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Die dunklen Seiten der Schokolade - Fair Trade

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destpreissystem eingeführt. <strong>Die</strong>s funktioniert jedoch nur begrenzt, und die Bauern erhalten<br />

häufig weniger für ihre Ernte, als ihnen <strong>der</strong> Mindestpreis garantieren sollte (ICCO 2008a: 26).<br />

Massiv staatlich geför<strong>der</strong>t wird allerdings <strong>der</strong> Ausbau <strong>der</strong> Verarbeitung von Kakaobohnen zu<br />

Vorprodukten. <strong>Die</strong> Fabriken wurden in den letzten Jahren deutlich ausgebaut, und ihre Kapazität<br />

lag Anfang 2009 nach <strong>der</strong> Eröffnung einer weiteren großen Anlage bei 470.000 Tonnen,<br />

weitere Fabriken sollen entstehen. Das Land ist mittlerweile <strong>der</strong> drittgrößte Weiterverarbeiter<br />

<strong>der</strong> Welt. Um die Verarbeitung weiter zu för<strong>der</strong>n, ist die Steuer auf den Export von Kakaopulver<br />

nur halb so hoch wie die auf den Export von unverarbeitetem Kakao, und auch<br />

beim Import <strong>der</strong> notwendigen Maschinen gibt es erhebliche Steuererleichterungen. <strong>Die</strong> Verarbeitungsfabriken<br />

gehören zu mehr als 70 % ausländischen multinationalen Unternehmen,<br />

die vermutlich einen erheblichen Teil ihrer Gewinne in die Konzernzentralen überweisen<br />

(ICCO 2008a: 17; Cappelle 2008: 8-10; Aboa 2009; TCC 2009: 10).<br />

Schlechte Infrastruktur<br />

Trotz <strong>der</strong> Einnahmen aus dem Export von Kakao sind die Erzeugerregionen arm geblieben,<br />

und die Infrastruktur ist sehr schlecht:<br />

‣72 % <strong>der</strong> Dörfer haben keinen Zugang zu einer Gesundheitsversorgung.<br />

‣61 % <strong>der</strong> Dörfer sind Teile des Jahres über Straßen nicht zu erreichen.<br />

‣53 % <strong>der</strong> Dörfer haben keinen Stromanschluss und nur 15 % <strong>der</strong> Haushalte sind ans<br />

Stromnetz angeschlossen.<br />

‣Lediglich 40 % <strong>der</strong> Dörfer haben Zugang zu sauberem Trinkwasser.<br />

‣Keines <strong>der</strong> Dörfer hat eine weiterführende Schule (Republic of Côte d’Ivoire 2008: 23-<br />

26, 33).<br />

Kin<strong>der</strong>arbeit<br />

<strong>Die</strong> Elfenbeinküste hat die ILO Konventionen gegen die schlimmsten Formen von Kin<strong>der</strong>arbeit<br />

sowie für das Mindestalter <strong>der</strong> Beschäftigten ratifiziert.<br />

In den Haushalten <strong>der</strong> Kakaobauern leben durchschnittlich 6 Kin<strong>der</strong> (Republic of Côte<br />

d’Ivoire 2008: 40). Statistiken über <strong>der</strong>en Lebenssituation liegen erst in Ansätzen vor, was<br />

aufgrund <strong>der</strong> chaotischen Lage im Lande und <strong>der</strong> politisch schwierigen Situation des Sektors<br />

kaum überraschend ist. Erst <strong>der</strong> internationale Druck und das Harkin-Engel-Protokoll haben<br />

dazu geführt, dass überhaupt umfassen<strong>der</strong>e Daten erhoben wurden. <strong>Die</strong> Studie, aus <strong>der</strong> die<br />

im Folgenden angeführten Daten fast alle stammen, kann nur ein erster Ansatz sein. Da international<br />

die Diskussion über Kin<strong>der</strong>arbeit im Mittelpunkt steht, beschränkt sie sich auf diesen<br />

Bereich, und viele weitere wichtige Informationen fehlen. Zudem ist die Methodik <strong>der</strong><br />

Studie nicht unumstritten (siehe Kapitel 6.2).<br />

<strong>Die</strong> vorliegenden Daten belegen erhebliche Missstände im Kakaoanbau:<br />

‣89 % <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> auf den Kakao anbauenden Farmen arbeiten in den Kakaoplantagen.<br />

Doch auch in an<strong>der</strong>en Bereichen <strong>der</strong> Betriebe (Nahrungsmittelanbau, Haushalt<br />

etc.) arbeiten die meisten von ihnen mit.<br />

‣Weniger als 2 % <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> auf den Farmen sind nicht mit den Besitzern des Betriebes<br />

verwandt.<br />

‣17 % <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> berichten von Gewalt auf den Fel<strong>der</strong>n.<br />

‣Ein großer Teil <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> ist auch mit gefährlichen Arbeiten beschäftigt. Dazu zählt<br />

an erster Stellen das Tragen von schweren Lasten (53 %), doch auch das Fällen von<br />

Bäumen (5,5 %), das Ausbringen von Dünger (8,4%) und das Sprühen von Pestiziden<br />

(4,6 %).<br />

‣Von den befragten Kin<strong>der</strong>n gaben 40 % an, sie hätten durch das Tragen schwerer<br />

Lasten Probleme im Nacken, in den Schultern o<strong>der</strong> im Rücken. 39 % klagten über<br />

Migräne, was vermutlich auf das Inhalieren von Chemikalien zurückzuführen ist. 14 %<br />

hatten schon Brüche o<strong>der</strong> Verstauchungen erlitten. Von den verletzten Kin<strong>der</strong>n wurden<br />

nur 71 % medizinisch betreut.<br />

SÜDWIND - <strong>Die</strong> <strong>dunklen</strong> <strong>Seiten</strong> <strong>der</strong> <strong>Schokolade</strong> 31

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