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Die dunklen Seiten der Schokolade - Fair Trade

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2.2 Kolonialzeit – Harte Arbeit für den süßen Luxus<br />

Als die Europäer nach Amerika kamen, dauerte es nicht lange, bis sie entdeckten, dass Kakao<br />

unter den Einheimischen eine wichtige Rolle spielte. Der spanische Eroberer Hernán<br />

Cortés eroberte im Jahr 1521 Mexiko und übernahm Tenochtitlan, die Hauptstadt <strong>der</strong> Azteken.<br />

Er entdeckte das Kakaogetränk für die Europäer und brachte die Bohnen 1529 als<br />

Kriegsbeute mit nach Spanien. Noch in Mittelamerika wurden beson<strong>der</strong>s von Dominikaner-<br />

Mönchen neue Rezepte entwickelt und das Kakaogetränk mit Zimt o<strong>der</strong> Rohrzucker versetzt.<br />

Das süße, exotische Getränk eroberte den spanischen Königshof und wurde zu einer favorisierten<br />

Delikatesse <strong>der</strong> spanischen Aristokratie.<br />

Erst ein knappes Jahrhun<strong>der</strong>t später verließ das Wissen um das süße Getränk Spanien, und<br />

Kakao etablierte sich auch an an<strong>der</strong>en europäischen Höfen. Kakao entwickelte sich in<br />

Europa zu einem Statussymbol <strong>der</strong> Aristokraten.<br />

Mitte des 17. Jahrhun<strong>der</strong>ts eröffneten in London die ersten <strong>Schokolade</strong>nstuben, die auch<br />

Nichtadeligen Zugang zu dem süßen Getränk verschafften, sofern sie es sich leisten konnten.<br />

<strong>Schokolade</strong>nstuben entstanden zeitgleich mit Kaffeehäusern. <strong>Die</strong> drei Heißgetränke<br />

Kaffee, Tee und Kakao entwickelten sich aber sehr unterschiedlich. Während Kaffee, dem<br />

man wegen des Koffeingehalts eine Steigerung <strong>der</strong> Produktivität zuschrieb, schnell zum<br />

proletarischen Arbeitergetränk wurde, stand die heiße <strong>Schokolade</strong> mehr für gepflegtes, elitäres<br />

Nichtstun.<br />

Da Kakao und Zucker arbeitsintensive landwirtschaftliche Produkte waren, entwickelten<br />

Spanien und später auch die an<strong>der</strong>en europäischen Staaten koloniale Methoden zur Kakaoproduktion.<br />

Vom 16. bis 19. Jahrhun<strong>der</strong>t wurde die meiste Arbeit im Bereich des Kakaoanbaus<br />

von Sklaven verrichtet. Zunächst kam das gefragte Gut weiterhin aus Zentralamerika,<br />

später dann, beson<strong>der</strong>s als viele <strong>der</strong> amerikanischen Ureinwohner an europäischen Krankheiten<br />

gestorben waren, auch aus Afrika. Jahrhun<strong>der</strong>telang hatten die Europäer afrikanische<br />

Sklaven nach Amerika gebracht, um dort auf Kakaoplantagen zu arbeiten. Schließlich<br />

brachten sie den Kakaobaum auf den afrikanischen Kontinent. Viele europäische Län<strong>der</strong><br />

begannen in ihren afrikanischen Kolonien zu produzieren. Beson<strong>der</strong>s im 19. und Anfang des<br />

20. Jahrhun<strong>der</strong>ts, als die Nachfrage in Europa anstieg, wurde <strong>der</strong> Anbau in Afrika massiv<br />

ausgeweitet. Das passende Klima, die große Menge an tropischen Wäl<strong>der</strong>n und die billigen<br />

Arbeitskräfte machten Afrika als Anbaugebiet lukrativ.<br />

2.3 Industrialisierung – <strong>Schokolade</strong> wird zum Massenprodukt<br />

Im Lauf des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts entwickelte sich Kakao vom Luxusartikel zu einem Nahrungsmittel<br />

für eine breitere Bevölkerungsgruppe. Wer es sich leisten konnte, nutzte Kakao nicht<br />

nur als Genussmittel, son<strong>der</strong>n auch als Medizin: Kakao und <strong>Schokolade</strong> wurden gesundheitsför<strong>der</strong>nde<br />

Eigenschaften zugeschrieben.<br />

Viele wichtige Erfindungen, die die Qualität und die Produktionsmöglichkeiten von Kakaoprodukten<br />

verbesserten, wurden in diesem Jahrhun<strong>der</strong>t gemacht. Bei diesen Innovationen<br />

tauchen Namen auf, die bis heute in <strong>der</strong> <strong>Schokolade</strong>nindustrie sehr bekannt sind. Sprüngli,<br />

ein schweizer Konditor, stellte 1845 die erste feste <strong>Schokolade</strong> her. 1879 entwickelte <strong>der</strong><br />

Schweizer Rodolphe Lindt das Conchieren. Bei diesem Verfahren, das bis heute angewendet<br />

wird, wird die Qualität <strong>der</strong> <strong>Schokolade</strong> durch eine Wärmebehandlung verbessert. Im selben<br />

Jahr erfanden <strong>der</strong> Chemiker Henri Nestlé, ein Schweizer deutscher Herkunft, und <strong>der</strong><br />

Schweizer <strong>Schokolade</strong>nproduzent Daniel Peter eine Methode, <strong>Schokolade</strong> mit kondensierter<br />

Milch zu vermischen, was lange problematisch gewesen war. Beide Verfahren sorgten dafür,<br />

dass die <strong>Schokolade</strong> nicht mehr sandig schmeckte und die heute gängige Konsistenz erhielt.<br />

Im 19. Jahrhun<strong>der</strong>t entwickelte sich Frankreich zum wichtigsten Herstellerland von <strong>Schokolade</strong>nprodukten.<br />

Ende des Jahrhun<strong>der</strong>ts gewann dann die Schweiz in diesem Bereich zunehmend<br />

an Bedeutung.<br />

Zeitgleich entwickelten sich auch die ersten großen <strong>Schokolade</strong>nunternehmen wie<br />

Stollwerck, Cadbury und Lindt aus kleineren Konditoreien. 1894 gründete <strong>der</strong> US-Amerikaner<br />

Milton Hershey in Pennsylvania ein Unternehmen, aus dem die „Hershey Chocolate<br />

SÜDWIND - <strong>Die</strong> <strong>dunklen</strong> <strong>Seiten</strong> <strong>der</strong> <strong>Schokolade</strong> 5

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