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Bei den Menschen sein - Diözese Rottenburg-Stuttgart

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Ein Jahr in Tansania<br />

Mein Land des Lächelns liegt in Afrika<br />

von Birgit Wörle<br />

Asubuhi kuamka, kusali, kunywa chai,<br />

kwenda shuleni, kuanda vipindi vyangu<br />

mbalimbali na watoto kabla au baadaye,<br />

kula tena, kucheza, kuoga (afadhali<br />

kama watoto saa 11), kusali tena<br />

na kula, kukaa na watoto na kwenda<br />

kulala tena...<br />

So in ungefähr sah mein Tagesablauf<br />

in Tansania aus. Eines wird sicher<br />

deutlich: Mein Tag ereignete sich auf<br />

Suaheli, das ist die Sprache, in der ich<br />

erzählt und geschimpft, unterrichtet<br />

und gearbeitet, gebetet und gesungen<br />

habe!<br />

Mein Name ist Birgit Wörle, jetzt bin<br />

ich 20 Jahre alt und nach meinem Abitur<br />

habe ich das letzte Jahr in Tansania<br />

verbracht. Tansania liegt in Ostafrika.<br />

Meine Einsatzstelle war im Sü<strong>den</strong><br />

des Landes, unweit von Songea, einer<br />

ziemlich großen Stadt dieses Landesteils.<br />

In Ruhuwiko, einem Vorort dieser<br />

Stadt, habe ich an einer Gehörlosenschule<br />

gelebt, die als Internat geführt<br />

wird. Mein Zimmer war Tür an<br />

Tür mit Schlafräumen unserer Schülerinnen,<br />

außerdem wohnen dort vinzentinische<br />

Or<strong>den</strong>sschwestern, deren<br />

Gemeinschaft der Träger der Schule<br />

ist. Zusammen mit einigen Arbeitern,<br />

<strong>den</strong> Lehrerhäusern gleich an unserem<br />

Schulgelände und <strong>den</strong> <strong>Menschen</strong> der<br />

Birgit auf Reisen mit Julia und<br />

Alexandra.<br />

14<br />

Gemeinde Ruhuwiko bildeten sie mein<br />

Lebensumfeld. Gemeinsam mit zwei<br />

anderen jungen Frauen, Alexandra und<br />

Julia, war ich in dieser Zeit als Freiwillige<br />

innerhalb dieser Gemeinschaft der<br />

Vinzentinerinnen von Mbinga.<br />

Ich bin über einen Or<strong>den</strong> ins Ausland<br />

gegangen und war so „nicht nur“<br />

Freiwillige, sondern auch „Missionarin<br />

auf Zeit“, kurz MaZ. Für alle MaZ´ler<br />

gilt, dass sie mit Or<strong>den</strong>sleuten leben<br />

und, an ihrem Ort und in ihrer Gemeinschaft,<br />

„mitleben, mitbeten und mitarbeiten“.<br />

Mitleben habe ich erfahren als das<br />

Eingebettet-Sein in die Gemeinschaft<br />

der Vinzentinerinnen, mit <strong>den</strong>en ich besonders<br />

zu Gebets- und Essenszeiten<br />

geteilt habe. Zunächst eingebettet, vor<br />

Ort „dabei“ zu <strong>sein</strong>, in Ruhuwiko, dann<br />

aber auch im Mutterhaus in Mbinga<br />

aufgenommen zu <strong>sein</strong>. Oder auf anderen<br />

Stationen der Vinzentinerinnen, die<br />

ich besucht habe. Ich war keine Fremde,<br />

sondern jemand, <strong>den</strong> man kennt<br />

und einordnen kann. Überall wurde ich<br />

sehr herzlich willkommen geheißen!<br />

Ich hatte ganz automatisch Kontakt zu<br />

Einheimischen, <strong>den</strong>n mit der Ausnahme<br />

einer deutschen sind die übrigen<br />

der knapp 20 Schwestern in Ruhuwiko<br />

Tansanierinnen. Auch unsere Kinder<br />

sind natürlich tansanisch. Ich habe mit<br />

<strong>den</strong> Schwestern gegessen und so das<br />

auf <strong>den</strong> Tisch bekommen, was für das<br />

Land üblich und typisch ist, habe traditionelle<br />

Speisen kennen- und kochen<br />

gelernt. Ich habe mich sehr wohl gefühlt<br />

unter „meinen“ Schwestern, und<br />

mir hat in keinster Weise etwas gefehlt,<br />

obwohl man in gewisser Weise sicher<br />

auch eingeengt ist gegenüber einem<br />

Leben in Deutschland und manche<br />

Dinge einfach nicht tun kann. Viele der<br />

<strong>Menschen</strong>, die ich in Tansania kenne<br />

und mit <strong>den</strong>en ich zu tun hatte, sind<br />

eben Or<strong>den</strong>sschwestern und so natürlich<br />

Frauen. Mein Tagesablauf war<br />

durch <strong>den</strong> Schul- und „Or<strong>den</strong>s-“Alltag<br />

fest strukturiert. Und ich war quasi<br />

ausnahmslos abends, auch am Wochenende,<br />

„daheim“ und auch um 12<br />

schon in <strong>den</strong> schönsten Träumen! Meine<br />

Abende in Ruhuwiko waren geprägt<br />

davon, dass ich Zeit mit <strong>den</strong> Kindern<br />

verbracht habe nach dem Abendes-<br />

Tansania<br />

Vereinigte Republik Tansania<br />

Jamhuri ya Muungano wa Tanzania<br />

(Swahili)<br />

Staatsform: Präsidialrepublik<br />

Amtssprache: Swahili (de facto)<br />

Hauptstadt: Dodoma<br />

Fläche: 945.087 km²<br />

Einwohnerzahl 41.048.532 (Stand<br />

Juli 2009)<br />

Bevölkerungsdichte: 39 Einwohner<br />

pro km²<br />

Religionen: Christliche Kirche ca. 30<br />

bis 40 % der Bevölkerung<br />

Muslime ca. 30 bis 40 % der<br />

Bevölkerung<br />

Naturreligionen ca. 30 % der<br />

Bevölkerung<br />

Katholische Kirche:<br />

5 Erzdiözesen<br />

25 <strong>Diözese</strong>n<br />

10.465.000 Katholiken<br />

sen, beim gemeinsamen Spielen zum<br />

<strong>Bei</strong>spiel. Davon, dass je<strong>den</strong> Samstag<br />

das Evangelium vom kommen<strong>den</strong><br />

Sonntag gelesen und vorbereitet wurde.<br />

Und nicht zuletzt von der Tatsache,<br />

dass an sehr vielen Tagen nur bis ca.<br />

10 Uhr Strom da war und somit Licht!<br />

Mitbeten hieß für mich, dass ich<br />

<strong>den</strong> Tag morgens um 6: 45 Uhr mit der<br />

Messe begonnen habe. Am Abendgebet<br />

der Schwestern, der Vesper, habe<br />

ich teilgenommen, ebenso an der<br />

Sonntagsvorbereitung je<strong>den</strong> Samstag,<br />

bei der eine Schriftstelle gelesen<br />

und betrachtet wird. Selbstverständlich<br />

war auch ein Tischgebet vor und

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