Ausgabe 2/2004 - Partnerschaft Ruanda
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Nationale Kommission für<br />
Einheit und Versöhnung / 2. Teil<br />
Die Wunden der Vergangenheit<br />
dürfen die<br />
Hoffnungen der Zukunft<br />
nicht gefährden<br />
August 1993 vorgesehen war.<br />
Damals ahnten die Unterzeichner,<br />
oder einen Teil von<br />
ihnen, nicht, welche kolossale<br />
Die Bilanz der Arbeit der<br />
NKEV seit 1999 ist sehr positiv.<br />
Es gab zahlreiche Konsultationen<br />
der Bevölkerung, die<br />
che Sprache und die gleiche<br />
Kultur. Trotz der schrecklichen<br />
Ereignissen in unserer<br />
jüngsten Vergangenheit müs-<br />
Aufgaben die Kommission ha-<br />
dem ruandischen Volk ein Fo-<br />
sen wir friedlich zusammen le-<br />
In der letzten <strong>Ruanda</strong> Revue<br />
ben würde. Zu dieser Zeit<br />
rum angeboten hat, in dem die<br />
ben, wenn wir unseren Kin-<br />
habe ich über die Aufbau-<br />
stand schon fest, dass es Spal-<br />
eigenen mit der Versöhnung<br />
dern und Enkelkindern eine<br />
strukturen der Nationalen<br />
tungen in der ruandischen Ge-<br />
verbundenen Probleme be-<br />
zumutbare Zukunft wün-<br />
Kommission für Einheit und<br />
sellschaft gab. Die Hauptauf-<br />
sprochen werden konnten und<br />
schen. Nach dem Genozid<br />
Versöhnung (im folgenden als<br />
gabe der Kommission lag ur-<br />
können. Die nationale Konfe-<br />
vom 1994 kann allerdings die-<br />
NKEV abgekürzt) berichtet.<br />
sprünglich darin, die Grund-<br />
renz, die im Mai dieses Jahres<br />
ser Prozess des friedlichen Zu-<br />
Heute möchte ich einen Ein-<br />
lagen dieser Spaltungen zu<br />
stattgefunden hat, ist eine die-<br />
sammenlebens nur gelingen,<br />
blick in die Arbeit der NKEV<br />
analysieren und einen Vor-<br />
ser Foren. Es gab „Solidaritäts-<br />
wenn die Menschen sich ver-<br />
verschaffen.<br />
schlag zur nationalen Politik<br />
kamps“ für verschiedene<br />
söhnen. Dies ist eine ungeheu-<br />
Das Motto der verschiedenen<br />
der Versöhnung zu erarbeiten.<br />
Gruppen der Gesellschaft: Ju-<br />
re Herausforderung, sowohl<br />
Veranstaltungen, die in die-<br />
Außerdem hatte sie eine Kon-<br />
gendliche, zurück kehrende<br />
für die Betroffenen, als auch<br />
sem Jahr des 10. Gedenkens<br />
trollfunktion über Individuen<br />
Flüchtlinge, Soldaten der ehe-<br />
für die politisch Verantwortli-<br />
des Genozids in <strong>Ruanda</strong> orga-<br />
und Institutionen, um zu ver-<br />
maligen Armee, politische und<br />
chen des Landes.<br />
nisiert wurden lautet: „NEVER<br />
meiden, dass das Gedanken-<br />
religiöse Leader und der zivi-<br />
AGAIN“, „plus jamais“, „nie<br />
gut des Hasses und der Spal-<br />
len Gesellschaft, usw. Es gab<br />
Heute leben die Menschen zu-<br />
wieder“. Die Gefühle, die ich<br />
tung verbreitet würde.<br />
verschiedene<br />
Bildungsmaß-<br />
sammen, teilen sich alles in<br />
persönlich in der Trauerwoche<br />
Heute ist dieses Mandat wei-<br />
nahmen und Seminare über<br />
Harmonie obwohl der Weg<br />
in meinem Heimatland Ruan-<br />
terhin gültig. Der Genozid hat<br />
Einheit und Versöhnung und<br />
noch lang ist, aufgrund der<br />
da erlebt habe, sind unbe-<br />
nicht nur den Einsatz der<br />
der Beitrag der NKEV im Pro-<br />
durch den Genozid und der<br />
schreiblich stark. Der Wille,<br />
Kommission verzögert, son-<br />
zess des Friedensaufbaus und<br />
Massakern zurückgelassenen<br />
das Motto „Never again“ in<br />
dern auch ihre Aufgaben er-<br />
des nationalen Zusammen-<br />
Wunden. Beim Lesen der Er-<br />
Taten umzusetzen war und ist<br />
heblich erschwert. Die NKEV<br />
halts ist bemerkenswert.<br />
gebnisse der „Volksplauderei-<br />
deutlich zu spüren. Denn<br />
soll eine nationale Politik der<br />
en“ stellt man fest, dass die<br />
Grausamkeiten, Trauer, Ent-<br />
Versöhnung durchführen und<br />
Auch hier in Deutschland ha-<br />
Versöhnung mit großen<br />
täuschungen, Verluste und an-<br />
die nationale Friedens-, Ein-<br />
ben zahlreiche Veranstaltun-<br />
Schritten vorankommt. Es<br />
dere tiefe Verletzungen wie die<br />
heits- und Versöhnungsbil-<br />
gen anlässlich des 10. Gedenk-<br />
gibt zwar noch Hindernisse,<br />
vor 10 Jahren, kann kein nor-<br />
dung des ruandischen Volkes<br />
tages des Genozids in <strong>Ruanda</strong><br />
aber wir sind zuversichtlich,<br />
maler Mensch mehr wollen.<br />
übernehmen.<br />
stattgefunden und finden<br />
dass wir sie überwinden wer-<br />
Ebenfalls soll sie das 'Monito-<br />
noch statt. Die Frage, die im-<br />
den. Die größten Hürden der<br />
Der sicherste Weg zur Realisie-<br />
ring' der verschiedensten In-<br />
mer wieder gestellt wird lautet:<br />
Versöhnung sind vor allem die<br />
rung des „Never Again“ geht<br />
stitutionen übernehmen mit<br />
„Wie leben die Menschen heu-<br />
inneren Verletzungen, die eth-<br />
unvermeidlich durch die Ver-<br />
dem Ziel, eventuelle Vorstöße<br />
te in <strong>Ruanda</strong>? Ist Versöhnung<br />
nische und spaltenden Ideolo-<br />
söhnung. Dabei spielt die<br />
gegen die Ziele der nationalen<br />
überhaupt möglich, nach all-<br />
gien und die falsche Interpre-<br />
NKEV eine bedeutende Rolle,<br />
Versöhnung anzuzeigen und<br />
dem was passiert ist?“ Diese<br />
tation der Gegebenheiten in<br />
wenn nicht die Bedeutendste.<br />
notwendige Schritte zur Un-<br />
Frage ist nicht immer leicht zu<br />
der ruandischen Gesellschaft.<br />
Wir erinnern uns daran, dass<br />
terbindung in die Wege zu lei-<br />
beantworten. Uns Ruandern<br />
Weitere Probleme sind vor al-<br />
diese Kommission bereits in<br />
ten.<br />
ist allerdings eins klar: Wir<br />
lem Armut und Bodenknapp-<br />
dem Arusha Abkommen von<br />
sind ein Volk, haben die glei-<br />
heit.<br />
24 RUANDA REVUE · 02/<strong>2004</strong>