Kontrolliertes_und_i.. - Jochen Fahrenberg
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Die Bewegungsaktivität muss berücksichtigt werden, damit bei der Beurteilung des Blutdruckprofils<br />
grobe Interpretationsfehler vermieden werden. Dafür gibt es die folgenden Möglichkeiten:<br />
(1) <strong>Kontrolliertes</strong> Monitoring in bestimmten Settings<br />
Das ambulante 24-St<strong>und</strong>en Monitoring wird ersetzt oder ergänzt durch Messungen in festgele g-<br />
ten Settings. Diese semi-standardisierten Untersuchungsabschnitte dienen als Referenz für inter<strong>und</strong><br />
intra-individuelle Vergleiche. Als sog. Standardsettings kommen u. a. in Frage: Lesen, Arbeit<br />
am Schreibtisch oder PC, Autofahren, Kino, Schlaf. Stationäre Patienten können aufgefordert<br />
werden, eine bestimmte Treppe in der Klinik hinauf zu gehen <strong>und</strong> oben angekommen,<br />
selbst eine Messung auszulösen. Wiederkehrende typische Settings sind hier u. a. Arztvisite,<br />
bestimmte Behandlungsprogramme, gemeinsame Mahlzeiten, abendliches Fernsehen. Diese<br />
Form des Monitoring wird als (partiell) kontrolliertes Monitoring bezeichnet. Es erreicht natürlich<br />
nicht die Standardisierungsgrad einer Fahrradergometer-Belastung in definierten Wattstufen.<br />
Allerdings ist auch dieser "Goldstandard" fragwürdig, da er mit dem individuell verschiedenen,<br />
emotional bedingten Anteil der Kreislaufreaktion in dieser Belastungssituation konf<strong>und</strong>iert<br />
ist (siehe das Phänomen der "office hypertension").<br />
(2) Selbstprotokoll der Bewegungsaktivität<br />
Die Bewegungsaktivität <strong>und</strong> die Körperposition werden durch Selbstberichte der Untersuchungsteilnehmer<br />
erfasst. Von ärztlicher Seite werden den Patienten, die an einem diagnostischen<br />
Monitoring teilnehmen, solche Protokolle nahe gelegt. Diese Angaben, die wahrscheinlich<br />
oft erst nachträglich eingetragen werden, sind von sehr zweifelhafter Validität. In einigen<br />
neueren Untersuchungen wurden hand-held PC verwendet, um die momentane Bewegungsaktivität<br />
einstufen zu lassen (Heger, 1990; Kamarck et al., 1998; Schwartz et al., 1994; Shapiro et<br />
al., 1990).<br />
(3) Messung der Bewegungsaktivität (Aktometrie, Akzelerometrie)<br />
Zuverlässiger als die Selbstberichte sind die kontinuierlichen Messungen der Bewegungsaktiv i-<br />
tät mit elektromyographischer, aktimetrischer oder akzelerometrischer Methodik (u. a. Käppler,<br />
Becker & <strong>Fahrenberg</strong>, 1993; Kairo, Schwartz & Pickering, 1999; Schmidt & Jain, 1996; Shapiro<br />
& Goldstein, 1998; Steptoe, 2001; Tuomisto et al., 1996).<br />
Die Bewegungsaktivität wird durch ein einfaches Aktometer, das die Beschleunigungen in einer<br />
Achse oder – in fortgeschrittener Technik – in drei Raumachsen misst. Das Elektromyogramm<br />
EMG wird heute für diesen Zweck kaum mehr verwendet. Ein am Handgelenk platziertes Aktometer<br />
wird die metabolisch wesentliche Gesamtaktivität (z. B. Gehen, Treppensteigen)<br />
schlechter erfassen als ein Aktometer am Sternum oder am Oberschenkel Myrtek et al., 1988).<br />
Solche Messungen der Bewegungsaktivität wurden zur Segmentierung des Rekords verwendet,<br />
indem Abschnitte mit ähnlichen Werten, z. B. mit sehr geringer oder mit hoher Bewegungsaktivität<br />
gebildet <strong>und</strong> verglichen werden (Heger, 1990; Käppler et al., 1993). Die Messwerte können<br />
eventuell als Kovariate in die statistische Auswertung einbezogen werden: zur nachträglichen<br />
Beschreibung <strong>und</strong> Auspartialisie rung der unerwünschten Varianzanteile durch Regressionsverfahren<br />
(Schmidt et al., 1992; Tuomisto et al., 1996) oder durch Kreuzkorrelationen (<strong>Fahrenberg</strong><br />
et al., 1991). Beide Verfahren sind eher für die Auswertung der Herzfrequenz geeignet<br />
als für die Auswertung des diskontinuierlich gemessenen Blutdrucks.<br />
Bei zweckmäßiger Platzierung kann zwischen den Messwerten eines dreiachsigen Aktometers<br />
unter Berücksichtigung von Geschlecht, Alter, Gewicht <strong>und</strong> Größe eine mittlere bis hohe<br />
Übereinstimmung mit Messwerten der Sauerstoffaufnahme <strong>und</strong> der Herzfrequenz erreicht werden<br />
(siehe auch Freedson & Miller, 2000; Patterson et al., 1993; Tryon, 1991). Andere Untersucher<br />
haben geprüft, wie valide die Aktimetrie (mit einem Sensor) ist, die Bewegungsaktivität<br />
des gesamten Körpers bzw. anderer Extremitäten vorherzusagen (u. a. Freedson & Miller, 2000;<br />
Middelkoop, van Dam, Smilde-van den Doel & van Dijk, 1997; Sherman et al., 1998; Literaturübersichten<br />
siehe Bussmann, 1998; <strong>Fahrenberg</strong> & Myrtek, 2001b; Tryon, 1991).<br />
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