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30 Jahre Partnerschaft auf Augenhöhe - Partnerschaft Ruanda

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Titelthema<br />

In Rheinland-Pfalz<br />

war die <strong>Partnerschaft</strong><br />

ein wichtiger<br />

Beitrag zur entwicklungspolitischen<br />

Bewusstseinsbildung.<br />

Über sie ist in Rheinland-Pfalz,<br />

vor allem<br />

unter den Schülern,<br />

das Verständnis für<br />

die Probleme der<br />

Dritten Welt und<br />

die Bereitschaft zu<br />

einem persönlichen<br />

Engagement wesentlich<br />

gewachsen.<br />

leistet werden kann. Der Verein sollte auch<br />

die Koordination der Einzelpartnerschaften<br />

erleichtern. Er war auch Träger des Hauses<br />

der <strong>Partnerschaft</strong> und des Koordinationsbüros<br />

in Kigali, da das Land selbst wegen<br />

der geschilderten Verfassungslage keine<br />

Vertretung in Kigali einrichten konnte. Das<br />

Koordinationsbüro stand den rheinlandpfälzischen<br />

und den ruandischen Partnern<br />

für jedwede Hilfe und Auskunft zur Verfügung.<br />

Das Haus der <strong>Partnerschaft</strong>, ein von<br />

der ruandischen Regierung zur Verfügung<br />

gestelltes kleines Haus aus der frühen Kolonialzeit,<br />

wurde zur Begegnungsstätte in<br />

Kigali. Verein und Koordinationsbüro waren,<br />

wie die beiden Regierungen, gehalten sich<br />

nur als Dienstleister für die <strong>Partnerschaft</strong> zu<br />

verstehen die Eigenständigkeit der jeweiligen<br />

Partner galt damals als das oberste<br />

Prinzip.<br />

Die partnerschaftliche Zusammenarbeit<br />

hat sich bewährt<br />

Die <strong>Partnerschaft</strong> hat in den ersten <strong>Jahre</strong>n<br />

zweifellos einen Beitrag für die Motivation<br />

von Eigenanstrengungen und des Selbsthilfewillens<br />

der Bevölkerung vor Ort und<br />

die Verbesserung der elementaren Lebensbedingungen<br />

der ärmsten Schichten der<br />

Bevölkerung geleistet. Niemand hat damals<br />

vorausgesehen, dass sich die die Ruander<br />

einige <strong>Jahre</strong> später in eine Orgie der Gewalt<br />

Auch der damalige Minister Karl Peter Bruch griff zu Kelle und Mörtel für den Bau einer Sporthallte für Menschen<br />

mit Behinderung.<br />

und des Mordens stürzen würden. Als Folge<br />

davon wird heute das damalige Regime<br />

als finstere rassistische Gewaltherrschaft<br />

gedeutet. Das ist allerdings eine grobe Verzerrung.<br />

Das Land wurde zwar sehr autoritär<br />

regiert, aber die Regierung bemühte sich<br />

– im Gegensatz zu anderen afrikanischen<br />

Diktaturen – um die Entwicklung der armen<br />

ländlichen und städtischen Bevölkerung<br />

und stand ihrer Einbeziehung und Partizipation<br />

sowie einer Dezentralisierung der Entwicklungsbemühungen<br />

positiv gegenüber.<br />

Nach den Anfangsjahren entstand auch ein<br />

Vertrauensverhältnis mit den Regierungsstellen,<br />

das Menschenrechtsverletzungen<br />

u. a. erlaubte zu korrigieren, wie etwa die Verfolgung<br />

der Zeugen Jehovas oder die bessere<br />

Behandlung verhafteter Regimegegner.<br />

In Rheinland-Pfalz war die <strong>Partnerschaft</strong> ein<br />

wichtiger Beitrag zur entwicklungspolitischen<br />

Bewusstseinsbildung. Über sie ist in<br />

Rheinland-Pfalz, vor allem gerade unter den<br />

Schülern, das Verständnis für die Probleme<br />

der Dritten Welt und die Bereitschaft zu einem<br />

persönlichen Engagement wesentlich<br />

gewachsen.<br />

Das Modell dieser Zusammenarbeit hat<br />

kaum Nachahmer bei den andern Bundesländern<br />

und Regionen Europas gefunden.<br />

Zwar bekennt sich international, europäisch<br />

und national die öffentliche Entwicklungshilfe<br />

zur Förderung der Zivilgesellschaft und<br />

Partizipation der Bevölkerung vor Ort, sie tut<br />

sich aber schwer damit, dies in praktikable<br />

organisatorische Formen der Zusammenarbeit<br />

umzusetzen und ein komplementäres<br />

und subsidiäres Zusammenwirken von<br />

Staat, Kommunen und Bürgergesellschaft<br />

wirklich zu praktizieren.<br />

Die <strong>Partnerschaft</strong> von Reinland-Pfalz mit <strong>Ruanda</strong><br />

entsprach dem theoretischen Konzept<br />

einer basispartnerschaftlichen Entwicklungszusammenarbeit,<br />

wie sie der Berliner<br />

Entwicklungssoziologe R. F. Behrendt in den<br />

1960er <strong>Jahre</strong>n gefordert hatte, um die fixierten<br />

hierarchisch-autoritären Strukturen der<br />

Entwicklungspolitik durch eine elastisch kooperative<br />

und funktionale Rollenverteilung<br />

zwischen der Staatsmacht, den Führungsschichten<br />

und der Mitbestimmung von unten<br />

zu ersetzen. Entwicklungshilfe von oben<br />

und von außen, die diese Voraussetzungen<br />

10 RUANDA REVUE · 01/2012

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