4 Kultur Spezial Fotos: lUIGI CAPUto
DIE STATIK des Festspielgebildes Intendant Markus Hinterhäuser über die Strahlkraft der <strong>Salzburger</strong> <strong>Festspiele</strong>, eXPlosIVe MIsCHUNGeN, gute Beziehungen und scheinbare Gegensätze. teXt: WIlHelM sINKoVICZ Markus Hinterhäuser, zuletzt für das vielschichtige Konzertprogramm der <strong>Salzburger</strong> <strong>Festspiele</strong> verantwortlich, hat für diesen Sommer die künstlerische Gesamtleitungdes Festivals übernommen. „Eineinhalb Jahre“, weiß er nun im Rückblick auf die Vorbereitungszeit,die ihm gebliebenist,zuerzählen, „sind nicht viel. Aber es ergeben sich in einer solchen kurzen Zeitspanne manchmal geradezu quälend langsame Prozesse.“ Das sind die Zeiten zwischen den Besprechungen mit wichtigen Künstlern, die es für eine Mitarbeit zu gewinnen gilt.Prominente Interpretennach Salzburg zu locken, das ist nicht immer ganz einfach. „Natürlich“, sagt Hinterhäuser, „istdie Strahlkraft der <strong>Festspiele</strong> enorm. Andererseits gibt es immer mehr Künstler, die den Sommer über lieberFerien machen.“ Also muss ein Intendant Überzeugungskraft besitzen. Zum Beispiel, wenn er für ein Werk wieVerdis „Macbeth“zweibedeutende Operninterpreten, die zuvor noch nie miteinander gearbeitet haben, vereinen möchte: Riccardo Muti und Peter Stein. Die „behutsame Zusammenführung“ gelanganlässlichmehrerer Gespräche, das entscheidende fand in Mutis Studio in Ravennastatt:„Stein kam“,schildert der Intendant, „bepackt mit Stößen von Literatur zu Shakespeare.“ Muti wiederum verfügt an seinem Arbeitsplatz über jede erdenkliche Quelle zum Thema Verdi. Die explosive Mischung von soviel Kompetenz entwickelte sich, wie Hinterhäuser sich erinnert, „zu einem wahren Furor“ und entlud sich zuletzt, „indem Muti „Natürlich ist die Strahlkraft der <strong>Festspiele</strong> enorm.“ MArKUs HINterHÄUser ans Klavier gingund die gesamteOper durchspielte und -sang“, mit Anmerkungen von Peter Stein versehen, eine Privatvorstellung, um die wohl die gesamte Opernwelt den <strong>Salzburger</strong> Festspiel-Chef beneidet. Das Ergebnis kann nuninder Felsenreitschule auch öffentlich besichtigt werden! Spannungineinen Spielplan zu bringen, das istwohl die wichtigste Aufgabe der künstlerischen Leitung. „Manches“, soberichtet Hinterhäuser weiter, „stand für <strong>2011</strong> schon fest, etwa die Tatsache, dass Claus Guths Zyklus von Mozarts Da-Ponte-Opern gesamt gezeigt werden soll. Wir haben dafür nun noch die spannende Lösung gefunden, Mozart von drei verschie-denen Orchestern musizierenzulassen.“ Fest stand auch,dasseseine Neuinszenierung der „Frau ohne Schatten“ geben würde, eines Werks der Festspielgründer Hugo von Hofmannsthal und Richard Strauss, das von seinem Format her unbedingt eine Festspieloper ist, dennoch aber zur Sommerzeit nicht allzu oft angesetzt worden ist. Vielleicht wegen der eminenten Schwierigkeiten der Realisierung dieses Märchenspiels mit seinen acht szenischen Verwandlungen. „Ich freue mich sehr“, sagt Markus Hinterhäuser, „dasswir für diese Premiere Christian Thielemann gewinnen konnten.“ Der Dirigent, der sich mit den Wiener Philharmonikern so gutversteht, hat heuer –und für die <strong>Salzburger</strong> Festspielmacher „leider nurheuer“ –Pause in Bayreuth.Dahat man zugegriffen und sich den exzellenten Strauss-Interpretengesichert. Gute persönliche Beziehungen des Intendanten zum Leading Team ermöglichten die Kombination von Esa- PekkaSalonen und Christoph Marthaler für Leo Janáč eks „Die Sache Makropulos“, ein Stück, dessen eigenwillige Thematik „unbedingt etwas für Marthaler ist“, wie Hinterhäuser überzeugt ist, ein Werk aus einem Repertoire, „zu dem Salonen Bereicherndes beitragen kann“. Womit es Hinterhäuser gelungen ist, zwei der meistdiskutierten Regisseure unserer Zeit, die unterschiedlicher nicht sein könnten, für Oper zu interessieren und im selben Sommer nebeneinander zu beschäftigen. Die Unterschiede zwischen Stein Kultur Spezial 5