Ausgabe 2/2004 - Partnerschaft Ruanda
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Würdige Arbeit statt<br />
Ausbeutung für Kinder<br />
von Johannes Wendt, erschienen in der<br />
Zeitschrift E&Z Jg.45.<strong>2004</strong>:6, S. 226<br />
Die Herstellung ist eine sehr filigrane Arbeit, die Fingerspitzengefühl<br />
erfordert. Je nach Motiv benötigt ein Jugendlicher 2-3 Stunden um<br />
eine Karte herzustellen (Foto: Lawrence Hall)<br />
Ziegen hüten, Reifen reparieren<br />
oder Papier sammeln und<br />
recyclen - derlei kann Kindern<br />
als sinnvolle Anstrengung erscheinen,<br />
die ein bisschen Geld<br />
einträgt, das Familieneinkommen<br />
mehrt und so auch den<br />
Schulbesuch ermöglicht. Gelegentlich<br />
soll es sogar Spaß machen.<br />
Jedenfalls schätzen Betroffene<br />
solche Tätigkeiten<br />
ganz anders ein als unter Tage<br />
im Bergwerk schuften, in gebückter<br />
Haltung stundenlang<br />
Edelsteine schleifen oder Teppiche<br />
knüpfen. Erwerbstätige<br />
Kinder aus Entwicklungsländern<br />
warnen, selbst derartige<br />
Fron werde schlimmer, wenn<br />
sie offiziell verboten werde, wie<br />
das ILO-Konventionen vorsehen.<br />
Denn dann gehe die Sklaverei<br />
der Minderjährigen in<br />
feuchten, dunklen Verstecken<br />
weiter. Damit steige die Wahrscheinlichkeit,<br />
Staub und giftigen<br />
Abgasen ausgesetzt zu werden.<br />
Die ILO schätzt die Zahl<br />
der Kinderarbeiter weltweit auf<br />
350 Millionen. Dazu zählen<br />
auch zur Prostitution gezwungene<br />
Mädchen und Jungen. Allein<br />
in Thailand betrifft das<br />
laut ILO 200.000.<br />
Das generelle Verbot der Kinderarbeit<br />
scheint angesichts<br />
dieser Tatsachen als illusionär<br />
und sogar kontraproduktiv.<br />
Das hat sich unter Gewerkschaften<br />
herumgesprochen.<br />
Sie unterstützten daher das<br />
Welttreffen der arbeitenden<br />
Kinder im April in Berlin, zu<br />
dem 30 Abgesandte aus 23 lateinamerikanischen,<br />
afrikanischen<br />
und asiatischen Ländern<br />
anreisten, manche mit Übersetzern<br />
und Betreuern aus zivilgesellschaftlichen<br />
Organisationen.<br />
Vor der Presse im Berliner<br />
DGB-Haus protestierten die<br />
Jugendlichen - die meisten zwischen<br />
15 und 17 Jahre alt - gegen<br />
pauschale Verbote und forderten<br />
stattdessen menschliche<br />
Arbeitsbedingungen. Es<br />
ging ihnen um „würdige Arbeit“<br />
statt Ausbeutung, wie<br />
auch auf T-Shirts betont wurde.<br />
Der Berliner Kongress folgte<br />
dem ersten Welttreffen arbeitender<br />
Kinder (NATs), das<br />
1996 im indischen Kundapur,<br />
Indien, stattfand. Zuvor waren<br />
in Lateinamerika und dann<br />
auch in Afrika und Asien Kindergewerkschaften<br />
entstanden<br />
- manche legal, andere illegal,<br />
manche mit staatlicher, andere<br />
mit NGO-Unterstützung. Das<br />
Berliner Treffen wurde von einem<br />
Initiativkreis gegen Ausbeutung<br />
und für die Stärkung<br />
arbeitender Kinder - ProNats<br />
(website: www.pronats.de) -<br />
ausgerichtet, in dem sich verschiedene<br />
Gruppen und Personen<br />
zusammengefunden haben.<br />
Organisator war die Arbeitsstelle<br />
für Globales Lernen<br />
und Internationale Kooperation<br />
an der TU Berlin. Diese Einrichtung<br />
soll ihre Arbeit demnächst<br />
einstellen - aus Sparzwängen.<br />
Jugendliche aus einem Straßenkinder-Projekt in Gisenyi bei der<br />
Produktion von Bananenblattkarten - zu erwerben im Internet-<br />
Kaufhaus unter www.ruanda-shop.de (Foto: Lawrence Hall)<br />
26 RUANDA REVUE · 02/<strong>2004</strong>