Aus- und Weiterbildung «Bergpreis gewonnen, aber noch lange nicht am Ziel» Yves Tschannen aus dem bernischen Detligen hat am <strong>suissetec</strong>-Bildungszentrum Lostorf (BZL) erfolgreich den Lehrgang zum eidgenössisch diplomierten Heizungsmeister absolviert. Er schätzte den Rhythmuswechsel zwischen Schul- und Arbeitswochen. Nun ist er vorbereitet auf die Übernahme des elterlichen Betriebs. «Ich habe mich für Lostorf entschieden, weil mir die Blockseminare sehr entgegenkamen», sagt Yves Tschannen. Er habe die Rhythmuswechsel zwischen Schul- und Arbeitswochen sehr geschätzt. Einerseits freute er sich, wenn er in Lostorf wieder einmal für zwei Wochen von der Baustelle «Pause» hatte, kehrte anderseits nach einem Modul aber geradeso gerne wieder in den Arbeitsalltag zurück. Tschannen hatte seine berufliche Karriere mit der Lehre zum Elektromechaniker gestartet (heute Automatiker). Damit wollte er die Basis legen auf dem Weg zu seinem Traumberuf Lokführer. Während der Grundbildung erkannte er jedoch, dass ihn die Baubranche mehr und mehr reizte. Der Familienbetrieb (Tschannen + Schaller AG, Detligen) hatte ihn von Kindsbeinen an geprägt. In den Schulferien hatte er sich in der Werkstatt seines Vaters jeweils ein paar Franken verdient und so früh mitbekommen, was es mit dem Heizungs- und Sanitärmetier auf sich hat. Als logischen Schritt durchlief er nach der Rekrutenschule die verkürzte Lehre zum Heizungsinstallateur. Das eidgenössische Meisterdiplom Der modulare Bildungsgang zum eidgenössischen Meisterdiplom (Fachrichtungen Spengler, Heizung oder Sanitär) richtet sich an Berufsleute, die ihre Kenntnisse erweitern und sich auf die Führung eines Unternehmens oder eines Geschäftsbereichs vorbereiten wollen. Der Bildungsgang dauert rund anderthalb Jahre. Informationen zum eidgenössischen Meisterdiplom finden Sie hier: www.<strong>suissetec</strong>.ch/bildung Zuerst ausgetobt, dann musste etwas gehen Tschannen liebt die aktive Freizeit. Snowboarden, Tauchen, Wakeboarden und Reisen sind seine Leidenschaften. Nach dem Abschluss zum Heizungsinstallateur arbeitete er temporär auf dem Bau oder als Reiseleiter in Spanien. Es folgte eine neunmonatige Weltreise durch Amerika und Asien, an die er sich noch heute mit glänzenden Augen zurückerinnert. Danach fühlte er sich fürs Erste ausgetobt und sagte sich: «Es muss wieder etwas gehen.» Kurz darauf schrieb er sich am BZL für den Bildungsgang zum Chefmonteur ein. Fragt man ihn nach Erinnerungen an die rund dreieinhalb Jahre seiner Weiterbildung, erzählt er von den Freundschaften, die dort entstanden sind. Unvergesslich seien auch die aufmunternden Worte der Lernmoderatoren gewesen: «Das hat immer gutgetan, wenn dir hin und wieder einer mit einem Lächeln auf die Schultern geklopft hat.» Am meisten gefordert habe ihn die Rechtskunde. Hier habe er beissen müssen, obwohl er weiss, wie wichtig das Fach für den Betrieb ist. Angetan hat es ihm vor allem die Technik. Dort sein Fachwissen zu vertiefen und insbesondere mit Kollegen zu besprechen, habe ihn weitergebracht. «Schon oft bin ich seitdem Problemen begegnet, die mir ein Kollege aus der Schule genau so beschrieben hatte und dessen Lösung mir dann weiterhalf.» Auch in Sachen Betriebs- und Personalführung habe er viel mitgenommen. Natürlich könne er sich nicht von einem Tag auf den anderen verbiegen, hinterfrage sein Tun heute aber vermehrt. Oft denke er darüber nach, wie er das theoretisch erlangte Wissen in der Praxis umsetzen könne. Er überlege zum Beispiel mehr, ob er eine Anweisung, einen Auftrag an einen seiner neun Mitarbeitenden klar formuliert habe. Lebensqualität schenken Als Nächstes will Tschannen lernen, wie er den elterlichen Betrieb führen und die Gesamtverantwortung tragen kann. Den Vater während eines ausgedehnten Segeltörns zu vertreten, sieht er als ersten Schritt in diese Richtung. An seiner Branche fasziniere ihn, dass man Menschen Komfort schenken könne, sagt Tschannen. Behagliche Wärme, Wellnessgefühl im Bad; das alles mache seinen Beruf attraktiv, da er seinen Kunden etwas Schönes bauen dürfe. Wenn sich das Ganze auch noch mit nachhaltigen Systemen realisieren lasse: umso besser. Sein Betrieb installiere zu Spitzenzeiten eine Solaranlage pro Woche, so Tschannen. Für den 29-Jährigen heisst Meister sein, sich dennoch in Bescheidenheit zu üben: «Kürzlich arbeiteten wir auf einer Baustelle, an der die Tour de Suisse vorbeifuhr. Wenn ich meinen Weg mit dem Radsport vergleiche, habe ich einen Bergpreis gewonnen, bin aber noch lange nicht am Ziel.» Er weiss, dass er von der über 20-jährigen Erfahrung seines Vaters, aber auch von der seiner Mutter Monika – sie ist Kauffrau und leitet die Admini stration – enorm profitieren kann.
28 | 29 Schritt für Schritt Richtung Chefposten: Yves Tschannen hat sich mit dem Absolvieren der Meisterprüfung auf die Übernahme des elterlichen Betriebs vorbereitet.