Positionspapier - Dechema
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P o s i t i o n s P a P i e r – r o h s t o F F B a s i s i m W a n D e L<br />
4. regenerative rohstoffe<br />
4. REGEnERAtIVE ROHstOFFE<br />
Unter „regenerativen rohstoffen“ sind hier solche kohlenstoffhaltigen rohstoffe zu verstehen, die in überschaubaren<br />
Zeiträumen erneuerbar sind. Dies sind vor allem nachwachsende rohstoffe, die auf Biomasse basieren,<br />
aber auch Kohlendioxid, das vor allem bei der Verbrennung fossiler energieträger anfällt.<br />
Die aus pflanzlicher und tierischer Biomasse gewonnenen nachwachsenden rohstoffe gehörten von den anfängen<br />
der modernen Chemie bis hinein in das beginnende zwanzigste Jahrhundert zu wichtigen ausgangsmaterialien<br />
für die erzeugung von Chemikalien. Beispiele hierfür sind ethanol, essigsäure, ameisensäure oder<br />
aceton. mit der wachsenden Bedeutung von Kohle und erdöl ging ein deutlicher Bedeutungsverlust von rohstoffen<br />
pflanzlicher und tierischer herkunft einher. es verblieb ein stabiler anteil von ca. zehn Prozent, wofür<br />
im Wesentlichen ökonomische und technische Vorteile durch die nutzung der syntheseleistung der natur für<br />
spezielle molekülstrukturen verantwortlich sind. Dies gilt sowohl für die Vielzahl oleochemischer Produkte als<br />
auch für Produkte auf der Basis von stärke und Cellulose; hinzu kommt Zucker, von dem ein erheblicher anteil<br />
in der Weißen Biotechnologie als Fermentationsrohstoff Verwendung findet. als ein weiterer rohstoff kommt<br />
durch die stark gestiegene Biodieselproduktion das Glycerin hinzu<br />
heute steht die Forderung nach einem stärkeren einsatz nachwachsender rohstoffe im raum. motivation<br />
hierfür sind der zeitweise sehr hohe Ölpreis, der Wunsch nach einer verminderten abhängigkeit von Öl- und<br />
Gasimporten und damit eine höhere Versorgungssicherheit, die reduzierung von Co 2 -emissionen aus fossilen<br />
Kohlenstoffquellen als Beitrag zum Klimaschutz sowie die wirtschaftliche entwicklung ländlicher Gebiete mit der<br />
hoffnung auf eine reduzierung der agrarsubventionen. in diesem Zusammenhang müssen jedoch eine reihe<br />
weiterer Punkte beachtet werden: auch die Preise für nachwachsende rohstoffe sind in vielen Fällen parallel<br />
mit dem Ölpreis gestiegen, die verfügbaren ackerflächen sind begrenzt, und es gibt eine nutzungskonkurrenz<br />
um die Produktion von nahrungs- und Futtermittel einerseits und Biokraftstoffen und Chemikalien andererseits.<br />
Weiterhin besteht das risiko, dass durch zu hohe Düngemitteleinträge zusätzliche treibhausgasemissionen<br />
bewirkt werden und mit Landnutzungsänderungen der Verlust von Kohlenstoffsenken einhergehen kann. aufgrund<br />
dieser risiken liegen viele hoffnungen auf einem verstärkten einsatz von Lignocellulose-Biomasse, d.h.<br />
im wesentlichen holz als Produkt der Forstwirtschaft und stroh als reststoff aus der Landwirtschaft.<br />
in den nachfolgenden Kapiteln werden neben diesem hoffnungsträger, der so genannten „non-Food“ Biomasse,<br />
auch die anderen wichtigen nachwachsenden rohstoffe für die chemische industrie dargestellt.<br />
4.1 öle und Fette<br />
Ausgangssituation und stand der technik<br />
Fette und Öle sind ester des dreiwertigen alkohols Glycerin mit drei meist verschiedenen, überwiegend geradzahligen<br />
und unverzweigten aliphatischen monocarbonsäuren, den so genannten Fettsäuren. Verbindungen<br />
dieser art werden auch triglyceride genannt. Unter Fetten und Ölen versteht man primär ein stoffgemisch aus<br />
verschiedenen Fettsäuretriglyceriden, die entweder aus tieren oder Pflanzen gewonnen werden.<br />
2004 betrug der weltweite Bedarf an Fetten und Ölen ca. 131 millionen tonnen, wobei 83 Prozent auf pflanzlicher<br />
und 17 Prozent auf tierischer Basis gewonnen wurden. Von den 131 millionen tonnen dienten 81 Prozent<br />
als nahrungsmittel, elf Prozent wurden von der chemischen industrie verwendet, fünf Prozent wurden zu<br />
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