Eigentlich hatten wir für den nächsten Tag geplant, nach Oshkosh zu fliegen, aufgrund des anhaltend trüben Wetters nehmen wir von diesem Plan jedoch Abstand. Das war vielleicht auch besser, denn am Mittwoch- Abend hatten Margot und Wolfgang erstmal eine schwere Party zu überstehen, zu der German-Historic-Flieger Thomas Endriss von der Münchner Rück engeladen hatte. Dass man auf einer echten Oshkosh-Inn-Party ist, weiß man spätestens dann, wenn Harrison Ford ganz lässig mit einem Bier in der Hand vor einem steht und Fliegergeschichten erzählt. Die nach dieser Nacht etwas kleinen Augen wurden dann am Donnerstag-Morgen wieder deutlich größer, denn trotz trüben Wetters war für diesen Tag der erste Besuch des 18 Pilot und Flugzeug 2011/09
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