Pilot und Flugzeug Ausgabe 2011/09

Kurztrip nach Oshkosh
Reportage
erfahren en Piloten mit im Cockpit zu haben.
Die Kombination aus sehr viel Verkehr, ungewohntem
Funk und dann auch noch womöglich
einem nicht vertrauten Flugzeug
kann schnell überfordern. Ich selbst war –
obwohl ich das Verfahren gut kenne – überrascht,
wie viel anspruchsvoller das Ganze in
einer Cheyenne ist, verglichen mit der PA30
Twin Comanche.
Heute fliegen wir jedoch nicht wieder heim
nach Appleton, sondern wir genießen die
Night-Airshow, ein wunderbares Erlebnis,
dass mehr als einmal für Gänsehaut auf dem
Pilotenrücken sorgt. Meine vier Captains fahren
dann mit dem Bus zurück nach Appleton
und ich verbinge die letzte Nacht als Air-
Camper auf dem North 40 Campground.
Nach New York
Am Sonntagmorgen sammele ich die Crew
in Appleton ein und wir machen uns gemeinsam
auf den Weg nach New York. Reiner
fliegt uns nach Teteboro, dort angekommen,
fahren er und Margot schonmal ins Hotel,
während Onni, Wolfgang und ich zu einem
Trainings-Nachmittag mit der Cheyenne aufbrechen.
Morgen hat Wolfgang nämlich seinen
Checkride für den Multiengine-CPL und
das bedeutet, dass wir uns noch etwas auf
die Prüfung vorbereiten müssen. Onni kommt
mit – fliegen ist immer spannend.
Wir müssen heute all die Übungen machen,
die wir mit „full house“ auf dem Weg hierhet
nicht absolvieren konnten. Also vor allem
Single-Engine-Work, Airwork und Emergencies.
Mit seiner Erfahrung auf King Air
und Metroliner ist das für Wolfgang eher
ein Abarbeiten von Bekanntem als ein echter
Unterricht. Zunächst machen wir Airwork,
dann die FAA-Slowflight und Stall-
Aware ness-Reihe, dann Einmotorenflug.
Die FAA-Prüfungsordnung (PTS) sagt lediglich,
dass ein Triebwerk ge feathert werden
muss. Das bedeutet bei einer freilaufenden
Turbine ja nicht zwingend, dass man
das ganze Triebwerk stilllegen muss, unser
Prüfer war sich aber auch nicht ganz sicher,
wie das auszulegen sei, daher gehen wir die
Single-Engine-Emergencies komplett durch
und legen ein Triebwerk still – natürlich in
komfortablen 7.000 ft und mit dem Landefeld
in Reichweite.
Für die Starts und Landungen suchen wir
uns einen netten, ruhigen unkontrollierten
Flug platz, die Wahl fällt auf Orange County
(KGMJ), irgendwo zwischen New York und
Albany. Wir arbeiten noch die Takeoff-
Abnormals durch, Startabbruch vor V R , und
Triebwerksausfall nach dem Abheben, machen
der Vollständigkeit halber eine Single-
Engine Landung (die aber natürlich wieder
mit laufendem Gasgenerator) und schließen
das Ganze mit Short-Field/Soft-Field
Startverfahren ab.
Nach 2,2 Stunden Intensivtraining haben wir
das mögliche Prüfungsprogramm abgearbeitet,
Wolfgang ist fit für den Checkride. Wir
tanken noch auf dem völlig menschenleeren
Flugplatz von Orange County, die friedliche
Abendstimmung sorgt bei uns allen
für reichlich nostalgische Gefühle, sowohl
Onni, Wolfgang wie auch der Autor haben
viele Flugerlebnisse und Ausbildungen in
den USA absolviert. Völlig gebührenfrei und
ungestört haben wir abends um sechs Uhr
fünf Anflüge und zig Platzrunden gemacht,
und zur Belohnung gibt’s sogar noch Sprit
für 0,85 € pro Liter.
Pilot und Flugzeug 2011/09
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