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Nr. 66 - Soziale Welt

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4<br />

OB-WAHL IN FRANKFURT<br />

Der Rhein-Fall von Frankfurt<br />

Fortsetzung von Seite 1<br />

Wer hätte es gedacht, noch vor<br />

wenigen Wochen, meinte ein<br />

Frankfurter Geschäftsmann gegenüber<br />

einem Redaktionsmitglied: „…ja,<br />

der Feldmann, nach dem Wahlkampf wird<br />

keiner mehr an Ihn denken…!“<br />

Ist die Wahl Peter Feldmanns ein Zeichen<br />

für einen Aufbruch und eine Richtungsänderung,<br />

der Politik im Römer? Wie stehen die<br />

Grünen zum Wahlausgang und zu Feldmann<br />

und wie geht es weiter mit Schwarz-Grün?<br />

Diese Wahl ist für die Sozialdemokratie in<br />

Frankfurt eine große Chance! Jetzt ist zu hoffen,<br />

dass die Sternstunde Peter Feldmanns<br />

vom Sonntag dem 25.März, auch zu einer<br />

Sternstunde der Politik für mehr soziale Gerechtigkeit,<br />

Ausgleich und Miteinander von<br />

Arm und Reich und für mehr ökologische<br />

Rücksichtnahme wird.<br />

Bei aller Euphorie, trauriger Fakt ist, dass die<br />

Mehrheit der Frankfurter Bürgerschaft überhaupt<br />

nicht gewählt hat. Nur geringe 35,1%<br />

der Wahlberechtigten haben es zur Wahlurne<br />

geschafft. Dennoch, die Wahl ist gelaufen<br />

und sie ist für den Sozialpolitiker Feldmann<br />

– mehr als gut – gelaufen!<br />

Die Themen, die Feldmann im Wahlkampf<br />

auf seine Fahne geschrieben hat, haben den<br />

überwiegenden Teil der aktiven Wähler dazu<br />

gebracht, seinem sozialen Konzept – und<br />

ihm, dem engagierten SPD Politiker, ihre<br />

Stimme zu geben.<br />

Wie geht es nun weiter? Wie wird sich dass,<br />

was Feldmann sich vorgenommen hat, umsetzen<br />

lassen? Die Mehrheitsverhältnisse im<br />

Rat sind ja geblieben und weiterhin ist die<br />

Römerkoalition mit der absoluten Mehrheit<br />

der Mandate ausgestattet. Ja, man könnte sagen,<br />

was auch immer der Häuptling will, es<br />

wird nichts werden, wenn die Indianer nicht<br />

wollen.<br />

Könnte diese alte Redensart die politische<br />

Zukunft des neuen Oberbürgermeisters beschreiben?<br />

Die Sitzverteilung im Stadtparlament, 24<br />

Sitze bei den Grünen und 28 Sitze bei der<br />

CDU, gibt diesen beiden Parteien die absolute<br />

Mehrheit. Die Schwarz-Grüne Fraktion<br />

hat damit faktisch das Sagen.<br />

Mit diesem Szenario vertraut, wird Feldmann,<br />

der von sich selbst, am 27.03.2012,<br />

im HR sagte, „Es gibt nicht nur Hartz IV<br />

und Schröder, sondern da, wo die SPD ist,<br />

ist sozialpolitisch links die Wand.“, bei der<br />

Durchsetzung seiner Ziele, durch seine Argumente<br />

überzeugen müssen. Er hat dabei einen<br />

hohen Trumpf im Ärmel: die Wählerinnen<br />

und Wähler, die Ihm am 25. März – mehrheitlich<br />

– ihre Stimme gegeben haben.<br />

Die von Feldmann im Wahlkampf aufgenommenen<br />

Themen und die von Ihm angestrebten<br />

Ziele: die Verringerung des Fluglärms,<br />

die Beseitigung der Kinderarmut, die<br />

Bereitstellung bezahlbaren Wohnraums, die<br />

Verbesserung der Lebensbedingungen alter<br />

Menschen und des Miteinanders der Generationen<br />

sowie mehr soziale Gerechtigkeit<br />

in Frankfurt, finden die Unterstützung der<br />

Mehrheit der Wählergemeinde.<br />

In diesem klaren Votum wird deutlich, dass<br />

die sozialpolitischen Themen den Bürgern<br />

noch wichtiger geworden sind. ☺<br />

Die Stadtparlamentarier und damit Ihre<br />

Parteien werden also zukünftig Ihre eigene<br />

Position zu diesen beiden Themenkreisen<br />

noch deutlicher präsentieren müssen. Umso<br />

mehr es Feldmann und der SPD gelingt, die<br />

jeweiligen Positionen der politischen Gegner<br />

abzugrenzen, desto klarer wird das Wählervotum<br />

bei der nächster Kommunalwahl ausfallen.<br />

Es wird also sehr darauf ankommen, die<br />

Öffentlichkeit intensiv an den anstehenden<br />

Prozessen teilhaben zu lassen, indem eine<br />

kontinuierliche Informations- und Transparenz-Politik<br />

betrieben wird.<br />

Die unmittelbare und den Bürgern zugewandte<br />

Art von Herrn Feldmann, wird Ihm<br />

bei seiner Arbeit den notwendigen, mehrheitlichen<br />

Rückenwind geben. Solange er<br />

bei seinem Wirken die Bürger „auf dem<br />

Laufenden hält“ und sich nicht von seinem<br />

Kurs abbringen lässt, wird er mit der Unterstützung<br />

bei den nächsten Wahlen rechnen<br />

können.<br />

Die Regierungsfraktionen werden sich also<br />

sehr genau überlegen müssen, wo und wie sie<br />

mit dem Neuen zusammenarbeiten – oder<br />

ihn blockieren wollen. Die Bürgerinnen und<br />

Bürger haben jedenfalls Ihre Entscheidung,<br />

im Bezug auf die genannten Kern-Themen<br />

Feldmanns, schon getroffen.<br />

Nichts desto weniger, wird es aber auch den<br />

ganzen Einsatz, Kontinuität und Durchhaltevermögen,<br />

Kreativität und Kompetenz erfordern,<br />

die passenden Lösungen für die anvisierten<br />

Ziele zu erarbeiten. Dies wird, bis<br />

zur nächsten Kommunalwahl, nur im Miteinander<br />

der Parteien möglich sein.<br />

Feldmann hat sich kein geringes Pensum vorgenommen.<br />

Die Stadt Frankfurt ist ein internationales<br />

„Pflaster“ und der Bankenstandort<br />

Europas. Die zusammenzubringenden Interessen,<br />

auf diesem weit über die Stadt- und<br />

Landesgrenzen hinausreichenden Parkett,<br />

werden von Ihm sehr viel abfordern.<br />

Die Wählerinnen und Wähler, die Ihn jetzt<br />

zum OB gewählt haben, werden Ihn an der<br />

Umsetzung seiner Wahlversprechen messen.<br />

Ein wesentlicher Punkt wird dabei sicherlich<br />

die Fluglärmverringerung sein, die er als einen<br />

der fünf Hauptpunkte in seinem Ziele-<br />

Katalog benannt hat.<br />

Feldmann geht zuversichtlich in die Zukunft.<br />

In einem Interview, am 26.03, mit<br />

dem Hessischen Rundfunk, betonte er, dass<br />

er auf Zusammenabreit setze und bezog sich<br />

auf die Gemeindeordnung der Stadt, die ja<br />

diese Zusammenarbeit einfordere.<br />

Im Hinblick darauf, ist ein – nicht zu unterschätzender<br />

– Sachverhalt von Bedeutung:<br />

die Reaktion vieler Grünenparteianhänger.<br />

Etliche hatten nach der Wahl erklärt, dass sie<br />

selbst Feldmann gewählt hätten, weil sie den<br />

– rechts angesiedelten – Rhein nicht hätten<br />

wählen wollen. „Ich habe mich, ehrlich gesagt,<br />

gefreut, weil so einen Rechten wie den Boris<br />

Rhein kann man einfach nicht wählen“, meinte<br />

ein Frankfurter Grünen-Mitglied am Rande<br />

der Mitgliederversammlung am Mittwoch.<br />

„Ich bin damit sehr zufrieden“, sagte ein anderes<br />

Parteimitglied. „Ich war ein Anhänger von Peter<br />

Feldmann und habe ihn auch gewählt.“ So<br />

in dem Kommentar von Tobias Lübben, HR,<br />

zu lesen. Analysen der Stichwahl zeigten: Feldmann<br />

bekam vor allem in „grünen“ Stadtteilen<br />

„Oberwasser“. Das „Lagerdenken“ in Rot-<br />

Grün überwog wohl die schwarz-grüne Koalitionsregierung<br />

im Rathaus. So kommentierte<br />

denn auch der HR weiter: “ Offensichtlich gibt<br />

es in den Reihen der Grünenwähler sehr viele,<br />

die sich eher mit den Zielen Feldmanns, als mit<br />

den Vorstellungen Rheins und damit ja wohl<br />

ihres Koalitionspartners identifizieren können.“<br />

(Tobias Lübben, HR, 29.03.2012)<br />

Betrachtet man einmal die Inhalte des Koalitionsvertrages<br />

der Schwarz-Grünen Regierungskoalition<br />

vom 06.Mai 2011, so findet<br />

man dort – ist das nicht erstaunlich? – eben<br />

auch jene Punkte, die Feldmann – sinngemäß<br />

– im Wahlkampf vertritt. Es geht um Schaffung<br />

von mehr bezahlbarem Wohnraum, um<br />

Mehrgenerationenwohnen, um Integration,<br />

um Kinder-Ganztagesstätten, Schulausbau,<br />

Ganztagsschulen und auf Seite 23.f. auch um<br />

das Nachtflugverbot, für das sich die Koalitionspartner<br />

weiterhin konsequent einsetzen<br />

wollen. Die Lärmverminderung in der Stadt<br />

ist ein wichtiger Punkt in diesem Koalitionsvertrag.<br />

Außerdem finden sich darin noch<br />

viele gute Vorsätze, die auch der SPD recht<br />

sein dürften.<br />

Es wäre doch sehr erfreulich, wenn diese<br />

Gemeinsamkeiten, wenn sie vielleicht auch<br />

anders nuanciert sein mögen, dazu führen<br />

würden, dass die Umsetzung der Inhalte nun<br />

richtig Fahrt aufnimmt.<br />

Peter Feldmann sagte, dass er zu Gesprächen<br />

immer bereit sei; vielleicht werden diese Gespräche<br />

dazu führen, dass gemachte Versprechen<br />

umgesetzt werden und Frankfurt eine<br />

noch lebenswertere Stadt – für möglichst alle<br />

Bürger – wird, als sie das jetzt schon ist.<br />

Gerhard Pfeifer (Bilder von: wikimedia)<br />

Der Rhein stürzt in den Main

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