Positionspapier - Dechema
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P o s i t i o n s P a P i e r – r o h s t o F F B a s i s i m W a n D e L<br />
3. FOssILE ROHstOFFE<br />
verknappt. Günstig zu bewerten sind bei dem Chemierohstoff erdgas außer der vergleichsweise hohen reichweite<br />
und guten Versorgungssicherheit der hohe Wasserstoffgehalt. ein großer nachteil von erdgas besteht darin,<br />
dass sein hauptbestandteil methan bis heute nur in eine eng begrenzte Palette von Chemieprodukten durch<br />
effiziente Verfahren umgewandelt werden kann − im Wesentlichen sind dies Wasserstoff und Folgeprodukte von<br />
synthesegas. insbesondere für die beiden großen Gruppen von Basischemikalien der organischen Chemie, das<br />
sind olefine und aromaten, sind derzeit keine direkten Produktionsverfahren ausgehend von methan verfügbar.<br />
Die entwicklung solcher neuen Verfahren ist ein besonders lohnendes Ziel der modernen Chemie, Katalyse und<br />
Verfahrenstechnik.<br />
Gleichermaßen attraktiv ist die entwicklung neuer Verfahren zur direkten Umwandlung von ethan, Propan und<br />
Butan aus erdgaskondensaten in chemische Wertprodukte, ohne dabei den chemischen Umweg über olefine<br />
zu beschreiten.<br />
ein erhebliches Defizit, das zuverlässige Planungen der zukünftigen rohstoffsituation beeinträchtigt, liegt in der<br />
großen Ungewissheit bezüglich der Vorräte an und der Gewinnbarkeit von nichtkonventionellen erdgasen. Dies<br />
gilt vor allem für die Gashydrate − für keinen anderen fossilen rohstoff liegen die schätzwerte für die Vorräte so<br />
weit auseinander. Ferner existieren noch keine überzeugenden technologien für die Förderung der Gashydrate<br />
und den transport des aus ihnen gewinnbaren erdgases in die Verbraucherländer. eine zuverlässigere erfassung<br />
der Vorräte an erdgas in Form von Gashydraten und anderen nichtkonventionellen ressourcen sowie die<br />
entwicklung von wirtschaftlichen und umweltverträglichen Verfahren zur Gewinnung von erdgas aus solchen<br />
Quellen stellen längerfristig Ziele von hohem rang dar.<br />
technisch-wissenschaftliche Herausforderungen<br />
Die verstärkte nutzung von erdgas als Chemierohstoff stellt eine der großen herausforderungen für die moderne<br />
Chemie, Katalyse und Verfahrenstechnik dar. aus heutiger sicht sind dabei im Wesentlichen drei entwicklungslinien<br />
zu unterscheiden:<br />
1. neue oder verbesserte routen über synthesegas. Die erzeugung von synthesegas aus erdgas durch<br />
Dampfreformieren und partielle oxidation hat sich in zahlreichen anlagen weltweit bewährt. Die Verfahren<br />
sind jedoch wegen der hohen reaktionstemperaturen energie- und kostenintensiv. eine senkung der spezifischen<br />
synthesegaskosten durch weitere verfahrenstechnische optimierungen und/oder maßstabsvergrößerung<br />
könnte die Wirtschaftlichkeit deutlich verbessern. Die Prozessrouten vom rohstoff erdgas zu den<br />
Basisverbindungen der organisch-chemischen Wertschöpfungsketten sind noch zu lang (olefine über mtP<br />
oder mto in drei Prozessstufen) und damit kostenintensiv oder existieren noch nicht, z.B. für aromaten.<br />
Für neue Verfahren, die eine Verminderung der Prozessstufen ermöglichen, besteht ein hoher Bedarf. ein<br />
Beispiel wäre eine modifizierte Fischer-tropsch-synthese, mittels derer synthesegas in einer Prozessstufe<br />
in olefine und/oder aromaten überführt werden kann.<br />
2. Direkte Umwandlung von methan in Basisverbindungen für Wertschöpfungsketten. methan ist thermodynamisch<br />
ungewöhnlich stabil und kinetisch reaktionsträge, seine direkte Umsetzung zu Basisverbindungen<br />
organisch-chemischer Wertschöpfungsketten unter Vermeidung der stufe von synthesegas stellt daher<br />
eine besondere herausforderung dar. Zielprodukte solcher Umsetzungen wären z.B. olefine, aromaten<br />
oder methanol.<br />
3. Direkte Umsetzung von ethan, Propan oder Butan zu Wertprodukten. Die direkte Umwandlung der in erdgaskondensaten<br />
vorkommenden Kohlenwasserstoffe zu organischen Wertprodukten unter Vermeidung der<br />
Umwege über olefine oder synthesegas gelingt bisher nur in vereinzelten Fällen, z.B. bei der oxidation von<br />
n-Butan zu maleinsäureanhydrid. neue syntheserouten durch direkte Umwandlung leichter alkane könnten<br />
zu einer erheblichen effizienzsteigerung bei der nutzung des rohstoffs erdgaskondensate beitragen.<br />
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