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Die dunklen Seiten der Schokolade - Fair Trade

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Mitte 2008 davon aus, dass die Erntemenge bis 2013 um jährlich 3,7 % steigen wird. Zugleich<br />

soll jedoch die Verarbeitung nur um 2,8 % pro Jahr steigen. Trifft diese Prognose zu,<br />

werden die Erntemengen mehrere Jahre hintereinan<strong>der</strong> den Bedarf übersteigen. <strong>Die</strong>s wie<strong>der</strong>um<br />

wird automatisch zu einem Preisverfall führen. <strong>Die</strong> <strong>der</strong>zeitige Krise <strong>der</strong> Weltwirtschaft<br />

könnte darüber hinaus zu einem Absatzeinbruch führen und so die Produktionsüberschüsse<br />

noch erhöhen (ICCO 2008: 1-2).<br />

Wie wenig die Bauern von einer erhöhten Erntemenge profitieren, zeigen Prognosen. Szenario<br />

A:<br />

‣<strong>Die</strong> internationale Kakaoorganisation erwartet, dass die Erntemenge mit 3,7 % pro<br />

Jahr stärker wächst als die Nachfrage. Bis 2013 wird <strong>der</strong> Bedarf jedes Jahr überschritten.<br />

<strong>Die</strong>s führt zu steigen<strong>der</strong> Lagerhaltung und zu sinkenden Preisen.<br />

Szenario B:<br />

‣Würde die Erntemenge jedoch weniger stark steigen als erwartet, könnten die Preise<br />

bis 2013 um 20 % zulegen. <strong>Die</strong>ser Zuwachs wie<strong>der</strong>um würde bedeuten, dass <strong>der</strong><br />

Wert <strong>der</strong> weltweiten Kakaoernte trotz geringerer Produktionszuwächse im Jahr<br />

2012/13 deutlich über <strong>der</strong> Prognose in Szenario 1 liegt (ICCO 2008: 7 / Tabelle 6).<br />

Tabelle 6<br />

Abhängigkeit <strong>der</strong> Preise von <strong>der</strong> Produktionsmenge<br />

Prognose Szenario A Szenario B<br />

2007/08 2012/13 2012/13<br />

Weltproduktion von Kakao (1) 3.713 4.459 4.190<br />

Kakaopreis (2) 1.374 1.257 1.693<br />

Wert <strong>der</strong> Weltproduktion (2) 5.101 5.605 7.094<br />

(1) Angaben in tausend Tonnen<br />

(2) Angaben in SDR je Tonne (SDR: Der Internationale Währungsfonds errechnet eine Währungseinheit<br />

aus den Umrechnungskursen von US-Dollar, Euro, Japanischem Yen und Britischem Pfund. 1<br />

SDR entspricht rund 1,10 €)<br />

Quelle: ICCO<br />

<strong>Die</strong> Nachfrage nach Kakao reagiert unelastisch auf Preisschwankungen: Selbst wenn <strong>der</strong><br />

Preis deutlich fällt, werden die meisten Menschen nicht mehr <strong>Schokolade</strong> konsumieren. Auf<br />

<strong>der</strong> Anbieterseite führt jedoch ein Überangebot von Kakaobohnen sofort zu einem Verfall <strong>der</strong><br />

Preise (Gockowski 2008: 2).<br />

Für die Bauern weltweit bedeutet dies, dass ein starker Zuwachs <strong>der</strong> Erntemenge zu einem<br />

deutlich niedrigeren Preis pro Kilo führen wird und damit zu Verlusten. Daraus lässt sich ableiten,<br />

dass Programme zur Steigerung <strong>der</strong> Ertragsmenge je Hektar ein zweischneidiges<br />

Schwert sind: Mehreinnahmen wird die Mehrproduktion nur dann bringen, wenn <strong>der</strong> Preis<br />

nicht deutlich sinkt. Sonst droht den Bauern, was in <strong>der</strong> klassischen Außenhandelstheorie als<br />

Verelendungswachstum bezeichnet wird: <strong>Die</strong> Produktion von immer höheren Erträgen führt<br />

zu massiven Verlusten und Armut (siehe Kasten).<br />

Profitieren könnten dann nur die Bauern, die als Erste investieren und die Erträge pro Hektar<br />

deutlich ausbauen – sofern sie dazu in <strong>der</strong> Lage sind, den Preisverfall zu überstehen. Bauern,<br />

die zu spät reagieren, werden dann den Kakaoanbau aufgeben müssen, was wie<strong>der</strong>um<br />

mittelfristig trotz <strong>der</strong> steigenden Erträge einzelner Bauern zu sinkenden Erntemengen und<br />

steigenden Preisen führen kann (Gockowski 2008: 3).<br />

Verelendungswachstum auf Rohstoffmärkten<br />

Bereits 1958 behauptete <strong>der</strong> Ökonom Jagdish Bhagwati, es könne zu einem »Verelendungswachstum«<br />

kommen. Er wies die Möglichkeit nach, dass ein Unternehmen ein Produkt<br />

immer besser, immer billiger und in immer größerer Zahl herstellt und sich damit in den<br />

Ruin wirtschaftet. <strong>Die</strong>s wi<strong>der</strong>sprach <strong>der</strong> vorherrschenden Annahme, eine Verbilligung <strong>der</strong><br />

Herstellung führe zu mehr Absatz, mehr Produktion, mehr Beschäftigung und damit auch zu<br />

mehr Wohlstand. Bhagwati sagte allerdings auch von vornherein, dies treffe nur auf eine<br />

sehr begrenzte Zahl von Produkten zu: <strong>Die</strong>se müssten auf eine begrenzte Nachfrage sto-<br />

SÜDWIND - <strong>Die</strong> <strong>dunklen</strong> <strong>Seiten</strong> <strong>der</strong> <strong>Schokolade</strong> 11

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