Kontrolliertes_und_i.. - Jochen Fahrenberg
Kontrolliertes_und_i.. - Jochen Fahrenberg
Kontrolliertes_und_i.. - Jochen Fahrenberg
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Zusammenfassung<br />
In diesem Forschungsbericht werden drei neue Strategien zur Untersuchung des Blutdruckverhaltens<br />
dargestellt. Diese Untersuchungen schließen sich an frühere Forschungsarbeiten<br />
zur Psychophysiologie des Blutdruckverhaltens im Labor <strong>und</strong> unter<br />
Alltagsbedingungen an. Die neuen Strategien haben das Ziel, differenziertere Untersuchungsansätze<br />
zu ermöglichen als es häufig in der pauschalen Stress-Hypothese der<br />
Blutdruckreaktivität formuliert wurde. Diese Differenzierungen sind in verschiedener<br />
Hinsicht möglich. Sie sollen die Methodik des psychophysiologischen ambulanten Monitoring<br />
weiterentwickeln.<br />
Emotional bedingte <strong>und</strong> metabolisch, d. h. vor allem durch die Bewegungsaktivität<br />
bedingte Blutdruckreaktionen müssen unterschieden werden. Dies ist eine zentrale Anforderung<br />
an psychophysiologische Analysen. In den letzten Jahren hat es bei der Messung<br />
von Bewegungsaktivität wesentliche Fortschritte in der Sensortechnik <strong>und</strong> in der<br />
Auswertungssoftware gegeben. Die hier entwickelte Methodik der multiplen, kalibrierten<br />
Akzelerometrie ermöglicht eine zuverlässige Aussage über die Körperposition <strong>und</strong><br />
die Bewegungsaktivität unter Alltagsbedingungen. Die durch körperliche Bewegungsaktivität<br />
verursachten Anteile an den Veränderungen der Herzfrequenz (bzw. des Blutdrucks)<br />
können durch on-line-Auswertung erkannt <strong>und</strong> auspartialisiert werden.<br />
Im interaktiven Monitoring wird beim Eintreten einer deutlichen, "emotional" bedingten<br />
Änderung der "additional heart rate" der hand-held PC PSION aktiviert, um ein<br />
Selbstprotokoll zu erhalten.<br />
Psychologische Daten können mit hand-held PC aktueller <strong>und</strong> technisch zuverlässiger<br />
erhoben werden als durch nachträgliche Fragebogen oder Interviews. Zu diesen<br />
Selbstprotokollen gehören Angaben über das Setting (Ort, Tätigkeit, sozialer Kontext)<br />
<strong>und</strong> Einstufungen des Befindens sowie Hinweise auf wichtige Ereignisse.<br />
Durch kontinuierliche Messung des Finger-Blutdrucks kann die Blutdruckdynamik<br />
besser erfasst werden als durch das übliche Monitoring mit Meßintervallen von 15 oder<br />
20 Minuten. Dabei sind jedoch wegen der geringeren Meßgenauigkeit der Methode zusätzliche<br />
Kontrollen einschließlich der Bewegungsaktivität notwendig.<br />
In drei Teilstudien wurden diese neuen Strategien erprobt. Das von Myrtek et al. (1988)<br />
entwickelte Verfahren zur Messung der primär durch emotionale <strong>und</strong> mentale Belastung<br />
bedingten "additional heart rate" AHR wurde für den VITAPORT/VARIOPORT Rekorder<br />
adaptiert <strong>und</strong> weiterentwickelt. Diese Methodik wurde in zwei Monitoringstudien<br />
für die psychophysiologische Blutdruckforschung eingesetzt.<br />
In der ersten von zwei Monitoringstudie wurden 40 normotone Untersuchungsteilnehmer<br />
durchschnittlich 20 St<strong>und</strong>en registriert. Bei einer Zunahme der "additional heart<br />
rate" (<strong>und</strong> bestimmten Randbedingungen) wurde eine Blutdruckmessung ausgelöst <strong>und</strong><br />
der hand-held PC PSION für eine Abfrage aktiviert. Es wurde erwartet, das während<br />
eines Action-Films im Vergleich zum ruhigen Aufenthalt in einem Lesesaal stärkere<br />
Blutdruckreaktionen erfasst werden könnten. Das Ergebnis war zwiespältig. Die Methodik<br />
war hinsichtlich der on-line-Auswertung der "additional heart rate" AHR <strong>und</strong> der<br />
Detektion von Bewegung <strong>und</strong> Körperlage erfolgreich. Auch die Anwendung der AHR<br />
zur Triggerung von Blutdruckmessungen <strong>und</strong> Selbstprotokollen war technisch <strong>und</strong> methodisch<br />
erfolgreich, empirisch jedoch unergiebig.<br />
5