14. 15 JUNGE OPER Die <strong>Staatsoper</strong> hat (…) erneut eine grandiose Ensembleleistung gezeigt, bei der auch die kleinste Rolle hochklassig besetzt war. Das Opernglas Opern-Hattrick voll Leid, Leidenschaft, Scherz. Evangelische Zeitung Ein kurzweiliger Opernabend, an dem alle Gefühlsregister gezogen werden. NDR 1 IL TRITTICO Il tabarro – Suor Angelica – Gianni Schicchi Drei Operneinakter von Giacomo Puccini MUSIKALISCHE LEITUNG Mark Rohde INSZENIERUNG Sebastian Baumgarten BÜHNE Alexander Wolf KOSTÜME Marysol del Castillo VIDEO Philip Bußmann WIEDERAUFNAHME 27. April 2013, 19.30 Uhr WEITERE VORSTELLUNGEN 01.05. (18.30 Uhr), 05.05. (18.30 Uhr) und 19.05.2013 (16 Uhr) Mit freundlicher Unterstützung der NORD/LB und der Stiftung <strong>Staatsoper</strong> <strong>Hannover</strong>
KONZERT SWANTJE KÖHNECKE EIN SUBTILES NICHTS Claude Debussys letztes Orchesterwerk im 6. Sinfoniekonzert Die Szene zeigt einen nächtlichen Park. Ein Tennisball fällt auf die Bühne, ein junger Mann mit Tennisschläger in der Hand läuft hinterher und verschwindet. Zwei junge Frauen treten auf, werden von dem Mann aus dem Gebüsch beobachtet. Er verführt sie zum Tanz: zuerst die eine, doch die andere wird eifersüchtig. Es entwickelt sich ein leidenschaftlicher Tanz zu dritt, bis ein zweiter verirrter Tennisball das Geschehen unterbricht und beendet. Dieses Szenario des Choreographen Vaslaw Nijinsky wurde Claude Debussy vorgelegt: »geformt aus diesem subtilen Nichts, aus dem, wie ich glaube, eine Tanzdichtung bestehen muss«, wie der Komponist sich am 15. Mai 1913, dem Tag der Uraufführung seines Balletts Jeux in einem Zeitungsartikel erinnert. Und zunächst war der arrivierte Komponist wohl eher abgeneigt gewesen, den Auftrag der Ballets Russes anzunehmen. Seit 1909 zeigte die junge Kompanie von Sergei Diagilew ihr neuartiges Programm in Paris, in enger Zusammenarbeit mit Komponisten und später auch bildenden Künstlern. In der dritten Saison hatte Nijinsky Debussys berühmtes Prélude à l’après-midi d’un faune von 1894 choreographiert, und schon hier hatte der Komponist nur widerstrebend seine Einwilligung dazu gegeben. Und doch folgte ein Jahr später Jeux, »Spiele«, Debussys einzige originäre Ballettmusik und seine letzte Partitur für Orchester – vermutlich aufgrund eines finanziell deutlich verbesserten Angebots von Diagilew. Anders als die Kompositionen von Igor Strawinsky für die Ballets Russes (Feuervogel 1910, Petruschka 1911, Le Sacre du printemps 1913) setzte sich Debussys Poème dansé jedoch nicht auf der Tanzbühne, sondern im Konzertsaal durch. Vielleicht machte sich die ironische Distanz bemerkbar, die der 51-jährige Debussy gegenüber dem wesentlich jüngeren Nijinsky und seiner Kunst zum Ausdruck brachte: »Bevor ich ein Ballett schrieb, wusste ich nicht, was ein Choreograph ist; jetzt weiß ich es: Das ist ein Mann, der sehr viel von der Rechenkunst versteht. Zum Beispiel: 1, 2, 3 / 1, 2, 3 / 1, 2, 3, 4, 5 / 1, 2, 3, 4, 5, 6 / 1, 2, 3 / 1, 2, 3; (ein bisschen schneller), dann das Ganze im Zusammenhang. Das sieht nach nichts aus, ist aber äußerst aufregend, vor allem, wenn der unvergleichliche Nijinsky diese Aufgabe stellt.« Auch wenn der Walzerrhythmus sein motivischer Kern ist, geht Jeux weit über das genannte »1, 2, 3« hinaus. Musikhistorisch wurde das Werk zwar zunächst durch den Uraufführungsskandal des Sacre du printemps überstrahlt, das nur zwei Wochen später am selben Ort durch dieselbe Kompanie herauskam. Doch heute erscheint uns die Partitur nicht weniger aufsehenerregend: mit ungehörten Schattierungen der Klangfarbe, aufregenden harmonischen Konstruktionen, rhythmischen Finessen und einer frei fließenden Form, »die sich von Augenblick zu Augenblick erneuert« (Pierre Boulez). Das konkrete Spiel der Handlung – Tennis, Tanz und Leidenschaft – wird zum abstrakten Spiel musikalischer Parameter. Doch ist Debussys Musik bei aller Komplexität von verführerischer Sinnlichkeit, Eleganz und scheinbarer Leichtigkeit. »Musik muss vom Ohr des Hörers spontan aufgenommen werden können,« schrieb Debussy 1909, »er darf nicht Mühe haben, in den Mäandern einer komplizierten Entwicklung die abstrakten Ideen zu erkennen.« Oder eben die Stimmung und Handlung des »subtilen Nichts« einer Tanzdichtung. 6. SINFONIEKONZERT MAURICE RAVEL Ma Mère l'Oye (1908/1911) CLAUDE DEBUSSY Jeux (1912–13) ANTONÍN DVOŘÁK Sinfonie Nr. 8 G-Dur op. 88 (1889) DIRIGENT Jonathan Darlington Niedersächsisches Staatsorchester <strong>Hannover</strong> Sonntag, 17. März 2013, 17 Uhr Montag, 18. März 2013, 19.30 Uhr Kurzeinführungen mit Jonathan Darlington jeweils 45 Minuten vor Beginn