21.06.2014 Aufrufe

Download: Presse-Beilage Salzburger Festspiele 2011

Download: Presse-Beilage Salzburger Festspiele 2011

Download: Presse-Beilage Salzburger Festspiele 2011

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

und Marthaler weiß Hinterhäuser<br />

anschaulich zu beschreiben. „Marthaler<br />

funktioniert ganz anders als Stein“,<br />

sagt er, „er sagt niemals konzeptuell<br />

schon im Vorfeld einer Produktion, wie<br />

sie aussehen wird. Ergibt ein anderes<br />

Tempo vor, braucht Zeit, gibt seinen<br />

Künstlern nie das Gefühl, alles sei<br />

schon in Stein gemeißelt,ehe noch probiert<br />

wird. Stein ist dagegen geradezu<br />

verstörend präzis. Was aber wiederum<br />

nichtheißt, dass das,was beiMarthaler<br />

herauskommt, nicht eine sehr präzise<br />

Arbeit ist. Nurder Wegdazuist ein anderer.“<br />

Der Weg des Festspielmachers zu<br />

einem stimmigen Spielplan führt, wie<br />

wir gesehen haben, auch oft über verschlungene<br />

Pfade. Aber selbst einen<br />

„Spannung in einen Spielplan zu bringen, das ist wohl die<br />

wichtigste Aufgabe der künstlerischen Leitung.“<br />

Superstar wie Anna Netrebko kann<br />

maninein anspruchsvolles Programm<br />

weit abseits der Arienwunschkonzertwelt<br />

einbinden. Die Divawirdineinem<br />

Doppelabend mit zwei russischen<br />

Meisterwerken zu erlebensein, die auf<br />

den ersten Blickwenigmiteinander zu<br />

tun haben: „Iolanta“ von Tschaikowski<br />

und „Le Rossignol“ von Strawinsky<br />

–doch war Strawinsky ein großer Verehrer<br />

des Romantikers und sah keineswegs<br />

einen Bruch zwischen dessen<br />

Welt und seiner eigenen in der Ärader<br />

musikalischenRevolutionen.<br />

Sind die Opern erst einmal programmiert,<br />

gilt es, mit Sprechtheater und<br />

Konzert eine gute inhaltliche Balance<br />

zu finden, damit, wie sich Hinterhäuserausdrückt,„die<br />

Statik des gesamten<br />

Festspielgebildes stimmt“.<br />

Da geht es um Kontraste und innige<br />

Zusammenhänge –und die Tatsache,<br />

dass sich diese beiden scheinbaren<br />

Gegensätze bei kluger Disposition<br />

wunderbar vereinigen lassen. „Mir<br />

war es“, erzählt Hinterhäuser, „zum<br />

Beispiel wichtig, dass am Abend nach<br />

derPremierevon Verdis ,Macbeth‘der<br />

,Macbeth‘ von Salvatore Sciarrino herauskommt,<br />

einem der großen Musiktheaterkomponisten<br />

unserer Zeit. Solche<br />

Korrelationen herzustellen, das<br />

bedeutet Feinarbeit. Die Sciarrino-<br />

PremierezweiWochen nach derersten<br />

Verdi-Aufführung, das hätte für mich<br />

wenigSinn gehabt.“<br />

Ebenso wenig wäre esfür ein Festival<br />

von Format sinnvoll, im zweiten der<br />

aufeinanderfolgenden Gustav-Mahler-<br />

Gedenkjahre wieder einmal so viele<br />

von dessen Symphonien wie möglich<br />

in das Programm zu nehmen. „Das tun<br />

alle“, sagt Hinterhäuser, und freut sich,<br />

Mahler voneiner viel wenigerbeleuchteten<br />

Seite vorzustellen, etwaübereine<br />

Aufführung des selten gespielten<br />

„Klagenden Lieds“, für das sich niemand<br />

Geringerer als Pierre Boulez<br />

engagieren wird. Fast nostalgisch wird<br />

Hinterhäuser, wenn er über sein Lieblingsprojektspricht:<br />

LuigiNonos „Prometeo“,<br />

mit Spätwerken von Schubert<br />

kontrapunktiert („bei beiden Komponisten<br />

entsteht der Weg sozusagen<br />

im Gehen“), noch einmal zur Diskussion<br />

zu stellen. Mit dem „Prometeo“,<br />

einem der wichtigsten Werke der musikalischen<br />

Avantgarde, begann einst<br />

seine spektakuläre „Zeitfluss“-Arbeit.<br />

Das ist beinahe zwei Jahrzehnte<br />

her. Seither hat die Neue Musik<br />

auch im Festspielplan enorm an<br />

Terrain gewonnen. „Prometeo“ erklingt<br />

nicht mehr beim „Gegenfestival“,<br />

sondern als Teil des sommerlichen<br />

Renommierprogramms. Wie<br />

damals steht Ingo Metzmacher am<br />

Dirigentenpult –„wirwollen prüfen, ob<br />

sichdie gleiche,geradezu hypnotische<br />

Wirkungeinstellt wieanno 1993“. e<br />

Fotos: WolFGANG lIeNBACHer<br />

6 Kultur Spezial

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!