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Saisonvorschau 2010/11 - Schauspielhaus Zürich

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26 27<br />

„Worin liegt, Ihrer Meinung nach, die Bedeutung des Theaters?”*<br />

20 Zürcher Passanten geben Antworten<br />

Beispielsweise Rauchen, Alkohol, Sex. „Erwachsen“<br />

war definiert als ökonomisch selbstständig. Also,<br />

wenn man einen Beruf hatte und selbstständig Geld<br />

verdiente. Diese Generationenunterschiede sind<br />

verwischt, was eben nicht dazu führt, dass die<br />

Generationen näher zusammenwachsen. Offenbar<br />

bedarf esdieser Trennungen, damit<br />

Selbstständigkeiten ausgeprägt werden können.<br />

Abgrenzung ist nötig, um eigene Identitäten zu<br />

entwickeln in persönlicher, aber auch in<br />

gruppendynamischer Hinsicht.<br />

Meike Sasse –Zerfällt zudem die altbekannte<br />

Generationenhierarchie?<br />

Reinhard Fatke –Ich glaube, wenn man<br />

sozialhistorisch zurückschaut, hat es noch nie in dem<br />

Ausmass wie heute eine Kindergeneration, eine<br />

Jugendgeneration gegeben, die in so vielen Bereichen<br />

der älteren Generation überlegen ist. Vorher waren es<br />

immer die Eltern, sie waren die Erfahreneren –<br />

vielleicht weiser, mit gewissen beruflichen<br />

Kompetenzen –, und die Kinder waren die Lernenden.<br />

Heutzutage sind die Kinder, was den gesamten<br />

elektronischen Bereich betrifft –zum Beispiel die<br />

Bedienungsanleitung für den Videorecorder,<br />

Computerprogramme oder die Installation der neuen<br />

Telefonanlage und des Internets –, sehr viel<br />

fachkundiger. Das könnte zu einer gewissen<br />

Entfremdung beitragen. Die Eltern, die das<br />

bewundernd zur Kenntnis nehmen, sind natürlich<br />

besser dran als die, die sich darüber ärgern.<br />

Allan Guggenbühl –Die Älteren verfügen nicht mehr<br />

über die gleichen Kompetenzen und die gleiche Macht<br />

wie früher. Das Wissensmonopol ist nicht mehr sicher.<br />

Wissen kann man sich heute auf ganz<br />

unterschiedliche Weise beschaffen, übers Internet<br />

zum Beispiel. Erwachsene müssen sich heute<br />

gegenüber den Jungen anders legitimieren.<br />

Meike Sasse – Und im besten Fall führt eszueiner<br />

Austauschbeziehung...<br />

Welche Bedeutung hat die Tatsache, dass die<br />

westlichen Gesellschaften immer älter werden? Und<br />

wie wirkt sich das auf die Familienstrukturen aus?<br />

Allan Guggenbühl –Das ist ein Problem. Der Anteil<br />

der Jungen wird kleiner, wodurch sich Standards in<br />

der Gesellschaft durchzusetzen beginnen, die<br />

eigentlich mehr für die Älteren gemacht sind, zum<br />

Beispiel in puncto Gesundheit und Sicherheit. Diese<br />

Bedürfnisse werden dann zu unhinterfragten Werten,<br />

die allerdings einen Fünfzehnjährigen nicht<br />

interessieren. Für sein Empfinden ist das Leben noch<br />

ewig und Gesundheit eine Selbstverständlichkeit. Das<br />

führt dann dazu, dass in der Gesellschaft für Risiko<br />

oder Experimentierfreude weniger Platz ist, dadie<br />

Standards der Alten auf die Jugend herunter<br />

gebrochen sind. Junge Leute würden wahrscheinlich<br />

gerne wie früher hier in Zürich dem 6er-Tram hinterher<br />

rennen, aufspringen, ein risikoreiches Erleben daraus<br />

machen.<br />

Reinhard Fatke –Ich versuche, dieser Tatsache der<br />

zunehmenden Alterung unserer Gesellschaft dennoch<br />

auch etwas Positives abzugewinnen. Die Tatsache,<br />

dass die Grosseltern länger gesund sind, länger<br />

leben, führt dazu, dass sehr viel mehr Kontakt<br />

zwischen den Kindern und den Grosseltern zustande<br />

kommt. Das war schon immer die viel leichtere<br />

Beziehung aus Kindersicht, es begegnet ihnen eine<br />

andere Interaktionskultur. Mit den Eltern haben sie die<br />

üblichen Ambivalenzkonflikte. Kinder haben oft den<br />

Eindruck, dass die Grosseltern viel mehr Verständnis<br />

haben, und das schätzen sie, sodass der Besuch bei<br />

den Grosseltern ein Fest ist.<br />

Gehen Sie ins Theater?<br />

(1) Ja. (2) Wenn ich eingeladen werde. (3) Ja. (4) Nur<br />

wenn mich meine Freundin dazu zwingt. (lacht) Nein,<br />

nein, ich käme einfach nicht selber auf die Idee, aber<br />

wenn mir jemand vorschlägt, dass man da hin könnte,<br />

dann geh ich schon. (5) Ja. (6) Sehr selten. (7) Nein,<br />

in die Oper. (8) Selten. (9) Manchmal. (10) Nein. (<strong>11</strong>)<br />

Ja. (12) Ja, aber eher selten. (13) Eher selten, leider.<br />

(14) Nein. (15) Ja, sehr gerne. (16) Ja. (17) Ja. (18) Ja.<br />

(19) Ja. (20) Nein.<br />

Wenn ja, was zum letzten Mal?<br />

(1) „Alkestis“ im Pfauen. (2) „High School Musical“ als<br />

Theaterstück. (3) Ähh... „Im Wald ist man nicht<br />

verabredet”. (4) „Shopokalypse” im Kanti Theater<br />

Rämibühl. (5) Erinnere mich nicht mehr, schon lange<br />

her. Ich gehe lieber in die Oper als ins Theater. (6) In<br />

Zofingen, etwas Englisches, weiss aber nicht mehr<br />

genau. (7) „Tristan und Isolde” in Bayreuth. (8) Kann<br />

mich nicht erinnern. (9) In Ungarn etwas, aber ich<br />

kann mich nicht mehr genau erinnern, was eswar.<br />

(<strong>11</strong>) „La Muerte” in Genf. (12) „Romeo und Julia” am<br />

<strong>Schauspielhaus</strong>. (13) Im Schiffbau von der<br />

Needcompany „The Deerhouse”. (15)„Amphytrion” in<br />

Wien. (16) Erinnere mich nicht mehr, die Frau nimmt<br />

mich immer mit, wahrscheinlich ein Ballett. (17) „Emil<br />

–Drei Engel”. (18)„Caveman” (19) „Elektra” (Oper).<br />

Wenn nein, warum nicht?<br />

(2) Zu teuer. (4) Ich bin zu faul, um von mir aus ins<br />

Theater zu gehen. Ich habe nie wirklich damit<br />

angefangen. Am Anfang habe ich mich geweigert,<br />

weil alle andern gingen. Mit 17 finden es die einen<br />

mega toll, da muss man halt die Gegenposition<br />

beziehen. (6) Ich kann nicht sagen, warum ich selten<br />

ins Theater gehe, das hat keinen Grund. (8) Ich gehe<br />

eher selten ins Theater, obwohl ich es sehr mag, weil<br />

ich einfach nicht auf die Idee komme. Mir fehlt der<br />

Impuls. (10) Weil ich es mir nicht leisten kann, es ist<br />

zu teuer. Sonst würde ich mehr gehen. (13) Weil ich<br />

einfach zu wenig Zeit habe im Moment. (14) Eigentlich<br />

finde ich es interessant, aber ich informiere mich<br />

einfach nicht darüber und meine Freunde gehen alle<br />

nicht und allein macht es nicht so Spass. (19) Lieber<br />

Musiktheater. (20) Ich würde gerne mehr gehen, habe<br />

aber keine Zeit.<br />

Was macht einen guten Theaterabend aus?<br />

(1) Wenn ich rauskomme und ich weiss, dass ich mir<br />

Gedanken über etwas machen kann. Entweder hats<br />

mir total gut gefallen und ich komme beglückt raus<br />

oder, was ich manchmal auch spannend finde, wenn<br />

ich etwas richtig schlecht finde und mir Gedanken<br />

darüber machen muss, warum es mir nicht gefallen<br />

hat. Die Auseinandersetzung mit dem Thema und mit<br />

mir selber. (2) Gute Akteure. (3) Gute Schauspieler,<br />

ein guter Text, dass die Stimmung des Stückes durch<br />

ein gutes Bühnenbild rübergebracht wird. (4) Wenn ich<br />

mich nicht schämen muss für die Leute auf der<br />

Bühne. (5) Gerade am <strong>Schauspielhaus</strong> sind mir die<br />

Stücke zumodern, zu aggressiv. Ich meine, ich gehe<br />

ins Theater, ummich zu amüsieren und nicht, dass<br />

ich mir vorkommen muss wie in einem Sexclub. Das<br />

muss nicht sein. Ich will mich amüsieren, aber nicht<br />

so, wie die sich aufführen. (7) Die Darsteller müssen<br />

gut sein oder die Sänger. Naja, alles was dazu gehört<br />

halt. Was eine Aufführung schlecht macht, ist ein<br />

Regisseur, der sich zu fest inden Mittelpunkt stellt,<br />

ein Schlingensief oder ein weiss ich was. (8) Ich mag<br />

es mit viel Dynamik, humorvoll, wenn der Ausdruck<br />

der Schauspieler gut rüber kommt. (9) Es soll lustig<br />

und interessant sein. (10) Es soll spannend sein,<br />

etwas Neues, Kreatives, Anderes, mit Humor. (<strong>11</strong>)<br />

Wenn man unterhalten wird, aber nicht zu<br />

oberflächlich. Die Stücke sollen auch tiefgründig sein.<br />

(12) Nicht altmodisch, modern, nicht zu viel Gerede,<br />

Action solls haben. (13) Ein intensives Erleben, die<br />

direkte Begegnung... wenn es einen Transfer von der<br />

Bühne auf die Zuschauer gibt. (15) Dass man aus dem<br />

Theater kommt und sich sagt, dass man alles anders<br />

machen muss. (16) Gute, klassische Stücke. Es soll<br />

schön sein, gediegen, verständlich. Nichts Modernes<br />

wie da im <strong>Schauspielhaus</strong>. (17) Wenn ich nicht einmal<br />

den Impuls habe, mich im Sitz zurückzulehnen. (18)<br />

Wenn ich viel lachen kann. (19) Die Musik muss mir<br />

gefallen, die Inszenierung, die Sänger. (20) Ich finde<br />

es ganz toll, wenn die Schauspieler in eine andere<br />

Rolle schlüpfen können.<br />

(1) Schweizerin, 19 Jahre, Maturandin, wohnhaft im<br />

Kreis 4(2) Amerikanerin aus Alaska, Gärtnerin, 29<br />

Jahre, wohnhaft imKreis 5(3) Tschechin, 22 Jahre,<br />

Studentin, wohnhaft imKreis 4(4) Schweizerin, 19<br />

Jahre, Maturandin, wohnhaft inFällanden (5)<br />

Schweizerin, 75 Jahre, Rentnerin, wohnhaft imKreis<br />

<strong>11</strong> (6) Schweizer, 50Jahre, Laborant, wohnhaft in<br />

Zofingen (7) Schweizer, 69Jahre, Informatiker,<br />

wohnhaft inAarau (8) Schweizerin, 42 Jahre,<br />

Tanztherapeutin, wohnhaft imKreis <strong>11</strong> (9) Ungarin, 23<br />

Jahre, lernt Deutsch, wohnhaft inBallenbühl (10)<br />

Schweizerin, 18 Jahre, Studentin, wohnhaft imKreis 5<br />

(<strong>11</strong>) Schweizerin, 19 Jahre, Studentin, wohnhaft im<br />

Kreis 6(12)Schweizerin, 20 Jahre, Maturandin,<br />

wohnhaft imAargau (13) Schweizerin, 38 Jahre,<br />

Kommunikationsberaterin, wohnhaft imKreis 6(14)<br />

Schweizerin, 18 Jahre, Friseuse, Kreis 6(15)<br />

Schweizer, 31Jahre, Student, wohnhaft inSt. Moritz<br />

(16) Schweizer, 65Jahre, Elektroingenieur, wohnhaft<br />

Oberächtiken (17) Schweizerin, 22 Jahre,<br />

Schauspielschülerin, wohnhaft imKreis 4(18)<br />

Schweizerin, 26 Jahre, Kundenberaterin, wohnhaft in<br />

Horgen (19)Schweizerin, 42 Jahre, Juristin, wohnhaft<br />

in Männedorf (20) Schweizerin, 20 Jahre, Praktikantin,<br />

wohnhaft inOerlikon.<br />

Umfrage: David Koch<br />

„Weit ist der Weg“ —abSeptember im Schiffbau/Box<br />

„Das Geschenk des weissen Pferdes“ —abOktober<br />

„Dornröschen“ —abNovember im Pfauen<br />

„Die schwarze Spinne“ —abJanuar im Pfauen<br />

*aus: Saneh/Mroué, „Biokraphia“

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