Positionspapier - Dechema
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P o s i t i o n s P a P i e r – r o h s t o F F B a s i s i m W a n D e L<br />
3. FOssILE ROHstOFFE<br />
die Preisentwicklung für importkohle und die Co 2 -thematik sowie die hiermit in Verbindung stehende Kostenbelastung<br />
durch instrumente wie dem emissionshandel oder eine zukünftige Besteuerung sein.<br />
Verharren Öl- und Gaspreis längerfristig auf hohem niveau, wird sich das interesse an kohlebasierten Prozessen<br />
verstärken. Bevorzugt werden die regionen sein, wo Kohle zu dauerhaft günstigen Preisen zur Verfügung<br />
steht. außerdem sei auf iGCC-Kraftwerke verwiesen, die aufgrund ihres hohen Wirkungsgrads und günstiger<br />
Co 2 -Bilanz als Wachstumsmarkt der Zukunft gesehen werden – in erster Linie, wenn die Co 2 -sequestrierung<br />
angestrebt wird. sie bieten die option eines „Co 2 -freien“ Betriebs, bei dem die Gasturbine mit reinem Wasserstoff<br />
befeuert wird, nachdem zuvor der Kohlenstoff aus dem Brenngas in Form von Co 2 abgetrennt wurde. Die<br />
erfahrungen aus dem Betrieb dieser anlagen dürften dem Kohleeinsatz in der Chemie zugute kommen.<br />
in Zukunft wird sich die rohstoffbasis für die Vergasung verbreitern. neben Kohle sollen auch nachwachsende<br />
rohstoffe, die für die nahrungsproduktion ungeeignet sind, sowie rest- und abfallstoffe zur synthese- und<br />
Brenngaserzeugung in zunehmendem maße genutzt werden. in raffinerien werden Petroleumkoks und erdölrückstände<br />
bereits in größerem Umfang zur Wasserstofferzeugung vergast.<br />
technisch-wissenschaftliche Herausforderungen und Lösungsansätze<br />
Vergasungsanlagen sind technisch anspruchsvoll und kapitalintensiv. Der einsatz ist nur dort wirtschaftlich, wo<br />
günstige rohstoffe vorhanden sind und große Kapazitäten benötigt werden. Dementsprechend konzentrieren<br />
sich Forschung und entwicklung einerseits auf Verminderung des apparativen aufwands und andererseits auf<br />
Quantifizierung bzw. modellierung der im Vergaser ablaufenden transportprozesse sowie die Untersuchung<br />
chemischer Vorgänge (z. B. schlackebildung) mit dem Ziel, ein optimales Prozessdesign zu erhalten. Des Weiteren<br />
sollen auch für die nahrungsproduktion ungeeignete nachwachsende rohstoffe sowie rest- und abfallstoffe<br />
auf ihre tauglichkeit als Vergaser-Feed untersucht werden. Dabei ist vorgesehen, diese stoffe sowohl<br />
allein als auch mit Kohle gemeinsam dem Vergaser zuzuführen. Um eine gleichmäßige Beaufschlagung des<br />
unter Druck betriebenen Vergasers zu gewährleisten, müssen die Zusatzstoffe ein ähnliches Fließverhalten wie<br />
der Kohle-Feed aufweisen. Dementsprechend sind mechanische und thermische Vorbehandlungsschritte wie<br />
z. B. Pyrolysen zu entwickeln.<br />
es besteht auch die möglichkeit, die Kohle direkt in den Flözen durch einbringen von Luft oder sauerstoff zu<br />
vergasen. alle bisherigen Bemühungen dazu verliefen jedoch wenig erfolgreich.<br />
synthesegas aus Kohlevergasungsanlagen wird verwendet, um Kraftstoffe, synthetisches erdgas, ammoniak,<br />
methanol, Dimethylether und essigsäure zu erzeugen. in Deutschland werden kohlebasierte Prozesse dieser<br />
art nicht betrieben. es erscheint jedoch ratsam, dass sich Forschung und entwicklung in Deutschland mit diesen<br />
Prozessen wieder eingehender befassen.<br />
Forschungsbedarf<br />
Der Betrieb von Demonstrationsanlagen zur Kohle- und reststoffvergasung ist Voraussetzung, um die Forschungsziele<br />
zügig zu erreichen. in Deutschland und im europäischen raum gibt es bereits entsprechende<br />
einrichtungen. es wäre aber notwendig, die jeweiligen Zielsetzungen zu harmonisieren und Defizite durch neue<br />
Forschungsprogramme – eventuell auch in neuanlagen – auszugleichen.<br />
Die integration von Vergasungstechnologie in bestehende Chemie- und raffineriestrukturen macht die entwicklung<br />
neuer bzw. alternativer Konversionsverfahren für synthesegas (zu olefinen, aromaten und gesättigten<br />
Kohlenwasserstoffen) erforderlich (s. Kapitel 3.2, technisch-wissenschaftliche herausforderungen).<br />
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