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DKV - Chronik des deutschen Karateverbandes

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Unten ohne<br />

Barfuß oder doch lieber beschuht trainieren?<br />

Beschuht oder barfuß tanzen? Dies sei eine Frage, die unter<br />

Bauchtänzerinnen meist hitzige Diskussionen auslöse. So schreibt<br />

es Dietlinde Bedauia Karkutli in ihrem Buch "Bauchtanz", das<br />

1989 im Mosaik Verlag erschien. Um fortzufahren: "Im klassischen<br />

Bauchtanzkostüm tanzen die meisten Tänzerinnen barfuß, auch<br />

Nagua Fuad oder Suheir Saki halten das bis heute so!" Speziell von<br />

Letzterer merkt die Autorin dann noch an anderer Stelle an, dass<br />

nicht nur die Bühne, sondern die gesamte Mutter Erde erzittere,<br />

"wenn sie mit ihrem schönen nackten Fuß aufstampft."<br />

In der Tat ist es so, dass gerade orientalische Tänzerinnen meistens<br />

mit bloßen Füßen auftreten. Ein Phänomen, das vielleicht auch mit<br />

Klima und Tradition <strong>des</strong> orientalisch-asiatischen Raumes<br />

zusammenhängt, während uns Europäern das Barfußlaufen eher<br />

fremd ist. Nicht umsonst beruhigt eben jene Dietlinde in ihrem<br />

Anfang der 80er Jahre erschienen Taschenbuch “Das Bauchtanzbuch”<br />

nach der Feststellung, dass meistens barfuß getanzt<br />

werde, die Anfängerinnen sogleich: “Das heißt aber nicht, dass du<br />

dich in der kühlen Jahreszeit erkälten<br />

sollst. Halte dann die Füße mit wollenen<br />

Strümpfen oder Gymnastikschuhen warm!”<br />

Barfuß oder doch lieber beschuht trainieren?<br />

Eine Frage, die sich beim Karate oder<br />

Taekwondo normalerweise nicht stellt.<br />

Denn: Eigentlich ist ja barfuß “Pflicht”.<br />

Obwohl Empfindliche - zumin<strong>des</strong>t in der kalten Jahreszeit - eben<br />

doch lieber in speziellen Sport- und Taekwondoschuhen “unterwegs”<br />

sind. Was dann mitunter augenzwinkernden Spott hervorruft.<br />

“Turnschuhträger sind Weicheier”, meint eine Hapkido-<br />

Sportlerin in ihrem Lehrgangsbericht (www.hapkido-hankido.de).<br />

Dabei sei es doch so gewesen, dass man trainiert habe, bis die<br />

48<br />

Fußsohlen gequalmt hätten. Nicht umsonst unterstellen auch einige<br />

asiatische Lehrer, etwa Großmeister Son Jong-Ho, uns Europäern<br />

ein unwillkürliches “Zurückzucken” vor dem Barfußlaufen, “während<br />

Asiaten zum Boden, zur Erde, eine intensivere Bindung<br />

haben!” Dies sehe man unter anderem daran, dass man in Europa<br />

Tisch und Sessel benutze, während Asiaten auf dem Boden zu sitzen<br />

pflegen. “Anders als im Westen werden daher bei ihnen im<br />

Falle eines Besuches immer die Schuhe ausgezogen: Die Fußsohlen<br />

kommen so in einen intimen Kontakt mit dem Boden <strong>des</strong><br />

Gastgebers!” Für ihn als Kampfkunstlehrer erscheint es daher nur<br />

folgerichtig, dass auch im Taekwondo sämtliche Bewegungsabläufe<br />

barfuß trainiert werden und man (bzw. Frau) der Pflege der Füße<br />

größte Aufmerksamkeit widmet. Ein “Plädoyer”, das seltsamerweise<br />

selbst bei anderen - gar nicht einmal “artverwandten” -<br />

Sportarten Anhänger und Anklang findet. So berichtet ein<br />

Tischtennis-Nachwuchstrainer aus der Steiermark, dass auch in<br />

ihrem Verein barfuß (!) trainiert werde. Das Barfußlaufen bringe<br />

sogar große Vorteile: “Zum einen lernen die Kinder, dass die Zehen<br />

und nicht die Fersen<br />

belastet werden, und<br />

"Ohne Schuhe können sich die Füße frei<br />

bewegen. Die Muskeln sind voll in Aktion!"<br />

zum anderen bewegen<br />

sie sich viel schneller<br />

als beschuhte Spieler!”<br />

Andererseits berichtet<br />

Jutta (www.hobby-barfuss.de), Referendarin für Sport und Biologie<br />

an einem Gymnasium, dass sie, als sie `ihre`10. Klasse in der Halle<br />

einmal barfuß laufen ließ, deutlichen Unwillen hervor rief - vor<br />

allem bei den Mädchen: “Dafür fehlt mir wirklich die Erklärung!”<br />

Denn sie selbst habe in ihrer Schulzeit oft barfuß mitgeturnt, “und<br />

es war auch durchaus nichts ungewöhnliches!” Zumin<strong>des</strong>t sind<br />

Barfüße den Schuhträgern aufgrund ihrer Fähigkeit zum Greifen,<br />

Fühlen und Tasten überlegen. Nur “unten ohne” erreicht man jene<br />

Beweglichkeit von Zehen und Fußballen, auf die es bei etlichen<br />

Sportarten - wie Jazz-Dance oder Kunstturnen - im Besonderen<br />

ankommt. Zudem ist es so, dass die Trittsicherheit eher verstärkt<br />

wird. So berichtet ein anderer Tischtennisnachwuchs-Betreuer, dass<br />

es in der Sporthalle <strong>des</strong> Gastgebers, `dank` eines frischt gebohnerten<br />

Hallenbodens, ungewöhnlich glatt war. Schier unmöglich, dort<br />

“vernünftig” zu spielen: “Die ersten Sätze bestritten die Mädels”, so<br />

Andy B., “noch mit Sportschuhen, schimpften jedoch zum Satzende<br />

immer mehr über den Boden!” Eine der Mitspielerinnen habe daraufhin<br />

Schuhe und Strümpfe ausgezogen, einem Beispiel, dem die<br />

anderen Mitspielerinnen folgten: “Sie spielten ein wunderbares<br />

Spiel und gewannen am Ende verdient!” Wobei das Barfußspielen<br />

offiziell verboten ist. Denn: Es muss, so die Wettspielordnung <strong>des</strong><br />

DTTB, in sportgerechter Kleidung (kurzärmeliges Hemd, Shorts<br />

oder Röckchen, Socken und Hallenschuhen) gespielt werden.<br />

Umgekehrt sagt die Wettkampf- und Kleiderordnung beim Judo,<br />

dass - natürlich! - barfuß angetreten wird, wobei allenfalls Stütz-<br />

Bandagen erlaubt sind. Und im Karate und Taekwondo ist eine korrekte,<br />

starke Ausführung der Techniken und das Anziehen der<br />

Zehen - beschuht - kaum denkbar. Ganz zu schweigen von einer<br />

Kata oder Hyong, bei der ein(e) Sportler/-in in Schuhen zumin<strong>des</strong>t<br />

ein Stirnrunzeln, und das nicht nur bei “Traditionalisten”, hervorruft.<br />

Wobei die Sorge vor ungünstiger Witterung, in den allermeisten<br />

Fällen, ziemlich unbegründet ist. Denn: Diese `nackten<br />

Tatsachen` sind keinesfalls schädlich, sondern eher gesund: “Ohne<br />

Schuhe können sich die Füße frei bewegen. Die Muskeln sind voll<br />

in Aktion!” Dieses Fazit zog das bekannte WDR-Magazin<br />

“Hobbythek”, das Barfußlaufen gar als Therapie einstuft: “Beim<br />

Barfußlaufen tritt man behutsam(er) auf, dämpft die Stöße und<br />

gleicht Unebenheiten aus. Gleichzeitig zwingt der Untergrund<br />

dazu, eine optimale, gesunde Fußstellung anzunehmen.” Eine<br />

Wohltat, die dem beschuhten Fuß, wo die Fußsohle zudem das<br />

Abrollen behindere, verwehrt bleibt. Und nicht zuletzt gehört es<br />

zur faszinierend-exotischen Kulisse <strong>des</strong> Kampfsports!<br />

Peter Hoffmann, Waldstraße 20, 66113 Saarbrücken<br />

Telefon: 0681-71665 oder: 0173-1808761

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