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Kontrolliertes_und_i.. - Jochen Fahrenberg

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edingungen. Weder im Labor noch im Feld wurden signifikante Gruppenunterschiede in psychologischen<br />

Merkmalen gef<strong>und</strong>en. Die Gruppe mit grenzwertig erhöhtem Blutdruck unterschied<br />

sich jedoch durch ein höheres Niveau kardiovaskulärer <strong>und</strong> elektrodermaler Aktivität,<br />

die als Hinweise auf vermehrt positiv chronotrope, positiv inotrope, erhöhte sympathische (vasokonstriktive<br />

<strong>und</strong> elektrodermale Wirkungen) <strong>und</strong> verminderte vagale Einflüsse am Herzen<br />

interpretiert wurden (<strong>Fahrenberg</strong> & Foerster, 1996; <strong>Fahrenberg</strong>, Foerster & Wilmers, 1993;<br />

<strong>Fahrenberg</strong>, Foerster & Wilmers, 1995; <strong>Fahrenberg</strong>, Heger, Foerster & Müller, 1991). Wenn<br />

sich die Herzfrequenzen von Untersuchungsgruppe <strong>und</strong> Kontrollgruppe deutlich unterscheiden,<br />

wird die Beurteilung der anderen kardiovaskulären Parameter erschwert, denn die Herzfrequenz<br />

ist funktionell (<strong>und</strong> oft auch rechnerisch) mit anderen Parametern korreliert. Es ist möglich, dass<br />

wegen dieser systematischen Fehler viele frühere Untersuchungsergebnisse infrage gestellt werden<br />

müssen. Die relativ geringen Zusammenhänge zwischen Labor <strong>und</strong> Feld <strong>und</strong> die bemerkenswerte,<br />

selektive Erhöhung der Herzfrequenz unter Laborbedingungen ("office tachycardia"),<br />

regten dazu an, das 24-St<strong>und</strong>en-Monitoring weiterzuentwickeln.<br />

In den Dissertationen von Heger (1990) <strong>und</strong> Käppler (1994) wurde dieses Monitoring mit<br />

simultaner Registrierung von Blutdruck, Herzfrequenz, Atmung <strong>und</strong> Bewegungsaktivität (Physioport-System),<br />

Selbstprotokollierung von Setting, Befinden usw. in 30-Minuten-Intervallen<br />

(Taschen-PC Casio PB 1000) <strong>und</strong> mündlichen Kommentaren zu besonderen Ereignissen<br />

(SONY-Walkman) ausgebaut.<br />

<strong>Kontrolliertes</strong> Monitoring<br />

Konzeptuell wurde dieses ambulante psychophysiologische Monitoring in einer Untersuchung<br />

von 51 Hypertonikern während eines Rehabilitationsverfahrens weiterentwickelt (Franck,<br />

Herrmann & <strong>Fahrenberg</strong>, 1996). Das Monitoring erstreckte sich nicht nur auf die individuell<br />

verschiedenen Settings/Situationen des Patienten, die typische (z. B. Mahlzeiten, Behandlungen)<br />

<strong>und</strong> individuelle (z. B. Besuche) Segmente enthalten, sondern es wurden geplante Standardsituationen<br />

mit körperlicher, emotionaler <strong>und</strong> mentaler Belastung eingefügt. Die Referenzwerte<br />

aus diesen Standardsituationen erleic htern es, die inter- <strong>und</strong> intraindividuellen Vergleiche<br />

durchzuführen.<br />

Reaktionsskalierung<br />

Die dreimalige Durchführung dieses Monitoring (48 St<strong>und</strong>en in der ersten <strong>und</strong> 24 St<strong>und</strong>en in<br />

der letzten Woche der Rehabilitation) ermöglichte eine zuverlässige Beschreibung der Blutdruckveränderungen<br />

mit Schlussfolgerungen zur zweckmäßigen Reaktionsskalierung. Es wurden<br />

typische Ausgangswert-Abhängigkeiten beschrieben <strong>und</strong> dementsprechend (1) die Messwerte<br />

der Nachtruhe <strong>und</strong> (2) Messwerte aus Bedingungen relativer Ruhe als Baseline verwendet<br />

(<strong>Fahrenberg</strong>, Foerster & Franck, 1995; Foerster, 1995).<br />

Interozeption des Blutdrucks<br />

Die Veränderungen des Blutdrucks können, wie es sich in einer Untersuchung von Hypertonikern<br />

<strong>und</strong> parallel auch bei normotonen/grenzwertig hypotonen Studierenden zeigte, subjektiv<br />

nicht erkannt ("wahrgenommen") werden (<strong>Fahrenberg</strong>, Franck, Baas & Jost, 1995). Die Hypertonie<br />

ist eine weitgehend "stumme" Krankheit.<br />

Blutdruckverhalten<br />

Die Veränderungen des Blutdrucks werden den Patienten parallel mit den selbstprotokollierten<br />

psychologischen Ereignissen <strong>und</strong> Zustandsänderungen auf dem PC gezeigt. In einem rückblickenden<br />

Interview werden dabei psychologische (emotionale) <strong>und</strong> körperliche Blutdruck-<br />

Episoden exploriert bzw. Blutdruckerhöhungen ohne solche psychologischen Korrelate festgestellt.<br />

Die Patienten sind hochgradig motiviert diese Blutdruckreaktionen zu sehen ("Jeder ist<br />

sein eigener Blutdruckforscher") <strong>und</strong> darüber zu sprechen (Franck et al., 1996). Solche Symptom-Kontext-Analysen<br />

sind informatorisch wichtig <strong>und</strong> können wahrscheinlich die Motivation<br />

der Patienten fördern, Risikofaktoren <strong>und</strong> Risikosituationen zu meiden bzw. generell eine grö-<br />

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