05.06.2014 Aufrufe

Download - Über Quadrat

Download - Über Quadrat

Download - Über Quadrat

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

32 quadrat 05/2013 platz genommen<br />

wird, also Trockenheit, Hitze und so weiter. Wir<br />

nehmen dort beispielsweise Genotypen aus trockenen<br />

Gebieten und schauen, ob diese unter unseren<br />

Bedingungen ebenfalls tolerant gegenüber Hitze und<br />

Trockenheit sind und versuchen dann die Genetik<br />

dieser Toleranzen aufzuklären. Wir sind also mit<br />

unseren Arbeiten im Bereich vor der eigentlichen<br />

Pflanzenzüchtung, der sogenannten Pflanzenzüchtungsforschung,<br />

tätig. In meinem Institut wird Vorlaufforschung<br />

durchgeführt und wir züchten keine<br />

Sorten. Dieser Forschung wird zukünftig eine wachsende<br />

Bedeutung zukommen, denn im Jahre 2050<br />

sind neun Milliarden Menschen zu ernähren. Verschärft<br />

wird diese Situation zusätzlich durch den<br />

Klimawandel, den zunehmenden Flächenverbrauch<br />

für Bioenergiegewinnung und nachwachsende Rohstoffe<br />

sowie den zunehmenden Fleischkonsum insbesondere<br />

in den Schwellenländern.<br />

Geht das in den Bereich der Grundlagenforschung?<br />

Frank Ordon: In der Regel nicht. Es ist mehr angewandte<br />

Forschung. Wir arbeiten etwa im Bereich der<br />

Grundlagenforschung eng mit dem Leibniz-Institut<br />

für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung in<br />

Gatersleben (IPK) und Universitäten zusammen und<br />

haben auf der anderen Seite die praktische Pflanzenzüchtung.<br />

Wir stehen da in der Mitte und machen<br />

durch unsere Forschung die genetische Vielfalt<br />

nutzbar. Damit schaffen wir langfristig die Voraussetzungen,<br />

dass basierend auf wissenschaftlichen<br />

Erkenntnissen angepasstere, zum Beispiel resistentere<br />

Sorten gezüchtet werden können. Diese Arbeiten<br />

leisten somit einen Beitrag zu einer umweltverträglichen<br />

Landwirtschaft. Am Anfang der<br />

pflanzlichen Produktionskette steht das Saatgut und<br />

somit kommt der Resistenzforschung bzw. der Pflanzenzüchtungsforschung<br />

im allgemeinen natürlich<br />

eine erhebliche Bedeutung zu, die zukünftigen<br />

Herausforderungen zu meistern. Die Ergebnisse<br />

unserer wissenschaftlichen Arbeiten veröffentlichen<br />

wir in begutachteten Journalen, aber auch in populärwissenschaftlichen<br />

Zeitschriften und in Buchbeiträgen.<br />

Im Bereich welcher Arten forschen Sie?<br />

Frank Ordon: Das sind Getreidearten wie Weizen und<br />

Gerste, aber auch Raps und Kartoffel, die beispielsweise<br />

sehr empfindlich gegenüber Trockenstress ist.<br />

Wir bearbeiten auch Pflanzen wie die Lupine, die<br />

Ackerbohne und die Sojabohne. So hat das BMELV<br />

jüngst die sogenannte Eiweißstrategie entwickelt,<br />

weil eine erhebliche Lücke in der Eigenversorgung<br />

im Bereich Eiweißpflanzen besteht. Dazu wird in<br />

unserem Institut einerseits an der Verbesserung der<br />

Anpassung der Sojabohne an unser Klima gearbeitet,<br />

andererseits aber auch daran, einheimische Arten<br />

wie die Lupine oder die Ackerbohne zu verbessern.<br />

Gibt es noch andere Arten?<br />

Frank Ordon: Wir arbeiten auch am Apfel. Dort gibt<br />

es eine Krankheit, die Feuerbrand heißt. Die Blätter<br />

sehen wie verbrannt aus. In vielen Fällen müssen<br />

dann ganze Bäume gerodet und verbrannt werden,<br />

da es sich um eine Quarantänekrankheit handelt. Wir<br />

arbeiten zusammen mit einem anderen JKI-Institut<br />

in Dresden-Pillnitz an der Züchtung resistenter<br />

Apfelsorten. Gegen Bakterien, wie sie auch den<br />

Feuerbrand auslösen, gibt es keine chemischen<br />

Mittel außer Antibiotika, deren Ausbringung jedoch<br />

prinzipiell ohne Ausnahmegenehmigung verboten<br />

ist.<br />

Wir bearbeiten diese verschiedenen Themenfelder<br />

mit ca. siebzig Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern<br />

in Quedlinburg und in Groß Lüsewitz, kurz vor Rostock,<br />

wo der Teil meines Institutes ist, der sich mit<br />

abiotischem Stress beschäftigt. Von diesen 70 Mitarbeitern<br />

sind etwa 20 Doktoranden und Post-Docs,<br />

die über drittmittelgeförderte Projekte finanziert<br />

werden.<br />

Sie arbeiten auch international?<br />

Frank Ordon: Ja, Schwarzrost ist beispielsweise eine<br />

Krankheit an Weizen, die in Afrika sehr bedeutend<br />

ist. Bei uns ist Schwarzrost allerdings bisher kein<br />

Problem, da es hier zu kalt ist. Jahrelang gab es ein<br />

Resistenzgen, welches Ertragsverluste durch<br />

Schwarzrost verhindert hat, aber 1999 ist in Uganda<br />

eine Rasse aufgetreten, welche dieses Resistenzgen<br />

überwinden konnte. Gemeinsam mit einem äthiopischen<br />

Doktoranden, wo diese neue Rasse inzwischen<br />

auch weit verbreitet ist, haben wir vor einigen Jahren<br />

einen molekularen Marker für ein anderes noch<br />

wirksames Resistenzgen entwickelt, der es nun<br />

ermöglicht, für diese Regionen beschleunigt Weizensorten<br />

zu züchten, die resistent gegenüber dieser<br />

Schwarzrost-Rasse sind. So sind wir auch international<br />

gut eingebunden und haben weitere gemeinsame<br />

Projekte beispielsweise mit Russland, Indien,<br />

Peru, China, Spanien, Frankreich und weiteren<br />

Ländern.<br />

Woher kommen Ihre Doktoranden?<br />

Frank Ordon: Im Wesentlichen handelt es sich um<br />

Agrarwissenschaftler und Biologen, die aus ganz<br />

Deutschland kommen. Wir haben am JKI kein Promotionsrecht.<br />

Das liegt in Deutschland bei den<br />

Universitäten. Unsere Doktoranden promovieren<br />

beispielsweise in Halle, Gießen, Rostock, Berlin oder<br />

Hannover. Die Arbeit mit den jungen Wissenschaftlern,<br />

die an spannenden Themen arbeiten, macht die<br />

Tätigkeit als Institutsleiter, die natürlich auch mit<br />

viel Administration verbunden ist, interessant,<br />

genauso wie die Vorlesungen an der MLU in Halle<br />

und die Betreuung von Master- und Bachelorstudenten.<br />

Daneben ist es auch immer schön, internationale<br />

Gäste im Institut zu haben, zum Beispiel aus<br />

Russland, Neuseeland, Serbien, Benin, der Türkei<br />

und anderen Ländern, ebenso wie internationale<br />

Tagungen in der ganzen Welt zu besuchen, auf denen<br />

wir unsere Ergebnisse vorstellen. Dies erweitert den<br />

Horizont erheblich.<br />

Frau Ordon, sie kommen aus einer ganz anderen<br />

Branche?<br />

Dagmar Ordon: Ich bin Verlagskauffrau und habe in<br />

Frankfurt/Main zuerst in einem Verlag und dann in<br />

einer Werbeagentur als Mediaberaterin gearbeitet.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!