Saisonvorschau 2010/11 - Schauspielhaus Zürich
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„Worin liegt, Ihrer Meinung nach, die Bedeutung des Theaters?”*<br />
20 Zürcher Passanten geben Antworten<br />
Beispielsweise Rauchen, Alkohol, Sex. „Erwachsen“<br />
war definiert als ökonomisch selbstständig. Also,<br />
wenn man einen Beruf hatte und selbstständig Geld<br />
verdiente. Diese Generationenunterschiede sind<br />
verwischt, was eben nicht dazu führt, dass die<br />
Generationen näher zusammenwachsen. Offenbar<br />
bedarf esdieser Trennungen, damit<br />
Selbstständigkeiten ausgeprägt werden können.<br />
Abgrenzung ist nötig, um eigene Identitäten zu<br />
entwickeln in persönlicher, aber auch in<br />
gruppendynamischer Hinsicht.<br />
Meike Sasse –Zerfällt zudem die altbekannte<br />
Generationenhierarchie?<br />
Reinhard Fatke –Ich glaube, wenn man<br />
sozialhistorisch zurückschaut, hat es noch nie in dem<br />
Ausmass wie heute eine Kindergeneration, eine<br />
Jugendgeneration gegeben, die in so vielen Bereichen<br />
der älteren Generation überlegen ist. Vorher waren es<br />
immer die Eltern, sie waren die Erfahreneren –<br />
vielleicht weiser, mit gewissen beruflichen<br />
Kompetenzen –, und die Kinder waren die Lernenden.<br />
Heutzutage sind die Kinder, was den gesamten<br />
elektronischen Bereich betrifft –zum Beispiel die<br />
Bedienungsanleitung für den Videorecorder,<br />
Computerprogramme oder die Installation der neuen<br />
Telefonanlage und des Internets –, sehr viel<br />
fachkundiger. Das könnte zu einer gewissen<br />
Entfremdung beitragen. Die Eltern, die das<br />
bewundernd zur Kenntnis nehmen, sind natürlich<br />
besser dran als die, die sich darüber ärgern.<br />
Allan Guggenbühl –Die Älteren verfügen nicht mehr<br />
über die gleichen Kompetenzen und die gleiche Macht<br />
wie früher. Das Wissensmonopol ist nicht mehr sicher.<br />
Wissen kann man sich heute auf ganz<br />
unterschiedliche Weise beschaffen, übers Internet<br />
zum Beispiel. Erwachsene müssen sich heute<br />
gegenüber den Jungen anders legitimieren.<br />
Meike Sasse – Und im besten Fall führt eszueiner<br />
Austauschbeziehung...<br />
Welche Bedeutung hat die Tatsache, dass die<br />
westlichen Gesellschaften immer älter werden? Und<br />
wie wirkt sich das auf die Familienstrukturen aus?<br />
Allan Guggenbühl –Das ist ein Problem. Der Anteil<br />
der Jungen wird kleiner, wodurch sich Standards in<br />
der Gesellschaft durchzusetzen beginnen, die<br />
eigentlich mehr für die Älteren gemacht sind, zum<br />
Beispiel in puncto Gesundheit und Sicherheit. Diese<br />
Bedürfnisse werden dann zu unhinterfragten Werten,<br />
die allerdings einen Fünfzehnjährigen nicht<br />
interessieren. Für sein Empfinden ist das Leben noch<br />
ewig und Gesundheit eine Selbstverständlichkeit. Das<br />
führt dann dazu, dass in der Gesellschaft für Risiko<br />
oder Experimentierfreude weniger Platz ist, dadie<br />
Standards der Alten auf die Jugend herunter<br />
gebrochen sind. Junge Leute würden wahrscheinlich<br />
gerne wie früher hier in Zürich dem 6er-Tram hinterher<br />
rennen, aufspringen, ein risikoreiches Erleben daraus<br />
machen.<br />
Reinhard Fatke –Ich versuche, dieser Tatsache der<br />
zunehmenden Alterung unserer Gesellschaft dennoch<br />
auch etwas Positives abzugewinnen. Die Tatsache,<br />
dass die Grosseltern länger gesund sind, länger<br />
leben, führt dazu, dass sehr viel mehr Kontakt<br />
zwischen den Kindern und den Grosseltern zustande<br />
kommt. Das war schon immer die viel leichtere<br />
Beziehung aus Kindersicht, es begegnet ihnen eine<br />
andere Interaktionskultur. Mit den Eltern haben sie die<br />
üblichen Ambivalenzkonflikte. Kinder haben oft den<br />
Eindruck, dass die Grosseltern viel mehr Verständnis<br />
haben, und das schätzen sie, sodass der Besuch bei<br />
den Grosseltern ein Fest ist.<br />
Gehen Sie ins Theater?<br />
(1) Ja. (2) Wenn ich eingeladen werde. (3) Ja. (4) Nur<br />
wenn mich meine Freundin dazu zwingt. (lacht) Nein,<br />
nein, ich käme einfach nicht selber auf die Idee, aber<br />
wenn mir jemand vorschlägt, dass man da hin könnte,<br />
dann geh ich schon. (5) Ja. (6) Sehr selten. (7) Nein,<br />
in die Oper. (8) Selten. (9) Manchmal. (10) Nein. (<strong>11</strong>)<br />
Ja. (12) Ja, aber eher selten. (13) Eher selten, leider.<br />
(14) Nein. (15) Ja, sehr gerne. (16) Ja. (17) Ja. (18) Ja.<br />
(19) Ja. (20) Nein.<br />
Wenn ja, was zum letzten Mal?<br />
(1) „Alkestis“ im Pfauen. (2) „High School Musical“ als<br />
Theaterstück. (3) Ähh... „Im Wald ist man nicht<br />
verabredet”. (4) „Shopokalypse” im Kanti Theater<br />
Rämibühl. (5) Erinnere mich nicht mehr, schon lange<br />
her. Ich gehe lieber in die Oper als ins Theater. (6) In<br />
Zofingen, etwas Englisches, weiss aber nicht mehr<br />
genau. (7) „Tristan und Isolde” in Bayreuth. (8) Kann<br />
mich nicht erinnern. (9) In Ungarn etwas, aber ich<br />
kann mich nicht mehr genau erinnern, was eswar.<br />
(<strong>11</strong>) „La Muerte” in Genf. (12) „Romeo und Julia” am<br />
<strong>Schauspielhaus</strong>. (13) Im Schiffbau von der<br />
Needcompany „The Deerhouse”. (15)„Amphytrion” in<br />
Wien. (16) Erinnere mich nicht mehr, die Frau nimmt<br />
mich immer mit, wahrscheinlich ein Ballett. (17) „Emil<br />
–Drei Engel”. (18)„Caveman” (19) „Elektra” (Oper).<br />
Wenn nein, warum nicht?<br />
(2) Zu teuer. (4) Ich bin zu faul, um von mir aus ins<br />
Theater zu gehen. Ich habe nie wirklich damit<br />
angefangen. Am Anfang habe ich mich geweigert,<br />
weil alle andern gingen. Mit 17 finden es die einen<br />
mega toll, da muss man halt die Gegenposition<br />
beziehen. (6) Ich kann nicht sagen, warum ich selten<br />
ins Theater gehe, das hat keinen Grund. (8) Ich gehe<br />
eher selten ins Theater, obwohl ich es sehr mag, weil<br />
ich einfach nicht auf die Idee komme. Mir fehlt der<br />
Impuls. (10) Weil ich es mir nicht leisten kann, es ist<br />
zu teuer. Sonst würde ich mehr gehen. (13) Weil ich<br />
einfach zu wenig Zeit habe im Moment. (14) Eigentlich<br />
finde ich es interessant, aber ich informiere mich<br />
einfach nicht darüber und meine Freunde gehen alle<br />
nicht und allein macht es nicht so Spass. (19) Lieber<br />
Musiktheater. (20) Ich würde gerne mehr gehen, habe<br />
aber keine Zeit.<br />
Was macht einen guten Theaterabend aus?<br />
(1) Wenn ich rauskomme und ich weiss, dass ich mir<br />
Gedanken über etwas machen kann. Entweder hats<br />
mir total gut gefallen und ich komme beglückt raus<br />
oder, was ich manchmal auch spannend finde, wenn<br />
ich etwas richtig schlecht finde und mir Gedanken<br />
darüber machen muss, warum es mir nicht gefallen<br />
hat. Die Auseinandersetzung mit dem Thema und mit<br />
mir selber. (2) Gute Akteure. (3) Gute Schauspieler,<br />
ein guter Text, dass die Stimmung des Stückes durch<br />
ein gutes Bühnenbild rübergebracht wird. (4) Wenn ich<br />
mich nicht schämen muss für die Leute auf der<br />
Bühne. (5) Gerade am <strong>Schauspielhaus</strong> sind mir die<br />
Stücke zumodern, zu aggressiv. Ich meine, ich gehe<br />
ins Theater, ummich zu amüsieren und nicht, dass<br />
ich mir vorkommen muss wie in einem Sexclub. Das<br />
muss nicht sein. Ich will mich amüsieren, aber nicht<br />
so, wie die sich aufführen. (7) Die Darsteller müssen<br />
gut sein oder die Sänger. Naja, alles was dazu gehört<br />
halt. Was eine Aufführung schlecht macht, ist ein<br />
Regisseur, der sich zu fest inden Mittelpunkt stellt,<br />
ein Schlingensief oder ein weiss ich was. (8) Ich mag<br />
es mit viel Dynamik, humorvoll, wenn der Ausdruck<br />
der Schauspieler gut rüber kommt. (9) Es soll lustig<br />
und interessant sein. (10) Es soll spannend sein,<br />
etwas Neues, Kreatives, Anderes, mit Humor. (<strong>11</strong>)<br />
Wenn man unterhalten wird, aber nicht zu<br />
oberflächlich. Die Stücke sollen auch tiefgründig sein.<br />
(12) Nicht altmodisch, modern, nicht zu viel Gerede,<br />
Action solls haben. (13) Ein intensives Erleben, die<br />
direkte Begegnung... wenn es einen Transfer von der<br />
Bühne auf die Zuschauer gibt. (15) Dass man aus dem<br />
Theater kommt und sich sagt, dass man alles anders<br />
machen muss. (16) Gute, klassische Stücke. Es soll<br />
schön sein, gediegen, verständlich. Nichts Modernes<br />
wie da im <strong>Schauspielhaus</strong>. (17) Wenn ich nicht einmal<br />
den Impuls habe, mich im Sitz zurückzulehnen. (18)<br />
Wenn ich viel lachen kann. (19) Die Musik muss mir<br />
gefallen, die Inszenierung, die Sänger. (20) Ich finde<br />
es ganz toll, wenn die Schauspieler in eine andere<br />
Rolle schlüpfen können.<br />
(1) Schweizerin, 19 Jahre, Maturandin, wohnhaft im<br />
Kreis 4(2) Amerikanerin aus Alaska, Gärtnerin, 29<br />
Jahre, wohnhaft imKreis 5(3) Tschechin, 22 Jahre,<br />
Studentin, wohnhaft imKreis 4(4) Schweizerin, 19<br />
Jahre, Maturandin, wohnhaft inFällanden (5)<br />
Schweizerin, 75 Jahre, Rentnerin, wohnhaft imKreis<br />
<strong>11</strong> (6) Schweizer, 50Jahre, Laborant, wohnhaft in<br />
Zofingen (7) Schweizer, 69Jahre, Informatiker,<br />
wohnhaft inAarau (8) Schweizerin, 42 Jahre,<br />
Tanztherapeutin, wohnhaft imKreis <strong>11</strong> (9) Ungarin, 23<br />
Jahre, lernt Deutsch, wohnhaft inBallenbühl (10)<br />
Schweizerin, 18 Jahre, Studentin, wohnhaft imKreis 5<br />
(<strong>11</strong>) Schweizerin, 19 Jahre, Studentin, wohnhaft im<br />
Kreis 6(12)Schweizerin, 20 Jahre, Maturandin,<br />
wohnhaft imAargau (13) Schweizerin, 38 Jahre,<br />
Kommunikationsberaterin, wohnhaft imKreis 6(14)<br />
Schweizerin, 18 Jahre, Friseuse, Kreis 6(15)<br />
Schweizer, 31Jahre, Student, wohnhaft inSt. Moritz<br />
(16) Schweizer, 65Jahre, Elektroingenieur, wohnhaft<br />
Oberächtiken (17) Schweizerin, 22 Jahre,<br />
Schauspielschülerin, wohnhaft imKreis 4(18)<br />
Schweizerin, 26 Jahre, Kundenberaterin, wohnhaft in<br />
Horgen (19)Schweizerin, 42 Jahre, Juristin, wohnhaft<br />
in Männedorf (20) Schweizerin, 20 Jahre, Praktikantin,<br />
wohnhaft inOerlikon.<br />
Umfrage: David Koch<br />
„Weit ist der Weg“ —abSeptember im Schiffbau/Box<br />
„Das Geschenk des weissen Pferdes“ —abOktober<br />
„Dornröschen“ —abNovember im Pfauen<br />
„Die schwarze Spinne“ —abJanuar im Pfauen<br />
*aus: Saneh/Mroué, „Biokraphia“