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Positionspapier - Dechema

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P o s i t i o n s P a P i e r – r o h s t o F F B a s i s i m W a n D e L<br />

4. REGEnERAtIVE ROHstOFFE<br />

in der Lignocellulose-(LCF)-Bioraffinerie werden die rohstoffe in Cellulose, hemicellulose, Lignin und extrakte<br />

getrennt. hieraus werden mit chemischen oder enzymatischen aufschlussverfahren Zucker, Fette/Öle und<br />

Veredlungsprodukte des Lignins erzeugt. aus diesen Zwischenstufen können anschließend durch Fermentation<br />

Plattformchemikalien wie ethanol oder milchsäure und polymere materialien wie Polyhydroxybutyrate<br />

hergestellt werden, die in die Wertschöpfungsketten der chemischen industrie einfließen oder diese ergänzen<br />

können. Dabei verbleibende reststoffe können thermisch, nach Vergasung und Fischer-tropsch-synthese als<br />

Biodiesel der zweiten Generation, als Chemierohstoffe oder durch Vergärung zu Biogas verwertet werden. mineralien<br />

können für die nachhaltige Düngung im Biomasseanbau genutzt werden.<br />

ein weiteres Bioraffineriekonzept verfolgt den einsatz von feuchter Biomasse wie Gras, Klee oder Luzerne. Bei<br />

der aufarbeitung fallen hier zusätzlich aminosäure- und Protein-haltige ströme an.<br />

Lignocellulose wird bereits seit langem im großen maßstab für die Papierherstellung genutzt: in den Zellstoffwerken<br />

werden weltweit etwa 280 millionen tonnen holz aufgeschlossen. Der hierbei erzeugte Zellstoff besteht<br />

im Wesentlichen aus Cellulose zusammen mit teilen der hemicellulosen und geringeren anteilen von restlichem<br />

Lignin. Dieser Zellstoff wird zu 97 Prozent in der Papierindustrie genutzt. Zellstoffqualitäten höherer reinheit<br />

werden in Form von regeneratcellulose zur erzeugung von Fasern für die textilindustrie bzw. als Chemie-<br />

Cellulose für die herstellung von Celluloseacetaten und anderen Derivaten verwendet.<br />

Die ablauge (sog. Black Liquor) des Zellstoffprozesses enthält im Wesentlichen Lignin sowie anteile von hemicellulosen<br />

und abbauprodukten. Zu Letzteren gehören essigsäure, Furfural, methanol und andere für die<br />

chemische industrie interessante Produkte. in der regel wird diese ablauge jedoch zur Deckung des energiebedarfs<br />

der Zellstoffwerke verbrannt. in einigen Werken werden vorab Wertprodukte abgetrennt; Beispiele<br />

hierfür sind Furfural mit einer Weltjahresproduktion von ca. 150.000 tonnen und Vanillin mit einer Weltjahresproduktion<br />

von ca. 5.000 tonnen. ein kleiner teil des Lignins wird in Form von Lignosulfonaten als Fließhilfsmittel<br />

bei der herstellung von Beton, als additiv für Formulierungen etwa von Pflanzenschutzmitteln oder für die<br />

Pelletierung von Futtermitteln stofflich genutzt.<br />

in jüngerer Zeit versuchen die Zellstoffwerke durch abtrennung von hemicellulosen eine höhere Wertschöpfung<br />

zu erzielen. Die daraus durch hydrolyse zugänglichen Zucker sollen für Fermentationszwecke eingesetzt werden.<br />

Defizite und Entwicklungsziele<br />

Der Kraftstoffsektor und die chemische industrie sind über die aufarbeitung des rohstoffs erdöl in raffinerien<br />

eng miteinander verflochten. Die heutigen petrochemischen Produktlinien und stammbäume sind das ergebnis<br />

einer über 70jährigen entwicklung. in komplexen Wertschöpfungsketten erzeugt die chemische industrie ein<br />

außerordentlich breites spektrum von Produkten, angefangen mit den aus naphtha produzierten Basischemikalien<br />

ethylen, Propylen, Benzol, toluol und Xylole, über zahlreiche daraus hergestellte Zwischenprodukte,<br />

wie ethylenoxid, styrol und Vinylchlorid, bis hin zu hochveredelten spezialprodukten, wie Pharmaka und Pflanzenschutzmittel.<br />

aufgrund des effizienten, hochintegrierten Produktionsverbunds auf Basis erdöl gelten diese<br />

Basischemikalien als ‚unsterblich’.<br />

Für eine weitere entwicklung der Biomasse-basierten Chemie ist es daher sinnvoll, über geeignete schnittstellen<br />

an diese bestehenden Wertschöpfungsketten anzuknüpfen. so ist aus ethanol durch Dehydratisierung<br />

ethylen zugänglich, und die etablierte petrochemische Folgechemie kann angedockt werden. als weitere Plattformchemikalie<br />

kann Glycerin betrachtet werden, das bei der Produktion von Biodiesel der ersten Generation<br />

aus Ölen anfällt (s. Kapitel 4.1) und das als Basis für heute aus Propylen erzeugte Produkte dienen könnte. auf<br />

diese Weise kann die chemische industrie flexibel die im markt angebotenen mengen und Preise für petrochemische<br />

und native rohstoffe nutzen.<br />

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