seitenbühne 03.04 - Staatsoper Hannover
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AUS DEN ABTEILUNGEN<br />
KATHARINA ORTMANN<br />
WIE BRINGT MAN COCKTAILS ZUM LEUCHTEN?<br />
Da Capo! Catering – die Gastronomie des Opernhauses<br />
Küchenleiter Ravi Raman und Mitarbeiterin Janett Frenkel<br />
Als Koch muss man ausschließlich kochen<br />
können? Fehlanzeige, wenn man beim Catering<br />
eines Opernbetriebs arbeitet. Das Personal<br />
von Da Capo! Catering beschäftigen<br />
neben dem Kantinenbetrieb und Vorderhausservice<br />
schon mal ausgefallene Fragen<br />
wie: Woher bekommt man hunderte Tuben,<br />
in die eine leckere Nachspeise gefüllt wird?<br />
Mit welcher Speise harmoniert Knallbrause?<br />
Wie bekommt man es hin, dass diese Zutat<br />
auch noch dann schön auf der Zunge knallt<br />
und brizelt, wenn sie schon zwei Minuten<br />
auf einer Kugel Eis gelegen hat? Und wie<br />
bringt man Cocktails zum Leuchten?<br />
Norbert Bartsch ist ausgebildeter Koch und<br />
bei Da Capo! Catering Teamleiter »Food and<br />
Quality«. Für ihn ist es genau diese Art von<br />
Kreativität, die die Arbeit an der <strong>Staatsoper</strong><br />
so spannend und herausfordernd macht:<br />
»Wer hier am Haus arbeitet, muss auch im<br />
Catering hin und wieder ungewöhnliche<br />
Wege gehen, um die Gäste zufrieden zu stellen<br />
– und natürlich die Hausleitung, die beispielsweise<br />
für den Opernball die Gerichte<br />
und Getränke persönlich testet! Unserer Kreativität<br />
sind für derartige Veranstaltungen<br />
keine Grenzen gesetzt«. Dieses Jahr lautete<br />
das Motto des Opernballes einfach überirdisch!.<br />
Schon von Spielzeitbeginn an wurde<br />
recherchiert, experimentiert und probiert.<br />
Von Jules Verne über Raumschiff Enterprise<br />
bis hin zur Speisekarte von Astronauten –<br />
alles diente zur Inspiration. Der beliebte<br />
Opernball-Hotdog wurde so zum Photonentorpedo,<br />
Bagels hießen Saturnringe und in<br />
Cocktails versenkte Blinklichter tauchten die<br />
Getränke in futuristische Farben. Trotzdem<br />
ist der Opernball nur einer von vielen Einsatzorten<br />
für das Team von Da Capo! Catering<br />
– wenn auch der aufwändigste. »Die<br />
Vorbereitungen müssen neben dem Tagesgeschäft<br />
laufen. Das erfordert eine enorme<br />
logistische und personelle Vorplanung.«<br />
Christian Rieger, Assistent der Geschäftsführung<br />
der Cateringfirma, ist fast täglich im<br />
Staatstheater, um die Abläufe zu besprechen.<br />
»Wir bewirtschaften neben der Opernund<br />
Schauspielkantine auch das Vorderhaus,<br />
also den Publikumsbereich während der<br />
Vorstellungen. Der Opernball ist organisatorisch<br />
hier der absolute Höhepunkt: 120 Mitarbeiter,<br />
20.000 Gläser, zigtausend Besteckteile<br />
… das muss man erst einmal alles<br />
zusammen bringen!«<br />
Das Tagesgeschäft ist demgegenüber zwar<br />
wesentlich überschaubarer – aber nicht immer<br />
ruhiger. Eigentlich beginnt der Kantinenbetrieb<br />
in der Oper erst ab acht Uhr morgens.<br />
Meistens steht aber schon eher ein<br />
hungriger Kollege vor der Tür. Das Frühstücksangebot<br />
– Rühr- oder Spiegelei, mit<br />
und ohne Schinken – erfreut sich zunehmender<br />
Beliebtheit. Manch eine Abteilung<br />
hat schon Frühstücksrituale entwickelt: Jeden<br />
Donnerstag etwa gibt die Damenschneiderei<br />
für Freitagmorgen eine Bestellung auf,<br />
zum gemeinsamen Frühstück mit Ei.<br />
Bis 12 Uhr mittags müssen drei verschiedene<br />
Gerichte zubereitet werden, insgesamt gehen<br />
dann 50 bis 60 Mahlzeiten über die<br />
Theke. Dazu kommen diverse Sonderwünsche,<br />
die, wenn möglich, erfüllt werden. Geschlossen<br />
wird die Kantine eine Stunde nach<br />
Vorstellungsende oder, an vorstellungsfreien<br />
Tagen, auch nach Absprache. Die Proben im<br />
Saal oder auf den Probebühnen dauern in<br />
der Regel bis 22 Uhr, und in der Pause erwarten<br />
die Beteiligten, dass Brötchen und<br />
Getränke bereit stehen – oder nach der Probe<br />
auch mal ein Bier. Gibt es Lieblingsspeisen<br />
der Mitarbeiter? Für den Küchenleiter<br />
Ravi Raman gibt es zwei klare Favoriten:<br />
»Ein Dauerbrenner ist unser Opernteller<br />
(Currywurst mit Pommes) und der selbst gebackene<br />
Kuchen von unserer Mitarbeiterin<br />
Britta Klauke, den es hin und wieder gibt.<br />
Und unsere selbst gemachten Nudeln, die<br />
kommen ebenfalls gut an.«<br />
Und wie isst das Publikum? »Da gibt es ein<br />
sehr seltsames Phänomen« erzählt Christian<br />
Rieger: »In Ballettvorstellungen verkaufen<br />
wir am wenigsten. Als würden die Zuschauer<br />
sich hier nicht trauen zu essen.« Vielleicht<br />
wäre die Raumfahrercreme vom Opernball<br />
ein passendes Angebot für Ernährungsbewusste?<br />
Dass man die erforderlichen Tuben<br />
über den Fachhandel für Apotheker bekommt,<br />
hat Norbert Bartsch ja inzwischen<br />
herausgefunden.