13.06.2014 Aufrufe

30 Jahre Partnerschaft auf Augenhöhe - Partnerschaft Ruanda

30 Jahre Partnerschaft auf Augenhöhe - Partnerschaft Ruanda

30 Jahre Partnerschaft auf Augenhöhe - Partnerschaft Ruanda

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Ministerpräsident Kurt Beck<br />

mit dem damaligen Staatsse-<br />

kretär und heute zuständigen<br />

Minister Roger Lewentz (links<br />

im Bild) <strong>auf</strong> einer <strong>Ruanda</strong>reise.<br />

nicht berücksichtige zerstöre den Willen<br />

und die Fähigkeit zur Selbsthilfe. Er forderte<br />

daher Paten- und <strong>Partnerschaft</strong>en zwischen<br />

vielen gesellschaftlichen Akteuren wie Unternehmen,<br />

Gewerkschaften, Gemeinden,<br />

Schulen und Vereinen.<br />

Die <strong>Partnerschaft</strong> Rheinland-Pfalz – <strong>Ruanda</strong><br />

wollte beispielhaft diese Grundsätze in die<br />

Praxis umsetzen. So sollten Projekte grundsätzlich<br />

von den jeweiligen Partnern in eigener<br />

Verantwortung vereinbart und durchgeführt<br />

werden. In Rheinland-Pfalz sollte sich<br />

jede Gruppe, Institution und Organisation<br />

beteiligen können. In der Tat gelang es, eine<br />

Vielzahl von Gruppen und Institutionen für<br />

die <strong>Partnerschaft</strong> zu gewinnen. Es entstanden<br />

<strong>Partnerschaft</strong>en der Gemeinden, von<br />

Pfarreien, Jugendorganisationen, Sozialeinrichtungen<br />

und besonders von Schulen.<br />

Im Prinzip sollte die Initiative für gemeinsame<br />

Vorhaben von den ruandischen Partnern<br />

ausgehen und die Einzelheiten dann zwischen<br />

ihnen und den rheinland-pfälzischen<br />

Partnern vereinbart werden. Für die Verwirklichung<br />

der Vorhaben war der ruandische<br />

Partner verantwortlich, er sollte nennenswerte<br />

Eigenleistungen (Grund und Boden,<br />

vorhandene Einrichtungen, Genehmigungen<br />

durch die Verwaltung und Arbeitsleistung)<br />

erbringen, während die Sachmittel<br />

durch Spenden von rheinland-pfälzischen<br />

Partner <strong>auf</strong>gebracht werden sollten.<br />

Bürgerkrieg und Genozid<br />

Ein großer Rückschlag war der nicht vorhersehbare<br />

ruandische Bürgerkrieg von 1990-<br />

94, der im Genozid endete, die folgende<br />

schwierige Wieder<strong>auf</strong>bauzeit, in der vor allem<br />

die autonome Gemeindestruktur in Frage<br />

gestellt war und wohl auch noch ist. Die<br />

Verwaltungsinstanzen der Partnerregierung<br />

müssen bereit sein, der <strong>Partnerschaft</strong> den<br />

nötigen Freiraum zu lassen. Das war in den<br />

politischen Wirren, die <strong>Ruanda</strong> seit 1990<br />

erschütterten, nicht immer leicht zu erreichen.<br />

Mein Eindruck ist, dass sich in dieser<br />

Hinsicht bis heute nicht viel geändert hat.<br />

Was also hat die <strong>Partnerschaft</strong> bewirkt?<br />

Durch die <strong>Partnerschaft</strong> konnte mit großem<br />

persönlichem und relativ geringem finanziellem<br />

Einsatz die Lebenssituation vieler<br />

Menschen verbessert werden und ihnen<br />

Hoffnung <strong>auf</strong> eine bessere Zukunft vermittelt<br />

werden.<br />

Ein Problem blieb es, vor allem nach 1994,<br />

nicht nur soziale und karitative Vorhaben<br />

zu verfolgen, sondern auch produktive und<br />

strukturverändernde Projekte anzupacken.<br />

Hier konnte die <strong>Partnerschaft</strong> wohl kaum<br />

ihre anfänglichen Zielsetzungen und die in<br />

sie gesetzten Erwartungen erfüllen.<br />

Durch die immer zahlreicher werdenden<br />

persönlichen Begegnungen konnte jedoch<br />

der Gefahr der Entpersönlichung der Zusammenarbeit<br />

begegnet werden. Es ist in<br />

den dreißig <strong>Jahre</strong>n ein dichtes Netz persönlicher<br />

Beziehungen entstanden. In Rheinland<br />

Pfalz hat die <strong>Partnerschaft</strong> zur entwicklungspolitischen<br />

Bewusstseinsbildung<br />

beigetragen. Über sie ist das Verständnis für<br />

die Probleme der Dritten Welt und die Bereitschaft<br />

zu einem positiven Engagement<br />

wesentlich gewachsen. Die <strong>Partnerschaft</strong><br />

hilft, den Graben zwischen den Menschen<br />

in der Dritten Welt, für die die Ruander stellvertretend<br />

stehen, und den Menschen in<br />

Rheinland-Pfalz zu überbrücken.<br />

<strong>Partnerschaft</strong>liche Zusammenarbeit verdient<br />

ihren Namen allerdings nur dann,<br />

wenn beide Partner in ihrer Entscheidung<br />

über die gemeinsam zu realisierenden Projekte<br />

autonom sind. Nur so können sich<br />

auch die positiven Wirkungen der <strong>Partnerschaft</strong>,<br />

nämlich die Weckung der eigenen<br />

Verantwortung und Initiative entfalten. Der<br />

Respekt vor der Eigenverantwortung des<br />

Partners ist die eigentliche Kernfrage dieser<br />

Hilfe, vor allem dann, wenn es sich um<br />

Partner <strong>auf</strong> der primären, untersten Ebene<br />

handelt. Hier steht die <strong>Partnerschaft</strong> auch<br />

nach <strong>30</strong> <strong>Jahre</strong>n vor einer ständigen Herausforderung.<br />

Es ist in den dreißig<br />

<strong>Jahre</strong>n ein dichtes Netz<br />

persönlicher Beziehungen<br />

entstanden. In<br />

Rheinland Pfalz hat die<br />

<strong>Partnerschaft</strong> zur entwicklungspolitischen<br />

Bewusstseinsbildung<br />

beigetragen.<br />

Zur Person<br />

Prof. Dr. Peter Molt war von 1982 bis<br />

1992 Leiter des Referats Entwicklungszusammenarbeit<br />

im Ministerium<br />

des Innern und für Sport<br />

Rheinland-Pfalz und ist heute auch<br />

Ehrenmitglied des <strong>Partnerschaft</strong>svereins<br />

Rheinland-Pfalz / <strong>Ruanda</strong>.<br />

Er ist seit 1992 Honorarprofessor für<br />

Vergleichende Regierungslehre der<br />

Entwicklungsländer und Entwicklungspolitik<br />

an der Universität Trier.<br />

RUANDA REVUE · 01/2012 11

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!