Das Recht <strong>der</strong> Tiere 3/2012 10 III. LANDWIRTSCHAFT Am 31.08.2011 berichtete die ARD über einen <strong>der</strong> größten Geflügelkonzerne des Landes: "Das System Wiesenhof - Wie ein Geflügelkonzern Menschen, Tiere und die Umwelt ausbeutet." Die Szenen, die insbeson<strong>der</strong>e auf dem Tochterunternehmen geführten Geflügelhof in Emstek-Halen bei Cloppenburg gedreht und gezeigt wurden, schockierten landesweit die Zuschauer. Heftige Proteste folgten. Der Filmbericht zeigte u.a., wie Mitarbeiter einer Ausstallungsfirma Puten brutal durch eine Halle zu einem LKW trieben. Zu sehen waren Männer, die den Tieren immer wie<strong>der</strong> mit voller Wucht in den Körper traten, <strong>das</strong>s diese entwe<strong>der</strong> schwer verletzt wurden o<strong>der</strong> sogar verstarben. Einer packte eine Pute am Hals und warf sie quer durch die Halle. Dann wurden die Tiere mit großer Wucht in Stahlkäfige auf einen LKW geschleu<strong>der</strong>t. Wiesenhof räumte ein, <strong>das</strong>s We<strong>der</strong> in Deutschland noch auf europäischer Ebene gibt es konkrete Regelungen zur Haltung von Kaninchen. In Deutschland gelten lediglich die allgemeinen Anfor<strong>der</strong>ungen des Tierschutzgesetzes sowie die allgemeinen Regelungen <strong>der</strong> Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung. Eine entsprechende Empfehlung des Europarats im Rahmen seines Europäischen Übereinkommens zum Schutz von Tieren in landwirtschaftlichenNutztierhaltungen Appell an Wiesenhof bei den angesprochenen Tierverladevorgängen, die in dem Filmbeitrag gezeigt worden sind, tatsächlich <strong>gegen</strong> Tierschutzbestimmungen verstoßen worden sei und man die nötigen personellen Konsequenzen gezogen hätte. Es wurde Strafanzeige <strong>gegen</strong> Wiesenhof gestellt. In einem Brief an Firmenchef Peter Wesjohann for<strong>der</strong>ten wir Wiesenhof auf, u.a. fachkundigem Publikum die Türen <strong>der</strong> Produktionsbetriebe zu öffnen, damit diese sich selber von den Aussagen des Konzerns überzeugen könne, ob die Tierschutzbestimmungen eingehalten werden. Der Konzern reagierte mit einer Einladung an den bmt. Ende November 2011 konnte ein wissenschaftlicher Mitarbeiter des bmt zusammen mit dem Konzernchef persön- Haltung von Mast-, Zucht- und Wollkaninchen ist nicht in Sicht. Im März 2009 hatte <strong>der</strong> <strong>Bund</strong>esrat einen Entschließungsantrag <strong>der</strong> <strong>Bund</strong>eslän<strong>der</strong> Baden-Württemberg und Nie<strong>der</strong>sachsen angenommen, mit dem die <strong>Bund</strong>esregierung aufgefor<strong>der</strong>t wird, sich für den raschen Abschluss <strong>der</strong> Europaratsempfehlungen einzusetzen. Sollte dies nicht möglich sein, for<strong>der</strong>ten die Län<strong>der</strong> die <strong>Bund</strong>esregierung auf, nationale Vorschriften zu erlassen. Ende März 2010 kündigte <strong>Bund</strong>eslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner an, in dieser Legislaturperiode einen entsprechenden Vorschlag zur Ergänzung <strong>der</strong> Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung vorzulegen. lich einen Tag lang mehrere Einrichtungen besuchen, darunter einen Putenschlachtbetrieb, eine Aufzuchtfarm für Masthühner und eine Brüterei. Auch wenn wir diesen Dialog grundsätzlich begrüßen, wurden bei diesem Besuch die unterschiedlichen Standpunkte hinsichtlich des Umganges mit Tieren deutlich. Maschinelle Massentötung in <strong>der</strong> Putenhaltung Im Tierschutzbeirat Baden-Württemberg haben wir dieses Thema im Juli 2011 auf die Tagesordnung gesetzt und die neue Landesregierung gebeten, sich u.a. einzusetzen für ein Verbot <strong>der</strong> Käfighaltung, <strong>der</strong> Einzelhaltung und <strong>der</strong> Haltung auf Volldrahtgitterböden (vgl. hierzu "Anfor<strong>der</strong>ungen an eine tierge<strong>recht</strong>e Haltung von Zucht- und Mastkaninchen", bmt, Juni 2010). Im März 2012 legte die <strong>Bund</strong>esregierung einen Entwurf zur Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Tierschutznutztierhaltungsverordnung vor, zu dem <strong>der</strong> bmt kritisch Stellung nahm. Bemängelt wurde von uns u.a, <strong>das</strong>s <strong>der</strong> Verordnungsentwurf die Gruppe <strong>der</strong> Wollkaninchen gar nicht berücksichtigt, ein Verbot <strong>der</strong> Käfighaltung nicht geplant ist und <strong>das</strong>s die erhöhten Bodenflächen für die Tiere <strong>der</strong>zeit noch deutlich zu gering bemessen sind.
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