Bei den Menschen sein - Diözese Rottenburg-Stuttgart
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gab ja Volksküchen der Caritas, wo wir<br />
zu essen bekamen. Das Schlimmste<br />
war, nachts auf der Straße schlafen zu<br />
müssen, immer in Angst, dass jemand<br />
unser Kind stehlen könnte. Jetzt haben<br />
wir eine Hütte und die Hoffnung,<br />
dass der Bo<strong>den</strong> auf dem sie steht,<br />
eines Tages uns gehören wird.“<br />
María Munoz hatte mich mit ihrer<br />
Aktion „Milch-Becher“ bekannt machen<br />
wollen. Sie hatte vor ihrer Hütte<br />
im Freien einen Tisch aufgebaut,<br />
auf dem sie Teigfla<strong>den</strong> vorbereitete,<br />
die auf einer primitiven Feuerstelle auf<br />
dem Bo<strong>den</strong> in Fett gebacken wur<strong>den</strong>.<br />
Ein Dutzend Kinder aus der Nachbarschaft<br />
saßen um sie herum und warteten<br />
bis die „Tortillas“ fertig wur<strong>den</strong>.<br />
Statt der angekündigten Milch, gab’s<br />
Tee. Diese persönliche Initiative, hungern<strong>den</strong><br />
Kindern auch mit primitivsten<br />
Mittel helfen zu wollen, hatte mich beeindruckt<br />
und bei diesem Anblick war<br />
auch schon die Idee vom Bau eines<br />
Gemeinschafts-Raumes geboren. Im<br />
September 2004 wurde eine Mehrzweck-Halle,<br />
gewissermaßen unser<br />
„Sozialzentrum“ mitten in der Villa von<br />
Bischof Luis Stöckler eingeweiht, (üb-<br />
18<br />
rigens auch ein deutscher ehemaliger<br />
Fidei Donum-Priester). In <strong>den</strong> letzten<br />
fünf Jahren diente uns dieses ganz aus<br />
Wellblech erstellte Gebäude in vielfacher<br />
Weise als Versammlungsraum,<br />
Speiseraum für Kinder und ältere Leute,<br />
Katechese, Gottesdienste Feste,<br />
als Zufluchtsort bei Überschwemmungen,<br />
als Werkstatt zum Hüttenbau<br />
usw….<br />
Pastorale Bekehrung<br />
<strong>Bei</strong> allem sinnvollen Einsatz im sozialen<br />
Bereich bestand immer die Sorge,<br />
wie das Evangelium in rechter Weise<br />
zu verkün<strong>den</strong> sei, war dies doch<br />
auch das Hauptanliegen eines missionarischen<br />
Auftrages. Es ist jedoch ein<br />
weiter Weg, „Jesus Christus als <strong>den</strong><br />
ewigen Gott, als <strong>den</strong> Herrn des Lebens<br />
und der Geschichte, auch der<br />
Geschichte unserer Herzen zu glauben,<br />
damit Er der letzte, der heimliche,<br />
der immer neu das Leben gestaltende<br />
Sinn unseres irdischen Da<strong>sein</strong>s sei“.<br />
(Zitat nach H. u. K. Rahner, Gebete der<br />
Einkehr, Innsbruck 1958.)<br />
Der letzte Pastoral-Brief der argentinischen<br />
Bischöfe fordert eine „Pasto-<br />
rale Bekehrung“, die sich ganz eindeutig<br />
am „missionarischen Stil“ Jesu<br />
im Evangelium orientieren muss; das<br />
verlangt von dem, der das Evangelium<br />
verkün<strong>den</strong> will, herzliche Annahme<br />
und Nähe zum Nächsten, Verfügbarkeit,<br />
Armut, Güte und Aufmerksamkeit<br />
für die Nöte der anderen. Das Dokument<br />
betont, dass Mission über eine<br />
persönliche Beziehung führen muss,<br />
die es mir erlaubt, <strong>den</strong> Glauben an Jesus<br />
Christus und evangelische Werte<br />
zu vermitteln. Mission ist Beziehung<br />
und nur möglich, wenn ich mit dem<br />
anderen in mit-menschlichen, ja brüderlichen<br />
Kontakt trete.<br />
Missionarische Kirche in einer Villa<br />
Miseria fängt dort an, wo ich mich<br />
der existenziellen Nöte der <strong>Menschen</strong><br />
persönlich annehme. Das sind sicher<br />
elementare materielle Nöte, aber auch<br />
zutiefst psychische, verursacht durch<br />
menschliche Schwächen, Unzulänglichkeiten<br />
und Versagen.<br />
Mir bleibt eine der ersten Gesprächsrun<strong>den</strong><br />
unvergessen, in der<br />
ich einer Gruppe von Frauen und Männern,<br />
die für die Küche im Sozialzentrum<br />
zuständig war, mein Anliegen<br />
Das Pfarrgebiet wurde früher als Müllhalde verwendet, wo immer noch alte Tanks und Batterien gelagert sind.