Positionspapier - Dechema
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P o s i t i o n s P a P i e r – r o h s t o F F B a s i s i m W a n D e L<br />
3. FOssILE ROHstOFFE<br />
im Gegensatz zu den eher unbedeutenden Vorkommen an erdöl und erdgas verfügt Deutschland über beträchtliche<br />
stein- und Braunkohlevorkommen, die zur Zeit hauptsächlich für die energieerzeugung (Verstromung)<br />
sowie in der eisen- und stahlherstellung verwendet werden. Die steinkohleförderung ist unter den gegenwärtigen<br />
wirtschaftlichen Bedingungen in Deutschland von subventionen abhängig. Demgegenüber ist die Braunkohleförderung<br />
auch international konkurrenzfähig. mit Blick auf die schrumpfenden erdölvorräte steht daher<br />
in Deutschland neben erdgas und Biomasse vor allem die Kohle im Fokus. Der Kohlenstoffgehalt der Kohle<br />
beträgt etwa 65 Prozent für Braunkohlen und kann bei steinkohlen bei über 90 Prozent liegen. Komplementär<br />
fällt der Wasserstoffgehalt von rund fünf Prozent auf zwei Prozent. Der rest besteht aus heteroatomen und mineralischen<br />
Bestandteilen. Kohle bringt, wenn sie als Basis für rohstoffe dient, in immer ausreichendem maße<br />
diejenige energie mit, die für die erforderlichen Umwandlungsprozesse benötigt wird, jedoch entsteht dabei in<br />
beträchtlichen mengen Co 2 . Zur Kunst der Verfahrenstechnik gehört es, die für die Umwandlungsprozesse erforderliche<br />
energie und den Co 2 -ausstoß möglichst gering zu halten, also hohe Wirkungsgrade zu erzielen, um<br />
den Gehalt an Kohlenstoff aus der Kohle möglichst nutzbringend als rohstoff verwenden zu können.<br />
Für die Gewinnung von Kraftstoffen und Chemikalien auf Basis von Kohle existieren im Wesentlichen die folgenden<br />
drei Primärverfahren: hydrierung, Vergasung und Pyrolyse (entgasung).<br />
Kohle<br />
hydrierung<br />
Vergasung<br />
entgasung<br />
Pyrolyse<br />
gasförmige und flüssige Kohlenwaserstoffe<br />
Gemische aus Co/h 2 (synthesegas)<br />
Koks, flüssige und gasförmige Kohlenwasserstoffe<br />
über CaC 2<br />
Abb. 2: Primärverfahren zur Gewinnung von Kraftstoffen und Chemikalien aus Kohle<br />
acetylen (ethin)<br />
hinzu kommen die sekundärprozesse zur erzeugung von Produkten aus steinkohlenteer. Für die auswahl<br />
eines geeigneten Primärverfahrens ist nicht nur die Zielsetzung, sondern auch die herkunft der Kohle, die<br />
Feuchte, der Gehalt an mineralstoffen (aschegehalt) und unerwünschten heteroatomen (z.B. s, Cl) wichtig.<br />
Die Produkte (Gas, teer, Kohleöl) aus der primären Kohlenveredlung, mit ausnahme des Koks, müssen zur weiteren<br />
Verwendung in sekundärverfahren zu den gewünschten chemischen Grundstoffen aufgearbeitet werden.<br />
Das aus der Pyrolyse oder Vergasung nach teer- und staubabtrennung kommende Gas ist ein Gemisch aus<br />
C 1 - bis C 4 -Kohlenwasserstoffen, Co, Co 2 , h 2 o, h 2 und Verunreinigungen wie h 2 s, nh 3 oder halogenen. Zur<br />
Verwendung als rohstoffbasis für synthesen in der Chemie muss das Gas durch spezielle Wäschen und Konversionen<br />
zunächst auf ein reines Co/h 2 -haltiges Gas in einem bestimmten Verhältnis gebracht werden. Bekannte<br />
synthesen sind die Fischer-tropsch-synthese zu Kraftstoffen, Paraffinen und schmierölen, die methanol-synthese,<br />
die zu einer reihe von Chemie-rohstoffen führt, die oxo-synthese zur herstellung von alkoholen,<br />
aldehyden und organischen säuren sowie die ammoniak-synthese. teilweise werden die synthesen auch als<br />
indirekte Kohleverflüssigung bezeichnet. reaktionsführung und die Wahl geeigneter Katalysatoren bestimmen<br />
dabei die Qualität und Quantität der gewünschten Produkte, wofür erhebliches Know-how erforderlich ist.<br />
aus dem rohstoff Kohle lassen sich im Prinzip alle organisch basierten Grundstoffe der Chemie herstellen,<br />
wobei jedoch Fragen der Ökonomie und Ökologie zu klären sind.<br />
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