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er sich die vorsichtige Bemerkung<br />

nicht verkneifen, um seine üppige<br />

Personalausstattung könne er beneidet<br />

werden. Beschwingt von Coffein<br />

und Zynismus schließt er dabei, wie<br />

wohl auch beim THW eine Arbeit<br />

mit Bedeutung und Schwierigkeiten<br />

hochgepumpt werde, je mehr Leute<br />

da sind, die darauf Zeit verwenden<br />

können. Wenn er so daran denke,<br />

wie wenig Mühe er doch dem Landesverband<br />

mache! Ganze 10 Groschen<br />

betrügen seine Portoausgaben<br />

für den Ortsverband im Monat!<br />

Hier liegt sein Irrtum. Er darf nicht<br />

von dem Rinnsälchen, das er auf das<br />

große Rad lenkt, darauf schließen,<br />

wie rasch es sich zu drehen und wie<br />

laut die Mühle zu klappern hat.<br />

... nicht mit Paragraphen<br />

auszuüben<br />

Er ist nicht der einzige unter den<br />

Ortsbeauftragten, der so denkt. Sie<br />

halten die Daten-Sammelwut des<br />

Landesbeauftragten für einen Spleen.<br />

Sammler sind alle spleenig. Und Formularsammeln<br />

ist die Art von Besessenheit,<br />

der Behörden und ähnliche<br />

Gebilde huldigen. Der Landesbeauftragte<br />

hat sich angeglichen. Er<br />

ist, seiner Meinung nach, Behördenfortsatz<br />

der vorgeordneten Instanzen<br />

in Godesberg und Bonn. Er irrt!<br />

Das THW sei eine Fl'eiwilligen-Organisation;<br />

die Ortsverbände seien<br />

die Schwerpunkte des Wirkens.<br />

Nach ihrem Rhythmus, ihrem Spielraum<br />

habe sich der VerwaltunJgsüberbau<br />

mit seinen Wünschen zu<br />

richten. Termine Z'\1 stellen, ,gehört<br />

zu den bürokratischen Verfahrensweisen.<br />

Termine warten, Termine<br />

lauern; ein Ortsbeauftragter ließe<br />

sich nicht belauern. Ehl'enamtliche<br />

Arbeit basiere auf Vertrauen. So sei<br />

er, der Ortsbeauftragte, nicht Schuldner,<br />

sondern Gläubiger des Landesbeauftragten,<br />

von dem er Vertrauen<br />

verlange.<br />

Aber der sieht ihn als seinen Schuldner<br />

an. Doch auch Schuldner haben<br />

Macht. Der Landesbeauftragte muß<br />

bitten. Höfliche Mahnschreiben gehen<br />

,an die Ortsbeauftr,agten hinaus,<br />

sie sind vervielfältigt; also denken<br />

die Empfänger, gibt es noch mehr<br />

vernünftige Leute. Auch die zweiten<br />

Mahnungen bleiben unbeantwortet.<br />

Beim Landesbeauftragten geraten<br />

zuviel Dubiosa in die Gesamtübersichten.<br />

Das kann er nicht hinnehmen.<br />

Er setzt eine Dienstreise an und<br />

sucht die unsicheren Kantonisten<br />

auf. Auf seine höflichen Vorhaltungen<br />

schwenken sie wie einen Schutzbrief<br />

das Wort vom ehrenamtlichen<br />

Dienst; ihre Bestallung betrachten<br />

sie als Lizenz für eine beliebige Gestaltung<br />

der Aufgabe, und an deren<br />

äußerstem Ende rangieren Terminvollzüge;<br />

ob er, der Landesbeauftragte,<br />

wirklich ahne, wird er gefragt,<br />

welche Arbeit ein ehrenamtlicher OB<br />

mit ehrenamtlichen Helfern zu leisten<br />

habe. Er versichert es, er verspricht<br />

Besserung.<br />

übrigens, die Beunruhigung war überflüssig.<br />

Im Ortsverband ist alles, wenn<br />

nicht gerade in bester Ordnung, aber<br />

doch in Ordnung; die Kasse stimmt, die<br />

Ausbildung läuft, der Ortsverband<br />

genießt Ansehen. Es war wirklich<br />

nichts als das Mißvergnügen am<br />

überwachtwerden, was den Ortsbeauftragten<br />

zum Schweigen veranlaßt<br />

hatte. Im Winkel seines Herzens<br />

wußte er wohl, daß, was er tat, nicht<br />

unanfechtbar war, wichtiger aber<br />

war für ihn, daß er unangefochten<br />

blieb.<br />

Nicht immer beendet der Landesbeauftragte<br />

seine Reise mit einem<br />

Seufzer halber Erleichterung. Gelegentlich<br />

beneidet er die seiner landesfürstlichen<br />

Verwandten aus den<br />

mächtigen Geschlechtern echter Behördenhierarchien.<br />

Sie verfügen,<br />

man gehorcht. Termine werden beachtet.<br />

Meldungen, in allen Rubriken<br />

ausgefüllt, können durchgearbeitet<br />

werden, neue Zahlen werden<br />

übertragen, Kolonnen abgehakt.<br />

Ordnung durchwaltet wieder alles,<br />

auf dem Papier.<br />

Warum muß das den Landesbeauftragten<br />

mit Mißgunst erfüllen? Vertrauen<br />

zu haben, ist doch die bessere<br />

Sache. Wie gern ließe er sich so erziehen,<br />

träfe er nur nicht auch auf<br />

die Fälle, wo die vergessenen Meldungen<br />

eine böse Wirklichkeit verdecken.<br />

Die Ausbildung lahmt, Gerät<br />

und Kleidung liegen zum Teil<br />

noch vernagelt und in Kisten und<br />

Kartons. Fast nie liegt es an Gleichgültigkeit<br />

oder vorsätzlicher Säumigkeit.<br />

Kann er etwas gegen so stichhaltige<br />

Gründe einwenden: Der OB<br />

fiel fünf Wochen wegen Erkrankung<br />

aus oder der Ausbi1dungsleiter<br />

ist verzogen oder das Werk, der<br />

Hauptarbeitgeber der Stadt, hat die<br />

Arbeit auf Drei-Schichten-Betrieb<br />

umgestellt.<br />

Dieses ständige Auf-dem-Quivive­<br />

Bleiben verlangt dem Landesbeauftragten<br />

und seinem Stab ein gut<br />

Teil ihrer Energien ab. Es ist Wartung<br />

der Maschinerie, Beseitigung<br />

von Getriebeschäden, die dort auftreten<br />

können, wo haupt- und ehrenamtliche<br />

Arbeit und Arbeitserwartungen<br />

nicht glatt verzahnt aufeinandertreffen.<br />

Hätte nicht die Gruppe der korrekten,<br />

der strebsamen und ehrgeizigen<br />

Ortsbeauftragten es verdient, vor<br />

den anderen gezeichnet zu werden?<br />

'Ach, auch ihr Verhältnis zu ihm ist<br />

kein ungetrübtes Glück für den Landesbeauftragten.<br />

Sie leisten, und sie<br />

fordern Gegenleistung. Sie wollen<br />

mehr Kleidung, mehr Gerät, besseres<br />

Gerät, Fahrzeuge. Ihre Forderungen<br />

sind maßvoll und begründet.<br />

Ihre Verbände haben guten Zulauf,<br />

Ausbildungskräfte sind auf Zuwachs<br />

vOrwleggeschult. Alles ist mit Bedacht<br />

geplant, alle Selbsthilfequellen<br />

am Ort angezapft. Jetzt muß der<br />

Landesbeauftragte helfen!<br />

Kaum je kann er es dann mit vollen<br />

Händen tun. Hier wird er zum echten<br />

Schuldner. Ihm stehen in iliesen<br />

Ortsbeauftragten und ihren Helfern<br />

Gläubige und Gläubiger gegenüber.<br />

Enttäuscht er sie, verliert er sein Gesicht.<br />

Das könnte er hinnehmen, aber<br />

die Sache nimmt Schaden. Von<br />

"oben" ist keine Hilfe zu erwarten.<br />

Dort lagern ,so wenig wIe beim ihm<br />

selbst Notreserven. Er jongliert, indem<br />

er Bestände aus anderen Ortsverbänden<br />

zusammenkratzt. Er bettelt<br />

sich selbst an, er steckt si

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