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Bei den Menschen sein - Diözese Rottenburg-Stuttgart

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Editorial<br />

<strong>Bei</strong> <strong>den</strong> <strong>Menschen</strong> <strong>sein</strong><br />

Als wir für die am 6. Februar 2009<br />

von Bischof Dr. Gebhard Fürst errichtete<br />

rechtsfähige „Stiftung Weltkirche<br />

in der <strong>Diözese</strong> <strong>Rottenburg</strong>-<strong>Stuttgart</strong>“<br />

(s. S. 28) einen Claim suchten, wie es<br />

heutzutage im Marketing-Jargon heißt,<br />

– also einen Leitspruch, mit dem so<br />

etwas wie eine Vision, eine Mission,<br />

ja auch ein Markenzeichen zum Ausdruck<br />

gebracht wer<strong>den</strong> könnte – fiel<br />

unsere Wahl unter <strong>den</strong> vielen auf dem<br />

Tisch liegen<strong>den</strong> Vorschlägen auf <strong>den</strong><br />

Slogan: <strong>Bei</strong> <strong>den</strong> <strong>Menschen</strong> <strong>sein</strong>.<br />

In diesem Leitgedanken kommt<br />

nämlich eine Leistung, ein Merkmal<br />

der weltkirchlichen Arbeit unserer <strong>Diözese</strong><br />

zum Ausdruck, das uns zwar<br />

nicht von allen anderen weltkirchlichen<br />

Einrichtungen in Deutschland deutlich<br />

abhebt, aber doch einen für all’ unser<br />

Engagement charakteristischen<br />

Wesenszug darstellt, etwas, das uns<br />

gleichsam unverwechselbar macht<br />

und unseren Anspruch verdeutlicht, zu<br />

halten, was wir versprechen. Ich meine<br />

die personale Präsenz vor Ort in Übersee,<br />

die vielgestaltige persönliche partnerschaftliche<br />

Kooperation, die von<br />

unserer <strong>Diözese</strong> ausgeht.<br />

<strong>Bei</strong> <strong>den</strong> <strong>Menschen</strong> <strong>sein</strong>: das<br />

nehmen allen voran etwa 200 Missionarinnen<br />

und Missionare, Or<strong>den</strong>sleute,<br />

Fachkräfte der Entwicklungszusammenarbeit<br />

und Laienkräfte ernst,<br />

die derzeit, teilweise seit Jahrzehnten<br />

schon, in mehr als 40 Ländern in aller<br />

Welt tätig sind; ebenso 25 Fachkräfte<br />

aus der <strong>Diözese</strong> <strong>Rottenburg</strong>-<strong>Stuttgart</strong>,<br />

die in <strong>den</strong> vergangenen fünf Jahren<br />

in Entwicklungsdiensten in Übersee<br />

stan<strong>den</strong>, oder vier sogenannte Fidei<br />

Donum-Priester, die zurzeit im Namen<br />

der <strong>Diözese</strong> nach Argentinien, Bolivien<br />

und Guatemala entsandt sind.<br />

<strong>Bei</strong> <strong>den</strong> <strong>Menschen</strong> <strong>sein</strong> wollen<br />

erklärtermaßen auch rund 250 junge<br />

<strong>Menschen</strong>, die sich in <strong>den</strong> letzten<br />

drei Jahrzehnten ein Jahr lang für <strong>den</strong><br />

Weltkirchlichen Freiwilligendienst im<br />

Ausland zur Verfügung gestellt haben,<br />

und etwa 40 Jahr für Jahr weiter hinzukommende<br />

Freiwillige sowie zahlreiche<br />

junge Frauen und Männer, die<br />

als Missionarinnen und Missionare auf<br />

Zeit über Or<strong>den</strong>sgemeinschaften unserer<br />

<strong>Diözese</strong> ausreisen. Und schließlich<br />

verleihen auch die <strong>Menschen</strong> in<br />

<strong>den</strong> Kirchengemein<strong>den</strong> unserer Diö-<br />

zese, die unmittelbar partnerschaftliche<br />

Verbindungen zu Schwesterkirchen<br />

in Europa und Übersee pflegen,<br />

dort Projekte und Initiativen, auch im<br />

persönlichen Austausch unterstützen<br />

(933 wur<strong>den</strong> jüngst gezählt) und so<br />

bei <strong>den</strong> <strong>Menschen</strong> sind, der missionarischen<br />

Kirche von <strong>Rottenburg</strong>-<strong>Stuttgart</strong><br />

ein glaubwürdiges Gesicht.<br />

Geh zu <strong>den</strong> <strong>Menschen</strong><br />

Ein chinesisches Sprichwort, das 2500<br />

Jahre alt <strong>sein</strong> soll, bringt das persönliche<br />

Engagement von allen diesen unterschiedlich<br />

motivierten Gruppen auf<br />

<strong>den</strong> Punkt. Es lautet:<br />

„Geh’ zu <strong>den</strong> <strong>Menschen</strong>, lebe unter<br />

ihnen, liebe sie, lerne von ihnen,<br />

fang’ an mit dem, was sie haben,<br />

bau’ auf, auf dem, was sie wissen.“<br />

Die diesjährige Ausgabe unserer<br />

Zeitschrift „Der Geteilte Mantel“ ist diesem<br />

offenbar altbewährten personalen<br />

Ansatz, der personellen Entwicklungszusammenarbeit<br />

unserer <strong>Diözese</strong> gewidmet.<br />

Wenn die Weltkirche wirklich<br />

die von <strong>den</strong> deutschen Bischöfen beschworene<br />

Gebets-, Lern- und Solidargemeinschaft<br />

(„Allen Völkern <strong>sein</strong><br />

Heil“) wer<strong>den</strong> soll, dann kann sie das<br />

nur in der Grundhaltung der Liebe,<br />

Sympathie und Aufgeschlossenheit.<br />

Je mehr ich die <strong>Menschen</strong> zu schätzen<br />

weiß, umso größer ist meine Bereitschaft,<br />

von ihnen zu lernen. Und das<br />

bedeutet wiederum, sich selber zu relativieren,<br />

<strong>den</strong> eigenen Maßstäben <strong>den</strong><br />

ihnen zustehen<strong>den</strong> Platz zuzuweisen<br />

und dem größeren Ganzen zu dienen.<br />

Dies gibt <strong>den</strong> anderen, unseren Partnern<br />

die Chance und <strong>den</strong> Freiraum,<br />

sich zu entfalten, ihre Wirklichkeit selber<br />

gestalten zu können.<br />

Gelebtes Zeugnis<br />

Von all’ dem geben in diesem Heft exemplarisch<br />

einige ausgewählte Missions-<br />

und Laienkräfte unserer <strong>Diözese</strong><br />

ein beredtes Zeugnis. Jessica Ortmeyer,<br />

Referentin beim BDKJ, führt<br />

uns ein in <strong>den</strong> Weltkirchlichen Frie<strong>den</strong>sdienst<br />

der <strong>Diözese</strong> <strong>Rottenburg</strong>-<br />

<strong>Stuttgart</strong>, ehe drei konkrete <strong>Bei</strong>spiele<br />

von jungen Leuten aus Asien, Lateinamerika<br />

und Afrika folgen (S. 4-9). Was<br />

es mit der Anfang 2008 für das „Weltwärts-Programm“<br />

gegründeten Servicestelle<br />

unserer <strong>Diözese</strong> auf sich hat,<br />

erläutert Melanie Lorenz, ebenfalls Referentin<br />

beim BDKJ. Und wie dieses<br />

Programm mit Leben erfüllt wird, veranschaulichen<br />

drei weitere junge Leuten,<br />

die jeweils ein Jahr in Peru, Tansania<br />

und Argentinien verbrachten<br />

(S.12-16). Die zehnte Folge in der Reihe<br />

unserer Fidei Donum-Priester bestreitet<br />

der seit 30 Jahren in Argentinien<br />

tätige Diözesanpriester Federico<br />

Freybler (S. 17-19) aus Ellwangen. Pater<br />

Franz Pfaff, ein aus Dormettingen<br />

stammender Weißer Vater, der vierzig<br />

Jahre <strong>sein</strong>es Lebens in Uganda als<br />

Missionar gewirkt hat, verarbeitet <strong>sein</strong>e<br />

Eindrücke auf <strong>den</strong> Seiten 20 bis<br />

21. Die Gruppe der pastoralen Mitarbeiter<br />

unserer <strong>Diözese</strong>, die in missionarischen<br />

Diensten stehen oder stan<strong>den</strong>,<br />

vertritt Sabina Bran<strong>den</strong>stein. Die<br />

derzeitige Pastoralreferentin in Baiersbronn<br />

kann zurückblicken auf langjährige<br />

Engagements bei <strong>den</strong> <strong>Menschen</strong><br />

in Ecuador und Kolumbien (S. 22-23).<br />

Kilian Krug, Stu<strong>den</strong>t der Katholischen<br />

Theologie in Tübingen, berichtet von<br />

<strong>sein</strong>em Pastoralpraktikum in Bolivien<br />

(S.24-25), und Diakon Klaus-Jürgen<br />

Kauß, seit 2007 mit einer halben Stelle<br />

in der Hauptabteilung Weltkirche<br />

für alle diese verschie<strong>den</strong>en Personaldienste<br />

unserer <strong>Diözese</strong> zuständig,<br />

stellt uns vor, welche Ideen hinter so<br />

genannten Exposure- und Reverse-<br />

Programmen stehen (S. 26-27). Der<br />

Kreis schließt sich, wenn zu guter Letzt<br />

vom Festakt die Rede ist aus Anlass<br />

der Gründung der „Stiftung Weltkirche<br />

in der <strong>Diözese</strong> <strong>Rottenburg</strong>-<strong>Stuttgart</strong>“<br />

am 7. November 2009 unter dem Motto:<br />

<strong>Bei</strong> <strong>den</strong> <strong>Menschen</strong> <strong>sein</strong>.<br />

Johannes<br />

Bielefeld<br />

Kommissarischer<br />

Leiter der<br />

Hauptabteilung<br />

Weltkirche<br />

1


Der Weltkirchliche Frie<strong>den</strong>sdienst der <strong>Diözese</strong> <strong>Rottenburg</strong> <strong>Stuttgart</strong><br />

Herausforderung und Chance<br />

von Jessica Ortmeyer<br />

„Gast zu <strong>sein</strong> in einer anderen Kultur,<br />

sich mit <strong>Menschen</strong> auf der anderen<br />

Welthalbkugel zu verbin<strong>den</strong>, voneinander<br />

zu lernen, Gemeinsamkeiten<br />

zu entdecken und mit ihnen das Leben<br />

zu feiern, das ist die schönste Seite<br />

der Globalisierung und das war meine<br />

wichtigste und schönste Erfahrung in<br />

Argentinien.“ Susan Leathley.<br />

Weltkirchlicher Frie<strong>den</strong>sdienst – hinter<br />

diesen Worten steht die Möglichkeit,<br />

einen solidarischen und partnerschaftlichen<br />

<strong>Bei</strong>trag zum friedlichen Zusammenleben<br />

in der Welt zu leisten. Dahinter<br />

stehen auch junge <strong>Menschen</strong>,<br />

wie z. B. Susan Leathley, Lara Sumski,<br />

Rainer Miksch und Veronika Schneider<br />

(s. S. 4-9), die sich für ein Jahr als<br />

Christen für Frie<strong>den</strong> und Gerechtigkeit<br />

einsetzen wollen. Ermöglicht wird der<br />

Weltkirchliche Frie<strong>den</strong>sdienst in Koo-<br />

Voneinander lernen und sich begegnen:<br />

Angefangen beim Tortilla machen.<br />

peration von BDKJ und Hauptabteilung<br />

Weltkirche der <strong>Diözese</strong> <strong>Rottenburg</strong>-<strong>Stuttgart</strong><br />

gemeinsam mit <strong>den</strong><br />

Partnern in Übersee.<br />

Die Geschichte des Weltkirchlichen<br />

Frie<strong>den</strong>sdienstes der <strong>Diözese</strong><br />

geht auf die Gemeinsame Synode<br />

der Bistümer in der Bundesrepublik<br />

Deutschland (1975) zurück. Damals<br />

wurde beschlossen, zeitlich begrenzte<br />

Einsatzmöglichkeiten für junge Leute<br />

im Ausland im Bereich der sozialkaritativen<br />

und pädagogischen Dien-<br />

2<br />

ste, bei Katastrophenfällen sowie im<br />

Dienst der Versöhnung und Verständigung<br />

mit anderen Völkern zu schaffen.<br />

Nach der Entsendung von vier<br />

jungen Leuten im Rahmen von „Pilotprojekten“<br />

nach Israel und Argentinien<br />

in <strong>den</strong> Jahren 1983 bis 85 wurde<br />

schließlich auf der Grundlage dieses<br />

Syno<strong>den</strong>beschlusses im Januar 1986<br />

in Zusammenarbeit zwischen <strong>den</strong> Diözesanverbän<strong>den</strong><br />

von BDKJ und Pax<br />

Christi und dem Referat weltkirchliche<br />

Aufgaben in der <strong>Diözese</strong> <strong>Rottenburg</strong>-<br />

<strong>Stuttgart</strong> ein „Dienst der Evangelisierung<br />

und des Frie<strong>den</strong>s“ eingerichtet.<br />

Daran haben bis heute über 200 junge<br />

<strong>Menschen</strong> teilgenommen.<br />

Sich für einen weltkirchlichen Frie<strong>den</strong>sdienst<br />

zu entschei<strong>den</strong>, heißt für<br />

die Freiwilligen ein Jahr in einem so<br />

genannten Entwicklungsland zu verbringen,<br />

um dort gemeinsam mit <strong>den</strong><br />

<strong>Menschen</strong> zu leben, zu beten und zu<br />

arbeiten. So sollen die Freiwilligen <strong>den</strong><br />

Alltag der <strong>Menschen</strong> in <strong>den</strong> Partnerprojekten<br />

authentisch erleben und einen<br />

Einblick in deren Lebensrealität<br />

bekommen. Die Freiwilligen arbeiten<br />

und leben in verschie<strong>den</strong>en Projekten<br />

in Lateinamerika, Afrika und Asien: so<br />

zum <strong>Bei</strong>spiel in Kirchengemein<strong>den</strong>, in<br />

sozialen, ökologischen und landwirtschaftlichen<br />

Projekten, in Gesundheitsprojekten<br />

und in der schulischen<br />

und außerschulischen Bildungsarbeit.<br />

Sie sind in die örtlichen pfarrgemeindlichen<br />

Strukturen eingebun<strong>den</strong><br />

und wohnen in Familien, im Pfarrhaus<br />

oder in <strong>den</strong> Projekten. Vor Ort wer<strong>den</strong><br />

die Freiwilligen durch Mentoren<br />

unterstützt, die sie bei der Arbeit und<br />

dem Einfin<strong>den</strong> in die fremde Kultur<br />

begleiten. Dem Weltkirchlichen Frie<strong>den</strong>sdienst<br />

liegt das christliche <strong>Menschen</strong>bild<br />

zugrunde. Zentral ist die<br />

Überzeugung, dass jeder Mensch die<br />

gleiche Würde besitzt und dass aus<br />

diesem Grunde die <strong>Menschen</strong>rechte<br />

für Jede und Je<strong>den</strong> gelten. Dort, wo<br />

das (noch) nicht gewährleistet ist, sind<br />

<strong>Menschen</strong> aufgerufen, sich für die Änderung<br />

der Verhältnisse einzusetzen.<br />

Das gilt insbesondere für Christen und<br />

Christinnen, da Kirche sich heutzutage<br />

als Weltkirche versteht. Dabei sind<br />

drei Aspekte von Bedeutung: Weltkir-<br />

Geschichte des Freiwilligendienstes:<br />

1985: Jährlich leisten rund 10 junge<br />

<strong>Menschen</strong> einen „Dienst<br />

der Evangelisierung und des<br />

Frie<strong>den</strong>s“ in Schwesterkirchen<br />

in Übersee und Osteuropa.<br />

2001: Seither reisen rund 15<br />

Jugendliche über <strong>den</strong> „Weltkirchlichen<br />

Frie<strong>den</strong>sdienst“<br />

(WFD) aus.<br />

2007: Ausbau der WFD-Stellen auf<br />

20 Freiwillige pro Jahr.<br />

2008: Anerkennung des BDKJ<br />

<strong>Rottenburg</strong>-<strong>Stuttgart</strong> als Entsendeorganisation<br />

für <strong>den</strong><br />

entwicklungspolitischen Freiwilligendienst<br />

„weltwärts“.<br />

che als Lerngemeinschaft, Weltkirche<br />

als Solidargemeinschaft und Weltkirche<br />

als Gebetsgemeinschaft.<br />

Im Sommer 2009 sind 20 junge<br />

Frauen und Männer zu einem weltkirchlichen<br />

Frie<strong>den</strong>sdienst entsandt<br />

wor<strong>den</strong>. Die jungen <strong>Menschen</strong> aus<br />

der <strong>Diözese</strong> <strong>Rottenburg</strong>-<strong>Stuttgart</strong>, die<br />

meisten frischgebackene Abiturienten,<br />

hatten sich seit Januar auf ihren Einsatz<br />

in Übersee vorbereitet. Neben interkultureller<br />

Kommunikation stan<strong>den</strong><br />

auch Themen wie Spiritualität bis hin<br />

zum Koffer-Packen in <strong>den</strong> Seminaren<br />

auf dem Programm.<br />

Das zweite Ziel des Weltkirchlichen<br />

Frie<strong>den</strong>sdiensts knüpft direkt an<br />

<strong>den</strong> Erfahrungen und dem Gelernten<br />

der Rückkehrer und Rückkehrerinnen<br />

an. Sie wer<strong>den</strong> motiviert, ihre Erfahrungen<br />

in die entwicklungspolitische<br />

und weltkirchliche Arbeit in Deutschland<br />

einzubringen und als Botschafter<br />

für die Dringlichkeit von entwicklungspolitischem<br />

Engagement einzustehen.<br />

Der Weltkirchliche Frie<strong>den</strong>sdienst endet<br />

nicht mit der Ankunft am Flughafen.<br />

Vielmehr haben internationale<br />

Freiwilligendienste einen prozessorientierten<br />

und offenen Charakter des Lernens,<br />

der sich über das ganze Leben<br />

erstrecken kann. Der BDKJ schafft für<br />

zurückgekehrte Freiwillige im Bereich<br />

„Globales Lernen“ Impulse, damit ein<br />

persönliches Wachstum möglich wird,


damit die Rückkehrer und Rückkehrerinnen<br />

die Gesellschaft aktiv mit gestalten<br />

und soziale Mitverantwortung einüben<br />

können. Dem folgend engagieren<br />

sich die zurückgekehrten Freiwilligen in<br />

der jährlich stattfin<strong>den</strong><strong>den</strong> Jugendaktion.<br />

<strong>Bei</strong> der Jugendaktion 2009, z. B.,<br />

haben sie, ganz wie das Motto lautete,<br />

gezeigt, dass „Wasser kein trockenes<br />

Thema“ ist. <strong>Bei</strong> der großen Auftaktveranstaltung<br />

in <strong>Stuttgart</strong> im Rahmen der<br />

bundesweiten Eröffnung der Misereor-<br />

Fastenaktion haben über 100 Jugendliche<br />

aus unserer <strong>Diözese</strong> im Herzen<br />

der Landeshauptstadt eine Wasserkarawane<br />

auf die <strong>Bei</strong>ne gestellt. Blau gekleidete<br />

Trommler, Jongleure, Stelzenläufer<br />

und Großpuppenträger machten<br />

mit einem lauten „Wasser ist Leben –<br />

Wasser ist <strong>Menschen</strong>recht!“ auf das<br />

Thema „Wasserkonsum“ aufmerksam.<br />

Mit der Einführung des neuen<br />

entwicklungspolitischen Freiwilligendienstes<br />

„weltwärts“ im Jahr 2008<br />

entstan<strong>den</strong> zugleich neue Chancen<br />

und Herausforderungen nicht nur für<br />

uns, sondern auch für andere Träger<br />

und die Freiwilligen selbst. Mehr Jugendliche<br />

sollen mit dem Förderprogramm<br />

des Bundesministeriums für<br />

wirtschaftliche Zusammenarbeit und<br />

Entwicklung (BMZ) die Chance erhalten,<br />

ohne eine Kostenhürde einen<br />

Freiwilligendienst machen zu können.<br />

Der damit entstehende Anstieg der<br />

Freiwilligenzahlen ist gleichzeitig eine<br />

Herausforderung für Träger, dass der<br />

Freiwilligendienst in Zukunft nicht als<br />

ein „All-inclusive“-Angebot begriffen<br />

wird. Besonders vor dem Hintergrund<br />

20 junge <strong>Menschen</strong><br />

haben sich im Sommer<br />

aufgemacht, um<br />

für ein Jahr mitzubeten,<br />

mitzuleben und mitzuarbeiten.<br />

der aktuellen Diskussion, in der jungen<br />

<strong>Menschen</strong> vorgehalten wird, einen<br />

Freiwilligendienst hauptsächlich wegen<br />

des eigenen Lebenslaufes zu tun. Deshalb<br />

müssen wir uns der Frage stellen,<br />

wie gerade dann das Bewusst<strong>sein</strong> der<br />

Freiwilligen für ihre eigene Verantwortung<br />

gestärkt und die Vision, die hinter<br />

dem Freiwilligendienst steht, verwirklicht<br />

wer<strong>den</strong> können. Es geht doch darum,<br />

ein Lerndienst zu <strong>sein</strong>, bei dem<br />

junge <strong>Menschen</strong> ihrer Verantwortung<br />

als Christen gerecht und zu einem solidarischen<br />

Handeln motiviert wer<strong>den</strong>.<br />

Da das BMZ momentan einen einseitigen<br />

Freiwilligendienst vom Nor<strong>den</strong><br />

in <strong>den</strong> Sü<strong>den</strong> fördert, gibt es bei uns<br />

erste Überlegungen, einem dadurch<br />

möglicherweise geförderten „Ethnozentrismus“<br />

entgegenzuwirken. Als<br />

katholische Entsendeorganisation stehen<br />

wir in der Verantwortung, die Weltkirche<br />

gemeinsam zu gestalten: Diese<br />

Verantwortung endet nicht bei einem<br />

einseitigen Freiwilligendienst, sondern<br />

erfordert einen partnerschaftlichen<br />

Austausch. Es soll ein sogenanntes<br />

Reverse-Programm aufgebaut wer<strong>den</strong>,<br />

bei dem junge <strong>Menschen</strong> aus <strong>den</strong><br />

Partnerländern die Möglichkeit haben,<br />

einen Freiwilligendienst in Deutschland<br />

zu leisten.<br />

Darüber hinaus wer<strong>den</strong> mit der<br />

Unterstützung von „weltwärts“ Partner<br />

in Übersee in ihren Projekten gefördert<br />

und für die Begleitung Freiwilliger<br />

qualifiziert. Diese Schritte tragen dazu<br />

bei, dass eine gelebte und gleichwertige<br />

Partnerschaft verwirklicht wer<strong>den</strong><br />

kann.<br />

Der Weltkirchliche Frie<strong>den</strong>sdienst<br />

Dauer: min. 12 Monate<br />

Altersstruktur: 18-27 Jahre<br />

Länder: Argentinien – Brasilien –<br />

Indien – Mexiko – Südafrika – Thailand<br />

– Uganda<br />

Einsatzstellen: Kirchengemein<strong>den</strong>,<br />

Sozialarbeit, Ökologische Projekte,<br />

Arbeit mit behinderten <strong>Menschen</strong>,<br />

Bildungsarbeit, Projekte mit Jugendlichen<br />

und Kindern<br />

Bewerbungen: Für die Ausreise im<br />

darauffolgen<strong>den</strong> Jahr ist der Bewerbungsschluss<br />

jedes Jahr am 20.<br />

November<br />

Anerkennung für: Weltwärts und<br />

<strong>den</strong> „Anderen Dienst im Ausland“<br />

„Weltwärts“ bietet neue Chancen<br />

und Herausforderungen, in deren Rahmen<br />

die Qualität von internationalen<br />

Freiwilligendiensten weiter verbessert<br />

wer<strong>den</strong> kann. Eine Möglichkeit für alle<br />

Beteiligten, mit daran zu arbeiten und<br />

zu wachsen.<br />

Jessica Ortmeyer, Diplom-Pädagogin,<br />

ist seit 2008 als Bildungsreferentin<br />

beim BDKJ für <strong>den</strong> Weltkirchlichen<br />

Frie<strong>den</strong>sdienst und Globales Lernen<br />

zuständig. Ihre Begeisterung für <strong>den</strong><br />

Freiwilligendienst ist durch ihren eigenen<br />

Einsatz als Missionarin auf Zeit<br />

(MaZ) mit dem Bistum Münster für 1 ½<br />

Jahre in Mexiko entstan<strong>den</strong>.<br />

3


Pattaya –<br />

Eine Stadt, in der sich Himmel und Hölle begegnen<br />

von Lara Sumski<br />

Rote Lichter, laute Musik und<br />

zahlreiche <strong>Menschen</strong> auf der Straße,<br />

durchmischt von Rufen wie „Welcome<br />

sexy man, sit down! “, empfangen einen,<br />

wenn man gegen Abend in der<br />

Stadt Pattaya, 180 km südlich von<br />

Bangkok, ankommt. Dieser Ort hat<br />

sich in <strong>den</strong> letzten 20 Jahren zu dem<br />

größten Sexzentrum Asiens entwickelt.<br />

Die Amerikaner bezeichneten ihn einst<br />

als „the city of pleasure“. Dem wür<strong>den</strong><br />

mit Sicherheit die meisten Touristen,<br />

die nach Pattaya kommen, auch heute<br />

noch zustimmen, <strong>den</strong>n dort findet man<br />

schöne Strände, vergleichsweise günstige<br />

Unterkünfte mit drei, vier und fünf<br />

Sternen, gigantische Einkaufszentren<br />

und reihenweise Wellness-Angebote.<br />

Doch für die meisten Touristen ist Pattaya<br />

aus einem anderen Grund ein<br />

Traumziel: Unvorstellbar viele Frauen,<br />

Männer und Kinder sind gezwungen,<br />

auf der Straße, in Bars, Clubs oder<br />

Bordellen ihren Körper zu verkaufen.<br />

Aus deren Leid erwächst für die Sextouristen<br />

– bewusst oder unbewusst<br />

- der Höhepunkt ihres Genusses. Und<br />

diesen Genuss suchen viele: 4 Millionen<br />

Übernachtungen pro Jahr, Männer<br />

von 60 – 90 überwiegend, aber<br />

4<br />

auch junge und Männer vom Typ „braver<br />

Familienvater“. Die meisten Gäste<br />

kommen aus Deutschland, an 2. Stelle<br />

Engländer, dann Russen…<br />

In dieser Stadt, wurde für die<br />

Frauen, die an ihrem Leben in der Glitzerwelt<br />

von Sex, Kommerz und Macht<br />

oft fast zerbrechen und zu deren alltäglichem<br />

Leben Gewalt, Armut und<br />

Leid zählen, eine Oase geschaffen:<br />

Das Fountain-of-Life-Women-Center.<br />

Dies ist eine Schule, die von <strong>den</strong><br />

Schwestern vom Guten Hirten gegründet<br />

wurde, ein Ort, an dem die Frauen<br />

Halt, Zuspruch, Respekt und Liebe fin<strong>den</strong>.<br />

Ich hatte das Glück, dass ich an<br />

diesem Ort ein Jahr als „weltkirchliche<br />

Frie<strong>den</strong>sdienstlerin“ leben und helfen<br />

durfte. In dieser Schule können die<br />

Frauen eine Ausbildung zur Friseurin,<br />

Masseurin oder Schneiderin machen,<br />

sowie die Sprachen Thai (Schreiben<br />

und Lesen), Englisch und Deutsch lernen.<br />

Doch neben der schulischen Ausbildung<br />

wird großer Wert darauf gelegt,<br />

die Frauen über Dinge aufzuklären, die<br />

ihr tägliches Leben betreffen. So gibt<br />

es psychologische Beratung, sexuelle<br />

Aufklärung, Informationen über Aids,<br />

<strong>Menschen</strong>handel etc. Doch beinahe<br />

am wichtigsten ist es, das Selbstbewusst<strong>sein</strong><br />

der Frauen zu stärken, ihnen<br />

klar zu machen, dass sie wie alle<br />

Rechte und Bedürfnisse haben und<br />

dass sie Grund haben, sich selbst zu<br />

lieben.<br />

Meine Aufgabe war es, Deutsch<br />

zu unterrichten, doch das war nur ein<br />

Bruchteil meiner Arbeit. Dort ist man<br />

nicht nur Lehrer, sondern auch Freund<br />

und Helfer. Was dies bedeutet, möchte<br />

ich anhand der Geschichte einer<br />

meiner Schülerinnen erklären:<br />

Lara Sumski im Projekt in Pattaya,<br />

Thailand.


Thailand<br />

Königreich Thailand – Ratcha<br />

Anachak Thai<br />

Staatsform: Konstituionelle<br />

Monarchie<br />

Amtssprache: Thai<br />

Hauptstadt : Bangkok<br />

( Auf Thai : Krung Thep)<br />

Fläche: 513.115 km²<br />

Einwohnerzahl: 64.185.502<br />

( Juli 2005)<br />

Bevölkerungsdichte:<br />

125,1 Einwohner pro km²<br />

Religionen : Theravada-Buddhismus<br />

94 % der Bevölkerung<br />

Islam 5 % der Bevölkerung<br />

Christen 0,6 % der Bevölkerung<br />

Hindus 0,1 % der Bevölkerung<br />

Katholische Kirche:<br />

2 Erzdiözesen<br />

8 <strong>Diözese</strong>n<br />

298 559 Katholiken<br />

Meine Schülerin Poan<br />

Als ich im August 2008 meine erste<br />

Klasse begann, hatte ich eine Schülerin<br />

namens Poan. Man konnte ihr<br />

leicht ansehen, dass sie sich im Unterricht<br />

sehr unwohl fühlte. Sie hatte keinerlei<br />

Selbstbewusst<strong>sein</strong> und glaubte<br />

nicht an sich selbst. Nach einem Jahr<br />

Deutschunterricht konnte sie weder<br />

lesen, noch schreiben, noch sprechen.<br />

Wenn ich sie aufrief, war sie so<br />

aufgeregt, dass ihre Lippen zitterten.<br />

Eines der wenigen Worte, die sie sagen<br />

konnte, war „Dummkopf“. (Dies ist<br />

keine Seltenheit. Häufig nennen deutsche<br />

Männer ihre Frauen „Dummkopf“,<br />

vielleicht, weil sie sich ärgern, dass<br />

in Thailand die Frauen nicht deutsch<br />

sprechen.) Glücklicherweise konnte<br />

ich Poan dazu bewegen, noch einmal<br />

<strong>den</strong> Beginner-Deutschkurs mitzumachen.<br />

Sie lernte, die ersten Wörter zu lesen,<br />

und schon von diesem Augenblick<br />

konnte ich ihr Selbstbewusst<strong>sein</strong><br />

wachsen sehen. Sie sagte mir, dass<br />

sie dachte, sie sei ein Dummkopf und<br />

ihr Kopf sei kaputt. Nun bemerkte sie<br />

aber, dass sie schon Vieles versteht<br />

und Fortschritte macht. Sie begann,<br />

auch im Center Verantwortung zu<br />

übernehmen und war immer eine der<br />

ersten, die im großen Schülermeeting<br />

vor <strong>den</strong> anderen sprach.<br />

Für mich war es ein unglaublich<br />

schönes Gefühl zu sehen, wie sie sich<br />

entwickelt hat! Es hat mir sehr viel Kraft<br />

gegeben und mich so sehr von der Arbeit,<br />

die wir hier machen, überzeugt!<br />

Doch ihre Entwicklung ist noch<br />

nicht zu Ende. Eines Tages kam sie zu<br />

mir und erzählte, dass sie jetzt auf eine<br />

Volksschule geht, um Thai und Mathe<br />

zu lernen. Dies macht sie, um danach<br />

an die Uni gehen zu können. Sie berichtete<br />

mir auch, dass sie ihrem deutschen<br />

Ehemann davon erzählte und<br />

dieser gesagt habe, dass sie doch zu<br />

alt wäre, um in die Schule zu gehen.<br />

Sie hatte aber schon so viel Kraft, um<br />

ihn davon zu überzeugen, wie wichtig<br />

dies für sie ist.<br />

Letzte Woche kam sie dann auf<br />

dem Gang mit strahlen<strong>den</strong> Augen auf<br />

mich zu. Sie umarmte mich und sagte<br />

mir, dass sich einer ihrer Träume erfüllt<br />

hätte. Poan macht jetzt eine Ausbildung<br />

zur Altenpflegerin.<br />

Sie hat es geschafft, <strong>den</strong> Schritt in<br />

die Unabhängigkeit zu wagen. Nicht<br />

ganz vom Tellerwäscher zum Millionär,<br />

aber von der komplett abhängigen<br />

Ehefrau zu einer eigenständigen und<br />

selbstbewussten Frau.<br />

Wir als Freiwillige leben an der<br />

Grenze zwischen dem schönen und<br />

dem hässlichen Gesicht der Stadt. Wir<br />

sehen das Luxusleben und das Leid.<br />

Man kennt beide Seiten, die eine von<br />

Zuhause aus Deutschland und die andere<br />

von <strong>den</strong> Schülerinnen. Wir sehen<br />

die <strong>Menschen</strong> aus unserer Gesellschaft<br />

und die aus derjenigen, in die<br />

wir uns integrieren. In dieser Position<br />

kann man Vieles beobachten, da man<br />

Einblicke in „beide Welten“ hat.<br />

Lara Sumski, von Juli 2008 bis Juli<br />

2009 Freiwillige im Weltkirchlichen<br />

Frie<strong>den</strong>sdienst In Pattaya, Thailand.<br />

5


Eine Begegnung der anderen Art<br />

von Rainer Miksch<br />

Die <strong>Diözese</strong> Neuquen liegt in Patagonien<br />

im Sü<strong>den</strong> Argentiniens. Gut<br />

zwei Drittel der Bevölkerung leben in<br />

der Hauptstadt Neuquén selbst. Auf<br />

dem Land sind kleine verstreute Ortschaften<br />

zu fin<strong>den</strong>. Da diese Region<br />

zu <strong>den</strong> angestammten Siedlungsgebieten<br />

der Mapuche gehört, gibt es<br />

hier noch zahlreiche indianische Gemeinschaften.<br />

Die meisten leben in<br />

tiefer Armut, ohne Rechte und zumeist<br />

ohne Landbesitz. Die <strong>Diözese</strong> gewährleistet<br />

das Leben und <strong>den</strong> Dienst in der<br />

Kirche in Verkündung, Gottesdienst<br />

und Diakonie.<br />

Rainer Miksch stammt aus Göppingen<br />

und ist gerade erst von <strong>sein</strong>em<br />

13monatigen Weltkirchlichen<br />

Frie<strong>den</strong>sdienst aus Neuquen zurückgekehrt.<br />

Er berichtet über einen <strong>sein</strong>er<br />

besonderen Momente während<br />

<strong>sein</strong>es Dienstes. In einem Projekt an<br />

zwei Schulen in <strong>den</strong> Armenvierteln der<br />

Provinzhauptstadt hat er dort mitgearbeitet.<br />

In <strong>den</strong> Sommerferien hat er die<br />

Landpastoral mit <strong>den</strong> Mapuche-Indianern<br />

im Landesinneren begleitet.<br />

Auf <strong>den</strong> ersten Blick scheint er<br />

wie alle einfachen Jungen in <strong>den</strong> Ar-<br />

6<br />

menvierteln Neuquéns auszusehen:<br />

die Schirmmütze leicht nach oben<br />

deutend, die braungebrannte Haut<br />

und die schwarzen Haare, eine breite<br />

Kapuzenjacke, eine schmutzige<br />

und zerrissene Jeans und die Sportschuhe.<br />

Doch Walther, 20 Jahre alt, ist<br />

Mapuche-Indianer und lebt mit <strong>sein</strong>er<br />

Familie in der Natur fernab von Dörfern<br />

und Städten, selbst zur nahe gelegenen<br />

Landstraße sind es mehrere<br />

Kilometer. Das Haus ist aus Holzbrettern<br />

und Plastikplanen entstan<strong>den</strong> und<br />

wurde mit der Zeit mit Betonwän<strong>den</strong><br />

verbessert. Für eine sehr große Familie,<br />

hier leben mehrere Generationen<br />

unter einem Dach, ein sehr kleines zu<br />

Hause.<br />

Natürlich spielt sich der Großteil<br />

des Mapuche-Lebens im Freien ab,<br />

beim Ausreiten wer<strong>den</strong> die Ziegenher<strong>den</strong><br />

wieder eingefangen, die Pferde<br />

trainiert, neues Wasser geschöpft, die<br />

Grenzzäune gerichtet, Holz für <strong>den</strong><br />

langen und harten Winter gehackt, obwohl<br />

selbst der Sommer Temperaturen<br />

von über 40°C im Schatten erreicht.<br />

<strong>Bei</strong> der Arbeit streicht einem ständig<br />

der starke Wind Patagoniens über<br />

die Haut. Auch das sieht man Walther<br />

an, schon jung an Jahren, hilft er <strong>sein</strong>er<br />

Familie täglich bei <strong>den</strong> zu erledigen<strong>den</strong><br />

Arbeiten.<br />

Da musste natürlich schon geschmunzelt<br />

wer<strong>den</strong>, wenn ich über<br />

Training<strong>sein</strong>heiten auf der Laufbahn<br />

und im Fitnessstudio sprach, um<br />

sportlicher zu wer<strong>den</strong>, als auch <strong>den</strong><br />

Bräunung<strong>sein</strong>heiten, die manch einer<br />

von uns zu Hause pflegt.<br />

Begegnungen mit <strong>den</strong><br />

Mapuche-Indianern.


Argentinien<br />

Argentinische Republik – República<br />

Argentina<br />

Staatsform: Präsidiale Bundesrepublik<br />

Amtssprache: Spanisch<br />

Hauptstadt: Buenos Aires<br />

Fläche: 2.780.400km²<br />

Einwohnerzahl 40.134.425 ( 2007 )<br />

Bevölkerungsdichte: 14 Einwohner<br />

pro km²<br />

Religionen: Katholische Kirche 90 %<br />

der Bevölkerung<br />

Protestantische Kirche 6 % der Bevölkerung<br />

Ju<strong>den</strong>tum 0,5 % der Bervölkerung<br />

Katholische Kirche:<br />

14 Erzdiözesen<br />

54 <strong>Diözese</strong>n<br />

36.120.000 Katholiken<br />

Begegnung<br />

Doch einmal ganz ehrlich: viel gesprochen<br />

habe ich mit Walther nicht. Das<br />

liegt überhaupt nicht daran, dass wir<br />

uns nicht für die jeweils andere Kultur<br />

interessierten, sondern schlicht daran,<br />

dass ich versuchte mich bestmöglich<br />

<strong>den</strong> dortigen Lebensverhältnissen und<br />

Gewohnheiten anzupassen.<br />

Ich erinnere mich sehr gut, als ich<br />

mit Walther in <strong>den</strong> frühen Morgenstun<strong>den</strong><br />

vor dem Beginn einer religiösen<br />

Zeremonie gemeinsam bei Tee und<br />

Feuer <strong>den</strong> Tag beginnen ließ.<br />

Wir saßen uns über eine Stunde<br />

alleine gegenüber, da Teile <strong>sein</strong>er Familie<br />

noch schliefen, oder mit der einen<br />

oder anderen Vorbereitung beschäftigt<br />

waren, dabei tranken wir gemeinsam<br />

<strong>den</strong>, auch für Mapuche-Indianer<br />

üblichen, Maté-Tee: das argentinische<br />

Nationalgetränk, serviert in einem Behälter,<br />

z.B. aus Kürbisschale, mit getrockneten<br />

Blättern, heißem Wasser<br />

aufgegossen und mit einer kleinen<br />

Pfeife gemeinsam getrunken und hier<br />

auf dem Land immer über die rechte<br />

Hand an <strong>den</strong> Nächsten weitergegeben.<br />

Dies ist eine sehr kommunikative<br />

Art, gemeinsam „zu frühstücken“,<br />

aber trotzdem war etwas besonders,<br />

etwas anders. Als ich da mit Walther<br />

über eine Stunde Tee trinkend dasaß,<br />

wechselten wir zwei Sätze miteinander,<br />

nur zwei schlichte Sätze, einmal<br />

zum Thema Fußball und zum Wetter:<br />

„Der Wind scheint sehr stark zu <strong>sein</strong><br />

heute, sicherlich schneit es im Hochgebirge“<br />

und die dazu immergleiche<br />

Antwort: „Das ist gut so, der Erde fehlt<br />

es“.<br />

Mitleben, mitbeten und mitarbeiten. Rainer Miksch in Argentinien.<br />

Da würde jetzt manch einer sagen,<br />

dass dieses Gespräch eigentlich gar<br />

keines sei, doch bedarf es bei einem<br />

Gespräch mit einem Mapuche-Indianer<br />

gar nicht so vieler Worte.<br />

Es ist eine ganz andere Form des<br />

miteinander sprechens, des sich begegnens<br />

– es ist eine Begegnung der<br />

anderen Art, mit einem <strong>Menschen</strong><br />

meines Alters.<br />

Einem sehr nahe verbun<strong>den</strong>, da<br />

man Interessen, wie die Musik und<br />

<strong>den</strong> Sport teilt, aber im Umgang miteinander<br />

feststellt, dass wir jeweils in<br />

zwei verschie<strong>den</strong>en Kulturen aufgewachsen<br />

sind.<br />

Für mich war dies eine einmalige<br />

Erfahrung und ich danke Gott dafür,<br />

dass ich mich dieser anderen Kultur<br />

und ihren <strong>Menschen</strong> wie Walther<br />

so nähern durfte und mitten in ihrem<br />

Leben war und wir in unseren Gesprächen,<br />

unseren Teezeremonien<br />

und <strong>den</strong> vielen Minuten, in <strong>den</strong>en wir<br />

einfach nur nebeneinander saßen, uns<br />

kennen lernten.<br />

Der Mapuche-Indianer und die<br />

westlich geprägte Gesellschaft, zwei<br />

Kulturen, die sich weiter austauschen<br />

sollten, doch ohne die sonst so übliche<br />

und alles zerstörende Dominanz der<br />

westlichen Kultur.<br />

Wir müssen aus unseren Fehlern<br />

lernen, wir können unsere Kultur nicht<br />

jedem <strong>Menschen</strong> „auf das Auge drücken“,<br />

<strong>den</strong>n wir sind uns der Folgen<br />

nicht bewusst und können von keiner<br />

Kultur auf der Welt sagen, welche zum<br />

ewigen Glück führt, aber auch für Gott<br />

und Jesus war die Vielfalt der <strong>Menschen</strong><br />

auf der Welt wichtig.<br />

Ich <strong>den</strong>ke, dass der Weltkirchliche<br />

Frie<strong>den</strong>sdienst mir in dieser Begegnung<br />

der anderen Art mit dem<br />

Mapuche Walther dieses Frie<strong>den</strong>stiften<br />

und Eine-Welt-Sein als Erfahrung<br />

für mein ganzes Leben mitgegeben<br />

hat.<br />

Mit <strong>den</strong> abschließen<strong>den</strong> Worten<br />

in Mapundugun, Mapuche-Sprache,<br />

möchte ich alle Brüder und Schwestern<br />

der Mapuche grüßen, dass sie<br />

ihre Kultur, Religion und Sprache mit<br />

Freiheit leben und Aufblühen lassen<br />

können.<br />

Felepe may.<br />

Rainer Miksch, von Juli 2008 bis Juli<br />

2009 Freiwilliger im Weltkirchlichen<br />

Frie<strong>den</strong>sdienst in Neuquen, Argentinien.<br />

7


„Wir können nur zu neuen Ufern aufbrechen,<br />

wenn wir bereit sind, die alten hinter uns zu lassen.“<br />

von Veronika Schneider<br />

Vor knapp zwei Jahren hatte ich noch<br />

keine Ahnung, wo Uganda liegt, doch<br />

ich wusste sicher, nach dem Abitur will<br />

ich nicht gleich an die Universität und<br />

weiterlernen, sondern ich will mehr<br />

von der Welt kennen lernen. Die Kehrseite<br />

unseres Wohlstandes – ein Jahr<br />

<strong>den</strong> afrikanischen Alltag kennen lernen!<br />

Und so kam es, dass ich am 21.<br />

Juli 08 vom BDKJ zum Weltkirchlichen<br />

Frie<strong>den</strong>sdienst nach Uganda (genauer<br />

Iganga in der <strong>Diözese</strong> Jinja) ausgesandt<br />

wurde. Uganda liegt in Ostafrika<br />

zwischen dem Kongo und Kenia, direkt<br />

am Victoria See. In Iganga wohnte<br />

ich in einem kleinen Häuschen in der<br />

Nähe des Gemeindehauses. Dort<br />

konnte ich je<strong>den</strong> Tag essen und mitleben.<br />

13 wundervolle Monate durfte ich<br />

in Iganga in einer tollen Gemeinschaft<br />

aus Priestern, Lehrerkollegen, Schülern,<br />

Waisenkindern und guten Freun<strong>den</strong>,<br />

die ugandische Realität kennen<br />

und lieben lernen. Darüber will ich nun<br />

in Ausschnitten berichten.<br />

Die Arbeit eines ugandischen<br />

Gemeindepfarrers:<br />

Mein Mentor vor Ort war der Gemeindepfarrer<br />

von Iganga, Fr. Vincent<br />

Ndanda. Ich muss sagen, eine der unglaublichsten<br />

Personen, die ich je kennen<br />

gelernt habe. Die gemeinsamen<br />

Abende im Gemeindehaus waren immer<br />

sehr lustig, egal ob beim Unospielen,<br />

bei Unterhaltungen, oder beim<br />

Abendessen. Neben ihm gibt es noch<br />

einen zweiten Pfarrer in Iganga und<br />

manch einer wird sich bestimmt wundern<br />

– dort in Uganda gibt es mehrere<br />

Pfarrer pro Gemeinde und wir in<br />

Deutschland müssen hoffen, überhaupt<br />

einen eigenen Pfarrer zu bekommen...<br />

was tun ugandische Pfarrer<br />

<strong>den</strong>n die ganze Zeit?<br />

Aber Fr. Ndanda hat immer alle<br />

Hände voll zu tun. Je<strong>den</strong> Tag gibt<br />

es mindestens einen Gottesdienst in<br />

überfüllter Kirche und an manchen Tagen<br />

sogar drei Gottesdienste in verschie<strong>den</strong>en<br />

Sprachen (Englisch und<br />

der Stammessprache Lusoga). Dazu<br />

kommen dann noch die Festgottesdienste,<br />

<strong>Bei</strong>chten, Kommunion, Firmung<br />

und Gottesdienste in <strong>den</strong> umliegen<strong>den</strong><br />

Dörfern. Zwei- bis dreimal<br />

8<br />

pro Woche fahren die Fathers in <strong>den</strong><br />

„Busch“ um dort Gottesdienst zu halten.<br />

Dabei kann es gut <strong>sein</strong>, dass man<br />

eine Stunde Autofahrt hinter sich hat,<br />

bevor man im betreffen<strong>den</strong> Dorf ankommt.<br />

Die umliegen<strong>den</strong> 58 Dörfer<br />

gehören auch zum Arbeitsgebiet der<br />

Fathers.<br />

Neben diesen vielfältigen Aufgaben<br />

in der eigenen Gemeinde hat Fr.<br />

Ndanda auch in der <strong>Diözese</strong> viel zu tun.<br />

Er hat <strong>den</strong> Vorsitz in verschie<strong>den</strong>en Arbeitskreisen,<br />

ist dort Schriftführer und<br />

hat einige hohe Ämter, deren Namen<br />

ich mir einfach nicht merken kann, nur,<br />

dass er nach dem Bischof eine der<br />

wichtigsten Personen der <strong>Diözese</strong> ist.<br />

Da er sechs Jahre lang in Rom Kirchenrecht<br />

studiert hat, bekommt er<br />

viele Gerichtsfälle der <strong>Diözese</strong> übertragen.<br />

Regelmassig geht er deshalb<br />

in Iganga, Jinja oder Kampala vor Gericht.<br />

Dabei geht es um Trickbetrug,<br />

Veruntreuung von Spen<strong>den</strong>geldern,<br />

Landraub von Kirchenland und vielem<br />

mehr.<br />

Was mich am Anfang sehr geschockt<br />

hat ist, dass in <strong>den</strong> meisten<br />

Fällen nicht nur Privatpersonen angeklagt<br />

sind, sondern auch die großen,<br />

ugandischen Banken und die Polizei<br />

selbst, tief mit drin stecken. Jedes<br />

Mal, wenn er aus dem Gericht zurück<br />

kommt, gibt es neue abenteuerliche<br />

Geschichten zu berichten. Gerichtsfälle<br />

wer<strong>den</strong> einfach auf unbestimmte<br />

Zeit verschoben, Beweismittel von der<br />

Polizei an die Verdächtigen zurückgegeben,<br />

Schmiergeldzahlungen... Inzwischen<br />

ist Father Ndanda meistens<br />

sogar selbst dabei, um der Polizei bei<br />

der Arbeit zu helfen und sie zu kontrollieren,<br />

wenn es um das Jagen wichtiger<br />

Verbrecher geht! Da frage ich mich<br />

dann oft, ist dieser Mann nun Pfarrer,<br />

Anwalt oder Polizist!? Ich bin mir sicher,<br />

er könnte inzwischen ein dickes<br />

Buch über all diese Geschichten im<br />

Zusammenhang mit dem ugandischen<br />

Rechtswesen und der Polizei schreiben!<br />

All diese Dinge wären in Deutschland<br />

un<strong>den</strong>kbar und ich hätte vor meiner<br />

Reise nach Uganda nie gedacht,<br />

was es bedeutet ein funktionierendes<br />

Rechtswesen und eine zuverlässige<br />

Polizei zu haben!<br />

Schulalltag in Iganga:<br />

Während meinem Jahr in Uganda<br />

war eine meiner Aufgaben das Unterrichten<br />

an 2 verschie<strong>den</strong>en Schulen.<br />

Zunächst unterrichtete ich an St.<br />

Francis, wie viele Schulen in Uganda<br />

eine „Boarding School“ das heißt, die<br />

Schülerinnen übernachten auch an<br />

der Schule und gehen nur in <strong>den</strong> Ferien<br />

nach Hause zu ihren Eltern. Nach<br />

St. Francis gehen nur Mädchen (11<br />

-18 Jahren), welche die siebenjährige<br />

Grundschule schon abgeschlossen<br />

haben. Ich schätze es sind insgesamt<br />

250 Mädchen, allesamt in grünen Uniformen.<br />

Meine zweite Schule, Greenfields<br />

High School, ist eine geschlechtlich<br />

gemischte Schule mit Internat- und<br />

Tagesschülern. Man kann dort <strong>sein</strong> O-<br />

Level, (entspricht etwa dem Realschulabschluss)<br />

und auch <strong>sein</strong> A-Level (Abitur)<br />

machen. So gibt es etliche Schüler,<br />

die älter waren als ich. Dadurch,<br />

dass nur die Hälfte der über 500 Schüler<br />

zum eintönigen Mittagessen aus<br />

„Reisbrei und Bohnen“ an der Schule<br />

bleiben und abends wieder nach Hause<br />

gehen, ist auch der Internatsalltag<br />

für die „Boardingstu<strong>den</strong>ts“ nicht so<br />

eintönig und vom Rest der Welt abgeschnitten,<br />

wie in St. Francis.<br />

Immer, wenn ich an die Schulen<br />

kam, war ich für einige Stun<strong>den</strong><br />

beschäftigt - auch ohne Unterricht.<br />

Entweder ich unterhielt mich mit <strong>den</strong><br />

Schülern, spielte Karten oder ging joggen.<br />

Besonders gerne hatte ich die<br />

Athletikwettbewerbe oder die Tanz-


und Musikeinlagen der Mädchen. An<br />

bei<strong>den</strong> Schulen habe ich in drei verschie<strong>den</strong>en<br />

Klassen (8- 10) Mathematik<br />

und Biologie unterrichtet. Auch<br />

wenn das Unterrichten nicht immer<br />

einfach war, war es eine spannende<br />

Erfahrung für mich.<br />

Womit hat man als Lehrer an einer<br />

ugandischen Schule so zu kämpfen?<br />

Die Tafel wackelt, die Kreide ist sehr<br />

staubig, staubt sowohl Rock als auch<br />

Bluse, sogar die Brillengläser ein und<br />

macht die Hände trocken. Dann gibt<br />

es keinen Tafellappen, dafür musste<br />

anfangs ein einfaches, zusammengeknülltes<br />

Blatt Papier oder der Handrücken<br />

dienen. Und natürlich, wie wohl<br />

in allen Ländern, sind die Schüler nicht<br />

immer lieb, nett und leise. <strong>Bei</strong> einer<br />

Klassengröße von bis zu 150 Schülern<br />

und Schülerinnen, also etwa das fünffache<br />

einer deutschen Schulklasse,<br />

machen sie auch mindestens so viel<br />

Lärm. Das Klassenzimmer einer ugandischen<br />

Schulklasse ist trotz der vielen<br />

Kinder nur unwesentlich größer, als in<br />

Deutschland. Die Schulbänke stehen<br />

dicht an dicht, man kann kaum dazwischen<br />

hindurchgehen und in einer für 2<br />

Schüler gedachten Schulbank, können<br />

auch drei Kinder sitzen. Dennoch versuchte<br />

ich mein Bestes, um einen abwechslungsreicheren<br />

Unterricht zu liefern<br />

als meine ugandischen Kollegen.<br />

Ich stellte mich nicht nur vor die Klasse<br />

und diktierte <strong>den</strong> Schülern stur langweilige<br />

Geschichtsdaten! Wir haben<br />

immer viele Aufgaben, <strong>Bei</strong>spiele und<br />

Bio-Praktika gemacht. Die Schüler der<br />

8. Klasse waren sogar so begeistert<br />

von ihrer selbstgebauten Pflanzenzelle,<br />

dass sie schnellstens die Funktionen<br />

und das Aussehen der einzelnen<br />

Zellorganellen gelernt hatten.<br />

Veronika<br />

Schneider<br />

und ihre<br />

Schüler und<br />

Schülerinnen<br />

in Iganga.<br />

Auch wenn das Unterrichten oft<br />

schwierig war, habe ich vieles gelernt.<br />

Durch die Arbeit an der Schule hat<br />

man die Möglichkeit, die Zukunftsträger<br />

der ugandischen Gesellschaft zu<br />

beeinflussen und kann <strong>den</strong> Schülern<br />

als Vorbild dienen und im Unterricht<br />

viele Werte mit auf <strong>den</strong> Weg geben,<br />

die Uganda weiterhelfen können. „Wir<br />

können nur zu neuen Ufern aufbrechen,<br />

wenn wir bereit sind, die alten<br />

hinter uns zu lassen.“ – Ihr könnt nur<br />

etwas an eurem Umfeld ändern, wenn<br />

ihr das Alte aufgebt und euch anstrengt,<br />

um an euren Zielen zu arbeiten.<br />

Wenn sie durch mich gelernt haben,<br />

dass Unterricht auch Spaß machen<br />

kann, der Lehrer nicht immer Recht<br />

hat und auch ihr eigenes Gehirn sehr<br />

viel leisten kann, dann sehe ich meine<br />

Aufgabe als erfüllt an.<br />

Die tägliche „Arbeit“ als Mzungu:<br />

In einem Jahr in Uganda wird man zwar<br />

an <strong>den</strong> Armen und <strong>Bei</strong>nen deutlich<br />

brauner, doch man bleibt immer weiß.<br />

Je<strong>den</strong> Tag wird man daran erinnert,<br />

dass man doch nie ganz dazu gehören<br />

wird, weil man eine andere Hautfarbe<br />

hat. Man wird bewundert, bevorzugt,<br />

blöd angemacht, man muss höhere<br />

Preise bezahlen und wird ständig<br />

anders behandelt. Man ist weiß!<br />

Gerade deshalb war es mir sehr<br />

wichtig ein anderes Bild, als das typische<br />

Klischee eines Mzungus (Weißen),<br />

zu vermitteln. Das Klischee, dass<br />

ein Mzungu immer Geld und Süßigkeiten<br />

hat und nichts selbst von Hand<br />

macht, sondern für alles Maschinen<br />

hat und ihm alles zufliegt, ist leider<br />

zu weit verbreitet. Manche <strong>Menschen</strong><br />

müssen wirklich <strong>den</strong>ken, dass Weiße<br />

keine <strong>Menschen</strong>, sondern übernatür-<br />

liche Wesen vom andern Stern sind.<br />

Es hat viele Stun<strong>den</strong> Gartenarbeit gekostet,<br />

bis ich die Or<strong>den</strong>schwestern<br />

und Nachbarn anerkennend sagen<br />

hörte, dass sogar ein Mzungu hacken<br />

kann, einen eigenen Tomatengarten<br />

hat und die Hacke ja sogar so in<br />

der Hand hält, wie die Einheimischen.<br />

Mal koche ich für die Fathers, mal backe<br />

ich für meine Schüler, man fährt<br />

Fahrrad (eine or<strong>den</strong>tliche Herausforderung:<br />

Man muss aufpassen, dass<br />

sich der Rock nirgends verfängt oder<br />

gar vom Fahrtwind der vorbeifahren<strong>den</strong><br />

Lastwagen hochgeweht wird und<br />

sich gleichzeitig auf die Schlaglöcher<br />

und <strong>den</strong> Linksverkehr konzentrieren,<br />

der oft nach <strong>sein</strong>en ganz eigenen Regeln<br />

funktioniert.), quetscht sich ins<br />

Sammeltaxi, verhandelt sehr hart um<br />

<strong>den</strong> Preis, wäscht selbst, legt sich eine<br />

ugandische Frisur zu, macht Fehler,<br />

hackt, jätet Unkraut, tanzt zu ugandischer<br />

Musik, geht aufs Plumpsklo ...<br />

so versuchte ich im Prinzip ständig zu<br />

vermitteln, dass Weiße anders sind/<br />

<strong>sein</strong> können, wie ein Ugander <strong>den</strong>kt.<br />

Besonders wichtig sind dabei auch<br />

Gespräche mit Lehrern, Schülern, im<br />

Alltag und man scheint nicht oft genug<br />

erzählen zu können, das Mzungus<br />

auch ganz normale <strong>Menschen</strong> sind,<br />

die nicht mit Schweinen re<strong>den</strong> (Wie<br />

im Film von „Babe“ oder „Dr. Dolittle“)<br />

oder gar fliegen können (Batman) und<br />

nicht dem neuesten Hollywood Film<br />

entsprungen sind, sondern auch ihre<br />

Probleme haben und nach<strong>den</strong>ken<br />

müssen! Eine Aufgabe, mit der man<br />

auch nach über einem Jahr nie fertig<br />

wird, egal wie lange man in Uganda,<br />

der Perle Afrikas, bleibt.<br />

Doch nach einem Jahr in Uganda<br />

fühlte ich mich sehr wohl in „neuer,<br />

gewohnter“ Umgebung, hatte meine<br />

Rolle gefun<strong>den</strong>, mich eingelebt,<br />

als Weißer in der frem<strong>den</strong> Kultur der<br />

Basoga. Manche <strong>Menschen</strong> sind mir<br />

als Freunde, oder sogar fast als Familie<br />

so sehr ans Herz gewachsen, dass<br />

es sehr schwer fiel wieder zurück nach<br />

Deutschland zu gehen. So hatte ich<br />

die große Chance in die afrikanische<br />

Lebenswelt einzutauchen und konnte<br />

weit mehr sehen, als bei einer Reise je<br />

möglich wäre. Viele Vorurteile können<br />

so abgebaut wer<strong>den</strong> – ein wirklicher<br />

Frie<strong>den</strong>sdienst.<br />

Veronika Schneider, von Juli 2008 bis<br />

Juli 2009 Freiwillige im Weltkirchlichen<br />

Frie<strong>den</strong>sdienst in Iganga, Uganda.<br />

9


Voneinander Lernen in der Weltkirche –<br />

eine Serviceleistung der besonderen Art<br />

von Melanie Lorenz<br />

Die weltkirchliche Arbeit lebt vom Dialog<br />

zwischen Süd und Nord, Ost und<br />

West ebenso wie von der Vernetzung<br />

und dem Voneinander-Lernen in der<br />

<strong>Diözese</strong>.<br />

Viele Akteure in unserer <strong>Diözese</strong><br />

haben bereits sehr lange Erfahrungen<br />

mit partnerschaftlichen Beziehungen<br />

zu Kirchen in Lateinamerika, Afrika und<br />

Asien.<br />

Eine Freiwillige im Einstz in Uganda.<br />

Or<strong>den</strong>sgemeinschaften und Gemein<strong>den</strong>,<br />

aber auch kirchliche Vereine,<br />

Initiativen oder Schulen engagieren<br />

sich im Austausch mit <strong>Menschen</strong> der<br />

Kirchen anderer Kontinente oder sind<br />

in der Eine-Welt-Arbeit aktiv.<br />

Im Rahmen dieses Engagements<br />

haben viele der genannten Akteure<br />

auch bereits langjährige Erfahrungen in<br />

der Entsendung von Freiwilligen. Andere<br />

haben gerade <strong>den</strong> Anfang gemacht,<br />

weltkirchliche Freiwilligendienste anzu-<br />

10<br />

bieten, und wieder andere machen die<br />

ersten Schritte zur Vorbereitung eines<br />

Freiwilligendienstes.<br />

Gemeinsam ist <strong>den</strong> Trägern, dass<br />

sie jungen Erwachsenen die Möglichkeit<br />

bieten möchten, persönlich zu lernen<br />

und Erfahrungen in der weltkirchlichen<br />

Zusammenarbeit im Ausland zu<br />

machen.<br />

Diese Erfahrungen junger <strong>Menschen</strong><br />

stellen eine wichtige Ressource<br />

für die weltkirchliche Arbeit und das<br />

globale Bewusst<strong>sein</strong> in der <strong>Diözese</strong><br />

<strong>Rottenburg</strong>-<strong>Stuttgart</strong> dar.<br />

Um die unterschiedlichen Akteure<br />

in dieser wichtigen Arbeit zu unterstützen<br />

und eine Vernetzung im Voneinander-Lernen<br />

in der <strong>Diözese</strong> zu ermöglichen,<br />

wurde im Jahr 2008 die<br />

„Servicestelle Weltkirchlicher Freiwilligendienste“<br />

durch die Hauptabteilung<br />

Weltkirche und <strong>den</strong> Bund der deutschen<br />

katholischen Jugend (BDKJ)<br />

eingerichtet.<br />

Diese Servicestelle hat zum Ziel,<br />

<strong>den</strong> Trägern eine gezielte Entsendung<br />

der Freiwilligen in Projekte ihrer Partner<br />

in Übersee zu ermöglichen.<br />

Durch <strong>den</strong> Zusammenschluss der<br />

Träger im Trägerkreis soll außerdem<br />

eine Basis für das Voneinander-Lernen<br />

auch innerhalb der <strong>Diözese</strong> geschaffen<br />

wer<strong>den</strong>.<br />

Die noch junge Geschichte der<br />

Servicestelle hat gezeigt, dass sie besondere<br />

Chancen, aber auch Herausforderungen<br />

bietet.<br />

Ein großer Vorteil der gemeinsamen<br />

Arbeit besteht darin, dass die<br />

organisatorische und pädagogische<br />

Vorbereitung der Freiwilligen aller Träger<br />

gemeinsam über das Angebot der<br />

Servicestelle beim BDKJ stattfindet.<br />

So ist gewährleistet, dass die Träger<br />

nicht um Plätze bei Vorbereitungsseminaren<br />

anderer großer Organisationen<br />

kämpfen müssen, sondern sich<br />

auf Plätze für eine gute Vorbereitung<br />

ihrer Freiwilligen verlassen können.<br />

Die Servicestelle bietet <strong>den</strong> Trägern<br />

die Möglichkeit, ihre Freiwilligen<br />

in gemeinsamen Seminaren gut auf ihren<br />

Dienst vorbereiten zu lassen. Dabei<br />

kooperiert sie mit <strong>den</strong> Or<strong>den</strong>, die Freiwilligendienste<br />

im Rahmen des Pro-<br />

gramms „Missionar auf Zeit“ anbieten.<br />

Außerdem unterstützt die Servicestelle<br />

die formale Anerkennung des Freiwilligendienstes.<br />

So ist der BDKJ anerkannte<br />

Entsendeorganisation für Freiwillige,<br />

die ihren Zivildienst als Anderen<br />

Dienst im Ausland machen möchten<br />

und außerdem Träger von entwicklungspolitischen<br />

Freiwilligendiensten<br />

des „Weltwärts-Programms“. Dieses<br />

wurde vom Bundesministerium für<br />

wirtschaftliche Zusammenarbeit und<br />

Entwicklung (BMZ) eingerichtet und<br />

bietet eine finanzielle Förderung der<br />

Freiwilligen.<br />

Im Herbst 2008 sind 22 Freiwillige<br />

von insgesamt elf verschie<strong>den</strong>en Trägern<br />

in unserer <strong>Diözese</strong> über die Servicestelle<br />

ausgereist.<br />

Um dies zu ermöglichen, stand zunächst<br />

die Information aller Entsendeträger<br />

über <strong>den</strong> Ablauf der Freiwilligendienste<br />

über die Servicestelle an. Die<br />

Trägerkreistreffen dienten aber auch<br />

dazu, sich über auftretende Fragen<br />

auszutauschen. So wur<strong>den</strong> die verschie<strong>den</strong>en<br />

Etappen der Freiwilligen<br />

von deren Auswahl, über die Vorbereitung,<br />

bis hin zur Ausreise und dem<br />

Freiwilligendienst in <strong>den</strong> Blick genommen.<br />

Aber der Freiwilligendienst endet<br />

nicht nach der Rückkehr der Freiwilligen<br />

nach Deutschland. Gerade durch<br />

die Erfahrungen und Veränderungen,<br />

die die Freiwilligen in diesem Jahr erleben,<br />

bereichern sie nach ihrer Rückkehr<br />

die Arbeit ihrer Träger und setzen<br />

Akzente in der Bewusst<strong>sein</strong>sbildung<br />

hier in Deutschland.<br />

Im Herbst dieses Jahres sind die<br />

Freiwilligen des ersten Jahrgangs zurückgekommen.<br />

Ihre Erfahrungen wer<strong>den</strong><br />

wichtig <strong>sein</strong> für <strong>den</strong> Austausch mit<br />

<strong>den</strong> Projekten im Sü<strong>den</strong> und Osten<br />

und für die weitere Arbeit der Träger.<br />

Es wird spannend <strong>sein</strong>, zu sehen, wo<br />

sie gemeinsam mit <strong>den</strong> Trägern Akzente<br />

ihres Rückkehrerengagements<br />

setzen.<br />

Der Trägerkreis ist im zweiten Jahr<br />

der Servicestelle um neue Träger gewachsen.<br />

Deshalb wurde es im zweiten<br />

Jahrgang ermöglicht, dass 28 Freiwillige<br />

über die Servicestelle vorbereitet<br />

und entsendet wur<strong>den</strong>. Mit <strong>den</strong>


Erfahrungen des ersten Jahres konnte<br />

dann im zweiten Jahr im Trägerkreis<br />

der Austausch über die inhaltliche Arbeit<br />

der Träger intensiviert wer<strong>den</strong>. So<br />

wur<strong>den</strong> zu Themen wie „Begleitung der<br />

Freiwilligen“ oder „Bewerbungsverfahren“<br />

gemeinsam Handreichungen für<br />

die Arbeit der Träger entwickelt.<br />

Aber auch die Zusammenarbeit<br />

mit <strong>den</strong> Partnern in Übersee bekommt<br />

durch die Freiwilligendienste ein neues<br />

Gesicht. So ist es wichtig für die Träger,<br />

nicht allein am Thema „Freiwilligendienste“<br />

zu arbeiten, sondern gemeinsam<br />

mit <strong>den</strong> Partnern in Übersee<br />

die Idee vom „Weltkirchlichen Freiwilligendienst“<br />

zu gestalten und weiter zu<br />

entwickeln.<br />

Herausforderungen für die Zukunft<br />

der Servicestelle sind sowohl der Umgang<br />

mit der weiterhin großen Nachfrage<br />

der Träger der <strong>Diözese</strong> für die<br />

Unterstützung ihrer Freiwilligendienste.<br />

Außerdem ist bei <strong>den</strong> Trägern die<br />

Begegnung mit <strong>den</strong> Partnern in Übersee<br />

auf Augenhöhe immer wieder Thema.<br />

So gilt es, dass sich die Kirchen im<br />

Sü<strong>den</strong> und Nor<strong>den</strong> die Frage der weltkirchlichen<br />

Zusammenarbeit immer<br />

wieder stellen. Die Ziele der Freiwilligendienste,<br />

deren Ausbau von Seiten<br />

der Bundesregierung durch das Welt-<br />

wärts-Programm sowie deren bisher<br />

häufig einseitige Reiserichtung regen<br />

zu Fragen und Diskussionen an. Solchen<br />

Fragen gilt es, sich im Trägerkreis<br />

auch dann zu stellen, wenn es um die<br />

Frage geht, wie das Konzept der weltkirchlichen<br />

Freiwilligendienste weiter<br />

entwickelt wird.<br />

Der Weltkirchliche Freiwilligendienst<br />

über die Servicestelle<br />

Die Servicestelle für <strong>den</strong> Weltkirchlichen<br />

Freiwilligendienst bietet seit Anfang<br />

2008 kleineren Trägern von Freiwilligendiensten<br />

Unterstützung bei der<br />

Vorbereitung und Begleitung Freiwilliger<br />

an.<br />

Die Servicestelle übernimmt die<br />

Vor- und Nachbereitungen der Freiwilligen<br />

in Seminaren, die organisatorischen<br />

Vorbereitungen sowie Beantragungen<br />

bei Weltwärts und dem<br />

Bundesamt für Zivildienst.<br />

Die Träger bereiten die Freiwilligen<br />

auf die Projekte im Ausland vor, halten<br />

während des Jahres Kontakt zu <strong>den</strong><br />

Freiwilligen und bieten ihnen im Rahmen<br />

ihrer Partnerschaftsarbeit Möglichkeiten<br />

für ein Engagement nach ihrer<br />

Rückkehr nach Deutschland.<br />

Träger: Kirchengemein<strong>den</strong>, Or<strong>den</strong>,<br />

katholische Initiativen aus der <strong>Diözese</strong><br />

<strong>Rottenburg</strong>-<strong>Stuttgart</strong>, die Mitglieder<br />

im Trägerkreis der Servicestelle<br />

sind<br />

Dauer: 12 Monate<br />

Alter der Freiwilligen: 18-27 Jahre<br />

Länder: Argentinien – Brasilien –<br />

Paraguay – Bolivien – Peru – Ecuador<br />

– Uganda – Tanzania – Südafrika<br />

– Indien<br />

Einsatzstellen: Kirchengemein<strong>den</strong>,<br />

Or<strong>den</strong>sgemeinschaften, Sozialarbeit,<br />

Ökologische Projekte, Arbeit mit<br />

behinderten <strong>Menschen</strong>, Bildungsarbeit,<br />

Projekte mit Jugendlichen &<br />

Kindern<br />

Bewerbungen: Interessierte können<br />

sich direkt bei <strong>den</strong> einzelnen Kirchengemein<strong>den</strong>,<br />

Or<strong>den</strong> und kath. Initiativen<br />

mel<strong>den</strong>, die Träger des Weltkirchlichen<br />

Freiwilligendienstes sind<br />

Anerkennung für: Weltwärts und<br />

<strong>den</strong> „Anderen Dienst im Ausland“<br />

Melanie Lorenz, Diplom Sozialpädagogin,<br />

Sozalarbeiterin und seit 2009<br />

Bildungsreferentin beim BDKJ für <strong>den</strong><br />

Weltkirchlichen Freiwilligendienst und<br />

Globales Lernen.<br />

26 Freiwillige sind dieses Jahr ausgereist, um Erfahrungen zu sammeln, <strong>Menschen</strong> zu begegnen und ihren Glauben zu leben.<br />

11


<strong>Diözese</strong> Chachapoyas im Nor<strong>den</strong> von Peru<br />

30 Jahre Partnerschaft der Gemein<strong>den</strong><br />

Dunningen, Seedorf und Lackendorf<br />

von Dagmar Braun und Stefanie Staiger<br />

Die drei Kirchengemein<strong>den</strong> Dunningen,<br />

Seedorf und Lackendorf feiern<br />

im kommen<strong>den</strong> Jahr das 30-jährige<br />

Jubiläum ihrer Partnerschaft mit<br />

Chachapoyas/Peru. Wenn wir auf die<br />

30-jährige Geschichte der Partnerschaft<br />

zurückblicken, so dürfen wir<br />

voll Dankbarkeit sagen, dass während<br />

dieser Zeit viele Freundschaften geknüpft<br />

wur<strong>den</strong>. Freundschaften zwischen<br />

zwei total unterschiedlichen<br />

Kulturen, mit verschie<strong>den</strong>en Sprachen<br />

und Mentalitäten. Die Faszination des<br />

Landes, die Gastfreundschaft und die<br />

Zufrie<strong>den</strong>heit der Peruaner machen<br />

je<strong>den</strong> Austausch zu einer unvergesslichen<br />

Begegnung. Aus Frem<strong>den</strong> sind<br />

Freunde gewor<strong>den</strong>, das können gerade<br />

die vielen Freiwilligen berichten, die<br />

für ein Jahr oder meistens länger unsere<br />

Partnerschaftsdiözese besucht,<br />

dort mit gelebt und mit gearbeitet haben.<br />

Einhellig berichten sie von einem<br />

einmaligen Erlebnis, das als bleibender<br />

Schatz in ihren Herzen Raum eingenommen<br />

hat. Als begeisterte Freiwillige,<br />

die durch ihren anderen Dienst im<br />

Ausland eine andere Kultur kennen lernen<br />

und ihre Fähigkeiten dort einsetzen<br />

wollten sind sie ausgezogen, als<br />

Beschenkte, mit vielen positiven Erinnerungen<br />

bereichert sind sie zurück<br />

gekommen. Viel Engagement steckt in<br />

diesen 30 Jahren Partnerschaft. Möge<br />

12<br />

Gottes Segen auch weiterhin über<br />

dieser Partnerschaft stehen, und allen<br />

Verantwortlichen auf bei<strong>den</strong> Seiten<br />

des Regenbogens noch lange Jahre<br />

Kraft, Ausdauer, Ideenreichtum und<br />

Motivation schenken, um diese Partnerschaft<br />

lebendig zu erhalten.<br />

Hola, cómo están?<br />

Mein Name ist Stefanie Staiger, ich bin<br />

21 Jahre alt und war mit der Organisation<br />

Alianza aus <strong>den</strong> Gemein<strong>den</strong> Dunningen,<br />

Seedorf und Lackendorf in deren<br />

Partnerschaftsdiözese Chachapoyas<br />

in <strong>den</strong> nördlichen An<strong>den</strong> in Peru<br />

etwas mehr als ein Jahr als Freiwillige<br />

tätig.<br />

Diese Organisation der katholischen<br />

Kirchengemeinde Dunningen<br />

gibt es schon seit fast 30 Jahren und<br />

da ich selbst aus Lackendorf komme,<br />

wusste ich schon seit meiner Kindheit<br />

von ihrer Existenz.<br />

Nach meiner Ausbildung zur Erzieherin<br />

habe ich mich dann dazu entschlossen,<br />

eine Auszeit zu nehmen,<br />

mich mit einer völlig frem<strong>den</strong> Kultur<br />

und Sprache in einem weit entfernten<br />

Land zu beschäftigen und dort einen<br />

Frie<strong>den</strong>sdienst abzuleisten.<br />

Da die Alianza in Chachapoyas,<br />

der Hauptstadt des Departamentos<br />

Amazonas sehr aktiv und präsent ist,<br />

können Freiwillige in vielen verschie-<br />

<strong>den</strong>en Bereichen und Institutionen<br />

unterstützend wirken. Außerdem hat<br />

man somit die Freiheit, sich die Arbeit<br />

nach <strong>den</strong> eigenen Interessen auszusuchen.<br />

Meine Aufgabenbereiche waren<br />

unter anderem: Englischunterricht zu<br />

geben in einem Priesterseminar für<br />

männliche Jugendliche, die sich nach<br />

ihrem Schulabschluss dazu entschei<strong>den</strong>,<br />

Pfarrer zu wer<strong>den</strong> und dort darauf<br />

vorbereitet wer<strong>den</strong>.<br />

In einem städtischen Familienrechtsbüro<br />

durfte ich die Sozialarbeiterin<br />

Milagros in ihrer Arbeit unterstützen.<br />

Hier können Frauen Hilfe suchen,<br />

wenn sie misshandelt wur<strong>den</strong> oder<br />

auch wenn sie ein Kind von einem<br />

Mann haben, der dieses nicht anerkennen<br />

will. Dann wer<strong>den</strong> solche Fälle<br />

in Streitgesprächen geklärt und ein<br />

weiteres Vorgehen wird geplant. So<br />

wird meist auch der Gang vor ein Familiengericht<br />

vermie<strong>den</strong>.<br />

In einer Behindertenschule habe<br />

ich die Nachmittage mit geistig und<br />

körperlich behinderten Kindern gestaltet.<br />

Diese Schule ist keine Einrichtung,<br />

die regelmäßig mit der Alianza zusammen<br />

arbeitet. Weil mich diese Art von<br />

Institution aber sehr interessiert, habe<br />

ich die dortigen Lehrer einfach gefragt,<br />

ob es für mich möglich wäre, dort zu<br />

arbeiten und Zeit mit <strong>den</strong> Kindern zu<br />

verbringen.<br />

Dinamicas (Sing-Spiel-Lieder) in einer<br />

Grundschule in einem An<strong>den</strong>dorf.


Peru<br />

Republik Peru - República del Perú<br />

( spanisch )<br />

Piruw Republika ( quechua )<br />

Piruw Suyu ( aymara)<br />

Staatsform: semipräsidiale Republik<br />

Amtssprache: Spanisch, Quechua,<br />

Aymara<br />

Hauptstadt: Lima<br />

Fläche: 1.285.220 km²<br />

Einwohnerzahl 28.220.764 ( 2007 )<br />

Bevölkerungsdichte: 22 Einwohner<br />

pro km²<br />

Religionen: Katholische Kirche 81 %<br />

der Bevölkerung<br />

Protestantische Kirche 12 % der<br />

Bevölkerung<br />

Katholische Kirche:<br />

7 Erzdiözesen<br />

37 <strong>Diözese</strong>n<br />

22.850.000 Katholiken<br />

Mit Begeisterung und Freude haben<br />

sie mich in ihr Team aufgenommen.<br />

Es war eine sehr schöne Erfahrung<br />

mit <strong>den</strong> behinderten Kindern und Jugendlichen<br />

zusammen zu <strong>sein</strong> und mit<br />

ihnen das Jahr in Peru zu teilen.<br />

Hauptsächlich habe ich im bischöflichen<br />

Schulamt der <strong>Diözese</strong> gearbeitet.<br />

Jeder der dort arbeiten<strong>den</strong> Lehrer<br />

ist zuständig für eine Zone der <strong>Diözese</strong><br />

Chachapoyas, wohin dieser rei-<br />

Stipendiaten im Internat der Allianza, vorne sitzt Gabriel.<br />

sen muss, um Weiterbildungen, Fortbildungen<br />

und Supervision in Schulen<br />

und Kindergärten zu praktizieren. So<br />

kam es, dass ich die Lehrer oft auf kleine<br />

Dörfer begleiten durfte und so das<br />

Schulsystem kennen lernen konnte.<br />

Doch das war nicht alles: Oft musste<br />

man auf Dörfer reisen, wohin es<br />

nicht einmal eine Strasse gibt. So galt<br />

es zu wandern oder auf Pfer<strong>den</strong> und<br />

Maultieren zu reiten. In diesen Dörfern<br />

gab es auch oft weder fließend Wasser<br />

noch Strom. Diese Lebensverhältnisse<br />

haben mich tief beeindruckt.<br />

So habe ich das peruanische Leben,<br />

die Kultur und die Lebensweise<br />

der <strong>Menschen</strong> am Besten kennen gelernt<br />

und auch mich selbst in meinen<br />

persönlichen Einstellungen zu Priorität<br />

und Glaube gefun<strong>den</strong>. Oft hatte<br />

ich auch Kontakt zu Priestern und Or<strong>den</strong>sschwestern,<br />

bei <strong>den</strong>en ich gelernt<br />

habe, was Glaube ist. Denn der Glaube<br />

zu Gott wird in Ländern der sogenannten<br />

“Dritten Welt“ sehr hoch geschätzt<br />

und ist besonders stark ausgeprägt,<br />

was man auch an <strong>den</strong> Gottesdiensten<br />

merkt, die oft sehr fröhlich sind und<br />

wo Kommunikation eine große Rolle<br />

spielt.<br />

Die Alianza unterstützt neben anderen<br />

Projekten auch Jugendliche aus<br />

der <strong>Diözese</strong> mit Stipendien.<br />

Wenn ein Schüler mit guten Noten<br />

nach <strong>sein</strong>em Schulabschluss gerne<br />

studieren möchte, die Gelder dazu<br />

aber leider in der Familie fehlen, ist es<br />

möglich ein Stipendium der Alianza zu<br />

erhalten. Dazu bedarf er der Empfehlung<br />

des zuständigen Orts-Geistlichen<br />

und dem Stipendiatenkomitee der Alianza.<br />

So wird sichergestellt, dass wirklich<br />

nur diejenigen unterstützt wer<strong>den</strong>,<br />

die diese Hilfe am meisten benötigen.<br />

Im Moment wird so etwa 30 Stipendiaten<br />

geholfen, von <strong>den</strong>en knapp die<br />

Hälfte im Internat der Alianza wohnt.<br />

Die andere Hälfte lebt in gemieteten<br />

Zimmern oder kleinen Wohngemeinschaften<br />

in der Stadt Chachapoyas.<br />

Die Gastfreundschaft der Peruaner,<br />

ihre Lebensfreude, der Spaß an<br />

Fiestas, am Tanzen und an der Musik,<br />

das Leben in <strong>den</strong> kleinen Dörfern und<br />

die verschie<strong>den</strong>en Kulturen und Traditionen,<br />

die in <strong>den</strong> einzelnen Orten erhalten<br />

geblieben sind, das Essen (Meerschweinchen<br />

;-) )…all dies sind Dinge,<br />

die ich weiterhin in meinem Herzen tragen<br />

werde, egal an welchem Ort dieser<br />

Welt ich bin.<br />

Dagmar Braun, Vorsitzende des Gemeinsamen<br />

Missionsausschuss der<br />

kath. Kirchengemein<strong>den</strong> Dunningen,<br />

Seedorf und Lackendorf<br />

und Stefanie Staiger, von August 2008<br />

bis August 2009 Freiwillige, entsandt<br />

durch die Servicestelle nach Chachapoyas,<br />

Peru.<br />

13


Ein Jahr in Tansania<br />

Mein Land des Lächelns liegt in Afrika<br />

von Birgit Wörle<br />

Asubuhi kuamka, kusali, kunywa chai,<br />

kwenda shuleni, kuanda vipindi vyangu<br />

mbalimbali na watoto kabla au baadaye,<br />

kula tena, kucheza, kuoga (afadhali<br />

kama watoto saa 11), kusali tena<br />

na kula, kukaa na watoto na kwenda<br />

kulala tena...<br />

So in ungefähr sah mein Tagesablauf<br />

in Tansania aus. Eines wird sicher<br />

deutlich: Mein Tag ereignete sich auf<br />

Suaheli, das ist die Sprache, in der ich<br />

erzählt und geschimpft, unterrichtet<br />

und gearbeitet, gebetet und gesungen<br />

habe!<br />

Mein Name ist Birgit Wörle, jetzt bin<br />

ich 20 Jahre alt und nach meinem Abitur<br />

habe ich das letzte Jahr in Tansania<br />

verbracht. Tansania liegt in Ostafrika.<br />

Meine Einsatzstelle war im Sü<strong>den</strong><br />

des Landes, unweit von Songea, einer<br />

ziemlich großen Stadt dieses Landesteils.<br />

In Ruhuwiko, einem Vorort dieser<br />

Stadt, habe ich an einer Gehörlosenschule<br />

gelebt, die als Internat geführt<br />

wird. Mein Zimmer war Tür an<br />

Tür mit Schlafräumen unserer Schülerinnen,<br />

außerdem wohnen dort vinzentinische<br />

Or<strong>den</strong>sschwestern, deren<br />

Gemeinschaft der Träger der Schule<br />

ist. Zusammen mit einigen Arbeitern,<br />

<strong>den</strong> Lehrerhäusern gleich an unserem<br />

Schulgelände und <strong>den</strong> <strong>Menschen</strong> der<br />

Birgit auf Reisen mit Julia und<br />

Alexandra.<br />

14<br />

Gemeinde Ruhuwiko bildeten sie mein<br />

Lebensumfeld. Gemeinsam mit zwei<br />

anderen jungen Frauen, Alexandra und<br />

Julia, war ich in dieser Zeit als Freiwillige<br />

innerhalb dieser Gemeinschaft der<br />

Vinzentinerinnen von Mbinga.<br />

Ich bin über einen Or<strong>den</strong> ins Ausland<br />

gegangen und war so „nicht nur“<br />

Freiwillige, sondern auch „Missionarin<br />

auf Zeit“, kurz MaZ. Für alle MaZ´ler<br />

gilt, dass sie mit Or<strong>den</strong>sleuten leben<br />

und, an ihrem Ort und in ihrer Gemeinschaft,<br />

„mitleben, mitbeten und mitarbeiten“.<br />

Mitleben habe ich erfahren als das<br />

Eingebettet-Sein in die Gemeinschaft<br />

der Vinzentinerinnen, mit <strong>den</strong>en ich besonders<br />

zu Gebets- und Essenszeiten<br />

geteilt habe. Zunächst eingebettet, vor<br />

Ort „dabei“ zu <strong>sein</strong>, in Ruhuwiko, dann<br />

aber auch im Mutterhaus in Mbinga<br />

aufgenommen zu <strong>sein</strong>. Oder auf anderen<br />

Stationen der Vinzentinerinnen, die<br />

ich besucht habe. Ich war keine Fremde,<br />

sondern jemand, <strong>den</strong> man kennt<br />

und einordnen kann. Überall wurde ich<br />

sehr herzlich willkommen geheißen!<br />

Ich hatte ganz automatisch Kontakt zu<br />

Einheimischen, <strong>den</strong>n mit der Ausnahme<br />

einer deutschen sind die übrigen<br />

der knapp 20 Schwestern in Ruhuwiko<br />

Tansanierinnen. Auch unsere Kinder<br />

sind natürlich tansanisch. Ich habe mit<br />

<strong>den</strong> Schwestern gegessen und so das<br />

auf <strong>den</strong> Tisch bekommen, was für das<br />

Land üblich und typisch ist, habe traditionelle<br />

Speisen kennen- und kochen<br />

gelernt. Ich habe mich sehr wohl gefühlt<br />

unter „meinen“ Schwestern, und<br />

mir hat in keinster Weise etwas gefehlt,<br />

obwohl man in gewisser Weise sicher<br />

auch eingeengt ist gegenüber einem<br />

Leben in Deutschland und manche<br />

Dinge einfach nicht tun kann. Viele der<br />

<strong>Menschen</strong>, die ich in Tansania kenne<br />

und mit <strong>den</strong>en ich zu tun hatte, sind<br />

eben Or<strong>den</strong>sschwestern und so natürlich<br />

Frauen. Mein Tagesablauf war<br />

durch <strong>den</strong> Schul- und „Or<strong>den</strong>s-“Alltag<br />

fest strukturiert. Und ich war quasi<br />

ausnahmslos abends, auch am Wochenende,<br />

„daheim“ und auch um 12<br />

schon in <strong>den</strong> schönsten Träumen! Meine<br />

Abende in Ruhuwiko waren geprägt<br />

davon, dass ich Zeit mit <strong>den</strong> Kindern<br />

verbracht habe nach dem Abendes-<br />

Tansania<br />

Vereinigte Republik Tansania<br />

Jamhuri ya Muungano wa Tanzania<br />

(Swahili)<br />

Staatsform: Präsidialrepublik<br />

Amtssprache: Swahili (de facto)<br />

Hauptstadt: Dodoma<br />

Fläche: 945.087 km²<br />

Einwohnerzahl 41.048.532 (Stand<br />

Juli 2009)<br />

Bevölkerungsdichte: 39 Einwohner<br />

pro km²<br />

Religionen: Christliche Kirche ca. 30<br />

bis 40 % der Bevölkerung<br />

Muslime ca. 30 bis 40 % der<br />

Bevölkerung<br />

Naturreligionen ca. 30 % der<br />

Bevölkerung<br />

Katholische Kirche:<br />

5 Erzdiözesen<br />

25 <strong>Diözese</strong>n<br />

10.465.000 Katholiken<br />

sen, beim gemeinsamen Spielen zum<br />

<strong>Bei</strong>spiel. Davon, dass je<strong>den</strong> Samstag<br />

das Evangelium vom kommen<strong>den</strong><br />

Sonntag gelesen und vorbereitet wurde.<br />

Und nicht zuletzt von der Tatsache,<br />

dass an sehr vielen Tagen nur bis ca.<br />

10 Uhr Strom da war und somit Licht!<br />

Mitbeten hieß für mich, dass ich<br />

<strong>den</strong> Tag morgens um 6: 45 Uhr mit der<br />

Messe begonnen habe. Am Abendgebet<br />

der Schwestern, der Vesper, habe<br />

ich teilgenommen, ebenso an der<br />

Sonntagsvorbereitung je<strong>den</strong> Samstag,<br />

bei der eine Schriftstelle gelesen<br />

und betrachtet wird. Selbstverständlich<br />

war auch ein Tischgebet vor und


nach dem Essen. Diese festen Zeiten,<br />

um innezuhalten und sich zu besinnen,<br />

haben mir sehr gut getan!<br />

Mitarbeiten schließlich bedeutete<br />

für mich vor allem, mich für unsere gehörlosen<br />

Kinder einzubringen. Ganz<br />

grundsätzlich habe ich mich bemüht<br />

die Gebär<strong>den</strong> zu lernen, mit <strong>den</strong>en<br />

die Kinder kommunizieren. Ich habe<br />

sie von <strong>den</strong> Kindern gelernt, die mich<br />

sehr aufgeschlossen begrüßt und aufgenommen<br />

haben und von <strong>den</strong>en einige<br />

wenige kleine Hörreste besitzen<br />

oder die Fähigkeit, ein bisschen zu<br />

sprechen oder die Lippen zu bewegen.<br />

Dann ist es leicht, die Worte abzulesen.<br />

Je<strong>den</strong> Vormittag habe ich zwei<br />

Klassen je eine Stunde unterrichtet,<br />

immer nachmittags war ich wochenweise<br />

in einem unserer fünf Internatshäuser<br />

und habe mit <strong>den</strong> Kindern gemalt,<br />

gespielt oder wir waren auf dem<br />

Sportplatz. Auch abends habe ich Zeit<br />

mit <strong>den</strong> Kindern verbracht, wir haben<br />

geredet, zusammen gelernt oder einen<br />

Video-Film angesehen.<br />

Insgesamt war ich in meinem<br />

Dienst sehr frei, auch waren meine<br />

Aufgaben nicht im Vorfeld definiert,<br />

sondern die habe ich v.a. zusammen<br />

mit Sr. Brigitte, der deutschen Schwester<br />

in Ruhuwiko, für mich gesucht<br />

und gefun<strong>den</strong>. Ich habe ebenso ab<br />

und zu Schreibarbeiten erledigt, eine<br />

Zeit lang einem jungen Mann aus der<br />

Siku kuu! Festtag!<br />

Gemeinde Musiktheorie unterrichtet<br />

und im Chor der Gemeinde mitgesungen,<br />

einige unserer gehörlosen Schüler<br />

Flötenunterricht gegeben. Ich habe<br />

in der Küche geholfen, als die Kinder in<br />

Ferien waren, und außerdem eine Priesterweihe<br />

mit vorbereitet!<br />

So war dieses letzte Jahr für mich<br />

eine ganz besondere und dichte Zeit<br />

und trotz mancher Probleme und<br />

Schwierigkeiten, die es natürlich auch<br />

gab, hat mich dieses Jahr mit <strong>sein</strong>en<br />

abwechslungsreichen und bunten Tagen,<br />

das viel zu schnell verging, um<br />

vieles reicher gemacht!<br />

An meiner Einsatzstelle habe ich<br />

zunächst <strong>den</strong> „Schul-Alltag“ erlebt und<br />

kennengelernt, speziell bei uns <strong>den</strong><br />

Alltag in einem Internat. Ich habe die<br />

Lebensweise der Schwestern geteilt<br />

und ein bisschen das Dorf- und Gemeindeleben<br />

in Afrika erfahren können.<br />

Ich habe mit Gehörlosen gelebt,<br />

genauer gehörlosen Kindern und Jugendlichen<br />

im Alter von 5-20 Jahren.<br />

Ich habe mich bemüht ihre Welt<br />

kennenzulernen und ein Teil davon zu<br />

wer<strong>den</strong>, sie zu bereichern. Durch die<br />

Nähe zu Songea habe ich diese, eine<br />

Stadt und ihre <strong>Menschen</strong>, ihre Betriebsamkeit<br />

und ihre Lebensart gesehen.<br />

Und nicht zuletzt habe ich das Land<br />

kennengelernt auf manchen Reisen,<br />

ich habe Früchte und typische Nahrungsmittel<br />

gesehen und gegessen.<br />

Ich habe die Messe in der Kirche mit-<br />

gefeiert, an ganz normalen und an besonderen<br />

Tagen. Ich habe Feste erlebt<br />

und mitgefeiert mit Tanz und Musik,<br />

manchmal auch mit sehr langen Re<strong>den</strong>,<br />

generell mit einer Begeisterung,<br />

wie man sie in Deutschland nicht oft<br />

findet! Am allerwichtigsten war mir die<br />

Begegnung mit <strong>Menschen</strong>, sie in ihrer<br />

Kultur und Mentalität kennenzulernen<br />

und mich mit ihnen in ihrer Sprache zu<br />

unterhalten. Suaheli ist auch zu meiner<br />

Sprache gewor<strong>den</strong> und ich mag ihre<br />

Ausdrucksweise, ihr Vokabular und ihren<br />

Klang!<br />

Die <strong>Menschen</strong> in Tanzania sind<br />

viel ärmer als wir in Deutschland, ärmer<br />

an Materiellem und oft auch an<br />

menschlichem Zuspruch dadurch,<br />

dass viele Familien zerrissen und unkomplett<br />

sind. Aber sie sind unendlich<br />

gastfreundlich und aller meistens fröhlich<br />

und freundlich. Passend zu meinen<br />

Bildern, von <strong>den</strong>en ich sehr viele<br />

habe, die aber nur unzureichend wieder<br />

„Nähe“ zu Tanzania herstellen, ist<br />

auch meine Erinnerung: Die <strong>Menschen</strong><br />

sind gern in der Gemeinschaft und begegnen<br />

einander immer wieder neu<br />

mit einem Lächeln im Gesicht!<br />

Birgit Wörle, von August 2008 bis August<br />

2009 Freiwillige, entsandt durch<br />

die Servicestelle Nach Songea, Tansania.<br />

15


Begegnung und Freundschaft<br />

von Jana Nisch, Julia Mahlenbrei und Verena Jäger<br />

„Tinkunakuy“ heißt Begegnung und<br />

ist der Name des Freundes- und Förderkreises<br />

des Praktikumsprogramms<br />

zwischen <strong>den</strong> <strong>Diözese</strong>n <strong>Rottenburg</strong>-<br />

<strong>Stuttgart</strong> und Santiago del Estero (Argentinien).<br />

Dieser Begriff des „Quichua“<br />

(Ureinwohnersprache im Nor<strong>den</strong><br />

Argentiniens) trifft auch ganz gut<br />

auf die Erfahrungen zu, die wir während<br />

unseres Aufenthalts in Argentinien<br />

machen durften. In diesem Austauschprogramm<br />

der Schulstiftung<br />

waren wir als Praktikantinnen in katholischen<br />

Schulen Santiago del Esteros<br />

tätig.<br />

Wir wirkten an verschie<strong>den</strong>en<br />

Schulen mit, wobei die Tätigkeiten je<br />

nach Schule sich sehr unterschiedlich<br />

gestalten konnten. Neben Unterstützung<br />

der Lehrkräfte, Mitarbeit im<br />

Sekretariat, Förderunterricht einzelner<br />

Schüler, Vertretungsunterricht oder eigenen<br />

Unterrichtsstun<strong>den</strong>, konnten<br />

wir uns je nach unseren Fähigkeiten<br />

in <strong>den</strong> jeweiligen Schulen einbringen.<br />

Auch je nach Interesse hing es davon<br />

ab, ob man an einer Grundschule, einer<br />

weiterführen<strong>den</strong> Schule oder einer<br />

Sonderschule tätig war.<br />

Im Vordergrund jedoch stand auch<br />

hier die Begegnung. Einerseits mit <strong>den</strong><br />

Schülern, wobei wir von ihnen mindestens<br />

genauso viel lernen konnten, wie<br />

16<br />

sie von uns. Und andererseits mit <strong>den</strong><br />

Schulen selbst und ihrem zugrundeliegen<strong>den</strong><br />

Schulsystem, sowie auch mit<br />

<strong>den</strong> Lehrkräften, die uns auch außerhalb<br />

der Schule in unseren Aktivitäten<br />

begleiteten und sehr unterstützten.<br />

Doch der Austausch basiert nicht nur<br />

auf Begegnungen im schulischen Bereich,<br />

sondern auch auf kultureller<br />

Ebene.<br />

Regelmäßig besuchten wir eine<br />

Kirchengemeinde, in der wir uns in<br />

verschie<strong>den</strong>en Gruppen engagierten.<br />

Neben der Teilnahme an Gruppenstun<strong>den</strong>,<br />

der Leitung von Firmgruppen<br />

und Missionsprojekten in Armenvierteln,<br />

war die Kirchengemeinde aber<br />

vor allem ein Ort, um andere Realitäten<br />

und <strong>Menschen</strong> kennenzulernen und<br />

Freundschafen zu knüpfen. In diesem<br />

Rahmen konnten wir das santiagenische<br />

Leben nicht nur kennenlernen,<br />

sondern miterleben.<br />

Dazu gehörten zum <strong>Bei</strong>spiel das<br />

Erlernen des argentinischen Traditionstanz<br />

„Chacarera“, Ausflüge aufs<br />

Land, Einladungen zum Asado (argentinisches<br />

Grillen) oder einfach gemütliche<br />

Materun<strong>den</strong>, bei <strong>den</strong>en man neben<br />

dem Trinken des argentinischen<br />

Nationalgetränks, vor allem auch in<br />

engeren Kontakt mit <strong>den</strong> <strong>Menschen</strong><br />

kam.<br />

All diese Begegnungen waren nur<br />

möglich, da uns die Santiagenier mit<br />

einer unbeschreiblichen Gastfreundschaft<br />

und einer aufrichtigen Offenheit<br />

entgegenkamen und uns so <strong>den</strong> Zugang<br />

zu ihrer Kultur und ihrer Lebensweise<br />

ermöglichten.<br />

Voller Eindrücke und schönen Erfahrungen<br />

kehrten wir nach unserem<br />

Aufenthalt bereichert in unsere Heimat<br />

zurück, die uns auch hier im täglichen<br />

Leben begleiten.<br />

„Hände und Herzen zusammen“,<br />

der Name des Freundeskreises in Argentinien,<br />

ist ebenfalls ein passender<br />

Leitsatz, der die Partnerschaft zweier<br />

völlig unterschiedlichen Kulturen beschreibt.<br />

Auch wir durften nicht nur<br />

helfende Hände entgegenbringen und<br />

annehmen, sondern vor allem in <strong>den</strong><br />

Herzen der <strong>Menschen</strong> Spuren hinterlassen<br />

und diese <strong>Menschen</strong> sowie<br />

all die schönen Momente und Erfahrungen<br />

in unseren Herzen bewahren.<br />

von Jana Nisch, Julia Mahlenbrei<br />

und Verena Jäger, von August 2008<br />

bis August 2009 Freiwillige, entsandt<br />

durch die Servicestelle nach Santiago<br />

del Estero, Argentinien.<br />

Jana, Julia und Verena mit ihren Schülern. Der argentinische Traditionstanz „Chacarera“.


Fast lebenslänglich –<br />

30 Jahre Fidei Donum-Priester in Argentinien<br />

von Federico Freybler<br />

Als sich im Januar 1979 das Flugzeug<br />

am <strong>Stuttgart</strong>er Flughafen vom Bo<strong>den</strong><br />

abhob, hatte ich das unbeschreibliche<br />

Gefühl im doppelten Sinne des<br />

Wortes, <strong>den</strong> Bo<strong>den</strong> unter <strong>den</strong> Füßen<br />

zu verlieren und in der Luft zu hängen.<br />

Was hatte ich mir auch zugemutet,<br />

als Fidei-Domum-Priester „auf Zeit“<br />

für fünf Jahre nach Argentinien auszuwandern!<br />

Am 4. Juli 1971 war ich in meiner<br />

Heimatstadt Aalen von Bischof<br />

Carl Joseph Leiprecht zum Priester<br />

geweiht wor<strong>den</strong>. Ich lasse mich noch<br />

besser in <strong>den</strong> geschichtlichen Kontext<br />

der <strong>Diözese</strong> einordnen, wenn man<br />

im „Schwarzen Peter“, dem alphabetischen<br />

Verzeichnis der Priesteramtskandidaten<br />

von damals, nachliest:<br />

„Birk, Brechenmacher, Broch, Eßwein,<br />

Freybler…“. Wir waren 24, zu <strong>den</strong>en<br />

auch unser „Senior“, Sieger Köder, gehörte,<br />

der in <strong>sein</strong>em bekannten Bild<br />

„Pfingsten“ das Öffnen der Fenster<br />

der Kirche zur Welt hin beschrieb. Es<br />

waren die unmittelbaren Jahre nach<br />

dem Zweiten Vatikanischen Konzil, die<br />

uns prägten. Während wir im Kurs eifrig<br />

die Vorlesungen von Hans Küng,<br />

Joseph Ratzinger, August Fink, Alfons<br />

Auer, Hermann Schelkle und anderen<br />

berühmten Professoren besuchten,<br />

machten sich schon die ersten amtsälteren<br />

Kollegen auf <strong>den</strong> Weg, als Fidei-<br />

Donum-Priester ins Ausland zu gehen:<br />

Peter Mettenleitner, Josef Maier, Gerhard<br />

Vogt, Klaus Beuerle, Karl Stetter,<br />

um nur einige zu nennen.<br />

Für mich begann mein pastoraler<br />

Dienst zunächst als Vikar in der Klosterkirche<br />

St. Martin in Ulm-Wiblingen,<br />

in St. Antonius in Unterweiler und<br />

in der St. Franziskus-Gemeinde „Am<br />

Tannenplatz“. Es waren sieben gute,<br />

fruchtbare Jahre. Ich erwähne das mit<br />

großer Dankbarkeit, weil mir diese Gemein<strong>den</strong><br />

zusammen mit meiner Heimatgemeinde<br />

Salvator in Aalen in all’<br />

<strong>den</strong> folgen<strong>den</strong> Jahren meiner missionarischen<br />

Tätigkeit treu zur Seite gestan<strong>den</strong><br />

sind.<br />

Aus einem Fünf-Jahres-Vertrag<br />

wurde fast „lebenslänglich“ - 30 Jahre<br />

Aufenthalt in Argentinien: zunächst 12<br />

Jahre im Nor<strong>den</strong>, in der Provinz Santiago<br />

del Estero, dann in der Diöze-<br />

se Quilmes im Großraum von Buenos<br />

Aires. Seit Juli 2003 bin ich Pfarrer in<br />

der Gemeinde „San Juan Bautista“.<br />

Mein erster Eindruck war, dass ich<br />

mit Johannes dem Täufer eines gemeinsam<br />

hatte: ich befand mich nämlich<br />

auch in einer Wüste, das heißt, in<br />

einer ausgesprochenen „Wüsten-Gegend“:<br />

Die einfachen Siedlungen sind<br />

von einem Gürtel von Fabriken umgegeben,<br />

zum Teil stillgelegte Betriebe<br />

mit halbzerfallenen Gebäu<strong>den</strong>, ein<br />

Dutzend von Eisen- und Schrott-Lagerhallen,<br />

ein großer Schlachthof, der<br />

<strong>sein</strong>e Abwasser in riesige Auffang-Becken<br />

ableitet, die nicht nur üble Gerüche<br />

verbreiten, sondern auch ein Heer<br />

von Ratten anziehen. Durch ein Flussbett<br />

fließt eine kloakenähnliche übelriechende<br />

Brühe. Die „General Belgrano“,<br />

eine vielbefahrene Durchgangsstraße,<br />

gleicht einer Mondlandschaft:<br />

ein Krater neben dem anderen, worüber<br />

sich mühselig im Schritttempo<br />

die schweren Lastfahrzeuge bewegen.<br />

Wie sich doch der Kreis schließt …: vor<br />

über zwanzig Jahren fuhr ich ein paar<br />

Mal durch dieses Gebiet und – ich erinnere<br />

mich genau, dass ich dabei gedacht<br />

hatte: Welch eine abscheuliche,<br />

hässliche Gegend! Nun – heute ist sie<br />

mein „Zuhause“.<br />

„Villas Miseria“<br />

Zum Pfarreigebiet gehört ein 26 Hektar<br />

großes Gelände, an dessen Rand<br />

Hunderte von ausgedienten Benzin-,<br />

Öl- und Teer-Tanks vor sich hinrosten.<br />

Dass das Gebiet ehemals als Müllhalde<br />

verwendet und dort Mengen von<br />

gebrauchten Batterien abgelagert<br />

wur<strong>den</strong>, trug dazu bei, dass dieses<br />

Elendsviertel als eines der am meisten<br />

kontaminierten gilt. Und <strong>den</strong>noch besetzten<br />

in <strong>den</strong> vergangenen Jahren<br />

über 600 Familien dieses Gebiet. Wo<br />

immer sie noch ein paar Quadratmeter<br />

ungenütztes Land fan<strong>den</strong>, richteten<br />

sie eine Hütte auf aus Wellblech, Brettern<br />

oder Karton.<br />

Die letzte glaubwürdige Statistik<br />

über die Entwicklung der „Villas Miseria“<br />

in Buenos Aires stammt noch<br />

aus dem Jahr 2006, wonach sich die<br />

Zahl der Villas seit dem Jahr 2001 verdreifacht<br />

hatte. In der Stadt Buenos<br />

Aires selber hatte sich die Zahl von 21<br />

„historischen“ Villas um 24 neue erhöht.<br />

Im Stadtgürtel von Buenos Aires<br />

war die Zahl von 385 (2001) auf über<br />

1000 (2006) Villas angestiegen. Man<br />

schätzte, dass die Zahl der <strong>Menschen</strong>,<br />

die im Jahr 2006 in Villas wohnten, auf<br />

1.450.000 zu veranschlagen war. Inzwischen<br />

sind jedoch weitere drei Jahre<br />

vergangen und ich fürchte, dass<br />

aktuelle Erhebungen Anlass zum Erschrecken<br />

<strong>sein</strong> wer<strong>den</strong>.<br />

Zurück aber nun zu „meiner“ Villa,<br />

zu <strong>den</strong> konkreten <strong>Menschen</strong>, ihren<br />

Schicksalen, ihrem Selbstverständnis,<br />

ihren täglichen Sorgen, ihren Hoffnungen.<br />

Ich möchte schon zugeben, dass<br />

ich es in der allerersten Zeit vorzog, lieber<br />

um die Villa herum als in sie hinein<br />

zu fahren. Villas und ihre Bewohner<br />

(Villeros) haben zunächst einmal einen<br />

negativen Ruf. Zweifellos gibt es gefährliche<br />

Villas, die man besser meidet,<br />

oder in die man sich nur mit einem<br />

gut bekannten „Insider“ hineinwagen<br />

sollte. Es ergab sich, dass sich Stefan<br />

Gonzalez als solcher anbot und mich<br />

in die Villa „einführte“.<br />

Ich fühle mich wie ein König<br />

Eines Tages wagte ich es, ihn zu fragen,<br />

was er <strong>den</strong>ke und fühle ob dieser<br />

ärmlichen Verhältnisse, in <strong>den</strong>en<br />

er zurzeit lebe: mit Frau und einem<br />

zweijährigen Sohn in einer windigen<br />

Hütte von sechs Quadratmetern. Die<br />

einzigen Möbel: ein schmales Bett,<br />

ein selbstgezimmertes Tischchen, ein<br />

kleiner Gasherd, die Kleider in Säcke<br />

verstaut, einige Lebensmittel in einem<br />

Einkaufsnetz hoch an einen Nagel gehängt,<br />

damit die Ratten nicht herankommen.<br />

<strong>Bei</strong>de ohne feste Arbeit und<br />

auch ohne Aussicht, bald eine zu bekommen.<br />

Seine Antwort hatte mich<br />

total überrascht: Anstatt mir lauthals<br />

<strong>sein</strong> Schicksal zu klagen, was ich eigentlich<br />

erwartet hatte, sagte er ruhig<br />

und bestimmt: „Ich fühle mich heute<br />

und hier wie ein König ... Wenn ich<br />

zurück<strong>den</strong>ke, wie ich mit meiner Familie<br />

vorher leben musste, nämlich<br />

auf der Straße, wo ich buchstäblich<br />

nichts besaß! Das schlimmste dabei<br />

war nicht einmal der Hunger, <strong>den</strong>n es<br />

17


gab ja Volksküchen der Caritas, wo wir<br />

zu essen bekamen. Das Schlimmste<br />

war, nachts auf der Straße schlafen zu<br />

müssen, immer in Angst, dass jemand<br />

unser Kind stehlen könnte. Jetzt haben<br />

wir eine Hütte und die Hoffnung,<br />

dass der Bo<strong>den</strong> auf dem sie steht,<br />

eines Tages uns gehören wird.“<br />

María Munoz hatte mich mit ihrer<br />

Aktion „Milch-Becher“ bekannt machen<br />

wollen. Sie hatte vor ihrer Hütte<br />

im Freien einen Tisch aufgebaut,<br />

auf dem sie Teigfla<strong>den</strong> vorbereitete,<br />

die auf einer primitiven Feuerstelle auf<br />

dem Bo<strong>den</strong> in Fett gebacken wur<strong>den</strong>.<br />

Ein Dutzend Kinder aus der Nachbarschaft<br />

saßen um sie herum und warteten<br />

bis die „Tortillas“ fertig wur<strong>den</strong>.<br />

Statt der angekündigten Milch, gab’s<br />

Tee. Diese persönliche Initiative, hungern<strong>den</strong><br />

Kindern auch mit primitivsten<br />

Mittel helfen zu wollen, hatte mich beeindruckt<br />

und bei diesem Anblick war<br />

auch schon die Idee vom Bau eines<br />

Gemeinschafts-Raumes geboren. Im<br />

September 2004 wurde eine Mehrzweck-Halle,<br />

gewissermaßen unser<br />

„Sozialzentrum“ mitten in der Villa von<br />

Bischof Luis Stöckler eingeweiht, (üb-<br />

18<br />

rigens auch ein deutscher ehemaliger<br />

Fidei Donum-Priester). In <strong>den</strong> letzten<br />

fünf Jahren diente uns dieses ganz aus<br />

Wellblech erstellte Gebäude in vielfacher<br />

Weise als Versammlungsraum,<br />

Speiseraum für Kinder und ältere Leute,<br />

Katechese, Gottesdienste Feste,<br />

als Zufluchtsort bei Überschwemmungen,<br />

als Werkstatt zum Hüttenbau<br />

usw….<br />

Pastorale Bekehrung<br />

<strong>Bei</strong> allem sinnvollen Einsatz im sozialen<br />

Bereich bestand immer die Sorge,<br />

wie das Evangelium in rechter Weise<br />

zu verkün<strong>den</strong> sei, war dies doch<br />

auch das Hauptanliegen eines missionarischen<br />

Auftrages. Es ist jedoch ein<br />

weiter Weg, „Jesus Christus als <strong>den</strong><br />

ewigen Gott, als <strong>den</strong> Herrn des Lebens<br />

und der Geschichte, auch der<br />

Geschichte unserer Herzen zu glauben,<br />

damit Er der letzte, der heimliche,<br />

der immer neu das Leben gestaltende<br />

Sinn unseres irdischen Da<strong>sein</strong>s sei“.<br />

(Zitat nach H. u. K. Rahner, Gebete der<br />

Einkehr, Innsbruck 1958.)<br />

Der letzte Pastoral-Brief der argentinischen<br />

Bischöfe fordert eine „Pasto-<br />

rale Bekehrung“, die sich ganz eindeutig<br />

am „missionarischen Stil“ Jesu<br />

im Evangelium orientieren muss; das<br />

verlangt von dem, der das Evangelium<br />

verkün<strong>den</strong> will, herzliche Annahme<br />

und Nähe zum Nächsten, Verfügbarkeit,<br />

Armut, Güte und Aufmerksamkeit<br />

für die Nöte der anderen. Das Dokument<br />

betont, dass Mission über eine<br />

persönliche Beziehung führen muss,<br />

die es mir erlaubt, <strong>den</strong> Glauben an Jesus<br />

Christus und evangelische Werte<br />

zu vermitteln. Mission ist Beziehung<br />

und nur möglich, wenn ich mit dem<br />

anderen in mit-menschlichen, ja brüderlichen<br />

Kontakt trete.<br />

Missionarische Kirche in einer Villa<br />

Miseria fängt dort an, wo ich mich<br />

der existenziellen Nöte der <strong>Menschen</strong><br />

persönlich annehme. Das sind sicher<br />

elementare materielle Nöte, aber auch<br />

zutiefst psychische, verursacht durch<br />

menschliche Schwächen, Unzulänglichkeiten<br />

und Versagen.<br />

Mir bleibt eine der ersten Gesprächsrun<strong>den</strong><br />

unvergessen, in der<br />

ich einer Gruppe von Frauen und Männern,<br />

die für die Küche im Sozialzentrum<br />

zuständig war, mein Anliegen<br />

Das Pfarrgebiet wurde früher als Müllhalde verwendet, wo immer noch alte Tanks und Batterien gelagert sind.


unterbreitete, eine kirchliche Basisgemeinde<br />

zu formen. Ich wagte dieses<br />

Thema anzuschnei<strong>den</strong>, weil die Gruppe<br />

sich und auch mich schon gut<br />

kannte. Es war eine „zähe“ Angelegenheit,<br />

zu einem Gespräch in dieser<br />

Runde zu kommen, noch dazu zum<br />

Thema „Kirche“. Dann geschah so etwas<br />

wie ein kleines „Pfingstwunder“:<br />

einer fing an in „<strong>sein</strong>er Sprache“ zu re<strong>den</strong>;<br />

und er redete von sich, von <strong>sein</strong>er<br />

Vergangenheit, als gemeiner Dieb<br />

und Drogenabhängiger. Und alle fingen<br />

an, zu re<strong>den</strong>, ohne Hemmungen,<br />

ohne Angst. Alle redeten davon, was<br />

sie schon lange bedrückte, was sie los<br />

wer<strong>den</strong> wollten, was sie befreite. Das<br />

Wort „Kirche“ war nicht gefallen, doch<br />

was sich hier ereignete und jeder spürte,<br />

war „erlebte Kirche“, war die Gegenwart<br />

des Geistes Jesu Christi, der<br />

befreite, der Vertrauen weckte, der uns<br />

menschlich näher brachte.<br />

Neben dem Sich-Kennenlernen<br />

sind es zunächst vor allem die gemeinsamen<br />

sozialen Probleme, die eine Basisgemeinde<br />

zusammenführen und zusammen-„schweißen“:<br />

Als vor sechs<br />

Jahren diese Villa entstand, versprach<br />

die Stadtverwaltung von Quilmes (eine<br />

„Vorstadt“ mit 700.000 Einwohnern),<br />

daraus eine „or<strong>den</strong>tliche“ Siedlung mit<br />

entsprechender Infrastruktur zu machen.<br />

Der Geist Jesu verändert<br />

Es gab verschie<strong>den</strong>ste Kommissionen,<br />

die sich bildeten und wieder auflösten,<br />

hunderte von Versammlungen, dutzende<br />

von Petitionen an die Stadt, an<br />

das Land und an die Nation gerichtet,<br />

letztlich gab es - außer leeren Versprechungen<br />

- nichts. Es gab jedoch inzwischen<br />

eine kirchliche Basisgemeinde,<br />

die sich der sozialen Problemen federführend,<br />

intelligent und mit Courage<br />

annahm. Es gelang ihr, die Medien auf<br />

die prekäre Situation in spektakulärer<br />

Weise aufmerksam zu machen. Ein erstes<br />

Ergebnis dieses Bemühens: die<br />

Villa hat endlich genügend Trinkwasser.<br />

Neben <strong>den</strong> sozialen Herausforderungen,<br />

<strong>den</strong>en sich die Basisgemeinde<br />

gestellt hat und die von ihr viel abverlangen,<br />

versammelt sie sich regelmäßig<br />

alle 14 Tage zum Bibel-Gespräch<br />

und Gebet.<br />

Ich konnte mit Erstaunen und<br />

Freude, ja hautnah erfahren, wie der<br />

Geist Jesu die <strong>Menschen</strong> mit der Zeit<br />

wirklich verändern kann.<br />

Wie anders könnte es <strong>den</strong>n <strong>sein</strong>,<br />

dass María Avila in einer Versammlung<br />

Federico Freybler mit Kindern der Gemeinde in „<strong>sein</strong>er“ Villa.<br />

von einer aufgebrachten Nachbarín<br />

eine Ohrfeige einstecken musste, und<br />

darauf ruhig antwortete: „Jesus hat<br />

gesagt, wenn dich einer auf die linke<br />

Wange schlägt, dann halte ihm auch<br />

die rechte hin“. Es ist völlig un<strong>den</strong>kbar,<br />

dass María noch vor drei Jahren<br />

so geantwortet und gehandelt hätte.<br />

Erstens hätte sie <strong>den</strong> Namen „Jesus“<br />

nie in <strong>den</strong> Mund genommen und zweitens<br />

hätte sie die Angreiferin „krankenhausreif“<br />

geprügelt.<br />

<strong>Bei</strong>m letzten großen Regen wurde<br />

die Hütte einer Nachbarin von Carina<br />

kniehoch unter Wasser gesetzt. Das<br />

ist schlimm, <strong>den</strong>n die Fäkaliengruben<br />

sind nicht tief genug. Das Regenwasser<br />

überschwemmt die Gruben und<br />

befördert <strong>den</strong> ganzen Unrat auch in<br />

die Hütte! Carina nahm die ganze betroffene<br />

Familie wie selbstverständlich<br />

in ihre Behausung auf. Insgesamt waren<br />

es zwölf Personen, die in unvorstellbarer<br />

Enge drei Wochen zusammenlebten.<br />

Der Staat hilft nicht<br />

Veronica mit drei Kindern war in einer<br />

ähnlichen Lage, das Hochwasser war<br />

auch in ihre Hütte eingedrungen: „Ich<br />

glaube, meine Nachbarin ist schlimmer<br />

dran als ich, könntet ihr nicht zunächst<br />

einmal ihre Hütte in Ordnung bringen!“<br />

Welch noble solidarische Geste!<br />

Ein brutaler Vater züchtigte <strong>sein</strong>en<br />

zweijährigen Sohn, indem er das<br />

Kind mehrmals in einer Wassertonne<br />

untertauchte und es wahrscheinlich<br />

ertränkt hätte, wäre nicht María dazugekommen,<br />

die dem Vater eine kräftige<br />

Ohrfeige verpasste, das Kind aus<br />

der Wassertonne zog und die Polizei<br />

verständigte. <strong>Bei</strong><strong>den</strong> Eltern wurde das<br />

Sorgerecht nicht nur für dieses, sondern<br />

auch für die bei<strong>den</strong> Geschwister<br />

von vier und fünf Jahren entzogen.<br />

María hat sich der Kinder angenommen,<br />

mit ihren eigenen vier hat sie nun<br />

sieben Kinder im Alter von zwei bis<br />

neun Jahren zu versorgen. Der Staat<br />

hilft ihr nicht. Soziale Unterstützung für<br />

kinderreiche Familien gibt es erst ab<br />

dem achten Kind… María arbeitet in<br />

der Küche unseres Sozial-Zentrums.<br />

Wenigstens ist das Essen für die Kinder<br />

gesichert.<br />

So ganz nebenbei: Die Zeitungen<br />

veröffentlichten in diesen Tagen, dass<br />

sich das erklärte Vermögen des Präsi<strong>den</strong>ten-Paares<br />

Kirchner im Jahr 2008<br />

um 158%, von 17 auf 46 Millionen Pesos<br />

erhöht habe…<br />

Ganz ohne Zweifel: Die kirchliche<br />

Basisgemeinde „Ceferino Namuncurá“<br />

ist zur führen<strong>den</strong> Gruppe in dieser Villa<br />

Miseria herangewachsen. Der Samen<br />

des Wortes Gottes fiel nicht nur unter<br />

Dornen oder auf steinigen Weg, sondern<br />

auch auf fruchtbaren Bo<strong>den</strong>: der<br />

Geist Jesu Christi lebt unter <strong>den</strong> Armen<br />

und manifestiert sich in <strong>den</strong> Worten<br />

und Taten dieser <strong>Menschen</strong>.<br />

Federico Freybler, zum Diözesanpriester<br />

geweiht am 4. Juli 1971, sieben<br />

Jahre als Priester in der <strong>Diözese</strong> <strong>Rottenburg</strong>-<strong>Stuttgart</strong><br />

tätig, dann fast 30<br />

Jahre Aufenthalt als Priester in Argentinien,<br />

12 Jahre Priester in der Provinz<br />

Santiago del Estero, danach im Großraum<br />

Buenos Aires. Seit Juli 2003<br />

Pfarrer in der Gemeinde „San Juan<br />

Bautista.“<br />

19


Zum Verhältnis von Kirche und Staat<br />

Ein Rückblick auf vier Jahrzehnte kirchlicher<br />

Entwicklungsarbeit in Uganda<br />

von P. Franz Pfaff WV<br />

Als ich 1965 als junger Afrikamissionar<br />

in Uganda ankam, war der Einfluss der<br />

geordneten Kolonialverwaltung noch<br />

sehr spürbar und das Leben in jeder<br />

Hinsicht äußerst angenehm. Die Dienste<br />

des Landes, beispielsweise die<br />

Gesundheitsversorgung, waren sehr<br />

gut. Ich hatte als Neuankömmling leider<br />

gleich einen Motorradunfall und<br />

wurde in ein Regierungskrankenhaus<br />

eingeliefert - und gut versorgt. Auch<br />

das Schulwesen war wohl organisiert.<br />

Die Lehrer erhielten am Zahltag pünktlich<br />

und ohne Verzögerung ihr Gehalt.<br />

Und es war ein Zahltag, für <strong>den</strong> es sich<br />

lohnte, guten Unterricht zu geben. Der<br />

Bildungsstand in <strong>den</strong> Schulen konnte<br />

leicht mit Europa Schritt halten. Handel<br />

und Gewerbe funktionierten gut. Die<br />

kleinen Dinge, die man für einen europäisierten<br />

Haushalt brauchte, waren<br />

leicht erhältlich. Materialien und Einrichtungen<br />

für Gebäude konnte man<br />

mit Leichtigkeit bei einer Baufirma kaufen.<br />

Als ich 1970 meinen ersten Heimaturlaub<br />

machte und erzählte, dass<br />

ich in Uganda tätig bin, beneideten<br />

mich meine Zuhörer. Jemand sagte,<br />

in Uganda möchte er auch leben, er<br />

habe da einen schönen Urlaub verbracht.<br />

Das gol<strong>den</strong>e Zeitalter fand 1972<br />

jedoch ein jähes Ende. Präsi<strong>den</strong>t Idi<br />

Amin brachte mit <strong>sein</strong>er Militärdiktatur<br />

alles durcheinander. Die Dienstleistungen<br />

des Staates hörten auf. In <strong>den</strong><br />

Kauflä<strong>den</strong> der Händler gähnten nur<br />

leere Regale. Soldaten plünderten die<br />

wohlhaben<strong>den</strong> Leute aus und ermordeten<br />

sie. Professoren und gut ausgebildete<br />

Leute mussten um ihr Leben<br />

fürchten und flohen in großer Zahl aus<br />

Uganda.<br />

Das Blatt wendete sich erst wieder<br />

1986, als Präsi<strong>den</strong>t Museveni an die<br />

Macht kam, ein Mann der zweiten Generation<br />

von afrikanischen Staatsmännern<br />

nach der Unabhängigkeit. Mit <strong>sein</strong>er<br />

liberalen Wirtschaftspolitik stellte<br />

er wieder einigen Wohlstand her. Doch<br />

heutzutage machen Korruption und<br />

Raubtierkapitalismus das Leben für<br />

<strong>den</strong> kleinen Mann sehr schwer.<br />

20<br />

Die Bevölkerung wuchs mächtig<br />

von sechs Millionen im Jahre 1965<br />

auf mittlerweile 31 Millionen. Der Wettkampf<br />

um Teilhabe an <strong>den</strong> Ressourcen<br />

des Landes ist daher heute enorm.<br />

Bis jetzt sind noch 80 Prozent der<br />

Bevölkerung von der Landwirtschaft<br />

abhängig. Wenn aber die jetzige Schülergeneration<br />

einmal eine eigene Familie<br />

grün<strong>den</strong> will, wer<strong>den</strong> 50 Prozent<br />

wohl nicht mehr vom Ackerbau leben<br />

können.<br />

Kirchliche Veränderungen<br />

1965 gab es in Uganda noch eine<br />

große Zahl von ausländischen Missionskräften<br />

und Or<strong>den</strong>sleuten, aber<br />

nur wenige einheimische Priester, Or<strong>den</strong>sschwestern<br />

und Or<strong>den</strong>sbrüder.<br />

Heute hat sich dieses Verhältnis umgedreht.<br />

Es gibt zahlreiche einheimische<br />

Priester und Or<strong>den</strong>sleute, aber<br />

nur wenige ausländische Missionarinnen<br />

und Missionare. Gemäß einer<br />

Zählung von 2006 stehen heute rund<br />

1.500 afrikanischen Priestern nur noch<br />

etwa 300 ausländische Missionare gegenüber.<br />

Dabei nimmt die Zahl der afrikanischen<br />

Priester stetig zu. Gleichermaßen<br />

wachsen auch die Zahlen anderer<br />

afrikanischer Or<strong>den</strong>smitglieder:<br />

Schwestern und Brüder, während das<br />

ausländische kirchliche Personal weiter<br />

zurückgeht.<br />

Etwa 40 Prozent der Einwohner<br />

Ugandas sind Katholiken. Die Kirche<br />

ist aber nicht nur aktiv im Gotteshaus,<br />

sondern auch sehr engagiert im Schulund<br />

Gesundheitswesen. Insgesamt ist<br />

sie so präsent in der Öffentlichkeit,<br />

dass Präsi<strong>den</strong>t Museveni die Kirche<br />

als moralische Autorität anerkennt und<br />

sie das „Gewissen der Nation“ nennt.<br />

Wie die Kirche auf <strong>den</strong> Wandel<br />

antwortete<br />

Als der Schlammassel mit Idi Amin begann,<br />

gab es noch viele ausländische<br />

Missionare. Sie sahen, dass die Regierung<br />

<strong>den</strong> <strong>Menschen</strong> nicht mehr die<br />

nötigen Dienste anbot, und schrieben<br />

einfach an ihre Wohltäter, was alles gebraucht<br />

würde. Im Selbsthilfe-Stil begannen<br />

sie, die Dienste der Regierung<br />

zu ersetzen. So wur<strong>den</strong> auf einfache<br />

Art Primar- und Oberschulen gebaut.<br />

Die Eltern der Schüler zahlten Schulgeld,<br />

das Geld wurde gut verwaltet,<br />

und die Lehrer konnten bezahlt wer<strong>den</strong>.<br />

Durch Wohltäter kamen auch<br />

Bücher in die neuen Schulen. Manchmal<br />

gelang es durch Freunde in der<br />

Verwaltung, <strong>den</strong> Zahltag für die Lehrer<br />

von der Regierung zu bekommen.<br />

Solche Freunde zu haben, war damals<br />

sehr wertvoll.<br />

Im Gesundheitswesen ging es<br />

ähnlich zu. Vor allem Or<strong>den</strong>sschwestern,<br />

die auch ausgebildete Krankenschwestern<br />

und gelegentlich Ärztinnen<br />

in ihren Reihen hatten, schrieben an<br />

ihre Spender. So wur<strong>den</strong> Krankenhäuser<br />

und Stationen für ambulante<br />

Behandlung gebaut. Um die Arzneien<br />

kostengünstig zu erhalten, wurde<br />

auf Landesebene der „Joint Medical<br />

Store“ eingerichtet, ein gemeinsames,<br />

ökumenisch orientiertes Lager für Medikamente.<br />

Die Patienten konnten dadurch<br />

in kirchlich geführten Gesundheit<strong>sein</strong>richtungen<br />

für erschwingliches<br />

Geld echte, nicht verpfuschte, und<br />

richtig diagnostizierte Arznei und Behandlung<br />

erhalten.<br />

In diesem Zusammenhang verdient<br />

ausdrücklich das Krankenhaus<br />

in Rubaga, Kampala, lobende Erwähnung,<br />

an dem die 2001 verstorbene<br />

und aus <strong>Stuttgart</strong>-Hofen stammende<br />

Dr. Rita Moser von 1959 bis 1998 als<br />

Missionsärztin gearbeitet hatte. Sie<br />

gehörte dem Gral, der internationalen<br />

Bewegung christlicher Frauen an,<br />

und leitete seit 1970 als Chefärztin das<br />

Rubaga-Hospital, das währenddessen<br />

immer wieder erweitert wurde und zu<br />

einem erstklassigen Krankenhaus in<br />

der Hauptstadt Ugandas avancierte.<br />

Einige Missionare betätigten sich<br />

im landwirtschaftlichen Bereich, nachdem<br />

die Landwirtschaftsschulen aufgehört<br />

hatten zu funktionieren. Dabei<br />

ist daran zu erinnern, dass bis zum<br />

heutigen Tag 80 Prozent der Bevölkerung<br />

Ugandas von Ackerbau und Viehzucht<br />

abhängig sind. Auch hier bot es<br />

sich an, <strong>den</strong> Wohltätern zu schreiben<br />

und sie zum <strong>Bei</strong>spiel zu bitten, Geld für


einen Traktor, <strong>den</strong> man in Kenia kaufen<br />

wollte, zu schicken.<br />

In der Pionierzeit erhielten viele<br />

Pfarreien bis zu vier Quadratkilometer<br />

Land. Dieses wurde nun in Schulfarmen<br />

verwandelt. Junge Leute konnten<br />

dort auf praktische Art lernen,<br />

wie man Landwirtschaft betreibt und<br />

Überschüsse erzeugt, um über das<br />

Existenzminimum hinauszukommen.<br />

Schließlich gab es Missionare,<br />

die handwerklich sehr begabt waren<br />

und Berufsschulen aufbauten, an <strong>den</strong>en<br />

Schulabgänger zu Schlossern,<br />

Schreinern oder anderen Handwerkern<br />

herangebildet wur<strong>den</strong>. Einige Or<strong>den</strong>sschwestern<br />

gründeten Hauswirtschaftsschulen<br />

für Mädchen.<br />

Die ausgebildeten jungen Handwerker<br />

und Geschäftsleute baten<br />

dann die Missionare und ebenso die<br />

einheimischen Pfarrer um Darlehen,<br />

um einen Betrieb oder ein Geschäft<br />

anfangen zu können. Dieser Wunsch<br />

kam <strong>den</strong> Bischöfen zu Ohren und nun<br />

schrieben sie ihrerseits an Geldgeber<br />

in Übersee, um eine katholische Bank,<br />

die CENTENARY BANK, grün<strong>den</strong> zu<br />

können. Diese Bank breitete sich über<br />

ganz Uganda aus und floriert bis zum<br />

heutigen Tag.<br />

Schul<strong>den</strong>erlass im Jahr 2000<br />

2000 kam Uganda in <strong>den</strong> Genuss eines<br />

internationalen Schul<strong>den</strong>erlasses und<br />

das Land profitierte davon. Man akzeptierte<br />

die Verpflichtung, die eingesparten<br />

Zinszahlungen zu verwen<strong>den</strong>,<br />

um die soziale Infrastruktur zu verbessern.<br />

In <strong>den</strong> folgen<strong>den</strong> Jahren wur<strong>den</strong><br />

viele Gebäude errichtet für Schulen,<br />

kleine und große Krankenhäuser. Darauf<br />

folgte die Entscheidung der Regierung,<br />

die Primarschulbildung von<br />

Schulgeldzahlungen zu befreien und<br />

ärztliche Behandlung <strong>den</strong> Patienten<br />

frei anzubieten. Diese guten Gesetzesverabschiedungen<br />

brachten aber<br />

leider nicht das gewünschte Resultat,<br />

dass nämlich die Bürger nun eine gute<br />

Gesundheitsversorgung kostenfrei erhielten<br />

und Kinder unentgeltlich eine<br />

Primarschule besuchen konnten. Die<br />

Korruption verdarb <strong>den</strong> Brei.<br />

Das heutige Dilemma<br />

Da heute einerseits die Mitglieder des<br />

Parlamentes verkün<strong>den</strong>, dass Arznei<br />

frei zu bekommen ist, erwarten die Patienten<br />

von kirchlich geführten Krankenhäusern<br />

auch, dass sie diesen Beschluss<br />

so umsetzen. Aber kirchliche<br />

Krankenhäuser wer<strong>den</strong>, anders als<br />

staatliche Einrichtungen des Gesund-<br />

heitswesens, nicht bezuschusst. Und<br />

genauso wenig bezahlt die Regierung<br />

die Gehälter von Krankenschwestern<br />

und Ärzten in kirchlich geführten Krankenhäusern.<br />

Andererseits erhalten die Patienten<br />

in <strong>den</strong> staatlichen Krankenhäusern<br />

auch keine Dienste umsonst, weil<br />

eben Korruption herrscht. So ist nun<br />

wieder die Versuchung da, <strong>den</strong> Wohltätern<br />

zu schreiben.<br />

Schon haben<br />

afrikanische Priester<br />

und Or<strong>den</strong>sleutefreundschaftliche<br />

Kontakte zu<br />

Europa geknüpft<br />

und Pfarreien und<br />

Schulen oder einzelne<br />

Wohltäter<br />

hier partnerschaftliche<br />

Beziehungen<br />

zu Uganda hergestellt.<br />

Also schickt<br />

sich die Kirche<br />

an, aufs Neue die<br />

Dienste der Regierung<br />

ersetzen.<br />

In <strong>den</strong> Schulen<br />

ist es nicht<br />

anders, weil dort<br />

die Lehrergehälter<br />

nicht selten mit bis zu sechs Monaten<br />

Verspätung ankommen und nichts für<br />

<strong>den</strong> Unterhalt der Schulgebäude im<br />

Regierungsetat vorgesehen ist. Also<br />

zerfallen die Gebäude, und die Lehrer<br />

ziehen es vor, in privaten Schulen<br />

zu unterrichten, in <strong>den</strong>en die Kinder<br />

der Reichen <strong>den</strong> Zahltag für die Lehrer<br />

pünktlich einhalten, und die Eltern<br />

akzeptieren, dass sie auch einen <strong>Bei</strong>trag<br />

zum Baufonds zahlen müssen,<br />

um die Gebäude gut in Schuss halten<br />

zu können. Wiederum ist die Versuchung<br />

groß, einfach <strong>den</strong> Wohltätern zu<br />

schreiben und fällige Leistungen der<br />

Regierung so zu ersetzen.<br />

Die korrupte Regierung melkt also<br />

die Wohltäter, und man fragt sich, ob<br />

nicht der Spieß umgedreht wer<strong>den</strong><br />

könnte.<br />

Ein möglicher Ausweg<br />

Neben der katholischen Kirche ist<br />

auch die anglikanische Kirche in<br />

Uganda präsent mit zehn Millionen<br />

Mitgliedern. Sie hat es bisher verstan<strong>den</strong>,<br />

mehr Vorteile aus der korrupten<br />

Regierung herauszuholen als die Katholiken.<br />

Worin könnte das Geheimnis<br />

ihres Erfolges liegen?<br />

In meinen letzten zehn Jahren in<br />

Uganda fiel mir auf, wie sehr sich die<br />

katholische <strong>Diözese</strong> Moroto bemühte,<br />

<strong>den</strong> Schülern und Schülerinnen in der<br />

Primarschule und in der Oberschule<br />

bis zur Mittleren Reife, aber nicht weiter,<br />

zu verhelfen. Einige von diesen gestrandeten<br />

Mittelschülern gingen anschließend<br />

zu <strong>den</strong> Anglikanern, wo sie<br />

Hilfe bis zu einem guten Abschluss an<br />

einer der Universitäten erhielten. Das<br />

verschaffte ihnen wiederum gute An-<br />

Pater Franz Pfaff beim Besuch der Pfarrei Mbirizi in der <strong>Diözese</strong><br />

Masaka, die eine Partnerschaft mit der Kirchengemeinde<br />

in Wangen unterhält.<br />

stellungen in der Regierung. Somit<br />

wurde die Mehrzahl der Intelligenz anglikanisch,<br />

während unten an der Basis<br />

die größere Zahl katholisch ist.<br />

Wie wäre es <strong>den</strong>n, wenn auf katholischer<br />

Seite künftig ein bisschen<br />

weniger für Schul- und Krankenhausgebäude<br />

ausgegeben wer<strong>den</strong> würde,<br />

um ein bisschen mehr Geld zu haben,<br />

für die Förderung von begabten Stu<strong>den</strong>ten<br />

nach der mittleren Reife? Auf<br />

diese Weise bekämen schließlich auch<br />

Katholiken gute Regierungsjobs. Und<br />

wenn man dann noch Verwandten von<br />

Priestern und Or<strong>den</strong>sleuten <strong>den</strong> Vorzug<br />

gäbe, wäre ein katholischer Priester<br />

oder eine katholische Or<strong>den</strong>sschwester<br />

sehr wahrscheinlich viel erfolgreicher<br />

in der Beantragung der an<br />

und für sich vorhan<strong>den</strong>en Regierungsgelder<br />

für Schulen oder Krankenhäuser,<br />

weil über ihre Anträge nämlich ihre<br />

katholischen Verwandten in <strong>den</strong> Regierungsbüros<br />

entschie<strong>den</strong>.<br />

Pater Franz Pfaff – Afrikamissionar<br />

z.Zt. Hausoberer der Weißen Väter<br />

in Haigerloch, von 1965 bis 2005 als<br />

Missionar in Afrika in <strong>den</strong> <strong>Diözese</strong>n<br />

Mbarara und Moroto.<br />

21


Erinnerungen an Pastoraleinsätze in Kolumbien und Ecuador<br />

Lateinamerikafieber<br />

von Sabina Bran<strong>den</strong>stein<br />

Kolumbien war für mich ein gänzlich<br />

unbekanntes Land! Vom „Indiojungen<br />

aus Peru“ sang ein Schlager, Brasilien<br />

war wegen Zuckerhut und Sambatanz<br />

bekannt, Bolivien klang nach Titicacasee,<br />

und auch Mexiko war durch<br />

die „Fiesta Mexicana“ ein Begriff. Aber<br />

von Kolumbien hatte im Jahr 1984<br />

in meinem Bekanntenkreis noch niemand<br />

etwas gehört. Warum gerade<br />

Kolumbien? Nun, eine Studienfreundin<br />

– Medizinerin – erzählte begeistert von<br />

ihrer fünfwöchigen Famulatur bei einer<br />

befreundeten Or<strong>den</strong>sschwester in <strong>den</strong><br />

Armutsvierteln von Bogota. „Schreib<br />

doch einfach mal hin“, sagte sie zu<br />

mir, „vielleicht können sie dich gebrauchen“.<br />

Und auf diese Weise kam ich<br />

nach dem Theologiestudium für eineinhalb<br />

Jahre zu einem ersten Südamerikaeinsatz.<br />

Ich hatte damals sehr idealisierte<br />

Vorstellungen von: Den Armen helfen,<br />

etwas Gutes tun, vielleicht auch Wiedergutmachung...<br />

Lateinamerika klang<br />

außerdem nach „Theologie der Befreiung“,<br />

Basisgemein<strong>den</strong>...<br />

Die Realität war eine andere und<br />

der „Bo<strong>den</strong> der Tatsachen“ manchmal<br />

ziemlich hart: Ich konnte nicht einmal<br />

Spanisch und kam mir am Anfang oft<br />

recht hilflos und verloren vor. Erst nach<br />

drei Monaten – als ich mich schon etwas<br />

verständigen konnte – begann<br />

Während eines Gottesdienstes.<br />

22<br />

ich, Fuß zu fassen und das Gefühl von<br />

Fremdheit und zu verlieren. Je mehr<br />

ich Land und Leute kennenlernte, desto<br />

faszinierter war ich von der südamerikanischen<br />

Mentalität und Lebensweise:<br />

Selbst die ärmsten <strong>Menschen</strong><br />

waren überaus gastfreundlich, es wurde<br />

immer viel gelacht und gefeiert und<br />

das Heute war wichtiger als die Sorge<br />

um das Morgen.<br />

Unstillbare Sehnsucht<br />

Ich habe sehr viel gelernt in diesen<br />

anderthalb Jahren! Nicht nur eine neue<br />

Sprache, sondern auch eine neue Lebensauffassung.<br />

Ich hatte mich anstecken<br />

lassen von einem „Virus“, das<br />

man das „Lateinamerikafieber“ nennt:<br />

es ist unheilbar und bewirkt eine unstillbare<br />

Sehnsucht nach Rückkehr...<br />

Und so war mir bei meiner Rückkehr<br />

nach Deutschland sonnenklar:<br />

nach der dreijährigen Ausbildung zur<br />

Pastoralreferentin würde ich wieder<br />

nach Lateinamerika gehen! Diesmal<br />

aber gut vorbereitet und ausgebildet<br />

für einen längerfristigen Pastoraleinsatz.<br />

Ich hatte in Bogota schon erste<br />

Kontakte zu Bethlehem Missionaren.<br />

Zurück in Deutschland nahm ich Verbindung<br />

mit diesen in der Schweiz auf<br />

und äußerte <strong>den</strong> Wunsch, einen Einsatz<br />

mit ihnen zu machen. Im Herbst<br />

1989 ging ich zur Vorbereitung nach<br />

Köln durch die Arbeitsgemeinschaft<br />

für Entwicklungshilfe (AGEH) und<br />

dann noch nach Luzern und Immensee.<br />

In einem Team mit zwei Schweizern,<br />

einem Priester und einer Hauswirtschaftslehrerin<br />

sollte es dann am<br />

1. Februar 1990 nach Ecuador gehen.<br />

Doch was war diesmal mein Rüstzeug?<br />

War ich besser gewappnet für<br />

die Hür<strong>den</strong> und Schwierigkeiten am<br />

Anfang? Gut: Ich konnte die Sprache,<br />

ich wusste so einiges über Land und<br />

Leute, hatte eine leise Ahnung von interkulturellen<br />

„Fettnäpfchen“, in die es<br />

möglichst nicht zu treten galt. Was wir<br />

allerdings nicht hatten, war eine fest<br />

umrissene Aufgabe. Die sollten wir mit<br />

der Zeit selbst entwickeln. Wir waren<br />

„Pioniere“ in fast noch „unberührtem“<br />

Terrain. Zum Glück ahnten wir damals<br />

noch nicht, was sich alles hinter diesem<br />

großartig klingen<strong>den</strong> Wort: „Pio-<br />

nier“ verbergen konnte... Unser „Einsatzgebiet“<br />

waren drei Pfarreien im<br />

Nor<strong>den</strong> Ecuadors mit 52 Dörfern und<br />

Weilern. Von der Provinzhauptstadt<br />

(Bischofssitz) ca. fünf Autostun<strong>den</strong><br />

entfernt. Die Zugangsstrasse existierte<br />

eigentlich noch gar nicht- sie befand<br />

sich immer im Bau.<br />

Es gab eine abenteuerliche Bahn,<br />

die immer wieder entgleiste...Und die<br />

meisten unserer Dörfer konnten wir<br />

nur zu Fuß oder auf Maultierrücken<br />

erreichen. Die Entfernungen innerhalb<br />

unsrer Pfarreien betrugen bis zu 100<br />

km! Es gab Dörfer mit indigener Bevölkerung,<br />

mit Mestizen und – der Großteil<br />

– Schwarzen, ehemaligen Sklaven.<br />

Keine vorgefertigten Konzepte<br />

Die Philosophie der Bethlehem<br />

Mission war es und ist es bis heute, zu<br />

<strong>den</strong> <strong>Menschen</strong> am Rande der Gesellschaft,<br />

zu <strong>den</strong> Ärmsten der Armen zu<br />

gehen, zu <strong>den</strong>en keiner gehen will und<br />

MIT diesen <strong>Menschen</strong> das Leben zu<br />

teilen. Ihre Sorgen und Nöte, ihre Freu<strong>den</strong><br />

und Lei<strong>den</strong> kennenzulernen. Und<br />

dann mit ihnen zusammen Schritte zu<br />

gehen auf dem Weg der Befreiung.<br />

Das heißt konkret, man kommt nicht<br />

mit einem vorgefertigten Konzept zu<br />

<strong>den</strong> <strong>Menschen</strong>, so nach dem Motto:<br />

Wir Europäer haben die Weisheit mit<br />

Löffeln gefressen und füttern nun die<br />

armen, unterentwickelten Völker mit<br />

unserem Knowhow, damit sie endlich<br />

auf einen grünen Zweig kommen.<br />

Nein, wir kommen zuerst als Hörende<br />

und Lernende. Dies erfordert natürlich<br />

viel Geduld und Ausdauer und bedeu-


Kolumbien<br />

Republik Kolumbien – República<br />

de Colombia<br />

Staatsform: Präsidialrepublik<br />

Amtssprache: Spanisch<br />

Hauptstadt: Bogotá, D.C.<br />

Fläche: 1.138.748 km²<br />

Einwohnerzahl 41.966.004 ( 2006 )<br />

Bevölkerungsdichte: 36,8 Einwohner<br />

pro km²<br />

Religionen: Katholische Kirche<br />

ca. 90 % der Bevölkerung<br />

Protestantische Kirche 6 % der<br />

Bevölkerung<br />

Indigene Religionen 1 % der<br />

Bevölkerung<br />

Katholische Kirche:<br />

13 Erzdiözesen<br />

61 <strong>Diözese</strong>n<br />

38.406.000 Katholiken<br />

Ecuador<br />

Republik Ecuador – República del<br />

Ecuador<br />

Staatsform: Präsidialrepublik<br />

Amtssprache: Spanisch<br />

Hauptstadt: Quito<br />

Fläche: 256.370 km²<br />

Einwohnerzahl 13 547.500 ( 2006 )<br />

Bevölkerungsdichte: 52,8 Einwohner<br />

pro km²<br />

Religionen: Katholische Kirche<br />

ca. 90 % der Bevölkerung<br />

sonst keine Angaben<br />

Katholische Kirche:<br />

4 Erzdiözesen<br />

19 <strong>Diözese</strong>n<br />

11.749.000 Katholiken<br />

tet auch, Erwartungen, die die Menschern<br />

an uns hatten, zu enttäuschen.<br />

Wir sollten keine fertigen Lösungen haben,<br />

bevor wir überhaupt die Fragen<br />

und Probleme verstan<strong>den</strong> hatten.<br />

Mit der Zeit fand ich meine Gaben<br />

und Aufgaben: Ich begleitete die<br />

Gemeindeleiter und Katechetinnen zu<br />

Ausbildungskursen, um dann später<br />

mit ihnen zusammen ein Ausbildungskonzept<br />

für unsere Gemein<strong>den</strong> zu entwickeln.<br />

Ich lernte die Wünsche und<br />

Träume der Kinder und Jugendlichen<br />

kennen und versuchte, mit ihnen zusammen<br />

Aktivitäten und Programme<br />

zu organisieren...<br />

Das Wichtigste und (Heraus-)Fordernste<br />

in unserem vierjährigen Einsatz<br />

war die Präsenz, das Da<strong>sein</strong>, das<br />

Mit<strong>sein</strong>, Mitleben mit <strong>Menschen</strong>, die<br />

„am Ende der Welt“ angesiedelt waren:<br />

ohne Elektrizität, oft ohne fließendes<br />

Wasser, ohne Infrastruktur.<br />

<strong>Menschen</strong>, die nicht wussten, warum<br />

sie eine schwarze Hautfarbe hatten,<br />

und <strong>den</strong>en noch nie jemand erzählt<br />

hatte, dass es einen Kontinent namens<br />

Afrika gibt, aus dem ihre Vorfahren<br />

geraubt und verschleppt wor<strong>den</strong><br />

waren... <strong>Menschen</strong>, die von weniger<br />

als einem Euro am Tag leben mussten;<br />

<strong>Menschen</strong>, die auf Haciendas wie<br />

Sklaven schufteten, mit einem halben<br />

freien Tag die Woche. <strong>Menschen</strong>, die<br />

wir als extrem arm bezeichnen wür<strong>den</strong>,<br />

und die einen Reichtum besitzen<br />

an Glauben, Hoffnung und Liebe.<br />

Don Angel, der 75-jährige „Glaubensanimateur“<br />

unsres Dorfes, der<br />

mit 65 Schreiben und Lesen lernte,<br />

um <strong>sein</strong>en Leuten aus der Bibel vorlesen<br />

zu können, kam regelmäßig auf<br />

einen „cafesito“ zu uns. Eines Tages<br />

sagte er zu uns: „Ihr seid arm. Ihr habt<br />

keine Familie, keine Angehörigen hier.<br />

Ihr habt alles verlassen, um bei uns zu<br />

<strong>sein</strong>. Deshalb wollen wir Eure Familie<br />

<strong>sein</strong>.“ Schöner könnte man interkulturelle<br />

Verständigung, ja Freundschaft<br />

nicht ausdrücken!<br />

Nach vier Jahren kam ich zurück<br />

nach Deutschland, aber ich kam nie<br />

wirklich an..., das Virus ließ mich nicht<br />

zur Ruhe kommen. Und so war mir<br />

schon nach wenigen Wochen klar: ich<br />

möchte in einen neuen Einsatz nach<br />

Südamerika. Dieses Mal wollte ich wieder<br />

nach Kolumbien. Und so kam ich<br />

im August 1995 in die Millionenstadt<br />

Cali. Jetzt schon als „erfahrene“ Missionarin<br />

im Stil der „Bethlehem Mission“.<br />

Eine von uns<br />

In Cali habe ich erleben dürfen, was<br />

eine Theologin so alles lernen kann:<br />

Zirkus machen, Videos erstellen, Texte<br />

für eine Salsa-Messe schreiben und<br />

selbst mitsingen, <strong>Menschen</strong>rechtsund<br />

Frie<strong>den</strong>sarbeit – immer unter der<br />

Prämisse: MIT <strong>den</strong> <strong>Menschen</strong> vor Ort<br />

einen gemeinsamen Weg fin<strong>den</strong> und<br />

gehen. Das schönste Kompliment,<br />

das mir in all’ <strong>den</strong> Jahren in Südamerika<br />

gemacht wurde, ist dieses: „Sabina,<br />

du bist eine von uns. Auch wenn<br />

du vielleicht mehr weißt und kannst in<br />

manchen Bereichen. Du lässt es uns<br />

nicht spüren. Du bist an unserer Seite,<br />

kämpfst für die gleichen Ideale, setzt<br />

dich zusammen mit uns ein, für mehr<br />

Gerechtigkeit, für Frie<strong>den</strong>...“<br />

In Cali lernte ich auch meinen Mann<br />

kennen. Wir sind dann 2001 zusammen<br />

mit unserer kleinen Tochter nach<br />

Neiva, Kolumbien in einen weiteren<br />

Einsatz mit der Bethlehem Mission gegangen.<br />

Die Bürgerkriegssituation in<br />

Kolumbien hatte sich noch verschärft.<br />

Immer mehr <strong>Menschen</strong> wur<strong>den</strong> aufgrund<br />

des bewaffneten Konfliktes zwischen<br />

Guerilla, Paramilitär und Staatsgewalt<br />

zu Flüchtlingen innerhalb ihres<br />

eigenen Landes. Knapp 10 % der kolumbianischen<br />

Bevölkerung (nämlich<br />

vier Millionen) befin<strong>den</strong> sich auf der<br />

Flucht. In der „Pastoral Social“ arbeitete<br />

ich zusammen mit einheimischen<br />

Kräften für die internen Vertriebenen.<br />

Außerdem unterstützte ich die <strong>Menschen</strong>rechtsgruppe<br />

der Südkolumbianischen<br />

Universität und absolvierte ein<br />

Zusatzstudium in <strong>Menschen</strong>rechtsarbeit.<br />

Wir organisierten viele Seminare<br />

zum Thema <strong>Menschen</strong>rechte, Gerechtigkeit<br />

und Frie<strong>den</strong>. „Frie<strong>den</strong>“ ist<br />

vielleicht eines der meistgebrauchten<br />

Wörter in kolumbianischen Schulen.<br />

Der größte Wunsch jedes Kindes und<br />

fast je<strong>den</strong> Kolumbianers.<br />

Zum Schluss die heikle Frage:<br />

Was bewirkt, was „bringt“ so ein Personaleinsatz?<br />

Kann man menschliche<br />

Begegnungen auswerten? Kann man<br />

die (Aus-)Wirkung von „Präsenz“, von<br />

Mitleben, Leben-Teilen messen? Ist es<br />

nicht ein bisschen so wie im Gleichnis<br />

von der selbstwachsen<strong>den</strong> Saat (Mk<br />

26-28): Während unseres Einsatzes<br />

versuchen wir etwas anzustoßen, Samen<br />

zu säen der Gerechtigkeit, des<br />

friedlichen Miteinanders, des Selbstbewusst<strong>sein</strong>s<br />

und Selbstwertgefühls.<br />

Auch in uns fallen solche „Samen“,<br />

<strong>den</strong>n auch wir sind Lernende und Beschenkte.<br />

Und dann ist ein anderer am<br />

Werk. Gott, der Heilige Geist...<br />

Während des Einsatzes <strong>den</strong>kt<br />

man oft: es geschieht nichts, es ändert<br />

sich nichts, unser Tun macht wenig<br />

Sinn. Aber, manchmal sieht man<br />

nach Jahren, dass die „Saat“ aufgegangen<br />

ist. Wir gründeten zum <strong>Bei</strong>spiel<br />

in <strong>den</strong> Elendsvierteln von Cali<br />

zusammen mit Kindern und Jugendlichen<br />

unserer Pfarrei einen „Zirkus für<br />

<strong>den</strong> Frie<strong>den</strong>“. Wer hätte gedacht, dass<br />

dieser Zirkus allen Widerstän<strong>den</strong> und<br />

Schwierigkeiten zum Trotz „überlebte“<br />

und im vergangenen Jahr mit einer Abordnung<br />

die Sternsingeraktion in der<br />

Schweiz und in Kolumbien mitgestaltete<br />

und Zeugnis dafür ablegte, wie<br />

Kinder und Jugendliche in einem von<br />

Krieg und Gewalt geschüttelten Land<br />

Zeichen setzen können für Frie<strong>den</strong><br />

und <strong>Menschen</strong>würde.<br />

Sabina Bran<strong>den</strong>stein, derzeit Pastoralreferentin<br />

in der Katholischen Kirchengemeinde<br />

St. Maria, Königin der Apostel,<br />

in Baiersbronn.<br />

23


„Mara kanchu chanchu“<br />

von Kilian Krug<br />

„Mara kanchu chanchu“ – Die<br />

Schweine sind weg! Warum dieser<br />

Ausspruch einen 29 – jährigen deutschen<br />

in Bolivien nicht kalt lässt, bedarf<br />

einer kurzen Erklärung:<br />

Als dies geschah, befand ich mich<br />

mitten in <strong>den</strong> Voran<strong>den</strong> Boliviens, im<br />

Sü<strong>den</strong> des Landes, auf etwa 3000 m<br />

Höhe in einem ca. 400-Seelendorf namens<br />

„Incahuasi“. Der Name bedeutet<br />

soviel wie „Haus des Inca“ und erinnert<br />

an das untergegangene Inca-Reich,<br />

das weite Teile Südamerikas umfasste.<br />

In Incahuasi erinnern noch zwei Tatsachen<br />

daran. Zum einen die Sprache<br />

der Inkas, Quechua, die dort immer<br />

noch von <strong>den</strong> Einheimischen gesprochen<br />

wird. Zum anderen steht auf<br />

dem Dorfplatz eine Statue eines dieser<br />

Herrn, ungeachtet der Kälte steht<br />

er im Len<strong>den</strong>schurz direkt vor der Kirche<br />

und beobachtet, ähnlich wie die<br />

Frauen, die am Straßenrand hocken,<br />

in typischer Tracht mit <strong>den</strong> zwei Zöpfen<br />

und dem unvermeidlichen Hut, die<br />

Neuigkeiten die so im Dorf geschehen.<br />

So ist ihm ebenso wie <strong>den</strong> Dorfbewohnern<br />

sicher nicht entgangen, dass<br />

im Spätsommer 2009 auf einmal der<br />

für dortige Verhältnisse ungewöhnlich<br />

lange, dunkelblonde Deutsche aufgetaucht<br />

ist!<br />

Von April bis August 2009 war ich<br />

dort im missionarischen Dienst, im Auf-<br />

24<br />

trag der <strong>Diözese</strong> <strong>Rottenburg</strong> – <strong>Stuttgart</strong>.<br />

Durch einen Missionar aus Eichstätt<br />

war im Jahr zuvor der Kontakt<br />

zustande gekommen. Meine Aufgabe<br />

als Laientheologe war nun die Schulen<br />

auf dem Land zu besuchen und<br />

die Lehrer zu unterstützen, welche Religionsunterricht<br />

geben, jedoch keine<br />

theologische Ausbildung besitzen. Um<br />

diesem Auftrag nachzukommen war<br />

zunächst einmal nötig zu <strong>den</strong> Schulen<br />

zu gelangen. Dass war in der Ebene<br />

und manchen der Täler der zwischen<br />

2000 und 4000m gelegenen Pfarrei<br />

noch mit dem Pickup auf abenteuerlichen<br />

„Straßen“ möglich. In <strong>den</strong> Tälern<br />

und Bergen weiter im Landesinnere ist<br />

es nur zu Fuß oder mit dem Maultier<br />

möglich eine der 65 Ortschaften der<br />

Pfarrei zu erreichen!<br />

Diese entlegenen Ortschaften<br />

kann daher der Pfarrer auch nur zwei<br />

bis dreimal im Jahr besuchen. Dies geschieht<br />

dann in einer Tour, meist eine<br />

Woche lang, in der er täglich eine Ortschaft<br />

besucht, die Messe feiert und<br />

sämtliche in der Zwischenzeit angefallenen<br />

Sakramente wie Taufe und Ehe,<br />

spendet. Am Sonntag wird in diesen<br />

Ortschaften normalerweise ein Wortgottesdienst<br />

gefeiert, der von ehrenamtlichen<br />

Katechisten geleitet wird,<br />

welche dafür ausgebildet und von Beruf<br />

meist Bauern sind.<br />

Kilian Krug auf dem Weg durch die Berge zu einer Gemeinde.<br />

Mit einem dieser Katechisten durfte<br />

ich so eine Rundtour über 12 Tage<br />

machen. Dabei besuchten wir täglich<br />

eine Schule, arbeiteten mit <strong>den</strong> Lehren<br />

und besuchten die Schüler, die sich<br />

sehr über <strong>den</strong> Besuch aus Deutschland<br />

freuten.<br />

Außerdem versammelten wir die<br />

Gläubigen, um einen Wortgottesdienst<br />

mit ihnen zu feiern. Oft bietet das Land<br />

nicht genug Ertrag für <strong>den</strong> Lebensunterhalt<br />

der Familie, so dass viele Bauern<br />

und eben auch so mancher Katechist<br />

auf Arbeitssuche wegzieht und<br />

daher kein Gottesdienst am Sonntag<br />

stattfindet. So setzten wir z. B. neue<br />

Katechisten ein und ermunterten die<br />

Gläubigen zum sonntäglichen Gottesdienstbesuch.<br />

Mitarbeit in der Pfarrei<br />

Außer dieser meiner Hauptaufgabe<br />

in <strong>den</strong> Schulen arbeitete ich in<br />

der Pfarrei mit. So begleitete ich <strong>den</strong><br />

Pfarrer bei <strong>den</strong> Gottesdiensten, übte<br />

mit <strong>den</strong> Jugendlichen Lieder für <strong>den</strong><br />

Gottesdienst oder half im Haushalt<br />

mit. Da der Pfarrer sich lediglich aus<br />

<strong>den</strong> Stolgebühren für die Sakramentenspendung<br />

finanzeiern kann, musste<br />

er sich etwas einfallen lassen, da<br />

die Ausgaben wesentlich höher sind.<br />

Daher hat er einfach Kartoffeln angebaut,<br />

um durch deren Verkauf die Einkünfte<br />

aufzubessern. Alle die im Pfarrhaus<br />

mit wohnten, also Pfarrer, Vikar<br />

und ich mussten bei der Kartoffelernte<br />

dann mithelfen.<br />

Eines Tages liefen eben auch unsere<br />

bei<strong>den</strong> Schweine weg – „Mana<br />

kanchu“, auf Quetchua. Diese Sprache<br />

wird, wie gesagt, vor allem auf


dem Land noch häufig gesprochen.<br />

Die Schüler dort lernen oft erst in der<br />

Schule Spanisch, die Sprache der<br />

spanischen Eroberer und offizielle Landessprache.<br />

Spanisch ist mir nicht<br />

zuletzt durch mein Auslandsstudium<br />

2006 in Chile, dem Nachbarland Boliviens<br />

bekannt. Damals wuchs bei einer<br />

Rundreise in <strong>den</strong> Semesterferien,<br />

bei der ich auch Bolivien kennenlernte,<br />

in mir der Wunsch, einmal wiederzukommen.<br />

Jedoch wollte ich das bei<br />

einer Rückkehr nicht als Tourist, sondern<br />

bewusst als Missionar tun. Schon<br />

damals in Chile nahm ich an einem<br />

missionarischen Projekt für Stu<strong>den</strong>ten<br />

teil. <strong>Bei</strong> diesem Verständnis von Mission,<br />

das ich damals und auch jetzt in<br />

Bolivien kennen gelernt habe, geht es<br />

nicht um ein gewaltsames Aufpfropfen<br />

einer <strong>den</strong> <strong>Menschen</strong> frem<strong>den</strong> Religion<br />

oder frem<strong>den</strong> Kultur, wie es bei einem<br />

falschverstan<strong>den</strong> Missionsbergriff der<br />

Fall wäre. Vielmehr geht es hier um<br />

ein Sprechen und mehr noch ein Leben<br />

des Evangeliums mit der Frohen<br />

Botschaft von Jesus Christus in die<br />

Lebenswelt der <strong>Menschen</strong>, in ihrem<br />

jeweiligen konkreten Kontext. Dabei<br />

kam mir in Bolivien oft der Gedanke:<br />

„So muss es Paulus bei <strong>sein</strong>en Missionsreisen<br />

gegangen <strong>sein</strong>“, nämlich immer<br />

wieder von Ort zu Ort zu ziehen<br />

und hin und wieder in <strong>den</strong> Gemein<strong>den</strong><br />

nach dem Rechten zu sehen. Genauso<br />

kamen mir die Ortschaften in Bolivien<br />

auch vor, wie kleine Gemein<strong>den</strong>,<br />

ähnlich die der frühen Christen.<br />

Zu meinen engeren Aufgaben in<br />

<strong>den</strong> Schulen gehörte auch die Vorbereitung<br />

der Sakramentenkatechese.<br />

Da die Schüler auf dem Land einen bis<br />

zu zweistündigen Schulweg haben ist<br />

es kaum möglich, die Kinder nochmals<br />

zum Kommunionunterricht zu versammeln.<br />

Daher baten wir von der Pfarrei<br />

die Lehrer diese Vorbereitung während<br />

des Religionsunterrichts zu machen.<br />

Darum arbeitete ich hauptsächlich<br />

mit <strong>den</strong> Lehrern. Vor allem zu Beginn<br />

war ich dann auch mal länger in einer<br />

Schule, so dass ich die Lehrer besser<br />

kennen lernen konnte. So war ich beispielsweise<br />

einmal in einer sehr kleinen<br />

Schule mit nur zwei Lehrern, ein<br />

Lehrerehepaar. Die Klassen waren so<br />

aufgeteilt, dass zwei bis drei Klassenstufen<br />

in einer Klasse waren. So hatten<br />

beispielsweise die dritte, vierte und<br />

fünfte Klassenstufe gemeinsam Unterricht.<br />

Da ich länger vor Ort <strong>sein</strong> konnte,<br />

übernachtete ich auch dort, auf der<br />

Isomatte und hatte dadurch abends<br />

Zeit für die bei<strong>den</strong> Lehrer. Diese waren<br />

Kilian Krug mit Schülern auf dem Land.<br />

sehr interessiert und stellten Fragen, z.<br />

B. über <strong>den</strong> richtigen Umgang mit der<br />

Bibel. Schließlich stellte sich heraus,<br />

dass die bei<strong>den</strong>, die ja die Erstkommunionvorbereitung<br />

machen sollten, selber<br />

noch keine Erstkommunion empfangen<br />

hatten! Daher verblieben wir<br />

so, dass beide sich mit ihren Schülern<br />

auf die Erstkommunion vorbereiten.<br />

Am Abend nahmen mich beide<br />

dann noch mit zur Familie ihres Patenkindes.<br />

das war eine kleine Lehmhütte<br />

in der Nähe der Schule. Die Familie<br />

lebt vom Ertrag ihres Landes. Meist<br />

wer<strong>den</strong> Kartoffeln und Mais angebaut<br />

und außerdem gibt es noch Tiere wie<br />

Schafe und Ziegen. Da die Lehrer mich<br />

mitgebracht hatten, war ich quasi der<br />

Ehrengast. Es gab eine einfache Suppe<br />

mit Kartoffeln und Nudeln in einem<br />

Holzteller mit einem Holzlöffel zu essen.<br />

Trotz der Ärmlichkeit herrschte in<br />

dieser Hütte so eine Herzlichkeit mir<br />

als Fremdem gegenüber, die ich nie<br />

vergessen werde.<br />

In Bolivien befindet man sich in<br />

einem der europäischen stark entgegengesetzten<br />

Kultur und Mentalität.<br />

So funktioniert in der Regel das, was<br />

geplant war, eher nicht. <strong>Bei</strong>spielsweise<br />

begleitete ich <strong>den</strong> Pfarrer, als er zu<br />

einem Schuljubiläum <strong>den</strong> Gottesdienst<br />

halten sollte. Ausgemacht war morgen<br />

um 8:00 Uhr. Als wir dort um die<br />

verabredete Zeit eintrafen, begannen<br />

die ersten <strong>den</strong> Schulhof zu fegen und<br />

die Schule zu schmücken. Nach etwa<br />

zwei Stun<strong>den</strong> war dann alles bereit,<br />

ausreichend Leute waren für <strong>den</strong> Gottesdienst<br />

eingetroffen!<br />

Auf der anderen Seite funktioniert<br />

dann wieder vieles, was zuvor nicht so<br />

geplant war. So waren nicht nur unsere<br />

erwähnten Schweine verschwun<strong>den</strong>,<br />

sondern auch eines unserer Maultiere<br />

war wohl sehr freiheitsliebend. Es war<br />

zu Beginn unserer Rundtour durch die<br />

Ortschaften verschwun<strong>den</strong>, als ausgemacht<br />

war, dass am Ausgangsort<br />

die bei<strong>den</strong> Maultiere für die zu erwarten<strong>den</strong><br />

Strapazen ausreichend gefüttert<br />

bereitstehen. Nur war eines auf<br />

dem Weg dorthin ausgerissen und<br />

verschwun<strong>den</strong>. Mein Begleiter, nun<br />

der die Gewohnheiten dieser Tiere<br />

kennt, wusste, dass sie immer wieder<br />

an <strong>den</strong> Ort zurückkehren an dem<br />

sie aufgewachsen sind. Und da wir an<br />

eben diesem Ort auch vorbeikamen,<br />

trafen wir es dort, zwar etwas abgemagert<br />

aber wohlbehalten an!<br />

Abschließend kann ich sagen,<br />

dass ich in diesem knappen halben<br />

Jahr sehr viele gute und wertvolle Erfahrungen<br />

sammeln durfte, die auch<br />

in unserm europäischen Kontext von<br />

Nutzen <strong>sein</strong> können. Vor allem die Gelassenheit<br />

ist eine Fähigkeit, die ich<br />

sehr zu schätzen gelernt habe. An dieser<br />

Stelle möchte ich einen ganz herzlichen<br />

Dank an alle Verantwortlichen<br />

des Referats Weltkirche unserer <strong>Diözese</strong><br />

aussprechen, die diesen Dienst<br />

an unseren Brüdern und Schwestern<br />

in Bolivien ermöglicht haben.<br />

Kilian Krug stammt aus Deißlingen-<br />

Lauffen bei Rottweil und war nach<br />

dem Theologiestudium in Eichstätt<br />

und Valparaiso (Chile) von April bis August<br />

2009 im Missionarischen Dienst<br />

in der <strong>Diözese</strong> Sucre in Bolivien tätig<br />

und ist jetzt Diözesantheologe in Tübingen.<br />

25


Alles wirkliche Leben ist Begegnung.“<br />

von Klaus-Jürgen Kauß<br />

„Diese Aussage von Martin Buber, die<br />

in der Überschrift des Artikels wiedergegeben<br />

ist, beschreibt die besondere<br />

Chance für die Lerngemeinschaft<br />

Weltkirche durch <strong>den</strong> vielfachen Austausch<br />

und die Begegnung miteinander.<br />

Aus diesem Grund wird die <strong>Diözese</strong><br />

auch in Zukunft Priester und<br />

pastorale Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

für einen zeitlich begrenzten<br />

pastoralen Dienst in andere Teile der<br />

Weltkirche entsen<strong>den</strong>.<br />

Exposure- und Begegnungsprogramme<br />

Das englische Wörterbuch definiert<br />

das Wort „Exposure“ mit folgender<br />

Umschreibung: „Sich einer anderen<br />

Situation aussetzen“ oder „Sich in<br />

eine andere Situation zu begeben.“ Im<br />

hier zu Grunde liegen<strong>den</strong> Kontext bedeutet<br />

dies: Zukünftige pastorale Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter lassen<br />

sich für eine kurze Zeit auf eine neue<br />

26<br />

völlig andere Lebenskultur ein in Ländern<br />

der Südhalbkugel. Dabei stehen<br />

die menschliche Begegnung und der<br />

gegenseitige Austausch immer im Mittelpunkt.<br />

Im Erfahrungsaustausch und<br />

in gemeinsamen Reflexionsrun<strong>den</strong> lernen<br />

die Gäste von <strong>den</strong> Gastgebern,<br />

was es heißt, unter ärmlichen Lebenssituationen<br />

die Herausforderungen des<br />

Lebens zu meistern. Und umgekehrt<br />

kommt es zu einem Dialog über die<br />

Fragen der Werte und Ziele im Leben.<br />

Im Kontext der <strong>Diözese</strong> <strong>Rottenburg</strong>-<strong>Stuttgart</strong><br />

gibt es bereits ein konkretes<br />

durchgeführtes Exposure- und<br />

Begegnungsprogramm. Schon seit<br />

längerer Zeit unterstützte das Theologische<br />

Mentorat an der Universität Tübingen<br />

ein Sozialprojekt in Indien. So<br />

kam es nach einigen Gesprächen zu<br />

der Idee, die Projektpartner dort vor<br />

Ort zu besuchen und vor allem Stu<strong>den</strong>tinnen<br />

und Stu<strong>den</strong>ten in Indien für ein<br />

Begegnungsseminar zu gewinnen. So<br />

entstand nach diesem neuen Konzept<br />

im Jahr 2008 eine erste Exposure- und<br />

Begegnungsreise nach Indien. Neben<br />

dem eigentlichen 15-tätigen Reiseteil<br />

in Indien, gab es eine intensive Vorbereitung<br />

auf das Land Indien mit <strong>sein</strong>er<br />

religiösen Interkulturalität, <strong>sein</strong>er unvorstellbaren<br />

Armut, aber auch dem<br />

hautnahen Gegensatz zwischen arm<br />

und reich. Die Vorbereitung erstreckte<br />

sich über ein Semester. Im Land selber<br />

wurde dann vor allem mit öffentlichen<br />

Verkehrsmitteln gereist. Ebenso hatten<br />

die Studieren<strong>den</strong> in Kleingruppen die<br />

Gelegenheit, verschie<strong>den</strong>e Projekte<br />

kennenzulernen. Ein intensives Nachbereitungsseminar<br />

rundete das Gesamtprogramm<br />

ab.<br />

Die Erfahrungen der Studieren<strong>den</strong><br />

und der Leitung war so positiv, dass<br />

im kommen<strong>den</strong> Jahr 2010 ein zweites<br />

Exposureprogramm nach Indien stattfin<strong>den</strong><br />

wird, das bereits voll belegt ist.<br />

Ein neuer spannender Versuch soll<br />

ebenfalls noch im Jahr 2010 unternommen<br />

wer<strong>den</strong>. Durch Initiative des


Eine-Welt-Ausschusses des Diözesanrats<br />

und durch die Hauptabteilung<br />

Weltkirche der <strong>Diözese</strong> <strong>Rottenburg</strong>-<br />

<strong>Stuttgart</strong> soll im Oktober 2010 eine<br />

weitere Exposure- und Begegnungsreise<br />

stattfin<strong>den</strong>, und zwar nach Südbrasilien.<br />

Die Ziele dieser für eine andere<br />

Personengruppe gedachten Reise<br />

lesen sich wie folgt :<br />

-Bereicherung der eigenen Lebenserfahrung<br />

durch direkte Kontakte<br />

mit <strong>Menschen</strong> in Brasilien. – Weltkirchliche<br />

Bewusst<strong>sein</strong>sarbeit erleben und<br />

gemeinsam reflektieren. – Neue religiöse<br />

Erfahrungen in Bezug auf einen<br />

selbst und Kirchengemeinde gewinnen.<br />

– Zusammenfin<strong>den</strong> von Verantwortlichen<br />

(Haupt- und Ehrenamtliche)<br />

im Eine-Welt-Bereich der <strong>Diözese</strong> <strong>Rottenburg</strong>-<strong>Stuttgart</strong>.<br />

Um die geplante Reise als größtmögliche<br />

Multiplikationsreise innerhalb<br />

der Eine-Welt-Arbeit in der <strong>Diözese</strong> zu<br />

verankern, wur<strong>den</strong> gezielt Hauptamtliche<br />

und Ehrenamtliche Verantwortliche<br />

für die Eine-Welt Arbeit im Diözesanrat<br />

und <strong>den</strong> Kirchengemein<strong>den</strong><br />

angesprochen.<br />

Unter dem Titel „Brasilien – Wo<br />

wohnst du ? – Komm und sieh“ soll<br />

es bei der Reise auch zu einem Austausch<br />

der Kirchengemeindearbeit<br />

zwischen deutschen und brasilianischen<br />

Gemein<strong>den</strong> kommen. In Zusammenarbeit<br />

mit dem ökumenischen<br />

Lateinamerikanischen Bibelinstitut<br />

(CEBI ) steht auch gemeinsame Bibelarbeit<br />

auf dem Programm der Reise.<br />

Reverse-Programm<br />

Im Rahmen des Jugendforums 2006<br />

formulierten Jugendliche und junge<br />

Erwachsene, darunter auch viele<br />

ehemalige Freiwillige des Weltkirchlichen<br />

Frie<strong>den</strong>sdienstes (WFD), dass<br />

das Platzangebot im WFD ausgebaut<br />

wer<strong>den</strong> soll. Andererseits machten sie<br />

sich stark dafür, dass aus der „Einbahnstraße<br />

WFD“ eine wirkliche Partnerschaft<br />

wer<strong>den</strong> solle. Junge <strong>Menschen</strong><br />

aus <strong>den</strong> Partnerländern sollen<br />

die Möglichkeit bekommen, eine vergleichbare<br />

Erfahrung in unserer <strong>Diözese</strong><br />

zu machen. Damit Partnerschaft<br />

erlebbar und Kirche als Weltkirche für<br />

Die Reisegruppe des Tübinger<br />

Mentorats in Aurangabad, Indien.<br />

Begegnung und Austausch im Maher<br />

Projekt in Pune, Indien.<br />

Pastoralplan der <strong>Diözese</strong> Santa Cruz<br />

do Sul, Brasilien.<br />

beide Seiten erfahrbar wer<strong>den</strong> kann.<br />

In <strong>den</strong> pastoralen Prioritäten der<br />

<strong>Diözese</strong> sind die Vertiefung und Weiterentwicklung<br />

der partnerschaftlichen<br />

und weltkirchlichen Zusammenarbeit<br />

verankert.<br />

Im Beschluss des Diözesanrates<br />

zur weltkirchlichen Arbeit (2007) ist darüber<br />

hinaus konkretisiert, dass weltkirchliche<br />

Freiwilligendienste ausgebaut,<br />

die Arbeit mit Rückkehrer/innen<br />

intensiviert und der Dienst weiter profiliert<br />

wer<strong>den</strong> sollen. Dabei müsse stärker<br />

das „Prinzip der Gegenseitigkeit“<br />

berücksichtigt wer<strong>den</strong>.<br />

Nach dem Ausbau des Platzangebots<br />

im Weltkirchlichen Frie<strong>den</strong>sdienstes<br />

und durch die Einrichtung<br />

der Servicestelle steht nun die Realisierung<br />

eines Reverse-Programms an.<br />

Junge <strong>Menschen</strong> aus <strong>den</strong> Partnerdiözesen<br />

und <strong>den</strong> Partnerprojekten sollen<br />

die Möglichkeit eines einjährigen Freiwilligendienstes<br />

in unserer <strong>Diözese</strong> erhalten.<br />

So erhalten diese junge <strong>Menschen</strong><br />

Einblicke in das soziale und gesellschaftliche<br />

Leben in Deutschland,<br />

in die Arbeit von Kirchengemein<strong>den</strong><br />

und Verbän<strong>den</strong> in unserer <strong>Diözese</strong>. Die<br />

Partnerschaftsarbeit kann so gestärkt<br />

wer<strong>den</strong>.<br />

Um dies nun konkret umzusetzen,<br />

ist daran gedacht, einer Person <strong>den</strong><br />

Auftrag im Rahmen einer befristeten<br />

Stelle zu geben, ein Konzept für solch<br />

ein Reverse-Programm auszuarbeiten<br />

und dann in <strong>den</strong> folgen<strong>den</strong> Jahren als<br />

Pilotprojekt umzusetzen.<br />

Klaus-Jürgen Kauß, Ständiger Diakon<br />

der <strong>Diözese</strong> <strong>Rottenburg</strong>-<strong>Stuttgart</strong> seit<br />

1995 und Mitarbeiter in der Hauptabteilung<br />

Weltkirche.<br />

27


<strong>Diözese</strong> <strong>Rottenburg</strong>-<strong>Stuttgart</strong> gründet die Stiftung „Weltkirche“<br />

<strong>Bei</strong> <strong>den</strong> <strong>Menschen</strong> <strong>sein</strong>“<br />

von Dr. Thomas Broch<br />

<strong>Rottenburg</strong>, 7. November 2009. Als<br />

Zeichen weltweiter Solidarität, das<br />

sich einreiht in eine lange Tradition<br />

weltkirchlichen Engagements der <strong>Diözese</strong>,<br />

hat Bischof Gebhard Fürst die<br />

neu gegründete Stiftung „Weltkirche“<br />

in der <strong>Diözese</strong> <strong>Rottenburg</strong>-<strong>Stuttgart</strong><br />

bezeichnet. Sie wurde am Samstag,<br />

7. November, bei einem Festakt<br />

in der Festhalle <strong>Rottenburg</strong> in Anwesenheit<br />

von rund 120 Gästen aus Kirche,<br />

Or<strong>den</strong>, Politik und Gesellschaft<br />

vorgestellt. Vorausgegangen war ein<br />

Festgottesdienst mit Bischof Gebhard<br />

Fürst im <strong>Rottenburg</strong>er St.-Martins-<br />

Dom.<br />

Die derzeit mit 2,3 Millionen Euro<br />

ausgestattete Stiftung soll nach <strong>den</strong><br />

Worten von Bischof Fürst die weltkirchliche<br />

Arbeit der <strong>Diözese</strong> auch in<br />

Zukunft nachhaltig sichern. Sie gehe,<br />

so der Bischof, zurück auf die Erfahrungen<br />

von Bischof Carl-Joseph Leiprecht<br />

während des Zweiten Vatikanischen<br />

Konzils und sei vor allem<br />

durch <strong>den</strong> ehemaligen Generalvikar<br />

Eberhard Mühlbacher vorangebracht<br />

wor<strong>den</strong>.<br />

28<br />

Die Stiftung „Weltkirche“ ist eine<br />

Dachstiftung. Ihre Geschäftsführung<br />

ist bei der Hauptabteilung X des Bischöflichen<br />

Ordinariats angesiedelt.<br />

Zu ihr wer<strong>den</strong> künftig die bereits bestehen<strong>den</strong><br />

Stiftungen „Pastorale Dienste<br />

in Übersee“, „El Maestro en Casa“<br />

und „P. Franz von Tattenbach“ für Bildungsprojekte<br />

in Guatemala sowie<br />

„Schwestern helfen Schwestern“ gehören.<br />

Letztere wurde 1989 gegründet<br />

und wird durch die Franziskanerinnen-Kongregationen<br />

von Reute,<br />

Schwäbisch Hall und Sießen, durch<br />

die St.-Anna-Schwestern in Ellwangen<br />

sowie durch die Vinzentinerinnen-Kongregation<br />

der Barmherzigen Schwestern<br />

in Untermachtal getragen. Als ein<br />

„ermutigendes und hilfreiches Zeugnis<br />

im Geist des hl. Franz von Assisi und<br />

des hl. Vinzenz von Paul“ bezeichnete<br />

Bischof Fürst dieses Solidaritätswerk<br />

der Schwesterngemeinschaften, das<br />

in dem Festakt am Samstag auch das<br />

eigene 20-jährige Bestehen feierte.<br />

<strong>Bei</strong> aller Unterschiedlichkeit ihrer<br />

Stiftungszwecke, so Bischof Gebhard<br />

Fürst, dokumentierten diese vier Stif-<br />

tungen eine gemeinsame Grundhaltung,<br />

die darin bestehe, nicht „am Grünen<br />

Tisch Konzepte oder gar Rezepte<br />

zu entwickeln“, sondern sich vom konkreten<br />

Hilfebedarf der <strong>Menschen</strong> leiten<br />

zu lassen. Das Jesus-Wort „Was<br />

willst du, dass ich dir tue“ sei heute ein<br />

in <strong>sein</strong>er Modernität und Professionalität<br />

unbestrittenes Grundprinzip sozialer<br />

Arbeit. Weltkirchliche Arbeit finde<br />

bei aller Unterschiedlichkeit in <strong>den</strong> jeweils<br />

konkreten Situationen ihre Kraft<br />

und ihre Glaubwürdigkeit in der unmittelbaren<br />

Begegnung von Mensch zu<br />

Mensch, die die Kompetenz des anderen<br />

respektiere und ihm die Freiheit<br />

<strong>sein</strong>er Entscheidung zugestehe,<br />

betonte der Bischof. Das Leitwort der<br />

neuen Stiftung: „<strong>Bei</strong> <strong>den</strong> <strong>Menschen</strong><br />

<strong>sein</strong>“, drücke dieses Grundprinzip treffend<br />

aus. Es sei darüber hinaus ein<br />

wesentliches Kennzeichen christlicher<br />

Existenz und ein Qualitätskriterium einer<br />

lebendigen Kirche.<br />

Die Frage der „Inkulturation“, der<br />

Transformation des Glaubens in die jeweiligen<br />

Kulturen und deren Lebensformen<br />

hinein, sei ein zentrales Problem<br />

der Weltkirche<br />

und ihrer Verkündigung.<br />

Heute erschließe<br />

sich aber eine neue<br />

Perspektive der Inkulturation,<br />

so Bischof Fürst.<br />

Es gehe heute darum,<br />

dass sich die westliche<br />

Kirche beleben und bereichern<br />

lasse von der<br />

Glaubensfreude und<br />

dem Lebensmut der<br />

Christen in anderen Regionen<br />

der Erde. Es zeige<br />

sich, „dass wir von<br />

ihnen vieles an christlicher<br />

Substanz zurück<br />

erhalten, was wir ihnen<br />

in früheren Zeiten vermittelt<br />

haben“, sagte<br />

der Bischof. Es sei<br />

„nicht unbedingt ein<br />

Scha<strong>den</strong>“, dass sich<br />

dadurch hierzulande<br />

die Sorgen und Prioritäten<br />

verschieben und<br />

ein anderes Gewicht<br />

bekommen.


Adressen zu Freiwilligen- und Personaldiensten<br />

Informationen zu <strong>den</strong> verschie<strong>den</strong>en<br />

Personaldiensten<br />

auf der Südhalbkugel<br />

Bischöfliches Ordinariat<br />

Hauptabteilung X Weltkirche<br />

Klaus-Jürgen Kauß<br />

Postfach 9<br />

D-72101 <strong>Rottenburg</strong><br />

Telefon: 0 74 72 / 169-491<br />

e-mail: kjkauss@bo.drs.de<br />

Informationen zum<br />

Weltkirchlichen Frie<strong>den</strong>sdienst<br />

BDKJ<br />

Fachstelle Freiwilligendienste.<br />

Jessica Ortmeyer<br />

Postfach 12 29<br />

D-73242 Wernau<br />

Telefon: 0 71 53 / 30 01-184<br />

e-mail: jortmeyer@bdkj-bja.drs.de<br />

www.ich-will-wfd.de<br />

Informationen zur Servicestelle<br />

Weltkirchlicher Freiwilligendienste<br />

BDKJ<br />

Fachstelle Freiwilligendienste<br />

Melanie Lorenz<br />

Postfach 12 29<br />

D-73242 Wernau<br />

Telefon: 0 71 53 / 30 01-195,<br />

e-mail: mlorenz@bdkj-bja.drs.de<br />

ab Dez. 2009 auf der Homepage<br />

www.bdkj.info<br />

Umschlagseite 3<br />

29

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