Bei den Menschen sein - Diözese Rottenburg-Stuttgart
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nach dem Essen. Diese festen Zeiten,<br />
um innezuhalten und sich zu besinnen,<br />
haben mir sehr gut getan!<br />
Mitarbeiten schließlich bedeutete<br />
für mich vor allem, mich für unsere gehörlosen<br />
Kinder einzubringen. Ganz<br />
grundsätzlich habe ich mich bemüht<br />
die Gebär<strong>den</strong> zu lernen, mit <strong>den</strong>en<br />
die Kinder kommunizieren. Ich habe<br />
sie von <strong>den</strong> Kindern gelernt, die mich<br />
sehr aufgeschlossen begrüßt und aufgenommen<br />
haben und von <strong>den</strong>en einige<br />
wenige kleine Hörreste besitzen<br />
oder die Fähigkeit, ein bisschen zu<br />
sprechen oder die Lippen zu bewegen.<br />
Dann ist es leicht, die Worte abzulesen.<br />
Je<strong>den</strong> Vormittag habe ich zwei<br />
Klassen je eine Stunde unterrichtet,<br />
immer nachmittags war ich wochenweise<br />
in einem unserer fünf Internatshäuser<br />
und habe mit <strong>den</strong> Kindern gemalt,<br />
gespielt oder wir waren auf dem<br />
Sportplatz. Auch abends habe ich Zeit<br />
mit <strong>den</strong> Kindern verbracht, wir haben<br />
geredet, zusammen gelernt oder einen<br />
Video-Film angesehen.<br />
Insgesamt war ich in meinem<br />
Dienst sehr frei, auch waren meine<br />
Aufgaben nicht im Vorfeld definiert,<br />
sondern die habe ich v.a. zusammen<br />
mit Sr. Brigitte, der deutschen Schwester<br />
in Ruhuwiko, für mich gesucht<br />
und gefun<strong>den</strong>. Ich habe ebenso ab<br />
und zu Schreibarbeiten erledigt, eine<br />
Zeit lang einem jungen Mann aus der<br />
Siku kuu! Festtag!<br />
Gemeinde Musiktheorie unterrichtet<br />
und im Chor der Gemeinde mitgesungen,<br />
einige unserer gehörlosen Schüler<br />
Flötenunterricht gegeben. Ich habe<br />
in der Küche geholfen, als die Kinder in<br />
Ferien waren, und außerdem eine Priesterweihe<br />
mit vorbereitet!<br />
So war dieses letzte Jahr für mich<br />
eine ganz besondere und dichte Zeit<br />
und trotz mancher Probleme und<br />
Schwierigkeiten, die es natürlich auch<br />
gab, hat mich dieses Jahr mit <strong>sein</strong>en<br />
abwechslungsreichen und bunten Tagen,<br />
das viel zu schnell verging, um<br />
vieles reicher gemacht!<br />
An meiner Einsatzstelle habe ich<br />
zunächst <strong>den</strong> „Schul-Alltag“ erlebt und<br />
kennengelernt, speziell bei uns <strong>den</strong><br />
Alltag in einem Internat. Ich habe die<br />
Lebensweise der Schwestern geteilt<br />
und ein bisschen das Dorf- und Gemeindeleben<br />
in Afrika erfahren können.<br />
Ich habe mit Gehörlosen gelebt,<br />
genauer gehörlosen Kindern und Jugendlichen<br />
im Alter von 5-20 Jahren.<br />
Ich habe mich bemüht ihre Welt<br />
kennenzulernen und ein Teil davon zu<br />
wer<strong>den</strong>, sie zu bereichern. Durch die<br />
Nähe zu Songea habe ich diese, eine<br />
Stadt und ihre <strong>Menschen</strong>, ihre Betriebsamkeit<br />
und ihre Lebensart gesehen.<br />
Und nicht zuletzt habe ich das Land<br />
kennengelernt auf manchen Reisen,<br />
ich habe Früchte und typische Nahrungsmittel<br />
gesehen und gegessen.<br />
Ich habe die Messe in der Kirche mit-<br />
gefeiert, an ganz normalen und an besonderen<br />
Tagen. Ich habe Feste erlebt<br />
und mitgefeiert mit Tanz und Musik,<br />
manchmal auch mit sehr langen Re<strong>den</strong>,<br />
generell mit einer Begeisterung,<br />
wie man sie in Deutschland nicht oft<br />
findet! Am allerwichtigsten war mir die<br />
Begegnung mit <strong>Menschen</strong>, sie in ihrer<br />
Kultur und Mentalität kennenzulernen<br />
und mich mit ihnen in ihrer Sprache zu<br />
unterhalten. Suaheli ist auch zu meiner<br />
Sprache gewor<strong>den</strong> und ich mag ihre<br />
Ausdrucksweise, ihr Vokabular und ihren<br />
Klang!<br />
Die <strong>Menschen</strong> in Tanzania sind<br />
viel ärmer als wir in Deutschland, ärmer<br />
an Materiellem und oft auch an<br />
menschlichem Zuspruch dadurch,<br />
dass viele Familien zerrissen und unkomplett<br />
sind. Aber sie sind unendlich<br />
gastfreundlich und aller meistens fröhlich<br />
und freundlich. Passend zu meinen<br />
Bildern, von <strong>den</strong>en ich sehr viele<br />
habe, die aber nur unzureichend wieder<br />
„Nähe“ zu Tanzania herstellen, ist<br />
auch meine Erinnerung: Die <strong>Menschen</strong><br />
sind gern in der Gemeinschaft und begegnen<br />
einander immer wieder neu<br />
mit einem Lächeln im Gesicht!<br />
Birgit Wörle, von August 2008 bis August<br />
2009 Freiwillige, entsandt durch<br />
die Servicestelle Nach Songea, Tansania.<br />
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