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Pilot und Flugzeug Ausgabe 2011/09

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Kurztrip nach Oshkosh<br />

Reportage<br />

Kulusuk begrüßt uns mit unendlichen Sichten<br />

<strong>und</strong> einer Stimmung, die man so nur dort<br />

antrifft. W<strong>und</strong>erbar! Wolfgang setzt die<br />

Cheyenne sanft auf der Schotterpiste auf<br />

– die Props danken – <strong>und</strong> wir lassen die<br />

arktische Natur auf uns wirken. Zwei Nächte<br />

bleiben wir hier, es hetzt uns ja niemand!<br />

Wolfgang notiert im Reisetagebuch:<br />

Landung in Kulusuk: Abendsonne, abertausende<br />

Eisschollen treiben im Wasser,<br />

Schotterpiste von 1.200 Meter Länge,<br />

nach der Landung werden wir ins Hotel<br />

in Flugplatznähe gebracht. In dieser einsamen<br />

Gegend hat das Hotel eher den<br />

Stil einer Jugendherberge, letztlich sind<br />

viele Touristen dort. Deutsche mit einem<br />

Hauch von Abenteurer <strong>und</strong> Greenpeace.<br />

Margot fotografiert im Abendlicht<br />

Eisschollen im Wasser. Jans treffender<br />

Kommentar dazu: „Oh, Eisberg in<br />

Tomatensoße.“ Am nächsten Morgen<br />

wandern wir in die nahegelegene<br />

Ortschaft Kulusuk (280 Einwohner).<br />

Ein echtes Eskimodorf mit verwitterten<br />

Holzhäusern, angeketteten<br />

Schlittenh<strong>und</strong>en ringsum, kleinen<br />

Booten zwischen riesigen Eisschollen.<br />

Nachmittags fahren wir mit einem kleinen<br />

Boot hinaus zum Gletscher. An der<br />

riesigen Abbruchkante werden neue<br />

Eisberge geboren, Natur, die für uns<br />

vollkommen surreal ist.<br />

Zu meinem Entsetzen hat in Kulusuk offenbar<br />

eine Bevölkerungsexplosion stattgefun<br />

den. Vor zehn Jahren, als ich das erste<br />

Mal in BGKK Station machte, wurde die<br />

Ein wohnerzahl noch mit 80 angegeben.<br />

Inzwischen sind es 250 Menschen, die hier<br />

leben!<br />

Ein kurzer Flug von 1:58 St<strong>und</strong>en bringt uns<br />

am Freitag nach Reykjavik. Auch hier werden<br />

wir zwei Nächte bleiben. Auf dem Weg<br />

erledigen wir noch ein paar Relays für eine<br />

Gruppe Schweizer, die tief – sehr tief – in<br />

5.500 ft augenscheinlich VFR auf dem Weg<br />

von Narsarsuaq nach Reykjavik ist.<br />

Am Abend genießen wir die Aussicht auf<br />

das Flugfeld, als sich im Funk die bereits<br />

erwähnte Gruppe ankündigt. Zuerst eine<br />

V-Tail Bonanza. Respekt! Dann eine 260-PS-<br />

Comanche – die hat auf der Nordatlantik-<br />

Strecke sicher auch kein Problem. Dann ein<br />

<strong>Flugzeug</strong>, das wir nicht sofort identifizieren<br />

können. „Das ist eine ... äh ... Geez das<br />

Teil hat Knickflügel!“ Es handelte sich um<br />

die Jodel DR 250-160 HB-EUZ, die wir in<br />

Oshkosh im Hangar gesehen hatten!<br />

Am Abend fallen wir an der Bar über die<br />

Gruppe her. Bei der Jodel handelt es sich<br />

um den Anführer, Philippe Bobet, ein Ex-<br />

Swissair-<strong>Pilot</strong>, der schon seit vielen Jahren<br />

mit diesem <strong>Flugzeug</strong> über den Atlantik fliegt.<br />

Die Jodel „Capitaine“ verfügt über den gleichen<br />

Motor <strong>und</strong> etwa auch über die gleichen<br />

Flugleistungen (160 PS, O320-D2A, 960 kg<br />

MTOW) wie unser Leserflugzeug Lisa.<br />

Während ich einen solchen Flug zwar nicht<br />

empfehlen würde, stellen wir aber dennoch<br />

fest: Die Gruppe weiß, was sie tut, nimmt<br />

sich Zeit <strong>und</strong> ist natürlich auch IFR-rated. Wir<br />

kommen uns ein bisschen over-equipped vor<br />

in unserer Twin-Turboprop mit Druckkabine<br />

<strong>und</strong> Vollenteisung <strong>und</strong> haben in etwa das<br />

Gefühl, gerade auf dem Abstieg vom Mount<br />

Everest mit vollem Equipment auf dem<br />

Rücken Reinhold Messner in Badeschlappen<br />

<strong>und</strong> ohne Sauerstoff begegnet zu sein.<br />

<strong>Pilot</strong> <strong>und</strong> <strong>Flugzeug</strong> <strong>2011</strong>/<strong>09</strong><br />

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