Der Schlüssel - Ausgabe 3/2010 - Kath. Pfarrei St. Peter Heppenheim
Der Schlüssel - Ausgabe 3/2010 - Kath. Pfarrei St. Peter Heppenheim
Der Schlüssel - Ausgabe 3/2010 - Kath. Pfarrei St. Peter Heppenheim
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Interview Frank Meessen<br />
Wie wichtig ist das <strong>Kath</strong>olisch in ihrem Namensschild?<br />
Im Interview: Dr. Frank Meessen, Leiter des <strong>Kath</strong>olischen Bildungswerks Bergstraße/Odenwald // Fragen von Thomas Zelinger<br />
Mit dem <strong>Kath</strong>olischen Bildungswerk<br />
Bergstraße/Odenwald hat das Bistum<br />
Mainz in <strong>Heppenheim</strong> eine Einrichtung,<br />
die eng mit den ehrenamtlichen<br />
Bildungsbeauftragten der Gemeinden<br />
in der Region zusammenarbeitet und<br />
die zugleich über <strong>Pfarrei</strong>grenzen hinweg<br />
Angebote für Erwachsene macht.<br />
Und das nicht nur für <strong>Kath</strong>oliken.<br />
Knapp 2.400 Veranstaltungsstunden<br />
à 45 Minuten werden im Jahr in<br />
Summe angeboten, die Teilnehmerzahl<br />
liegt bei rund 6.500. Dr. Frank<br />
Meessen hat die Einrichtung vor 25<br />
Jahren aufgebaut und leitet sie heute<br />
noch. Im Interview beantwortet er<br />
Fragen zum <strong>Kath</strong>olischen Bildungswerk und zur Situation<br />
der Kirche.<br />
Herr Dr. Meessen, erklären Sie doch mal in zwei<br />
Sätzen, was das <strong>Kath</strong>olische Bildungswerk ist.<br />
Dr. Meessen: Wir sind eine „Filiale“ des Diözesanbildungswerkes<br />
in Mainz und als solche eine Abteilung im<br />
Bischöflichen Ordinariat, zuständig für die katholische<br />
Erwachsenenbildung im Kreis Bergstraße und dem<br />
Odenwaldkreis.<br />
Sie sind also keine missionierende Außenstelle des<br />
Bischofs?<br />
Dr. Meessen: Nein, eine „missionierende Außenstelle<br />
des Bischofs“ sind wir sicher nicht.<br />
Wir betreiben keine Mission. Aber dafür zu sorgen, dass<br />
es hier ein Bildungsangebot der Kirche gibt, das tun wir<br />
im Auftrag unseres Bischofs.<br />
Im Bistum Mainz gibt es sechs regionale Bildungswerke.<br />
Die ersten wurden in den früher siebziger<br />
Jahren des vergangenen Jahrhunderts gegründet,<br />
warum?<br />
Dr. Meessen: Nach dem Krieg gab es so etwas wie ein<br />
Exportmodell, das heißt die <strong>Pfarrei</strong>en im Bistum wurden<br />
mit Bildungsangeboten aus der Zentrale in Mainz versorgt.<br />
Mit der Würzburger Synode wuchs die Einsicht in<br />
die Eigenständigkeit und Selbstverantwortung unserer<br />
<strong>Pfarrei</strong>en. Unsere darauf hin geschaffenen regionalen Bildungswerke<br />
haben die Aufgabe, diese Gemeinden vor Ort<br />
bei ihren eigenständigen Bildungsangeboten zu unterstützen.<br />
Wie entsteht Ihr Programm, und welche Vorgaben<br />
haben Sie?<br />
Dr. Meessen: Unser Programm steht gewissermaßen auf<br />
zwei Beinen: Einerseits die Angebote der Gemeinden<br />
und kirchlichen Verbände vor Ort und andererseits das<br />
Jahresprogramm der Regionalstelle, das Bildungsangebote<br />
macht, die - aus welchen Gründen auch immer - so<br />
Seite 22<br />
Dr. Frank Meessen steht im Interview<br />
Rede und Antwort.<br />
in Gemeinden nicht laufen. Entscheidend<br />
ist immer, dass es sich um<br />
Veranstaltungen der Erwachsenenbildung<br />
handelt, also zum Beispiel<br />
keine Gottesdienste, Sitzungen oder<br />
Gemeindefeste.<br />
Ihre Einrichtung Bergstraße/Odenwald,<br />
zu der auch das Ried gehört,<br />
ist in diesem Jahr 25 Jahre alt geworden.<br />
Wo lagen anfangs Schwerpunkte<br />
des Seminarprogramms?<br />
Dr. Meessen: Anfänglich hatten wir<br />
von der Regionalstelle mehr Fortbildungsangebote<br />
im Programm, zum<br />
Beispiel für Besuchsdienste in Gemeinden, für Katecheten<br />
oder andere Ehrenamtliche in der Seniorenarbeit. Und<br />
natürlich für die Bildungsbeauftragten, die unsere direkten<br />
ehrenamtlichen Mitarbeiter vor Ort sind. Inhaltlich waren<br />
ein Schwerpunkt zum Beispiel die Seminare für pflegende<br />
Angehörige.<br />
Und was sind heute zentrale Themen?<br />
Dr. Meessen: Heute spielen Literatur, Philosophie und<br />
Seminare zur Persönlichkeitsbildung oder Krisenbewältigung<br />
eine größere Rolle, aber auch religiöse und spirituelle<br />
Themen bleiben aktuell.<br />
Gibt es ein Seminar, bei dem Sie selbst von der<br />
Resonanz überrascht waren?<br />
Dr. Meessen: Ja, als wir vor sechs Jahren ganz vorsichtig<br />
ein Philosophieseminar anboten und ganz unsicher<br />
waren, wie das ankommen würde. Dass inzwischen sechs<br />
Kurse pro Jahr laufen, ist wirklich eine Überraschung<br />
gewesen. Eine Erklärung ist sicher die, dass der Seminarleiter,<br />
Norbert Köhler, und frühere Leiter des <strong>St</strong>arkenburg-Gymnasiums<br />
über einen philosophischen wie pädagogischen<br />
Eros verfügt, indem er vermitteln kann ohne<br />
zu belehren. Das kommt gut an.<br />
Wie wichtig ist das <strong>Kath</strong>olisch auf Ihrem Türschild?<br />
Dr. Meessen: Nun, vielleicht können wir zeigen, dass<br />
katholisch auch heißt: aufgeschlossen sein und mit beiden<br />
Beinen auf dem Boden stehen.<br />
Und welchen <strong>St</strong>ellenwert hat Ökumene?<br />
Dr. Meessen: Ökumene war früher ein häufiges Thema<br />
in der Erwachsenenbildung. Heute ist sie für mich weniger<br />
ein Thema als vielmehr eine ganz selbstverständliche<br />
Form der Zusammenarbeit, die bei meinen vielen<br />
evangelischen Kolleginnen in unserer Region auch obendrein<br />
noch richtig Spaß macht.